Wirtschaft

Aktuelle Bundestags-ePetition fordert Verbot von Mobilfunkverträgen mit 24 Monaten Laufzeit – besteht hier wirklich Handlungsbedarf?

geschrieben von Michael Müller

Wer einen Mobilfunkvertrag abschließt, der bindet sich in der Regel zwei Jahre an den Anbieter. Ein Unding, findet der Initiator der recht aktuellen Bundestags-Petition 44269 und fordert eine gesetzliche Deckelung auf maximal 12 Monate mit anschließender automatischer Verlängerung um jeweils höchstens 6 Monate. Klingt für mich im ersten Moment stimmig, dann erwacht die Ablehnung. Grund genug, die Petition offen zu diskutieren.

epetition_mobilfunk

„Zu lange Vertragslaufzeiten“

Ehrlich gesagt: Ich bin ja kein Freund von ausgeprägter staatlicher Steuerungs- und Gesetzeswut. Ich halte es gerne liberal, wenn es um politische und wirtschaftliche Fragestellungen geht. Glaube an das selbstregulierende Zusammenspiel von Märkten und Menschen. Jedenfalls im theoretischen, durch das Studium geprägte Ideal. Der Realist in mir weiß, dass dieses Konstrukt ohne eine gewisse Lenkung durch den Staat nicht funktioniert. In diesen Zwiespalt stößt auch die Laufzeit-Petition. Diese fordert:

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die Vertragslaufzeiten von Mobilfunkverträgen auf maximal 12 Monate beschränkt werden und bei automatischen Vertragsverlängerungen kann die Laufzeit maximal um weitere 6 Monate verlängert werden.

Klingt kundenfreundlich. Find ich gut. Weiter heißt es:


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Um den ständigen Veränderungen (neue Technologien und Angebotsanforderungen) gerecht zu werden und dem Kunden eine bessere Flexibilität bei Mobilfunktarifen zu gewährleisten, soll die maximale Laufzeit eines Mobilfunkvertrags auf maximal 12 Monate beschränkt werden. Vertragsverlängerungen soll die Laufzeit 6 Monate nicht übersteigen.

Ständige Veränderungen? Die erfordern aber doch auch Investitionen beim Mobilfunkanbieter, die durch kürzere Laufzeiten zunehmend schlechter planbar und volatil werden? Erste Fragezeichen. Was ist mit der günstigen Handy- oder Smartphone-Beigabe, die sich durch die kürzere Vertragslaufzeit verteuert oder gar ganz wegfällt? Die Lösung des Hauptpetenten:

Bei Verträgen mit Mobilfunkgeräten, soll der Handypreis künftig vom Tarifpreis abgekoppelt werden. So könnte ein Kunde sein Handy zwar über 24 Monate finanzieren, bleibt in der Tarifwahl aber flexibler.

Der Initiator der Petition fordert also ein Zwischending aus Handyfinanzierung und größtmöglicher tariflicher Flexibilität, betrachtet die Hardware getrennt vom Tarif. Aber geht das so einfach?

Deckelung auf 12 Monate der richtige Weg?

Die Petition setzt den Fokus klar auf den Kunden. Eine kürzere Vertragslaufzeit ist ohne Frage kundenfreundlich, schenkt Flexibilität – aber hat eben auch negative Auswirkungen.

Der Mobilfunkmarkt ist ein freier Markt. Zwar werden die Preise durch ein Oligopol bestimmt, doch haben wir hierzulande das Glück, dass jeder der (noch) vier Mobilfunkanbieter eine eigene Strategie fährt, die sich stark von der Konkurrenz abhebt. Dadurch hat der Kunde die Wahl aus zig Angeboten, aus denen er in aller Ruhe das Passende sondieren kann. Er hat dabei die Wahl zwischen Prepaid oder Postpaid, nach Nutzung variierenden Rechnungen oder vertraglicher Bindung.

Die Leistungen liefern dabei die Mobilfunker. Diese stehen extremen Investitionen gegenüber, um die Netze für die Masse an Nutzern und Diensten intakt zu halten und fit für die Zukunft zu machen. Denn gerade im Mobilfunk steigen die Anforderungen an das Netz, ob nun in Ballungszentren oder auf dem Land, befeuert durch Urbanisierung und steigenden Datenhunger. Solcherlei Millioneninvestitionen kosten Geld. Deshalb ist es wichtig, den Unternehmen bei vertraglichen Rahmenbedingungen mit den Kunden eine gewisse Planungssicherheit zu erlauben.

