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Das ging schnell: Spotify schließt Downloadify-Lücke innerhalb weniger Stunden

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Die Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Für den Chrome-Browser wurde eine Erweiterung entwickelt, mit deren Hilfe alle Songs heruntergeladen werden können. Doch Google und Spotify haben äußerst schnell reagiert und das Tool aus dem Store verbannt und die Lücke des Spotify-Players zumindest notdürftig geschlossen.

Kleines Browser-Plugin bedroht Spotify und Musikbranche

Die Chrome-Erweiterung mit dem hübschen Namen „Downloadify“ ermöglichte es Spotify-Usern jeden Song lokal herunterzuladen – 20 Millionen Songs im Katalog, gute Qualität, kein nerviges Rumärgern mit Filehostern, keine Befürchtungen, dass die IP-Adresse getrackt wird. Das kleine Tool schien den Streaming-Primus und die halbe Musikindustrie zu bedrohen, die sich erstmals seit mehreren Jahren über ein kleines Umsatzwachstum freut – ausdrücklich dank der Streaming-Dienste.

Doch Google und Spotify haben blitzschnell reagiert. Binnen weniger Stunden hat Google das Add-On vom Chrome Web Store entfernt, wieder ein paar Stunden später konnte Spotify vermelden, dass man die Sicherheitslücke geschlossen habe. Respekt für diese schnelle Reaktion.


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Downloadify könnte modifiziert wieder funktionieren

Die Freude könnte allerdings nur von kurzer Dauer sein, denn der Entwickler des kleinen Tools, Robien Aldenhoven, tönt, dass seine Software mit ein paar einfachen Modifikationen auch weiterhin Spotify-Songs auf der lokalen Festplatte speichern könnte. Nur eine Umstellung auf eine verschlüsselte Verbindung Spotifys würde einen Missbrauch wohl dauerhaft unterbinden und da genau liegt das Problem. Denn zum einen wird das Spotify so schnell nicht hinbekommen und zum anderen braucht man gar kein Download-Tool.

Im Prinzip reicht es, die über Spotify oder jeden anderen Dienst abgespielten Songs einfach mitzuschneiden. Das ist sicher etwas mühsam, da so die Meta-Daten fehlen, aber wer Zeit, Lust und Laune hat, kann das machen.

Rettet Streaming die Musikindustrie oder nicht?

Insofern wiederbelebt das kleine Tool eigentlich nur wieder die Debatte um illegale Downloads und die Sorge der Musikbranche, dass Streaming-Dienste eben doch nicht das Heilmittel der Industrie sind. So schwarz würde ich nicht sehen wollen, aber natürlich muss sichergestellt sein, dass legale Dienste nicht illegal genutzt werden. Das liegt zum einen in der Verantwortung von Spotify, die in diesem Fall vorbildlich reagiert haben – es stehen schließlich Ruf und Geld auf dem Spiel. Zum anderen liegt es auch in unseren Händen.

Klingt zwar etwas pathetisch, aber es sollte jedem klar sein, dass solche Tools gleich zwei Industrien bedrohen würden: Die Musikindustrie auf der einen Seite, die zwar nicht geliebt wird, aber in den letzten Jahren schon ziemlich Federn hat lassen müssen, und Streaming-Services auf der anderen Seite, die sich bislang kaum rentieren und auf jeden Cent angewiesen sind, um endlich eine schwarze Zahl zu schreiben.

Ist Streaming nicht das, was wir immer wollten?

Sicher, schwarze Schafe wird es immer geben und im Fall von Mitschneide-Tools ist es vermutlich unmöglich, diese ausfindig zu machen und zu Alternativen zu bewegen, aber im Prinzip ist Musik-Streaming das, was wir uns jahrelang gewünscht haben: Entweder werbefinanziert zumindest einige Stunden kostenlos Musik hören oder das volle Programm für 10 Euro im Monat. Dieses Modell – ein Gleichgewicht aus Nutzer- und Anbieterinteressen – zu torpedieren, wäre kontraproduktiv.

Bild: Spotify

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

10 Kommentare

  • Mir erschließt sich irgendwie die „Riesen“ Aufregung darum nicht so ganz.
    Ist es nicht eigentlich Egal ob man (bildlich gesprochen) ein Musikstück nun 100x per Stream also aus der Cloud hört oder von der „Festplatte“? Abgesehen von eventueller Verbreitung auf Tauschbörsen, was aber vermutlich schon wegen der Qualität der im Stream angebotenen Musikstücke weniger Attraktiv ist.
    Vermutlich hat „die halbe Musikindustrie“ aber immer noch nicht ganz Verstanden was so eine „Flatrate“ wirklich bedeutet, eben sowenig wie die Telekom.
    Also die ständige Verfügbarkeit von den 20 Millionen Songs ohne sie wirklich zu Kaufen 😉

  • Ich nehme an der Unterschied liegt darin, dass Spotify die Lizenzgebühren für die abgespielten Songs pro Stream zahlen muss. Wenn die Tracks jetzt direkt gesaugt werden, brauch jeder den Stream im Prinzip nur einmal starten, Spotify also auch nur einmal an die Gema zahlen

  • Natürlich gibt es Verluste dadurch, nur der „Bohai“ um die Sache als ob Morgen die Welt untergeht….
    Dabei gibt es wohl kein Song den man nicht innerhalb von 10 min irgendwo illegal oder ebenfalls aus grauer Quelle wie bei Youtube Downloaden kann.

