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Mix07: Keynote vorbei

tja, da gingen sie dahin die drei Stunden in einem riesigen Konferenzsaal mit vier gigantischen Videoleinwänden. Hauptfiguren: Ray Ozzie (Chief Software Architect, Überlaufer des ehem. FreundFeindes [war mir da noch nie so sicher] aus dem Hause IBM) und Scott Guthrie, Chef vom neuen Silverlight-Produkt. Update: siehe Video (hoffe, der Stream wurde gespeichert)

What was in for us? Na ja, Ray philosophierte etwas über das Pendel zwischen Software und Service. Mit Software meint er Desktop Applikation und unter Service versteht er Internetapplikationen. Das Pendel schlug ehemals Richtung SW aus, dann Richtung Internet und nun sollen beide Welten miteinander über Rich Media Applikationen verbunden werden. Diesen Gap soll nun das neue Pferdchen im Stall namens Silverlight schließen. Silverlight ist ein Flash-Verschnitt. Ich kann Euch weiß Gott nicht sagen, was daran anders ist als bei Flash. Drumherum ballen sich alle möglichen Entwicklungswerkzeuge namens Expression „Irgendwas“ (Web, Design, Media, Blend, alle zusammen in Expression Studio vereint und seid heute erhältlich ist). Diese Werkzeuge kann man für die Entwicklung von Silverlight-Applikationen nutzen. Wikipedia über Expression:

Microsoft Expression ist Microsofts neue, teilweise noch im Beta-Stadium befindliche Softwarefamilie zur Entwicklung und Gestaltung von bilder, videos Websites und Benutzeroberflächen von Anwendungen für Windows und plattformübergreifenden Webanwendungen für Windows und Mac OS X. Sie besteht aus vier Komponenten:

* Microsoft Expression Web (bereits verfügbar)
* Microsoft Expression Blend (Release Candidate verfügbar, endgültige Version erscheint voraussichtlich Mitte 2007)
* Microsoft Expression Design (Beta 1 verfügbar, endgültige Version erscheint voraussichtlich Mitte 2007)
* Microsoft Expression Media (endgültige Version erscheint voraussichtlich Mitte 2007)

Silverlight, Silverlight und nochmals bis zum Abwinken Silverlight: das war also der Inhalt der Keynote. Vorteil? Angeblich soll mit Hilfe der o.g. Werkzeuge die Zusammenarbeit zwischen Designern und Entwicklern wesentlich erleichtert werden.


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Zugegeben, die Silverlight-Demos, die uns u.a. Fremdfirmen wie Netflix, MLB.com (Baseball-Site) und Metaliq präsentierten, waren recht nett. Ich frage mich dabei immer, welche Vorteile die genießen, dass die dermaßen über den Klee das Silberlichtlein loben. Egal. Doch habe ich nichts gesehen, dass man nicht mit herkömmlichen Mitteln auch erreichen könnte (also Flash zB).

Demos im Einzelnen:
Netflix hat ihre neue Oberfläche präsentiert, mittels derer sich Kunden Videofilmchen anschauen können, bewerten und kommentieren dürfen, Highlight war das synchronisierte (!) Betrachten eines Films gemeinsam übers Web, wobei die User über ein Chatmodul Texte mitten über den Film legen können (zB Verarsche des Hauptdarstellers, …). Entwicklungszeit: angeblich 3 Wochen.

TopBanana hieß eine andere Demo. Darin wurde vorgeführt, wie man Videos zusammenmischen kann oder durch das Auseinanderziehen des Film einzelne Frames (Filnmstrip-Effekt) betrachten. Ebenso ist es möglich, bis zu neun Videos in parallelen Fenstern zu betrachten,… na ja… geprotzt wurde mit der Größe des zu übetragenden Pakets: 15k. Entwicklungszeit: rund 4 Wochen.

Scott Guthrie hat uns dann noch eine Demo namens Silverlight Airlines vorgeführt. Oben eine Karte mit Abflughäfen in den USA. Einfach Linie zwischen Abflug- und Ankunftsflughafen ziehen, rechts neben der Karte in einem Kalenderwidget über Drag&Drap die Reisedauer (Start/Ende Datum) festlegen und unterhalb werden die freien Flugslots angezeigt. Sieht cool aus und war vom Interfacedesign her für alle Flugsuchmaschinen/Opodos dieser Welt vorbildich gelöst. Aber auch hier: brauche ich dazu unbedingt Silverlight, wenn meine Developer/Designer alle Flash intus haben?

Die Browserinstallation des Plugins soll superschnell gehen, man habe sich bemüht, das Package kleinstmöglich zu halten. Hier gehts zum Plugin. Ging wirklich ratzefatze.

Weitere Infos zu Silverlight:
Blog von Barak Cohen (Lead Product Manager von SL), Homepage, Inteview auf Channel 9 mit Scott Guthrie. Möglicherweise gibts hier einige Bilder/Videos von den o.g. Demos zu sehen.