Der Kunde hat bereits die Wahl

Und: Am Ende ist es doch der Kunde, der selbst entscheidet, wie lange er einem Anbieter die Treue hält. Zu einem Vertrag gehören schließlich immer zwei. Will ich mich zwei Jahre binden und möchte mehrere hundert Euro teure Hardware quasi geschenkt dazu? Oder verzichte ich auf Hardware, binde mich aber trotzdem, da dann umfangreichere Leistungen und/oder ein günstigerer Monatspreis herauskommen. Oder ist etwa eine freie Prepaid-Karte mit günstigen Taktungen und Einheitspreisen für mich ideal? Was auch immer am Ende steht: Der aktuelle Markt hat für jeden etwas zu bieten. Und damit eben auch Verträge, die zwei Jahre gelten.

Zum Problem wird eine Laufzeit von 24 Monaten nur dann, wenn ein Netzbetreiber nicht das liefert, was er versprochen hat – sprich, der Kunde, warum auch immer, unzufrieden ist und gerne wechseln würde. Gerade dieses Argument taucht in der Petition aber nicht auf. Stattdessen ist allgemein von Flexibilität die Rede. Was denkt ihr? Ich freue mich auf eine lebendige Diskussion und bin gespannt auf das Ergebnis der Umfrage.


Über den Autor

Michael Müller

Michael tritt seit 2012 in über 140 Beiträgen den Beweis an, trotz seines Allerweltnamens real existent zu sein. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums arbeitete er einige Jahre als PR-Berater, bevor er 2016 als Tech-Kommunikator bei einem deutschen Spezialglas-Hersteller einstieg.

12 Kommentare

  • Selbst mit kürzeren Vertragslaufzeiten würde sich für die Provider nicht viel ändern. Die meisten Kunden sind ziemlich wechselfaul.

    Nur wenn sie massiv gegängelt werden oder es ständig Probleme gibt überwinden sie ihre Trägheit und schauen sich nach anderen Angeboten um.

    Das was am meisten nervt sind diese „Wir hätten da einen tollen neuen Tarif der 3x so teuer ist wie ihr aktueller Tarif“ Anrufe.
    Würde den Providern die Möglichkeit genommen ihre Kunden 2 Jahre an sich zu ketten, dann würden solche Gängelungen hoffentlich aufhören.

  • Ich denke auch, dass die Wechselfäulnis am Ende immer siegen wird – jedoch halte ich es für gut und richtig wenn nur noch 12 Monats Verträge abschlossen werden kann, damit – und ich schliesse mich meinem Vorredner an- nicht gegängelt werden kann…

  • Was für ein Mumpitz – in diesem Land herrscht grundsätzlich Vertragsfreiheit. Wenn sich für einen Anbieter 12 Monate rechnen würden, dann würde er sie anbieten.

  • Naja bei 199 Unterzeichner seit 17. Juli interessiert das schreckliche Problem anscheinend recht wenige Leute. Wir sind in einem freien Land jeder kann alles was ihm beliebt als Petition einreichen 😀

    Ich habe eher den Eindruck, dass die Verträge flexibler geworden sind, nur wenige gehen über diese 2 Jahre, viele kann man monatlich kündigen usw.

    Und 2 Jahresverträge sind Gold wert, das müsst ihr als Nokia Fans wissen.
    Gerade bei Nokia bekommt man immer mal für 250€ (Vertragskosten + Zuzahlung) die aktuellen Modelle. Vor kurzem war es Lumia 920 für 240€.

    Ich finde diese Diskrepanz unglaublich faszinierend- auf einer Seite hat man so viele Rechte, es gibt so viele Regelungen die Offenheit usw. gegenüber dem Verbraucher durchsetzen.

    Aber- die Geheimdiente dürfen einfach mal so die intimsten Daten lesen, ohne jegliche Kontrolle oder Einschränkung.

  • Wer wirklich flexibel sein will der kauft sich sein Smartphone und wählt dazu eine entsprechende Pre Paid Tarif.

    Diese gibt es mit alle mögliche Bausteine, die auch noch den Vorteil haben das man diese auch schnell wieder abwählen kann.

    Es stimmt zwar das es kaum Anbieter gibt die eine 12 Monate lange Vertragslaufzeit haben, aber keiner ist gezwungen 24 Monate sich zu binden.

    Einerseits wollen viele eine vergünstige Smartphone mit mehrere hundert Euro Nachlass, aber dann meckern diese wenn sie 24 Monate gebunden sind, oder gegenüber ein Kunde der sein Hardware selber kauft, nicht so günstig davon kommen.

    Für die große Mehrheit der Vertragskunden spielt es keine Rolle wenn diese sich für 24 Monate binden. Zudem wer mit sein Anbieter glücklich ist, wird wohl wahrscheinlich wieder diesen nehmen.

