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Blog-Verlinkung 2004 vs 2007

schauen wir uns doch mal die deutschen Blogcharts anno November 2004 an und vergleichen die 25 meistverlinkten Blogs mit den Top 25 von heute. Also 26 Monate später. Ausgewertet habe ich dabei die Anzahl der Links auf Basis unterschiedlicher Blog-URLs, nicht die also Anzahl der Links per se, da ein Blog 10x auf ein anderes Blog verlinken kann (=10 Links von 1 Blog). Das ist auch der Grund, warum Technorati nicht nach Anzahl Links sortiert, sondern nach Anzahl Links von unterschiedlichen Blogs. Quelle 2004 ist meine damals händisch erstellte „Blogparade (5)“ und die heute allseits bekannten Deutschen Bloghcharts. Hätte gerne meine erste Blogcharts vom 25.03.2004 genommen, doch diese ist mit dem Löschen des MEX Blogs beinahe auf immer im Datennirvana verschwunden. Ja, ein Blick ins Webarchiv bringt die erste Blogparade wieder zum Vorschein.

Was kommt dabei heraus? Dass die Verlinkungsdichte immens zugenommen hat.
Blau = 01/2007, Rot = 11/2004
Blogcharts Vergleich
Das damalige No.1 Blog wies 427 Links von verschiedenen Blogs auf (Moes PlasticThinking). Das Blog No. 25 hatte 148 Links.

Das heutige No. 1 Blog ist das Bildblog, das auf 2.239 Links kommt und das Blog No. 25 hat 404 Links. Und ist damit fast genauso gut verlinkt wie das damalige No. 1 Blog.


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Was kann man daraus ableiten? Das Wachstum der deutschsprachigen Blogosphäre? Um den Faktor 3.5, wenn man die Summe der Links der 25 TopBlogs zusammenzählt: 2004 rund 5.500 und heute sinds bereits über 18.000. Das ist durchaus mit der Entwicklung der US-Blogs anno 2002-2004 vergleichbar. Ich habe leider den Link nicht parat, der auf eine Chart verweist, wie es 2002 in der USA aussah. Aber 2002 waren in den USA die Linkzahlen ungefähr genauso „mickrig“ wie in der deutschsprachigen Blogoshäre 2004, ganz im Gegensatz zu heute. Will damit sagen, dass wir gar nicht so weit hinterherhinken, wie man immer so gerne behauptet. Das ist Schmarrn. Der Blogzeiger zeigt auch in D steil nach oben liebe Zweifler. Von wegen, die Deutschen wollen nicht diskutieren oder was auch immer für Argumente herangezogen werden.

Was man auch beobachten kann, ist die zunehmende Linkkonzentration auf einige wenige Top-Blogs, wenn man die Linkdichte zugrundelegt. Die ersten drei Blogs vereinen nahezu genauso viele Links auf sich wie die 25 Top-Blogs anno 2004. Anders gesagt: die ersten drei Blogs vereinen heute 29% aller Links auf sich (Basis 25 Top-Blogs), während die damaligen Top 3 „nur“ auf 20% aller Links kommen. Das sieht man auch oben in der Grafik recht gut: Der Abstand zwischen 3 und 4 (blaue Balken) ist sehr groß geworden und man kann einen weiteren Sprung zw. Position 4 zu 5 und 10 zu 11 sehen.

Habe dazu für jeweils 2004 und 2007 die Abstände der einzelnen Positionen in Prozent als Chart aufgestellt. So zB hat das Bildblog 34% mehr Links als Spreebklick, Spreeblick 13% mehr als BasicThinking etcpp. = 1. Pos 34% / 2007, 2. Pos. 13% / 2007 usf

Blau = 2007, Rot: 2004
Blogcharts Linkverteilung
man sieht sehr schön, dass die Linkverteilung 2007 nicht mehr relativ gleichmäßg ausfällt, sondern zwischendurch immer wieder starke Sprünge zu verzeichnen sind.

