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Nach Protesten: Telekom will YouTube-Kapazitäten verdreifachen – und Geld dafür verlangen

Die Deutsche Telekom hat angekündigt, ihre Kapazitäten für YouTube zu verdreifachen. Der Grund sind Beschwerden von Telekom-Kunden über extrem lange Ladezeiten bei Googles Videoportal. Das Aufrüsten der Infrastruktur will die Telekom künftig aber nicht mehr kostenlos übernehmen. Sie will Geld von den Anbietern besonders datenintensiver Inhalte. So liest man es auf Focus Online (und keinesfalls nur dort, aber dazu kommen wir noch) und das muss man erst einmal sacken lassen. Es würde ein Ende der Netzneutralität bedeuten und aus Sicht des Providers ist das sogar nachvollziehbar.

YouTube verursacht Netzinfrastrukturanbietern wie der Telekom erhebliche Kosten, weil diese ihre Netze immer weiter ausbauen müssen, um ihren Kunden schnelle Zugangsmöglichkeiten zu bieten. Mit Netzen, egal ob fest oder mobil, ist aber kaum noch eine Marge zu machen. Ergo: Das Geld machen YouTube, Facebook, Netflix und Co., die Kosten tragen die Provider.

Leitungsmiete von Google, Microsoft und Co.?


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Mark Nierwetberg hat im Blog der Deutschen Telekom schnell zu den Vorwürfen Stellung genommen und zugegeben, dass YouTube bei der Telekom langsamer laufe. Der Grund dafür:

Allen Verschwörungstheoretikern zum Trotz sind die begrenzten Kapazitäten im Netz die Ursache: Die Nachfrage nach YouTube-Videos explodiert, deshalb werden wir die Kapazitäten jetzt verdreifachen.

Aber: verkehrsintensive Anbieter wie YouTube sollten künftig dafür bezahlen, wenn sie die Infrastruktur der Telekom nutzen wollten. Darüber werde man sich unterhalten müssen, schreibt Nierwetberg.

Wie das praktisch aussehen soll, ist nicht klar. Es ist schwer vorstellbar, dass die Telekom, Telefonica, Vodafone und Co. Google dazu bewegen werden, eine Art Leitungsmiete zu entrichten. Ob das wünschenswert wäre, ist nochmal eine andere Frage. Dass ein Milliardenkonzern ein paar Milliönchen an die Netzprovider bezahlen muss, ist ein Gedanke, mit dem sich die meisten sicher anfreunden könnten. Aber wo zieht man die Grenze? Müsste dann auch ein kleines, armes Startup Leitungsmiete an die Provider sämtlicher Nationen bezahlen und mit solchen verhandeln?

Das Geld muss irgendwo herkommen

Der Unmut der Netzprovider klingt derweil nachvollziehbar, geraten sie doch zunehmend ins Hintertreffen, was Einnahmen mit dem Netz angeht. Geld verdienen die Inhaltevermarkter, Anbieter von Smartphones, Tablets und App-Anbieter. Die Netze, auf denen sie ihr Geld verdienen, werden als gegeben hingenommen. Das werden sich die Provider angesichts steigender Kosten für den Netzausbau aber nicht mehr lange gefallen lassen. Sie müssen ihren Netzausbau durch irgendjemanden refinanzieren. Sei es durch die Inhalteanbieter oder die Kunden.

Zu erwähnen wäre am Schluss noch, dass es im oben genannten „Focus“-Beitrag heißt, ein IT-Blog habe unter der Überschrift „Youtube ist bei der Telekom langsam“ eine dreistellige Zahl zustimmender Kommentare bekommen. Das genannte Blog ist Stadt-Bremerhaven.de von Caschy. Und unabhängig davon, ob man den nun mag oder nicht, hätte man darauf hinweisen müssen. Sei es mit einem Link, mit dem Namen des Blogs oder, im Idealfall, beidem. Am Zeitmangel kann es nicht gelegen haben, dass Angelika Sanktjohanser als Focus-Online-Ressortleiterin für die Rubrik „Wissen“ nichts dergleichen tut. Denn für das Zitieren der Überschrift hat es ja immerhin gereicht. Blogs werden bei Focus Online also nicht mehr ignoriert, sie werden bloß herablassend behandelt. Selbst wenn sie die Idee für den eigenen Beitrag geliefert haben. Man fragt sich, wieso.

