Technologie

1GB pro Sekunde: Die neue Breitbandstrategie der USA lässt Deutschland alt aussehen

geschrieben von Felix

US-Präsident Obama hat gerade seine neuen Pläne für ein schnelleres Internet in den USA bekannt gegeben. Wie hierzulande auch, gibt es bei der Netzgeschwindigkeit in den USA große regionale Unterschiede. Grundsätzlich ist die Versorgung auf dem Land schlechter als in den großen Städten. Um einen zügigen Ausbau zu erreichen, will Obama einerseits Gelder zur Verfügung stellen, andererseits die Gesetze entsprechend anpassen. Als Zielmarke stehen Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von 1 GB/s. Ist das maßlos oder ist die Zielmarke von 50-100 Mbit/s in Deutschland einfach lächerlich?

Schneller Ausbau nötig

Für US-Präsident Obama ist ein schnelles Internet alternativlos. Nach seinen Worten sind Breitbandanschlüsse heutzutage kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Sie sind zwar auch zum HD-Streaming und zum Online-Gaming nötig, ihre Bedeutung ist aber weit größer als das. Nur mit modernen Anschlüssen können die USA ein international wettbewerbsfähiger Innovator bleiben, so Obama.

Aktuell stehen die USA jedoch noch vor Problemen, um das Ziel auch zu erreichen. Obenauf stehen da die regionalen Unterschiede bei der Geschwindigkeit. Wie auch in Deutschland, kann man in den USA in Sachen Hochgeschwindigkeitsnetz eher von Flickenteppich als von umfassender Abdeckung sprechen. Dazu trägt aktuell auch die Gesetzeslage bei, denn die verbietet zahlreichen Bundesstaaten, dass Städte und Gemeinden selbst für den Ausbau ihrer Verbindungen sorgen.


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Als allererste Maßnahme geht deshalb von der Regierung ein Brief an die Federal Communications Commission (FCC), mit der Aufforderung, sich zu überlegen, wie man die Strategie am besten umsetzt.

Konkrete Maßnahmen geplant

In einem Fact Sheet zeigt die Regierung, was genau sie alles vorhat. Erster Schritt zum neuen Breitband ist also die Stärkung des Wettbewerbs, bzw. der Abbau von Gesetzen, die den Ausbau hindern. Städte und Gemeinden können dann bei Bedarf selbst den Ausbau vorantreiben, müssen also nicht mehr warten, bis sich Firmen dazu entschließen.

Neben technischem Know-How sollen die Städte und Gemeinden aber auch finanziell unterstützt werden. Dazu sollen es künftig möglich sein, spezielle Kredite über das Landwirtschaftsministerium anzufragen. Ohnehin sind bereits 4,7 Milliarden US-Dollar investiert worden. Das daraus gewonnen Know-How soll nun in der Inititiative „Broadband USA“ besser gebündelt werden. Federführend ist dabei das Handelsministerium.

Unter dem Dach der „Next Century Cities“ sollen sich Städte zudem in einer Koalition zusammenschließen können, der auch Universitäten angehören. Das Ziel: Synergieeffekte aus den Kooperationen generieren.

Deutschland ist zu langsam!

Prestigeträchtig hat Obama seine neue Strategie gerade in Cedar Falls, Iowa, vorgestellt. Dort ist das 1GB-Breitbandnetz nämlich jetzt schon Realität.

Auch die Bundesregierung plant gerade, Deutschland für die Netzzukunft fit zu machen. Die Pläne, das muss man spätestens im Vergleich zu den USA-Ambitionen feststellen, sind hierzulande aber wirklich Mau. Stolz verkündete Verkehrsminister Alexander Dobrindt Ende vergangenen Jahres noch, dass bis 2018 bundesweit 50 Mbit erreicht werden sollen (vor allem auf dem Land). Viel ist das nicht.

Treffend fasst es dementsprechend ein Artikel auf „Bild“ zusammen: während in den USA Präsident Obama das Problem zur Chefsache erklärt, ist in Deutschland der Verkehrsminister für die Breitbandstrategie zuständig. Wo ist da der Fehler?

Es gibt trotzdem gute Nachrichten: Denn immerhin spielt nun der bis dato große Verhinderer mit – die deutsche Telekom. Mit VDSL-Anschlüssen sollen bald großflächig 100 Mbit, möglicherweise sogar bis zu 500 Mbit zur Verfügung stehen.

Und wer jetzt gleich wieder schimpft, dass man solche Anschlüsse ohnehin nur zum illegalen Downloaden braucht, der unterschätzt das Internet von morgen gewaltig.

Bild: Wikipedia

Über den Autor

Felix

Internetabhängiger der ersten Generation, begeistert sich für Netzpolitik, Medien, Wirtschaft und für alles, was er sonst so findet. Außerdem ist er ein notorisches Spielkind und hält seine Freunde in der „echten Welt“ für unverzichtbar.