Was ist nun mit dem Gerücht, dass MS Teile des Codes als Open Source zur Verfügung stellen will? Nix, keinen Ton dazu heute gehört. Nicht mal im abschließenden Interview auf der Bühne zwischen Michael Arrington (Techcrunch), Ray Ozzie und Scott Guthrie. Einerseits hatte Michael diese Frage nicht einmal gestellt, andererseits schwafelte Ray Ozzie wie ein Politiker nur doof herum. Fragen nach Office fürs Web, wie man Google sieht etcpp… laber schnarch:(

Insgesamt ein ziemlich enttäuschende Keynote, da die Fokussierung auf Silverlight imho als „Antwort auf das Web“ viel zu wenig ist. Aber dat muss man wohl mit den Augen eines Developers/Designers sehen, für die diese Konferenz gemacht ist. Die sollen entwickeln, nicht denken:) Obwohl man schon daran denken sollte, welche Hand einen auch in Zukunft weiterhin ernähren wird… wenn das alles ist, was einem Microsoft mit Silverlight bieten will. Wohl kaum? Aber warum dann den „Rest“ in der Keynote verschweigen? Und ob der Weg über Rich Media Applikationen geht, die sowohl auf dem PC als auch im Web laufen und miteinander agieren, ich bin mir da nicht so sicher. Aber Ray wirds schon richten.

Ok, ich bin zu spät, ab zur Session Software Ads from Microsoft: Discover how advertising will revolutionize the next wave of software applications….

local time: 13:35
good evening germany
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btw, meinen Sessionplan konnte ich mangels fehlender Loginmöglichkeit auf der Konferenzseite (mein Registrierungslogin nahm diese Sch…seite nicht an) nicht zusammenstellen, konnte mir auch keiner weiterhelfen. Am Registration Desk gabs dann heute Morgen eine Tüte mit allen möglichen Unterlagen, aber erneut, kein ausgedruckter Sessionplan mit Uhrzeiten und Räumen. Ich später hingedackelt und darauf hingewiesen, Lady meinte nur furztrocken, dass es halt keine Pläne außer dem was in der Tüte ist gäbe. Problem: man hatte bei meinen Unterlagen vergessen, den Sessionplan beizulegen. Ich hab dann letzlich doch noch einen Plan ergattern können. Ist das nun typisch Microsoft, dass man durch die Brust ins Auge muss, um an Sessionpläne ohne Login im Netz heranzukommen? Also, schauen wir mal, was noch kommt und dass es bisserl spannender wird.

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weitere Begebenheiten: Peter Hogenkamp aus der wunderschönen Schweiz, seine Erlebnisse und irgendwie ist Dave Winer scheinbar nicht nur gestern ein Kotzbrocken gewesen. *Bogen macht um diesen pseudo wichtig blogger*

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

6 Kommentare

  • Es hilft dir zwar nix, aber ich kann bezeugen, dass die Versorgung auf deutschen Events von MS immer erstklassig ist (sowohl was das Futter angeht als auch die Organisation + Versorgung mit Infos selbst).

    Zu Silverlight: nimmt man mal den Marketingschwall und das übrige Blabla weg, kann man schon sagen, dass Silverlight auf einer etwas anderen Basis als Flash fußt – nämlich auf dem .NET Framework.

    Unterm Strich ist es die Auskopplung dessen, was MS unter dem Namen Windows Presentation Foundation für den Desktop anbietet (deshalb hieß Silverlight bis vor Kurzem auch WPF/E – für Windows PResentation Foundation Everywhere, aber da hat selbst MS mal begriffen, dass das nicht zieht).

    Und das – also WPF in Groß – ist ein sehr, sehr mächtiges Tool und eine kleine Revolution in Sachen Erstellung von Userinterfaces für den Desktop.

    Gekoppelt mit einer XML-Sprache namens XAML wird hier, und auch bei Silverlight, die Oberfläche komplett nach „HTML-Manier“ beschrieben – d.h. man benötigt nicht zwangsläufig Expression, man könnte, wenn man den Ehrgeiz hat, auch alles mit Notepad schreiben. Das geht bei Flash nicht – und bei Flash hast du auch kein fettes Programmierframework mit 10.000 Klassen drunterliegen, die dir unendlich viele Aufgaben abnehmen.

    Wenn es MS also schafft das Plugin (Silverlight) so zu verbreiten und zum Standard auf *allen* Plattformen zu machen, wie das aktuell bei Flash der Fall ist, dann ist Silverlight, zumindest aus Entwicklersicht, in meinen Augen ein ernsthafter und gefährlicher Konkurrent für Flash.

    P.s.: Die letzte Live-Demo die ich gesehen habe, war im Februar, und da konnte Silverlight noch *gar nichts*. Mal sehen was das also technisch bringen wird …

  • danke für die Einblicke!