(Jürgen Vielmeier, Bild: DTAG)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

29 Kommentare

  • Kriegen die Provider ihr Geld nicht vom Kunden? Damit sollte doch auch der Netzausbau bezahlt werden, oder steh ich da nun komplett auf dem Schlach? Wer unwirtschaftlich anbietet, bekommth alt probleme, das ist klar, aber dafür kann der Kunde oder die Videoplattform nun gar nichts…

  • Es gibt Leute die in Deutschland Youtube nutzen? So groß kann doch das verbrauchte Datenvolumen hierzulande gar nicht sein, oder sind die Hintergrundgrafiken für „Dieses Video enthält Content von Sony und ist in ihrem Land nicht verfügbar“ so groß?

  • Kann die Beobachtung von Caschy stützen. Dass es an der intensiven Nachfrage von Youtube liegt, mag ich allerdings kaum glauben. Da andere Videoportale zur gleichen Zeit keine Probleme verursachen und bei anderen Providern ähnliche Probleme nicht auftreten. Ein Wechsel auf Mobilfunk zeigt, dass dort deutlich schnellere Ladezeiten vorhanden sind. Ebenso hatte ich als Vergleichsgröße bei Alice nicht einmal ansatzweise ähnliche Probleme.

  • Wer es zahlen soll? Die Kunden, wie bisher auch.
    Denn nicht Youtube & Co verursachen den Traffic, sondern die Kunden, die die Seiten nutzen.

    Und warum Provider mehr Geld verdienen sollen, nur weil Anbieter von Inhalten große Kasse machen, verstehe ich auch nicht.

    Bei mir persönlich ist Youtube längst unten durch. Bei so viel Zensur und Werbung vergeht einem der Spaß.

  • @Martin #1:

    Der Provider bricht seinen Vertrag ja auch nicht, da er sich in AGBs und das machen alle Provider darauf beruft das die maximal-Geschwindigkeit nicht immer garantiert werden kann.
    Weiterhin: Die Telekom ist noch mit am „teuersten“, andere Anbieter verlangen noch viel weniger Geld, wenn aber 100 Kunden von Arcor sich beschweren, fällt das keinem auf, wenn es 10000 bei der Telekom tun, macht sich das natürlich bemerkbar. Es ist aber schlicht und ergreifend nicht möglich in ganz Deutschland „DSL/VDSL auszubauen“, gleichzeitig Backbone zu erhöhen und vom Endkunden 30€ im Monat zu kassieren, das sind Milliarden (MINUS) Beträge die dann raus-kommen….. vorallem und da sind wir beim nächsten Thema wenn dann wieder Reseller wie 1&1 die Telekom Leitung für 12€ mieten und sie selbst für 20€ zu verkaufen, die Investition in das Netz muss die Telekom tragen, es lohnt sich einfach nicht, …

    Es gibt da meiner Meinung nach zwei Optionen:

    1) Wir bezahlen künftig 100€ für den DSL-Anschluss
    2) Contentanbieter zahlen mit

    Ich frage mich nur wie weit man dieses Spiel treiben kann, angenommen ich miete mir Privat einen vServer. Jetzt findet zwischen mir und dem vServer „massiver“ Datenaustausch (volle Auslastung meiner Leitung) statt, werde ich hier irgendwann gedrosselt? Gibt es vielleicht irgendwann wieder Volumentarife in denen ich 50GB zum surfen habe und youtube, facebook und google sind von diesen 50GB ausgeschlossen? Dafür bezahlen diese Dienste dann Geld?

    Dieses Thema wird noch viele Unternehmens-Chefs in viele Besprechungen und Meetings treiben, denn wie sieht es aus mit Cloud-Betreibern? Zahlen die künftig mit bei der Priorisierung? Kann ich mir einen Server mieten der eine höhere Priorisierung zu den Verbrauchern hat als ein anderer?

    Sehr interessantes Thema, guter Beitrag, mehr davon 😉

    PS: Oder es gibt bald „HD-Angebote“ entweder vom Provider oder von Youtube und Co. …

  • Oh ja. Ich sehr schon Marcel Davis, wie er stolz verkündet, dass 1&1 DSL jetzt inklusive 10 GB Traffic ist. Willkommen zurück in der Steinzeit.

    Interessantes Thema, welche Cashy dort aufgetan hat. Ich war positiv überrascht von der Telekom. Statt – wie ja oft in der Branche üblich – mit dem Finger auf andere zu zeigen, wurde das Problem sachlich erläutert.

