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Windows "Ultimate Pirate": Microsoft schießt mit Sarkasmus gegen Raubkopierer

Heute Morgen hatte unser Postmann eine neue CD für mich dabei. Aha, Windows 7, hab ich doch längst… Halt nein, eine neue Version: „Windows 7 Ultimate Pirate“ nennt sie sich. Und die Werbeslogans klingen ansprechend: „Schnell installiert und infiziert“ oder „Absturzgarantie“, „Automatisches Viren-Update“, „von führenden Kriminellen empfohlen“. Nur auf den ersten Blick also eine echte Windows-Software, auf den zweiten Blick eine Kampagne gegen Raubkopien.

Und auf den dritten Blick? Ein mäßiger Witz für Microsofts heutigen „Play Fair Day“. Die beigefügte CD habe ich aus verständlichen Gründen gar nicht erst in meinen Rechner eingelegt. Einmal abgesehen davon, dass mein – ehrlich von der Firma erworbener – Windows-7-Rechner gar kein optisches Laufwerk mehr hat. (Ja ja, so fortschrittlich sind wir.) Ist aber auch gar nicht notwendig. Das Video zur Aktion findet ihr hier – kritische Worte dazu auch.

In meinen Augen ein wenig zu offensichtlich gemacht. Ich kann mich nicht so recht entscheiden, ob ich das witzig finden soll oder nicht. Auch die Zahlen, die Microsoft für die Aktion verwendet, klingen absichtlich schlecht gerechnet: Software im Wert von 1,6 Milliarden Euro sei im vergangenen Jahr in Deutschland illegal installiert worden, was 27 Prozent aller Installationen entspräche. Ein Rückgang der illegalen Installationen um 10 Prozent würde das Bruttoinlandsprodukt jährlich um 8 Milliarden Euro steigern. 12.000 mehr Menschen mehr könnten dann in die Hände spucken. Microsoft bezieht sich damit auf eine Studie des Softwareverbands BSA aus dem Mai dieses Jahres.


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Was Microsoft im Gegensatz zu dem Verband verschweigt: Deutschland ist dabei weniger das Problem, die Zahl der illegal installierten Softwareversionen stagniert. Schwellenländer wie Georgien mit einer Quote von 93 Prozent seien eher das Problem.

Statistiken wie diese werden von Urheberschützern immer wieder angegeben. Mit Milliardenwerten sollen Bevölkerung und Politik auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Das lässt aber die oft hohen Preise für Software außer Acht. Windows 7 ist mit Preisen zwischen 70 und 150 Euro das teuerste unter den meist genutzten Betriebssystemen für Privatanwender. Office 2010 Professional kostet je nach Paket zwischen 250 und 500 Euro. Adobe verlangt für seine Creative Suite 5.5 in der Standard-Design-Version mal eben 1.600 Euro. Das sind Preise, die durchaus dazu verleiten, sich für Photoshop und Co. schnell mal die „Sicherheitskopie“ von Freunden auszuleihen.

Bezahlbare Mietmodelle für den Privatanwender wären eine mögliche Lösung. Aber Software as a Service findet man als Privatanwender trotz eines jahrelangen Hypes in der Technikpresse bislang erstaunlicherweise erst spärlich. Vielleicht, weil den Herstellern dadurch letztendlich doch Umsätze entgingen? Und das wäre bestimmt nicht gut für Arbeitsplätze und das Bruttoinlandsprodukt.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

29 Kommentare

  • Apple ist da recht clever, bevor ich mir da bei systemupdates den raubkopierstress mache, kauf ich es lieber. Ist ja auch einfacher…

  • Ha Jürgen du bist wieder da 🙂
    Hoffe hast dich gut erholt, übrigens bist in letzter Zeit oft aus dem Gefecht?

  • Bei Apple kostet das OS derzeit auch nur 29€ und enthält „home basic“ oder wie es heißt bis „ultimate“, lediglich die serverversion die nur ein Bruchteil der Heimanwender nutzt kostet mehr…
    Apple macht es da ziemlich einfach legal unterwegs zu sein, finde ich.

    (getoppt wird das nur durch linux, ubuntu wäre da mein Favorit 😉 )

  • Die CD sieht ja ganz fancy aus, aber meiner Meinung nach ist der dargestellte Sarkasmus etwas zu überzogen.. sicherlich könnten die Windows OS etwas günstiger sein (siehe Apple), aber ich finde es gut, dass Microsoft sie per MSDNAA Studenten kostenlos zum Arbeiten zur Verfügung stellt..