  • Die Streaming Anbieter existieren doch sowieso nur wegen der dämlichen Gesetzeslage bei Musik und nicht. Genau weiß ichs nicht mehr aber ich glaube, durch das nur Streaming sind sie nicht als Verkaufsplattform sondern eher als eine Art Radio zu sehen.

    Aus technischer Sicht wäre es viel praktischer, die Musik herunterzuladen aber genau das würde die Rechtslage ändern.

  • Ich verstehe den Sinn einfach nicht. Es ist doch völlig egal, ob ich die Songs nun höre oder herunterlade. Aber es sind hier auch sicher wieder die großen Major-Plattenlabel die hier den Ton angeben und Druck auf Spotify ausüben.

    • ?? Wenn du den Song nicht bei Spotify hörst, hörst du auch keine Werbung (oder zahlst nichts), also verdient Spotify nichts dran. Und da der Song nicht gestreamt wird, bekommt das Label keine Lizenzgebühren von Spotify. Eigentlich ein ganz einfaches Prinzip.

  • und was ist dann mit Legalen Aufnehmen bei hunderten Online Radio welche zb. 24/7 Hits oder Alben senden oder dem Song Rippen bei YouTube, Vimo, Dailymotion und anderen mit zig Tools.
    Zudem niemand nachfragt aus welcher Quelle Songs für eigenes Streaming von Google Music, Apple iCloud , Amazon ect. , ja dort quasi Songs rein „gewaschen“ werden und sogar noch qualitativ Aufgewertet.
    Ich glaube hier wird immer nur das Gesehen was man auch Sehen will und Gefeiert das reines „Filesscharing“ zurückgeht, dabei Verlagert es sich nur auf andere Methoden, welche noch schwerer einzudämmen sind.

  • Zur Frage, was den Unterschied zwischen Streaming und Download ausmacht

    Aus Usersicht:

    1) Gedownloadete Songs kann ich immer hören, auch ohne oder mit schlechter Internetverbindung. Gerade mobil oder in überlasteten Wifis kommt es beim Streaming immer wieder zu Aussetzern.

    2) Gedownloadete Songs kann ich dauerhaft hören – wer sagt mir denn, dass es spotify in 2 Jahren noch gibt? Wenn ich mir da jetzt mühsam mittels Playlisten eine „musiksammlung“ anlege, und auf einmal sind die weg vom Fenster ist meine ganze Musik auch futsch. Oder es gibt takedowns (passiert ca 100 mal pro Tag in DE) – also Songs verschwinden einfach aus Rechtegründen. Super nervig sowas.

    3) Gedownloadete Songs kann ich im player meiner Wahl anhören. Ich find die GUI bei spotify jetzt nich so knorke wenn ich ehrlich bin…

    All das in Summe, vor Allem Punkt 2 sorgen dafür, dass ich nicht voll auf Streaming umsteigen will. Ich nutze STF eher als Ergänzung, oder wenn ich mal was schnell hören will. Und ich finds auch vollkommen in Ordnung für nen download zu zahlen, und dann die Freiheit zu haben mit der Datei machen zu können was ich will.

    Aus Anbietersicht (Labels)

    1) Bei Streaming muss für jeden Stream gezahlt werden, also bei jedem Playvorgang, von daher ist der einzelne Stream auch sehr viel günstiger als ein download.

    2) Weil die Dateien nicht illegal weitergegeben werden können (sollten) kann die M Industrie das Bizmodell wieder besser kontrollieren und die Streamingpreise anpassen, eben weil wirklich jeder Playvorgang gezählt wird und so auch abgerechent werden kann. Sobald man den Song von spotify downloaded, und dann 100 mal in Itnues zb wiedergibt, würde niemand merjh dran verdienen.

    3) Paid Downloads machen inzwischen einen guten Teil der Einnahmen der Lables aus, das alles zu riskieren, weil man über Streamingdeinste kostenlos downloaden kann, wäre ja nun echt dumm.

    Fazit: Ich find die beiden Modelle wie sie heute existieren toll so nebeneinander. Ich würd mir trotzdem nur wünschen, dass die downloadpreise runtergehen. Es gibt absolut keinen Grund dafür 99 cent pro song zu verlangen, wenn der Künstler davon gerade mal 10 bekommt. Der Merhwertt den die Labels hier bieten, ist nicht diese Differenz wert (nach Abzug MWST) – MKT wird nur bei potentiellen Hitwonders betrieben – für 90% der Künstler bedeutet Vertrieb einfach nur „Aufnahme in den Katalog“
    Meinsch Vorschlag: Downloadpreise auf 49 cent senken, Album preise auf 4,99, dann würde es sogut wie keine illegalen downloads mehr geben. bei der Gelegenheit auch gleich nen neues Lable gründen, dass genau dieses Modell fährt. Schlank und rank, viel Automatisierung, wenig schischi und auch kein teures Büro direkt an der Warschauer Brücke. Dann kann 50% des Gledes direkt an die Artists fleissen.

    • …fast richtig. Die Musik-Labels zahlen nämlich auch die Produktion eines Songs und die ist teuer. Außerdem spielen 8/10 Künstlern ihren Vorschuss nicht ein, d.h. die Gewinne der restlichen 2 Künstler müssen die Verluste der anderen mit auffangen. Ohne dieses Modell würden Labels nicht mehr in Talente investieren und ihr Risiko reduzieren. Der Durchbruch eines einzelnen Künstlers in großen Märkten kostet übrigens 1,4 Mio. Dollar. Und deswegen wollen in Deutschland 80% aller Künstler nach wie vor einen Label-Vertrag.

      Weitere Zahlen hier: http://www.ifpi.org/content/section_news/investing_in_music.html