    Zum Fokus fällt einem natürlich wenig ein. Journalisten und Blogger werden wohl in diesem Leben keine Freunde mehr.

  • Dieses „ich will Kohle von Inhalteanbietern“ heißt eigentlich nur „ich will was von deren Gewinn abbekommen“, nicht „ich mache Verluste mit meinem Netz, wenn das so weiter geht“.

    Denn es ist nicht so als ob Inhalteanbieter derzeit überhaupt nichts für die Durchleitung bezahlen müssen. Neben den Kunden der Provider kostet auch das Routen bzw. Durchleiten von Traffic einiges an Geld und das müssen Hoster bezahlen und somit indirekt auch Inhalteanbieter. Wenn dieser Preis tatsächlich zu niedrig sein sollte um das Internet zu betreiben, dann frage ich mich wie es denn überhaupt noch laufen kann 😉

    Aber Gier kennt keine Grenzen, das weiß man ja. Und es ist schon irgendwie ungerecht, wenn da so ein LKW-Unternehmen (Youtube) daherkommt und dermaßen die Straßen (die Leitungen) belastet. Wenn die dann auch noch mehr Gewinn machen als einem Lieb ist, weckt das Begehrlichkeiten. Manche bauen ein extra Mautsystem nur für LKWs. Andere haben ein pauschales Mautsystem bzw. regeln das über den Benzinpreis.

    Ich frage mich nur was dann die Flugzeuge der Netzwelt sein sollen. Gelddruckmaschinen, die deutlich weniger für ihren Treibstoff zahlen müssen … hmmm, die superschnellen, neuen Dienste der Provider selbst? Bei denen man erstmal 3 Stunden vor Benutzung einchecken muss? 😉

  • Youtube ist momentan auch in Luxemburg sehr langsam. Zumindest beim Anbieter Tango/Belgacomm.
    Momentan ist ein Youtubevideo über 3G (anderer Anbieter) schneller geladen als über das Festnetz… verrückte Welt.

  • Hallo,

    @Miles: Ich denke, das wird darauf hinauslaufen, dass alle DSL-Tarife nach und nach mit Traffic-Beschränkungen ausgestattet werden. Siehe USA.

    Hat die Telekom vielleicht den Trend verpennt und will jetzt den Ausbau der Netze von Content-Anbietern finanzieren? Immerhin gibt es keine Probleme auf Seiten von Vodafone oder Alice. Und diese Provider verlangen eindeutig weniger Cash, bieten aber mehr DSL-Leitung!?

    YouTube fährt laut Google keinen Gewinn ein, zu mindestens noch nicht.

  • Eine günstige Flatrade ist immer eine Mischkalkulation von Kunden die Viel Traffic Verursachen und denen mit weniger Traffic.

    Intensive Nutzung von Streaming Dienste erhöht diese Traffic.
    Warum sollten daher Kunden die keine Streaming Dienste Nutzen für die Anderen Mitbezahlen,
    denn ohne diese VDSL Kunden welche Denken sie müssten ihre 50mbit mit Video Streaming und div. Clouddiensten mit 100 Gb und mehr monatlich Auslasten da sie ja ein Anrecht darauf hätten , gebe es günstigere Anschlüsse und vermutlich auf dem „Lande“ längst schnelleres Internet!
    Bezahlen tuen es aber immer die anderen Kunden welche ihre Flatrade normal Nutzen oder Kunden die auf einen Netzausbau warten und gar keine so hohe Traffic möglich ist!
    Daher wird es wohl künftig wieder Volumentarife geben, 50Gb pro Monat ist durchaus Gerechtfertigt wer mehr Verbraucht soll dann halt zusätzlich Zahlen.
    Da es Ungerecht wäre von allen einen höheren Preis zu Verlangen.

  • YouTube ist ja nun nicht neu. Das der Traffic zukünftig steigt, dass wusste man bereits vor einigen Jahren. Warum reagiert man denn nicht schon vorher drauf? Dem Kunden nach der Ära „19.99 DSL Flat“ wieder Richtung „19.99 inkl. 10 GB“ zu „erziehen“ ist doch suboptimal. Derartige Mischkalkulationen finde ich eh unschön. Ich nutze das Netz intensiv. Da kommen aber am Ende des Monats maximal 10 GB bei rum. Mein Nachbar nutzt das Netz ebenfalls intensiv. Nur bei dem kommen aufgrund von Filesharing mal locker 150 GB zusammen, wenn nicht noch mehr.