  • @Onimat:
    Das ding ist, dass bei Apple kein neues Betriebssystem 29€ kostet.
    Sondern lediglich ein Update. Wie bei Microsoft das Service Pack, dass es hier dann kostenlos gibt. Und das ist der Unterschied, bei Microsoft bezahlt man einmal und bekommt danach alles kostenlos. Bei Apple muss man dann aber auch jeden Scheiß dazubezahlen, sogar wenn man sich entschließt mal eine Webcam anzuschließen (Zahlt man 9€)

  • >>Software im Wert von 1,6 Milliarden Euro sei im vergangenen Jahr in Deutschland illegal installiert worden, was 27 Prozent aller Installationen entspräche. Ein Rückgang der illegalen Installationen um 10 Prozent würde das Bruttoinlandsprodukt jährlich um 8 Milliarden Euro steigern.<<

    Irgendwie verstehe ich die Zahlen nicht, sie widersprechen sich in meinen Augen. Oder sollen sich die 1,6 Mrd nur auf MS beziehen?

    Davon ab, diese Verluste werden immer extrem "schön" gerechnet, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren.

  • Der Witz an der Sache ist doch der Schriftzug „Ultimate Pirate“ – weil Windows ist eh von Haus aus unsicher, installiert Trojaner (MS Windows Trustcenter), Malware (Outlook), hat alle Türen offen ( http://blog.wlami.com/index.php/2011/11/ms11-083-microsoft-windows-schwachstelle-in-tcpip-kann-zu-remote-code-execution-fuhren/ ), die Snakeoil-Firewall ist auch nur ein Problem für Scriptkiddies. Das Produkt ist leider broken by Default. Ein Update von Vista auf Windows 7 kostet soviel wie ein Netbook oder ein halbes Dutzend Billighandies von Pearl.

    Und ich benutze den Mist auch noch m(

  • Finde die Idee witzig.

    Wie hier die Apple-Jünger aber wieder ihren dusseligen Apfel verteidigen ist süß. 🙂

  • Ich glaube nicht das diese Zahlen so extrem „schön“ gerechnet sind.

    Windows Raubkopien sind zwar seltener geworden wegen den Updates Stress und der moderateren Preispolitik von MS, dafür ist aber der Anteil von illegaler Anwender Software gerade unter Windows sehr Hoch!!
    Meiner Erfahrung nach sind zb. 8 von 10 Photoshop Installationen auf priv. Rechnern Illegal und fast die Hälfte aller Office Vollversionen und andere beliebte Programme.
    Dafür gibt es oftmals sogar legale kostenlose Alternativen.
    Raubkopien schaden nicht nur den kommerziellen Software Anbietern sondern im Endeffekt auch „Open Source“ Software oder freien Betriebssystemen die dadurch weniger Verbreitung finden.

    Trotzdem muss sich auch Microsoft durchaus den Vorwurf gefallen lassen es den „Raub“Kopierern oftmals zu Einfach zu machen, der Kopierschutz von Win7 ist von gestern längst überholt und seit Vista gehackt.
    Zudem Profitiert Windows auch durchaus von gehackter Software oder Spielen für ihre Plattform mit deren Verbreitung , denn nicht wenige werden Windows Kaufen/Nutzen da es dafür so viele gecracke Software gibt.

  • @Franz: Merci. Man hat mir deinen Kommentar gerade – warum auch immer – ausgedruckt und auf meine Weltkarte geklebt (kein Witz). 🙂 Kam mir gar nicht so vor, dass ich so oft ausfallen würde. C’est vrai? Hatte nur eine Woche Urlaub und war dann noch mal drei Tage krank. Aber wer so burschikose Kollegen hat wie ich, die im Notfall einspringen, der muss sich darum ja keine Sorgen machen. 🙂

  • @basic:
    „Trotzdem muss sich auch Microsoft durchaus den Vorwurf gefallen lassen es den “Raub”Kopierern oftmals zu Einfach zu machen, der Kopierschutz von Win7 ist von gestern längst überholt und seit Vista gehackt.“

    Also ich halte eine käuferfreundlichere und weniger restriktive Kopierschutzpolitik nicht für einen Fehler.
    Oder soll es mit Windows 7 enden wie z.B. bei PC-Spielen mit Origin und dem Ubisoft Gamelauncher?
    Registrierung bei Installtion und ständiger Onlinezwang….