  • Hab ich schon lange.
    Handy selbst kaufen und prepaid Karte rein.
    Congstar oder Fyve – beste Netze und fast nix zahlen für die datenflat. Ich Lach mich immer Tod wenn mir einer was von seinem billigen 30€ Vertrag erzählt
    Rechnet man nen Vertrag dagegen ist es sogar beim iPhone billiger und Handy oder SIM wechseln geht jederzeit.
    Wo ist das Problem?
    Zuhause / im büro noch die Fritzbox app genutzt dann telefoniert sich’s im WLAN kostenlos.

  • Haben wir wirklich keine anderen Sorgen?
    Na dann machen wir uns ein Problem, wo keines ist!

    Wer sich wirklich ein Handy/Smartphone finanzieren lassen möchte, kann das doch schon lange über O2 losgelöst von einem Vertrag machen.
    Dann ist man auch absolut frei von irgendwelchen Laufzeitverträgen und kann sich den passenden Tarif bei einem Anbieter seiner Wahl aussuchen.

    Ich persönlich habe mir mein Smartphone separat gekauft und nutze eine Prepaid Karte.

    Außerdem hat mein Vorredner absolut recht! Wenn man mal einen 24-monats-Vertrag durchrechnet, kommt man doch fast immer zu dem Schluss, dass man am Ende viel mehr bezahlt, als das Smartphone wert ist.

    Wenn die Leute zu faul oder dumm sind, sich mal 2 Minuten hinzusetzen und sich darüber Gedanken zu machen, ist das sicherlich kein Grund deswegen ein (wie ich finde) unsinniges Gesetz zu machen. Der Markt regelt das schon selbst.
    Wenn einfach genug Menschen die aktuellen 24 Monatsverträge nicht mehr abschließen, werden die Anbieter schon von ganz allein Alternativen anbieten.

  • Warum muss man alles regulieren? Warum sollte man den Mobilfunkunternehmen vorschreiben, welche Verträge sie anbieten dürfen? Allein der Verbraucher entscheidet hier, welches Vertragsverhältnis er eingeht.

    Und wenn ich keinen 24-Monats-Vertrag möchte, dann unterschreibe ich halt keinen.

    Hier wird ein Problem gemacht, wo meiner Meinung nach keines ist. Gibt ja auch genug Prepaid-Anbieter, bzw. Verträge mit kürzerer Laufzeit (dann aber meist ohne Handy, aber die Subventionen sind eh nich mehr so..)

    Wie gesagt, jeder selbst verantwortlich für sein Handeln, und wenn jemand die Kündigungsfrist verpasst, dann ist er halt noch ein Jahr an den Anbieter gebunden. Das hat jeder selbst in der Hand – und soll, verdammt nochmal, so bleiben!

  • @Henric
    „….in diesem Land herrscht grundsätzlich Vertragsfreiheit….“

    Das Stimmt, nur sollte eine Vertragsfreiheit nicht nur für Anbieter sondern auch für Kunden bestehen , wenn also Anbieter lediglich 24 Monatsverträge ohne Alternativen anbieten ist dies keine „Vertragsfreiheit“.
    Daher alle Verträge lediglich mit einer 4 Wöchigen gesetzlichen Kündigungsfrist Ausstatten und den Rest über den Preis Regeln lassen.
    Wer also ohne Vertragslaufzeit Abschließt bezahlt dann halt mehr als derjenige mit 12-24 Mon Vertragslaufzeit …..

  • Derselben Meinung bin ich auch. 24 Monatsverträge sollten der Vergangenheit angehören. Das ist Steinzeit.

    Vielleicht sollte man solche Jahresverträge auch grundsätzlich ad acta legen. Schließlich würde es den Wettbewerb fördern, wenn jemand asap den Anbieter wechseln kann, ohne im schlimmsten Fall zwei Jahre warten zu müssen. Gerade Anbietern wie Vodafone und Telekom würde das gut tun.

    Die Petition sollte daher anders lauten und vor allem auf die Wettbewerbsförderung zielen. Dasselbe bei anderen Telekommunikationsdiensten. Internet etc. Die EU will doch schon die Auslandskosten senken. Viel wichtiger wären meiner Ansicht nach aber diese Jahresverträge, die nicht mehr in diese Zeit passen.

  • Das Problem ist, dass wenn man einen 24 Monate Vertrag hat, der Anbiter/Provider und Co. interessiert sich überhaupt nicht, ob du Probleme hast oder ob du zufrieden bist.
    Sie wissen schon, dass du 24 Monate gebunden bist und sie nutzen das aus.
    Auf der anderen Seite, wenn du „neue Kunde“ bist oder wenn dein Vertrag bald abläuft, fangen sie an zu schleimen und „Angebote“ zu bieten.