    Flatrates klingen verlockend, erinnern mich aber ständig an die GEZ. Nur weil ich „könnte“, zahle ich.

  • Dass die Kunden so viele YouTube-Videos ansehen ist ja nicht YouTubes Problem, sondern das der Telekom. Wenn die Anbieter sich gegenseitig unterbieten und die Preise für DSL-Verbindungen usw. in den Keller treiben, müssen die halt sehen wie sie dann noch Kapazitäten ausbauen können.

    Nicht nur das es m.M.n. unlogisch ist diese Kosten auf YouTube abzuwälzen, würde das letztlich auch nur dazu führen, dass solche Dienste noch mehr Werbung schalten, kostenpflichtig werden oder gar schließen/nicht erst aufgebaut würden. Dann soll doch lieber jeder ein paar Cents mehr im Monat für die DSL-Verbindung zahlen und fertig.

  • Es ist in der Tat nicht einzusehen, daß die Provider auf den Mehrkosten sitzen bleiben. Dass nun die Telekom vorprescht kann auch an Ihren – letzlich – guten Erfahrungen im Strassenverkehr liegen. Dort verdient Sie bei der LKW Maut mit. Da scheint für die Telekom eine Daten-Maut nur folgerichtig zu sein.

  • pff…

    Ich frag mich immer noch wie man 25€ für ne 200MB „Flat“ im monat zahlen kann.

    Und da soll kein Geld da sein um die Mobilfunkstrucktur zu erweitern?

  • Ich benutze (fast) nur wegen Youtube inzwischen regelmäßig VPN nach Frankreich. Zum einen natürlich wegen den zahllosen in Deutschland gesperrten Videos – aber hauptsächlich deshalb, weil man fast kein Video mehr (selbst 320p) ohne Aussetzer anschauen kann. Und über’s VPN geht es dann, oh Wunder, selbst in HD-Quali mit nur 1-2 Sekunden Pufferzeit.

  • Wieso sollte YouTube dafür zahlen, im Netz der Telekom verfügbar zu sein, wenn YouTube schon den Traffic pro TB bezahlt, um seine Server anzubinden? Und wie schon gesagt wurde: Der Telekomkunde verursacht den Traffic, nicht YouTube.

  • Bevor irgendwelche Leute mit der/ihrer sogenannten „Verschwörungstheoriekeule“ kommen, sollte man versuchen nachzuvollziehen, warum Telekom- / T-Online-Kunden sich über die langen Ladezeiten bei Youtube beschweren. Hier empfiehlt sich folgender Computerbase-Artikel vom 19. November 2010:

    http://www.computerbase.de/news/internet/zugang-und-provider/2010/november/telekom-chef-aeussert-sich-zur-netzneutralitaet/

    Diese Konsorten (Regierung, usw.) suchen nicht nur nach Möglichkeiten, mehr Geld zu verdienen, sondern wollen vor allem die Netzneutralität (welches deswegen so wichtig ist, weil man nur so Zugriff auf alle Webangebote bekommt) aufheben, um Seiten oder Dienste, die der Telekom, Politikern, usw. nicht sonderlich genehm sind, zu „unterpriorisieren“.
    Auf diese Weise versucht man die Zensur durch die Hintertür durchzudrücken.

    Das erinnert stark an eine Abmachung zwischen Google und dem US-amerikanischen Internetanbieter Verizon, vor etwa neun Monaten.

    Siehe folgende Links:

    http://infokrieg.tv/wordpress/2010/08/20/google-plane-sollen-unabhangige-stimmen-zum-schweigen-bringen/

  • Die Telekom soll sich echt nicht anstellen und endlich Mal anfangen ihren Angestellten keine 3-fach überhöhten Gehälter zu zahlen. Dann würde das Unternehmen endlich auch Mal konkurrenzfähig werden und mehr Einnahmen haben.

  • Korrigiert mich, wenn ich falsch liege – aber ich dachte, ICH zahle für den Internet Traffic, den ich konsumiere. Und das (bei der T-Com) nicht gerade wenig.

    Das ist ja so, als ob die Büchereien die Buchverlage zur Kasse bitten, weil ihre Bücher so beliebt sind.