Sonstiges

Telekom stellt De-Mail-Angebot vor: Preismodell von gestern, trotzdem ein wichtiger Schritt

Ja sicher, ich kann die Häme verstehen, die der Telekom und ihrer De-Mail-Lösung heute Morgen entgegen schlägt: „Staatlich garantierte Sicherheit“, „nur 39 Cent pro De-Mail“, „für nur 320 Euro im Monat bekommen Unternehmenskunden 1.000 De-Mails inklusive“, „kein Postident-Verfahren möglich“. Ich musste husten. Willkommen in den 90ern.

Eine gute Nachricht ist das aber trotzdem, wenn es im 2. Quartal 2012 damit losgehen soll: Wenn der ehemals staatliche Konzern nun in seinen Augen den Brief endlich digitalisiert und „sicher“ macht, dann könnten sich auch der öffentliche Sektor endlich bewegen. Es ist dabei nicht entscheidend, was technisch schon lange möglich ist, sondern was nun endlich passieren wird: Unternehmen und Behörden werden etwas unternehmen, um uns künftig ihre Korrespondenz digital zur Verfügung zu stellen. Es wird leichter werden, Schreiben digital zu archivieren und dem Papier ade zu sagen.

Digitale Korrespondenz kommt in Bewegung


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Der E-Postbrief, den die Deutsche Post im Juli 2010 einführte, wird nun von einem Konkurrenten preislich unterboten. Eine De-Mail bei der Telekom kostet 39 Cent statt der 55 Cent für einen E-Postbrief bei der Post. Drei De-Mails pro Monat sind kostenlos. Die Chancen haben sich jetzt erhöht, dass die Preise ins Rutschen kommen. Papierne Rechnungen oder Bescheide von Finanzamt und Co. dürften im Laufe der kommenden zehn Jahre verschwinden. Auf die fragwürdige Forderung mancher Online-Anbieter, Premium-Accounts nur schriftlich kündigen zu lassen, dürfte man künftig deutlich leichter reagieren können. Online-Archivare wie Doo, Doctape und Smarchive dürften aufblühen, der Kampf gegen den Papierkrieg sollte in Bewegung kommen.

Die Preismodelle werden natürlich kaum jemandem einleuchten, der jahrelang kostenlos E-Mails empfangen hat. Rechnungen wie von TK-Anbietern werden seit Jahren per E-Mail verschickt. Zwar durften Kontoauszüge bislang nicht per E-Mail übermittelt werden, sie lassen sich aber bei vielen Banken inzwischen online abrufen. Als so sensibel, dass sie per Einschreiben hätten verschickt werden müssen, galten sie aber bisher ebenso wenig. Dass die Preise eines Postbriefs bei der Telekom De-Mail unterboten werden, dürfte bei Privatkunden trotzdem nicht gerade einen Run auf die Produkte auslösen. Aber bei Großkunden und Behörden? Durchaus denkbar.

Einschreiben kostet extra

Dennoch rätselhaft: Wenn diese De-Mail so sicher und zuverlässig ist, warum kostet bei der Telekom dann ein Einschreiben noch einmal 39 Cent extra, also insgesamt 78 Cent? Inwiefern kann ein Einschreiben digital einen Mehraufwand bedeuten? Wer eine Empfangsbestätigung möchte, legt außerdem noch einmal 12 Cent drauf, zahlt also 90 Cent pro Einschreiben. Immerhin ist das noch billiger als ein elektronisches Einschreiben bei der Post (1,60 Euro), aber seltsam ist diese Preisgestaltung allemal.

Auch 1&1 will über seine Mail-Töchter Web.de und GMX einen De-Mail-Service anbieten. Zur Zeit sind da noch keine genauen Preise bekannt; das Unternehmen spricht von „kleinen, zweistelligen Centbeträgen„. Interessenten können sich registrieren. Als Privatnutzer würde ich kühl kalkulieren: In den raren Momenten, in denen ich wirklich einmal ein Einschreiben verschicken muss, sind 78 oder 90 Cent bei der Telekom De-Mail natürlich billiger als anderswo. Im Jahr verschicke ich davon etwa drei oder vier.