11 Kommentare

  • Ob 100Mbit steinzeit, oder 1Gbit maßlos sind, entscheidet imho die Unterhaltungsindustrie. Für 4K reichen 100Mbit locker, aber wenn die Auflösung und somit die Datenraten höher und höher werden, egal wie unsinnig sie sein mögen (menschl. Auflösungsvermögen)…

    Klar, jetzt kommen einige und wollen ihr 60GB-Spiel nach dem Kauf instant auf der Platte haben, dann wäre 1GB wohl an der Grenze des „zumutbaren“. Aber sonst fallen mir keine Anwendungen im Privatbereich ein, bei denen man diese Geschwindigkeit brauchen würde. Surfen, Kommunikation, Musik, Bilder – das wird künftig nicht wesentlich größer, oder?!

  • @Bob Deine Ansicht ist nachvollziehbar, dennoch nicht zuende gedacht. Warum nutzen wir das Internet nur so spärlich oder kommen gar auf die Idee datenhungrigere Lösungen zu schaffen, weil es Dank der hier durchschnittlichen Übertrahungsraten einfach keine Abnehmer findet.
    Einfaches Beispiel ist die mit dem Handy gemachte Foto-Videosammlung. Wo liegen die Dateien? Zu Hause auf dem Rechner oder halt im Ausland bei Google, Facebook, etc… Warum, weil es einfach nicht „leicht“ möglich ist hierzulande Lösungen dafür zu finde. Meine Accounts beim freundlichen Hoster bieten mir über einen TB Speicher an. Jetzt möchte ich aber auch dort nur ungerne meine Bilder unverschlüsselt parken und entscheide mich für ein verschlüsseltes virtuelles Laufwerk. (VHDX oder ähnliches.) Dieses Image hat dann sagen wir 50GB. Wenn ich das nun irgendwo sicher parken möchte, dann ist es unzumutbar 6 Wochen Uploadzeiten inkaufzunehmen. Geschweigedenn ein vollständiges Sytembackup. Wenn Du jetzt sagst, das ist technisch aber viel zu kompliziert für den Leien, dann gebe ich Dir recht. Das ist aber nur desshalb noch kompliziert, weil sich kein Entwickler einer einfachen Lösung annehmen wird, solange er keine Chance auf Nutzung eines solchen Backupsystems sieht. Das einfach nur mal als simples Beispiel. Da ich selber in der IT tätig bin und es wirklich auch jetzt schon gute Möglichkeiten zum Vernetzung und kommunikation von Server/Computern untereinander gibt sehne ich mich mit meinem kleinen 2-Mannbetrieb nach bezahlbarem Hochgeschwindigkeits-Netz, denn alles was ich SEHR teuer kaufen muss, müsste ich im Endeffekt dann meinen Kunden in Rechnung stellen… Das ist nicht sehr zuträglich für die konkurrenzfähigkeit in der globalisierten Welt. Auch wenn man es sich 1992 noch nicht erträumen konnte was das Internet 2015 zu leisten vermag oder überhaupt geworden ist: Können wir uns denn vorstellen wie das Internet und unsere Technisierung 2030 aussieht? Warum also nicht mal ein kleines Polster schaffen und hoffen, dass der avisierte Ausbau mal länger als 5 Jahre vorhält.
    Wenn die Leitung erstmal liegt, dann wird es sicher auch neue Ideen geben. Filme in 360 Grad gefilmt in denen man sich mit Datenbrille frei umschauen kann… Was weiss ich… Wenn ein Land so massiv voreilt, dann werden die nachziehenden Länder mit der Zeit eine gewaltige Benachteiligung empfinden. Irgendwie a la „Neuland“.

  • Mein „kleiner“ 50MBit-Anschluss bietet schon 10Mbit Upload. Selbst damit sollte es zumutbar sein, einen einmaligen Komplettupload über Nacht laufen zu lassen. Alles andere ist inkrementell und mit den Raten kein Problem. Davon abgesehen, ich nutze auch verschlüsselt keinen Onlinespeicher, nach allem was bekannt wurde.

    Natürlich wird es in der Zukunft Heimanwendungen geben, für die 100MBit nicht mehr ausreichen. Klar, wo heute sowieso aufgerüstet wird, sollte man die neuste und schnellste Technik verwenden. Aber jetzt bestehende 50 oder 100Mbit Anschlüsse aufzurüsten, halte ich für unnötig.

  • Das Problem des zu langsamen Internets ist ja weniger bei Privatanwendern, aber vor allem bei Firmen. Firmen brauchen teilweise 100 Mbit/s oder gar 1 Gbit/s wenn große Webserver betrieben werden.

    Doch im Augenblick sind Industriezonen auf dem Land damit of im Klaren aus für diese Firmen, da diese Bandbreiten nicht zur Verfügung gestellt werden.

  • Was bringt das? Die USA sind nicht einmal in der Lage eine Hochgeschwindigkeitszuglinie zu bauen. Internet und DSL koennen echte Industrien nicht ersetzen.

  • @Tobias: moderne Produktionsstätten, optimierte Transportwege, Working CApital Optimierungen, und und und. Und irgendwann.. ganz weit hinten.. auch eventuell schnelleres Internet

  • Das das schnelle Internet weit hinten für Industriebetriebe steht könnte bezweifelt werden. Natürlich wird dieses Industrie 4.0 Ding ein bißchen dramatisiert aber, das zukünftig die Geschwindigkeit der Internetleitungen gleichbedeutend wie Autobahnen sind dürfte nicht wirklich angezweifelt werden.