    Fragen:
    1. was glaubst Du, wie zügig könnte sich Silverlight bei den Usern, die ja letzten Endes in den Genuß kommen sollen, durchsetzen? Das hängt ja sicherlich auch davon ab, ob Entwickler gerne auf Silverlight zurückgreifen, statt eben Flash. Also zuerst die Entwickler ins Boot holen, dann die User? Dauert das nicht Jahre?
    2. setzt MS wirklich auf das richtige Pferd? Wollen die User wirklich rich media applikationen? Kann man zB besser „e-commerce betreiben“ mit so einer Applikation? Wird das mehr Umsätze einbringen?
    3. Soweit ich es überschaue, haben sich flashartige Sites nie so richtig durchgesetzt. Weit und breit HTML, Ajax, PHP, MySQL, ok Youtube und Konsorten nutzen den Flashplayer, aber das wars doch schon. Wenn das alles so toll ist mit diesen rich media Tools, warum ist die Akzeptanz so niedrig bisher? Warum sollte sich das ausgerechnet mit Silverlight ändern? Muss man Desktop SW nun so ausbauen, dass man sie auch via Netz nutzen kann? Braucht man diese Heirat?

  • Naja, der Vorteil von Silverlight bzw. der gestrigen Ankündigung ist, dass es es nun eine Crossplattform CLR gibt. D.h. man kann .Net-Code jetzt auch auf dem Mac ausführen. In den Pressemitteilungen steht außerdem, dass sie eine Bibliothek für dynamische Sprachen (PHP, Perl, Ruby, etc) als Shared Source zur Verfügung stellen um auch weitere Sprachen nutzen zu können.

    Mit Silverlight könnten nun also die unzähligen „normalen“ Programmierer (und nicht nur die, die sich Flash „beigebracht haben“) Webanwendungen schreiben, die tatsächlich praktisch überall laufen (nicht wie ActiveX) und dabei auch noch hübsch aussehen. Dazu protzt MS auch noch mit 4 GB kostenlosem Webspace für jeden Entwickler … also wenn das nicht reicht um Flash vom Thron zu stoßen? Was dann? Blogger nach Las Vegas einladen? 😉

    Ob sie damit auf das richtige Pferd setzen? Wo warst du in den letzten Jahren? 😉 … es wimmelt doch nur so von Browseranwendungen …

  • @Robert:

    1. Ich glaube bei den Entwicklern braucht es mit Ausnahme der religiös verblendeten oder mit sonstigen Vorbehalten gegen MS vorbelasteten keine große Überzeugungsarbeit – das war schon mit .NET so – das ist technisch einfach so überzeugend, dass sich außer politischen und Weltanschauungs-Gründen kaum Argumente dagegen finden werden.

    Wichtiger ist hier die Verbreitung – sie müssen es schaffen, dass das Plugin in die gängigsten Browser integriert wird, d.h. bei den externen vor allem Firefox, Opera und Safari – am besten schon zum Download, aber mindestens so, dass man es schnell und idiotensicher installieren kann.

    Adobes SVG war mal ein ähnlich gelagerter Ansatz, der sich bis heute aufgrund mangelnder Verbreitung nie durchgesetzt hat.

    2. MS ist seit jeher der Part in unserem Spiel, der die Technologie zur Verfügung stellt – was man daraus macht, liegt an einem selbst.

    Es ist jedenfalls die logische Konsequenz aus dem was mit dem Ajax-Hype schon vorhanden ist, und dem was sie an Technologie mit WPF schon verfügbar hatten.

    Falls sie also die Verbreitung schaffen, wird es sich auch durchsetzen.

    3. Aus Entwicklersicht ist es großartig eine Anwendung zu schreiben, und die mit 2 unterschiedlichen Oberflächen zu versehen und sie dann sowohl offline als auch online verwenden zu können – und letztendlich profitieren auch die Benutzer davon.

    Ob es für das normale Web sinnvoll ist mag ich bezweifeln, vor allem weil sich Browser und Suchmaschinen ja noch nichtmal auf aktuelle Entwicklungen bei Ajax eingestellt haben (Indizierbarkeit, Browserhistory, Bookmarkfähigkeit).

    Aber Flash hat auch seine Berechtigung gefunden, vor allem dort wo es um die Präsentation geht (Marketingwebsites, Landingpages von Werbeaktionen usw.) und weniger um bei Google gefunden zu werden. Das hätte man vor 6-7 Jahren mit 10-MB-Flashintros so auch nicht erwartet.

    Fazit: schau mer mal wie sich MS anstellt. Wenn sie sich gut anstellen, gibt es bald für alle Entwickler eine neue Alternative für die Erstellung von guten Browserinterfaces. Wenn nicht, dann auch egal :-).

  • […] Microsoft, der Software-Gigant aus Redmond und Adobe, Platzhirsch bei High-End Software für Grafik und Film, haben gegenseitige Geschäftsfelder schon länger im Blick. Erst versucht Microsoft mit seinen Produkten Microsoft Expression Web, Blend, Media und Design (mehr hier) die dominierende Stellung der Creative Suite von Adobe zum Wackeln zu bringen um dann noch den Angriff auf das weitverbreiteste Browser-PlugIn, Adobes Flash-Player, zu wagen. […]