Sonstiges

Blogkommentare: Hausrecht einfordern, Hausrecht zugestehen

hm… mir kommt da gerade so ein Gedanke wegen der immer wiederkehrenden Thematik im Rahmen der Kommentarpolitik von Weblogs. In 100% aller Fälle stellt der Blogautor seine eigenen Regeln auf, wann er Kommentare löscht bzw. gar nicht erst zulässt. Das nennt sich dann Hausrecht. Man kann dazu stehen wie man will, der eine mag es Zensur nennen, der andere mag es als gutes Recht bezeichnen, der nächste als individuelle Kommentarkultur, es wird immer ein Streitpunkt bleiben, da es jeder doch anders sieht. Der eine Autor löscht erst dann, wenn die Kommentare wuchtige Beleidigungen enthalten, andere Autoren löschen bereits beim leisesten Off-Topic Kommentar (weil sie der Meinung sind, daß so die Gesprächskultur unter Interessierten gefördert wird und damit eine bessere Community zu Stande kommt, Joel Spolsky lässt grüßen). Jeder hat da also seine eigene Grenze.

Gedanklich gehts mir aber nicht um das Thema, ob gelöscht werden soll oder nicht. Mir fällt in Gesprächen und Blogbeiträgen auf, daß man bei Corporate Blogs eine sehr tolerante Kommunikationskultur einfordert. Kritiken sollen zugelassen werden, Beleidigungen nicht (ok, Konsens), Off-Topics möglicherweise auch, das Unternehmen sollte sich idealerweise gar zu jeglicher Kritik seitens der Kunden auf dem eigenen Blog oder in fremden Blog äussern. Wehe, man löscht, moderiert bzw. zensiert Beiträge. Das ist nicht Ausübung des Hausrechts, sondern es heisst dann sofort, das Unternehmen möchte doch eh nur positive Kommentare hören. Unabhängig der Schärfe der Kritik. Sprich, den Unternehmen wird eine höchst tolerante Haltung abverlangt, die man möglicherweise selbst so nie auf dem eigenen Weblog vertritt. Diesen Drahtseilakt aber kann ein Unternehmen kaum vollbringen. Ist ja schön, daß Leute wie Scoble meinen, man können in Microsoft Blogs meckern wie man will, es würde nicht gelöscht, aber sollte man wirklich so weit gehen – wenn das stimmt – alles akzeptieren zu müssen? Nur weil der Kunde ein Stänkerer ist, dem man es sowieso nicht recht machen kann und der – wie so häufig – seinen Lebensfrust am Unternehmen auslässt?

Ist das einfach nur das jahrtausend alte Gleichnis vom Balken im Auge oder wie lässt sich das erklären? Oder gibt es da keine Diskrepanzen zwischen eigener und fremder Erwartungshaltung?


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Content Marketing Expert / Social Media Expert Publications (w|m|d)
zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh in Münster
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

4 Kommentare

  • Hmm. Ich glaube ich erwische mich manchmal selbst dabei innerlich „Zensur!“ zu schreien, wenn Andere all zu arg moderieren. Dabei vertrete ich im Regelfall die Meinung, dass man nur das von Anderen verlangen kann, was man selbst praktiziert. Und zugegebenermaßen kann ich Firmen zugestehen, dass Sie manches zensieren müssen, was mancher Privatpublizist nicht zensieren müsste.
    Weiterhin muss ich gestehen, selbst sehr stark zu moderieren. Zum Beispiel bin ich wenig zu haben für Beiträge in den Kommentaren, die ausschließlich zum Werben dienen. Dazu zähle ich auch Trackbacks, wenn im trackbackenden Artikel kein Bezug auf meinen Originalartikel genommen wird.

  • joo, das mit wem Werben… da bekomme ich langsam Verfolgungswahn. Da siehste eine „komische“ URL und schon denkt man sofort an Spam. Obwohl es eigentlich ehrlich gemeint ist. schon crazy.

  • Ja was mach ich jetzt? Soll ich nun Werben oder lass ich`s. Ne, sehr interessant was du zu den Kommentaren schreibst. Beim moderieren muss man das nötige Feingefühl finden. Genau zu diesem Thema aber nicht in Bezug auf das Moderieren oder Zensieren von Kommentaren, sondern wie man Kommentarfunktionen in Zukunft weiter entwickeln könnte um so unter Anderem auch die rechtliche Situation des Seiten-Betreibers zu verbessern und zusätzlich die Urheberrechte des Autors zu stärken, habe ich heute Abend auch etwas geschrieben. Vielleicht könnte die Qualität der Kommentare dadurch auch gesteigert werden.

    Na ja und dann kam ich hier her, zum Blog vom Robert, und las dies… und da ich nun gerade nicht direkt werben will – sucht selbst – wen es interessiert, der wird meinen Beitrag schon finden.

    Greez Ole

  • Oft werden Kommentare auch mit Diskussionen verwechselt. Da wird dann tatsächlich das Recht auf Meinungsfreiheit eingefordert. Klar kann jeder seine Meinung haben. Aber bitte schön nicht in den Kommentaren auf meinem Blog.
    Du hattest hier schon mal das Thema mit den Kommentaren in Zusammenhang mit Diskussionen angeschnitten. Bei diesen Beitrag hatte ich schon angemerkt das es oft ganz nützlich wäre wenn man nicht in den Kommentaren, sondern in einem Forum über das Thema diskutiert.

    Ich denke Kommentare sollten in erster Linie eine Bewertung des Beitrages sein. Also nicht viel mehr als ein „Gut gemacht“ oder „Och nö“ enthalten. Sie können auch noch Ergänzungen oder kleine Korrekturen enthalten.
    Aber wenn es dann losgeht das in den Kommentaren rumdiskutiert wird, vielleicht sogar meilenweit vom eigentlichen Thema abgekommen wird, dann sehe ich eine Grenze erreicht.

    Wie heftig die Kritik in den Kommentaren ausfallen darf, liegt wohl rein im Ermessen des Blogbetreibers. Im Hotel Adlon werden auch andere Ansprüche an die Gäste gestellt als in einer gewöhnlichen Dorfschenke.
    Ich denke nicht das sich jeder Blogbetreiber alles gefallen lassen muss. Und nur weil das Blog zu einer Firma gehört, muss es nicht stillschweigend alles hinnehmen.

    My blog, my rules! Das gilt nicht nur für privat betriebene Blogs.