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Radio 2.0: Handys sollen bei NOWFM zu 'multimedialen Reportagegeräten' werden

Erinnert ihr euch noch an diese eckigen Kästen, an deren Rückseite so ein ausziehbarer Metall-Stab befestigt war und die beim Drehen eines sich oben, seitlich oder vorne befindenden Reglers Musik abspielten? Ich glaube, die Dinger hießen Radio… – Okay, ganz so schlimm, dass die Rundfunkempfangsgeräte in Vergessenheit geraten würden, ist es dann doch noch nicht. Und wird es wohl sobald auch nicht sein, wie Studien uns seit Jahren immer wieder aufs Neue bestätigen. Doch auch wenn sich das Radio in seiner Form, Art (von analog zu digital) „Funktionsvielfalt“ und Angebotspalette (Stichwort: Internetradio und Dienste wie etwa Aupeo) dem Zeitgeist angepasst hat, seine Popularität hinkt trotzdem etwas hinter den Möglichkeiten hinterher. Mögliche Gründe hat euch Jürgen in einem seiner Basic Flashbacks schön aufgezeigt.

Es ist daher erfreulich zu sehen, dass Anbieter sich darum bemühen, das zu ändern. Ein aktuelles Beispiel ist das deutsche Radiounternehmen Regiocast und dessen Versuch, ein Mitmachradio für Rheinland-Pfalz zu etablieren. Das NOWFM getaufte Jugendradio soll „das Leben und die Interessen eines jungen Publikums in Rheinland-Pfalz in den Mittelpunkt seines Programms“ stellen. Sich an ein junges Publikum zu wenden, ist in Anbetracht der Tatsache, dass nach wie vor in erster Linie Über-Dreißigjährige und Berufstätige die Hauptnutzer von Radioangeboten sind, sicherlich nicht verkehrt. Und auch der Ansatz, wie NOWFM Jugendliche „ködern“ will, ist durchaus zeitgemäß: nämlich über spezielle Apps, „die alle gängigen Handyplattformen und PCs seiner Hörer zu multimedialen, journalistischen Reportagegeräten“ machen.

Was hat man sich nun darunter vorzustellen? Offenbar etwas Vergleichbares wie die X-Scouts des Express, nur eben im Rundfunkbereich. Hörer können sich aktiv am Programm des Senders beteiligen, indem sie sich entweder mit Meldungen einbringen (was ja heute auch schon möglich ist, wenngleich wohl seltener über eine spezielle App) – oder eben mit Beiträgen. Und Letzteres verstehe ich als Angebot, eigenen Content an den Sender zu schicken und ihn ins Programm integrieren zu lassen. Rainer Poelmann, Geschäftsführer von Regiocast, spricht in diesem Zusammenhang davon „Inhalte interaktiv mit den Rheinland-Pfälzern zu gestalten“. Die Hörer werden zu „Programmmachern“, ihre Beiträge werden aus ganz Rheinland-Pfalz in Echtzeit zusammengetragen und verarbeitet.


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Sieht man nun wohlwollend über den negativen Touch hinweg, den so ein Kinder-Crowdsourcing-Ansatz birgt, dann könnte man es glatt für eine Art Twitter-Radio halten. Eine Idee, die ich nicht ganz unsympathisch finde. Es wird sich nur zeigen müssen, wie gut das Grundangebot des Senders ist und ob er es damit schafft, die jungen Hörer für sich zu gewinnen. Zudem muss die App was taugen, sonst verlieren die Kiddies schnell die Geduld. Und last but not least wird sich zeigen müssen, wie stark sie tatsächlich mit ihren Beiträgen das Programm mitbestimmen dürfen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Frustrationsschwelle bei  jungen Hörern sehr niedrig ist. Wer auch mit seinem dritten oder vierten Beitrag nicht berücksichtigt wird, könnte sich schnell einem anderen Hobby widmen.

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

4 Kommentare

  • das ganze nennt sich Crowdsourcing oder auch Krautsourcing und ist eher eine Geschäftsidee der 90ziger.
    Bzw. eine Umschreibung einer Community die freiwillig um der Sache wegen kostenlosen Content oder Ideen erstellt.
    Unter der Jugend sind diese Web2.0 Sachen eher schon wieder von „Gestern“ wie auch der Autor richtig schriebt.
    Durch die heutige App Kultur verlieren die Kiddies schnell die Geduld oder Aufmerksamkeit.