  • Ich find die Idee eigtl auch echt funny. Adobe hat sich bereits auch schon geäußert, dass jeder Schutz letztendlich zu knacken ist. Anscheinend bleibt nichts anderes übrig, als an die Aufrichtigkeit der Menschheit zu appelieren oder das ganze von der ironischen Seite zu betrachten und solche Gimmicks zu veröffentlichen

  • >>Meiner Erfahrung nach sind zb. 8 von 10 Photoshop Installationen auf priv. Rechnern Illegal und fast die Hälfte aller Office Vollversionen und andere beliebte Programme.<<

    Selbst wenn der Anteil so hoch wäre, heißt das lange nicht, dass jeder auch ein Photoshop oder Office gekauft hätte, wäre es nicht umsonst zu haben.
    Stattdessen würden viel mehr Anwender Open Office oder Gimp nutzen.

    Das wird dabei immer gern "vergessen".

    @Blubb:
    Völlig richtig! Mein Schrank ist voller Originalspiele. Aber seitdem Valve mit Steam DRM quasi flächendeckend eingeführt hat, sind kaum neue Spiele hinzugekommen. MP3s kaufe ich auch erst, seit sie DRM-frei zu haben sind. DRM verseuchte Software oder Musik kaufe ich aus Prinzip nicht!

  • @basic: Natürlich ist das schöngerechnet. Nicht jede illegal installierte Version bedeutet im Gegenzug auch, dass das Produkt sonst gekauft worden wäre. Viele Leute hätten halt WinXP wenn sie kein Win7 raubkopiert hätten – und nicht Win7 ehrlich gekauft.
    Und seien wir mal ehrlich: Als würden dick Arbeitsplätze entstehen, nur weil Softwarekonzerne mehr Geld verdienen, dass ich nicht lache. Die Annahme, dass Mehreinnahmen direkt linear in Arbeitsplätze umgesetzt würden, setzt optimale, faire Gewinnbeteiligung voraus, aber wir glauben doch auch nicht an den Weihnachtsmann. Was mehr verdient wird geht halt in dicke Schlitten und tolle Managerboni. Da werden vllt ein paar Leute mehr eingestellt, aber das ist ja kein Naturgesetz, und warum mehr Leute einstellen, wenn es auch so geht?

    Zu guter letzt: DRM hat Raubkopierer noch nie aufgehalten, deshalb kann man MS dort sicher keinen Vorwurf machen.
    Der Einsatz von agressiven DRM Maßnahmen wird irgendwann sicher wieder rückläufig, denn alles ist knackbar und der einzige der dann darunter leidet ist der zahlende Kunde – und gerade der sollte doch zufrieden sein. Sieht man heute schon bei Games: Die gecrackten Versionen sind bei vielen Leuten beliebter als die Originale weil der ganze nervige Mist, mit dem man sich als zahlender Kunde auseinandersetzen muss (Steam, Origin, andere Spyware), einfach fehlt.

  • @14 Anonymous schrieb

    ..Selbst wenn der Anteil so hoch wäre, heißt das lange nicht, dass jeder auch ein Photoshop oder Office gekauft hätte, wäre es nicht umsonst zu haben.
    Stattdessen würden viel mehr Anwender Open Office oder Gimp nutzen…

    Das wird dabei immer gern „vergessen“….

    hab ich nicht Vergessen …
    Zitat:
    …Dafür gibt es oftmals sogar legale kostenlose Alternativen.

    Raubkopien schaden nicht nur den kommerziellen Software Anbietern sondern im Endeffekt auch “Open Source” Software oder freien Betriebssystemen die dadurch weniger Verbreitung finden….

    @12 Blubb schrieb:
    Oder soll es mit Windows 7 enden wie z.B. bei PC-Spielen mit Origin und dem Ubisoft Gamelauncher?
    Registrierung bei Installtion und ständiger Onlinezwang….

    Ich weiß nicht wie es „Enden“ wird?
    Vielleicht müssen kommerzielle Softwareanbieter auch ihre Geschäftsmodelle Überdenken wie die Musikindustrie ?
    Zudem benötigen die wenigsten eine neuste Photoshop Version , sie wird einfach Installiert weil sie wie vieles so leicht zu bekommen ist und kaum darüber weiter Nachgedacht , viele dieser illegale Kopien werden unter Windows leider als Normalität angesehen wie bei Musik .

