Sonstiges

Die verlorene Jugend Japans: Hiki-Komori

Gestern Nacht auf Arte (oder war es Phoenix?) einen erstaunlichen Bericht über zahlreiche Jugendliche in Japan gesehen, die jahrelang – manchmal mehr als ein Jahrzehnt – ihr eigenes Zimmer nicht mehr verlassen. Das Phänomen scheint weltweit einmalig zu sein. Und die Zahlen sind immens: Man spricht von mehr als 1 Million junger Leute, die sich vom japanischen Gesellschaftsleben verabschiedet haben. Man nennt sie auch die Hiki-Komori (deutsche Wikipedia-Link). Wobei mir die Definition im verlinkten deutschen Wikipedia Artikel nicht gefällt, da mE fälschlicherweise nicht von einem Jugendtrend gesprochen wird. Die englische Wikipedia Definition ist da viel besser >> Soweit ich den gut gemachten Fernsehbericht entnehmen konnte, handelt es sich dabei um Kinder, die sich schlichtweg dem Druck und den Repressalien seitens ihrer Schul“kameraden“, aber auch des äusserst brutalen Elite-Ausbildungssystems nicht mehr aussetzen wollen und können. Und dann teilweise 10-20 Jahre in ihren Zimmern mehr oder minder einsiedlerisch leben. Die japanische Gesellschaft scheint das Problem auszublenden, da es keine bis nur sehr zarte offizielle Stellen Massnahmen ergriffen haben. BBC beschreibt das recht treffend:

Teenage boys in Japan’s cities are turning into modern hermits – never leaving their rooms. Pressure from schools and an inability to talk to their families are suggested causes … The boy in the kitchen suffers from a social disorder known in Japan as hikikomori, which means to withdraw from society. One psychologist has described the condition as an „epidemic“, which now claims more than a million sufferers in their late teens and twenties. The trigger is usually an event at school, such as bullying, an exam failure or a broken romance. … If children refuse to attend school, social workers or the courts rarely get involved… Most consider hikikomori a problem within the family, rather than a psychological illness. Japan’s leading hikikomori psychiatrist, Dr Tamaki Saito, believes the cause of the problem lies within Japanese history and society. Traditional poetry and music often celebrate the nobility of solitude. And until the mid-nineteenth century, Japan had cut itself off from the outside world for 200 years. More recently, Dr Saito points to the relationship between mothers and their sons. Most hikikomori sufferers are male, often the eldest son. Dr Saito is critical of the mother and son relationship. „In Japan, mothers and sons often have a symbiotic, co-dependent relationship. Mothers will care for their sons until they become 30 or 40 years old.“ After a period of time – usually a matter of years – some re-enter society.

Ich bin erschreckt über das Ausmass in dieser modernen Gesellschaft, die sich ihrer Kultur und Zivilisation rühmt. Was passiert da? Warum weiss man so wenig darüber. Oder bin ich nur der Letzte, der davon erfahren hat? Das Problem ist leider auch ein Gewaltproblem, da die meisten Gewalttaten laut TV Reportage mittlerweile innerhalb der Familien von Hiki-Komori ausgehen, die zunehmend aggressiver werden und ihren Zorn über ihren Müttern entladen.

Mehr Information findet man dazu im exzellenten englischsprachigen Wikipedia, auch weiterführende Links >>


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Und über Technorati auch auf einen Blog zu diesem Thema gestossen: Japan’s Lost Generation

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.