(Jürgen Vielmeier, Bild: Telekom)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

16 Kommentare

  • was war an der de-mail jetz noch so besonders ? weil emails mit pgp und gpg verschlüsseln und über einen ssl mail server versenden ist heute ja nicht mehr das problem…

  • Das Besondere bei dem Dienst ist, dass es dem Staat in dessen Rahmen leichter fällt, die private Post der BürgerInnen mitzulesen.

  • Die de-mails sind nicht gleichwertig zu herkömmlichen Briefen
    – keine Rechtsverbindlichkeit für viele Geschäfte, da keine eigenhändige Unterschrift
    – gelten als zugestellt, auch wenn man aufgrund von technischen Problemen (Rechner hinüber, Internetzugang gesperrt oder gestört) die mails nicht abrufen kann
    – unterliegen nicht dem Briefgeheimnis, Staat kann relativ einfach mitlesen
    etc etc

  • Warum sollte ich unbedingt das De-Mail-Angebot nutzen wollen, wenn ich auch ein Papier Dokument oder beides bekommen kann?
    Der „Papierkrieg“ bessere gesagt „Behörden- Verwaltungskrieg“ wird doch nicht Beendet nur Verlagert und vermutlich für den Bürger sogar teurer als der heimische Aktenordner unter Einbeziehung der Kosten für die Online-Archive.
    Denn ohne diese Online-Archivare wird es schwerer Dokumente zu bewahren, schon ein heimischer Festplatten Crash könnte dann die gleichen Auswirkungen haben wie ein Wohnungsbrand.
    Natürlich ganz zu Schweigen von der Sicherheit, De-Mail-Angebote haben nicht den gleichen Datenschutz wie das Briefgeheimniss und Online-Archivare lediglich die Sicherheit und Schutz einer Cloud.
    Wichtige Dokumente oder Rechnungen möchte ich auch in 10 Jahren lieber in Papierform Bewahren und den Rest kann ich schon heute Online Archivieren oder sogar kostenlos Verschicken.

  • Das ist _keine_ gute Nachricht.

    Da wird ein weitgehend kostenloser Kommunikationsweg einseitig optimiert (logischerweise die Unternehmensseite) und kostenpflichtig gemacht.

    Für uns wirds schlimmer.
    Meine Voraussage: Die werden uns in dieses Prinzip herein zwingen.

    Den Anfang werden Behörden machen. „Ein ’sicherer‘ E-Mailaccount ist zwingend notwendig um…. z.B. einen neuen Personalausweis zu beantragen .
    Dann kommen die Privatunternehmer hinterher, die plötzlich Rechnungen nicht mehr per normaler Mail versenden können.

    Wegen dem hohen Aufkommen „sicherer“ Mails werden dann irgendwann die Freemailer umstellen, und ihre kostenlosen Dienste einstellen („nicht mehr genug User um diesen Dienst weiterhin wirtschaftlich …“)

    Plopp, gibt es unsichere Kommunikation, staatlich verordnet, staatlich überwacht und gut für die Wirtschaft.

    Ich gehe kotzen…

  • Super … der Staat kann einem also per Three-Strikes-Law das Internt abdrehen und dann Behördenbriefe per DE-Mail schicken? 🙂
    Gelten ja trotzdem als zugestellt und gelesen …

  • @ALEX_DPSG
    Das Problem ist hier, daß normale User nicht mit mime oder pgp umgehen kann. Versuche mal als Provider des Mittelstand an das Thema ran zu kommen. Da läufst Du dich tot, denn die Kunden sind gierig nach solchen Features – braucht nur keiner. Aber das erkläre ihnen mal…

  • Soso kein Postident-Verfahren möglich, wenn da mal nicht die Post die Finger im Spiel hatte.
    Kostenlose Emails werden uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben und wenn dann überhaupt durch ein anderes (kostenloses) Kommunikationsmittel abgelöst. Bedenklicher finde ich eher den „besseren“ Datenschutz, da wohl auch Private die Identität des Postfachinhabers abfragen dürfen.

  • Mir will partout kein Anwendungsfall für die De-Mail noch für den E-Postbrief einfallen. Entweder reicht mir bisher eine E-Mail oder eben der klassische Brief.