  • Also, nun mal ehrlich. Ich war bis vor einem Jahr auch nicht gerade von Software, die mehrere hunder Euro kostet überzeugt. Aber seit dem unser Systemadmin mir mal erklärt hat, dass ich auf der Arbeit im Unternehmen jeden Tag 8-10 Stunden verschiedene Microsoft Produkte nutze und das bei einer aktuellen Win 7 Version für mehrer Jahre, so zahlt mein Chef hierfür im Schnitt nur ca. 10 Cent am Tag für Outlook, Excel, Word, PPT etc. – das ist nicht viel!!!

    Überlegt mal?

  • Das gerede ist.. sooooo nervig : also wirklich, dass ist SO überspitzt, dass es nicht mehr gut ist. Es nervt ungemein und die blöden Pausen und das Geatme und das Gelache und so….. das sieht so unprofessionell aus.
    Ich musste mittendrin stoppen.
    Die Idee is in Ordnung.

  • Lustiges Video. Die Message bzw. Idee ist auch in Ordnung. Auch wenn man Zahlen wie immer nicht glauben sollte, außer man hat diese Statistik selbst gefälscht… ähh erstellt.

    Ob die Preise zu teuer sind oder nicht muss jeder für sich selbst wissen. Es gibt zu MS inzwischen genügend alternativen. Klar wird man auf gewisse Dinge verzichten müssen die man eben gewohnt ist.

    Aber es ist auch nicht richtig sich einen Prosche zur klauen nur weil man ihn nicht bezahlen kann.

  • Du bist dir nicht sicher, ob Du es witzig finden sollst – oder nicht? Ich will dir helfen: Find’s nicht lustig! 🙂 Nein ernsthaft, ist ja schön, dass Microsoft versucht, ein bisschen Witz hineinzubringen. Wärs nicht von Microsoft selbst, würde ich es womöglich witzig finden. Aber: Dadurch dass Microsoft hier vorsätzlich Tatsachen verdreht kann es es leider nicht witzig finden.
    In der Realtität sieht es doch so aus, dass nicht-authorisierte Kopien wenn überhaupt eher Verbesserungen anstatt Viren mitbringen. Ähnlich verhält es sich auch mit anderer Software, wo der Kopierschutz mittlerweile oft dafür sorgt, dass das Spiel in der gekauften Version nicht funktioniert, mit der „aus dem Internet“ schon. Und da muss sich die Branche auch mal selbst an die Nase fassen, genauso wie bei der Preispolitik, wie von dir angesprochen.

    Allerdings kann ich ausgerechnet bei den von Dir angesprochenen Produkten nicht zustimmen. Office Professional sollte kein Privatmann brauchen – Home & Student ist bezahlbar. Auch die Creative Suite ist eine Sammlung von Programmen für den professionellen Einsatz. Adobe Photoshop Elements etwa ist auch für den Privatmann erschwinglich.

  • Bereits ein Rückgang von 10%…bla… woher wollen die denn wissen, dass sich jeder Windows 7 kaufen würde, der es nicht raubkopiert? Und woher wollen die überhaupt so genau wissen wie viele Leute sich Raubkopien besorgt haben? Die Rechnung mit den 8 Millionen Euro und mehr Arbeitsplätze versteh ich auch nicht ganz.

    Jedenfalls lustiges Video, auch wenn es ein ernst zunehmendes Thema ist.

  • Ab Windows 8 soll es einen App-Store (Software – Center) geben wo dann die Software heraus Installiert,Bezahlt,regelmäßig Überprüft und Update wird.
    Dies bedeutet dann wohl auch das “schleichende” Ende der Raubkopien, auch wenn die Online Installation über das Software-Center keine Bedingung sein wird, so werden sicher viele Software Firmen die besonders darunter Leiden sicher das Angebot gern Annehmen und die Offline Installation schrittweise abschaffen.

  • ich hab win 7 ultimate und das original! ausserdem hab ich noch win vista business, win xp pro, win xp home, win millenium, win 98se und win 95 mit lizenz und so!

    ich hab windows letzte 5 jahre bestimmt 5x bezahlt damit ich immer auf dem „neuesten“ stand bin!

    die sollen ma nich so rumheulen