  • Provokant gesagt: der Staat kann (und tut es auch) schon heute Mails mitlesen, daher sehe ich bei der DE-Mail keine Verschlechterung – schon gar nicht bei behördlichen Mails…

    Und wenn Privatunternehmen meinen mich zur DE-Mail nötigen zu müssen, wähle ich einen anderen Anbieter. So halte ich es z.B. heute schon mit Unternehmen, die Pay-Pal zwingend voraussetzen.

  • Für bestimmte Fälle kann ich mir eine sichere und nachvollziehbare Lösung gut vorstellen. Diese müsste aber bei den Preisen auch noch so gestaltet sein das jeder sich so was leisten kann.

    Vielleicht so ein Modell?

    Für Privat Personen ein Modell mit ein monatlichen Preis von unter 3 Euro. Hier sollten aber dann zwischen 20 und 40 Mails drin sein.

    Auch müsste zumindest bei die Anmeldung ein Postident oder ähnliche verfahren geben, damit auch wirklich geprüft wird wer sich anmeldet.

    Zudem muss es ein Verbot geben das vor allen öffentliche Einrichtung oder Behörden irgendwann ein Zwang machen das jeder sich so was zulegen muss. Man denke nur ans Finanzamt.

    Und zum Schluss.

    Selbst wenn dies alles ein Schritt zum Papierlosen Schriftverkehr ist, glaube ich daran das es selbst in 20 Jahren noch manch wichtiges geben wird, der noch über den klassischen Weg auf gute bedruckten Papier daher kommen wird.

  • Ein weiteres System das zum boykottieren einlädt! Die Sicherheit lässt zu wünschen übrig, Identitätsdiebstahl wird zum Kinderspiel und damit begangene Verträge erst mal per se rechtskräftig.

    Wer da mit macht ist selber schuld und dann soll das ganze auch noch Geld kosten. Da zahl ich lieber ein paar mal im Jahr das Geld für ein echtes Einschreiben, da sehe ich die Kosten wenigsten ein. Da müssen etliche Leute ihren Arsch für bewegen das meine Post ankommt.

    Absolut ungerechtfertigt

  • Sie, die keine AHnung haben schreiben bereits das Thema schlecht, ohne es zu kennen.

    @Peter lesen Sie sich mal das Gesetz zu De-Mail durch. Datenschutz steht an erster Stelle und wurde von der BSI und CCC intensivst getestet und in Angriff genommen! Wir haben in unserem Unternehmen eine Pilotierung vorgenommen und die Vorteile liegen auf der Hand. Sicher durch Verschlüsselung und abgesicherte Zugänge. Kostenersparnisse weniger Aufwand im Posteingang, schnellere Sortierung und STeuerung der DeMails, Reduzierungen physischer Archive, automatische Verschlüsselung (heute nch massiver Aufwand und Affinität der Mitarbeiterverantwortung).

    Sie gehören wohl zu den Bürgern, die einfach nur Themen kritisieren und nicht kennen. Haben Sie bereits in den 80ern das Internet als unnötig erklärt und Mobilfunk als zu teuer und kompliziert und unbrauchbar tituliert? Zum Glück gibt es eine Mehrheit die sich von Ihrer skandalgeilheit nicht beirren lassen werden. Eine genial deutsche Einführung mit „Vorzeigekarakter“!

  • @mibu

    Geht’s noch?

    Mir einfach unterstellen das ich gegen alles bin? Kennst du mich wirklich oder bist du einer den jeden schon nach 3 Sekunden in eine Schublade steckt?

    Nein aber ehrlich wenn so was kommt und es noch nicht einmal ein sichere Verfahren gibt das die Person die sich anmeldet auch in Wirklichkeit diese Person ist, dann wird dies ein Tote Pferd.

    Da nützt mir die ganze andere Datenschutz und Sicherheit ein Sche… dreck. Wenn die Basics nicht passen dann….

    Zudem sollte um so eine Dienst auch wirklich voranzutreiben, es überhaupt keinen Zwang geben das irgendwann jeder so was haben muss.

    Wenn ich aber daran denke wie z.B die Finanzämter jetzt von jeden den elektrischen Weg verlangen, dann könnte ich denen mal in die Ei… treten.

    Ich bin überhaupt nicht technikfeindlich aber es muss auch mit richtige Konzepte gearbeitet werden.