Update: Blogs sind Oligopole oder Polypole?
Wie man in den Kommentaren sieht, zieht man imho die falschen Schlüsse. Dass wenige Blogs „die Macht“ auf sich konzentrieren. Das Kennzeichen von Macht ist eine Ballung von Aufmerksamkeit und Eyeballs im Netz/Print/TV. So die BILD, Spiegel, RTL, ARD/ZDF. Die Medienlandschaft ist im Grunde ein Oligopol, wo nur wenige echte Marktmacht besitzen, da wenge Medienkonzerne hinter diesen Marken die Fäden in der Hand halten. Kennzeichen: immens hohe Marktanteile gegenüber den Konkurrenten. Nehmen wir das Bildblog als Vertreter des „Blog-Marktes“ im Gegensatz zu den Medienmärkten: mit seinen 2.239 Links käme es nicht einmal auf 1% Marktanteil (Anzahl Links/Anzahl Blogs in D), wenn man Links als Kennzeichen von Einfluss verstehen möchte (womit ich immer noch stärkste Bauchschmerzen haben). Eine BILD würde sich in die Hosen pissen vor Lachen, wenn ich mit meinem Marktanteil von nicht einmal 0.1% ankäme und Ansprüche stellen würde. Die Bloglandschaft ist polypolistisch aufgestellt. Weltweit, so weit ich weiß. Kein Blog vereint in seinem Land über 10% aller Bloglinks, um langsam von einer Blog-Dominanz sprechen zu können. Wäre mir nicht bekannt (Togo?). Also lasst Euch nicht von Zahlen soweit blenden, dass man ableitet, wenige haben viele, viele haben nix. Das ist kein Abbild der deutschen Vermögensverteilung. Die obige Blog-Linkanalyse bezieht lediglich auf 25 Blogs von sagen wir mal 500.000 Blogs im deutschsprachigen Raum. Es dient leidglich dazu, um einen Vergleich mit den USA zu ziehen und die These aufzustellen, dass es mit den Blogs auch in D steil nach oben geht.

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Quelldaten:
anbei die Exceldatei, um selbst damit spielen zu können: Blog-Charts Vergleich (Excel 97/2000) und als PDF: blogcharts04vs07.pdf

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

21 Kommentare

  • @Simon Was vielleicht auch daran liegt, dass der Longtail heute um ein Vielfaches größer sein dürfte. Und von da wird eben in der Regel ab und an auf die Topblogs verlinkt. Was sich bei Denen wiederrum summiert.

  • Was man daraus ableiten kann? Das jeder Depp meint er MUSS das BildBlog verlinken weil 2.238 andere es auch getan haben.

    Merkwürdig finde ich, dass die ersten drei Blogs (also BildBlog, du und Spreeblick) einen deutlichen Vorsprung vor den anderen Blogs haben. Eine zweite Stufe ist dann noch einmal so um Platz 11-13 sichtbar. Danach fällt die Kurve wesentlich flacher ab. Das bestätigt einen 80/20-Trend bei den Verlinkungen. 80% der Blogger verlinken die Top-20 Der Blogcharts.

    Ich würde in diesen Fall niemals von einer Vernetzung reden. Es ist eher ein Knoten. Alle Fäden laufen bei einer Hand voll Blogs zusammen. Und das ist irgendwie nicht das, was seit langem von vielen Propagiert wird: Die angeblich so starke Vernetzung von Blogs.
    Nachrichten breiten sich in der Blogsphäre also nicht in alle Richtungen aus, sondern von einigen wenigen Knotenpunkten.
    Das bedeutet für die Blogsphäre das sie sich gar nicht so stark von den etablierten Medien unterscheidet. Bei den etablierten Medien machen ein paar Zeitungen die Meldungen und alle reden darüber. In der Blogsphäre machen ein paar wenige die Themen und alle bloggen darüber. Der Unterschied zwischen etablierten Medien und Blogsphäre ist halt der, dass man es besser „messen“ kann was gelesen wird und was nicht.

    So gesehen hat sich in Deutschland nicht viel getan. Es bleibt bei der zentralen Informationsstruktur. Und damit auch bei den Gefahren die von solch einer Struktur ausgehen. Von wegen Blogger fragen nach und recherchieren selber. Blogger glauben und schreiben ab würde eher/besser passen.

    PS:
    Während ich meinen Kommentar geschrieben habe, hat Robert noch etwas editiert.

  • @Ralf, würde nicht sagen, dass zB BoingBoing oder Engadget in der Blogosphere die große Rolle spielen, wenn man sich die Linkzahlen anschaut und das Ganze durch die Anzahl der Gesamtblogs dividiert. So wären Bildblogs 2239 Links wieviel Prozent von sagen wir mal 500.000 Blogs in D? Viel oder wenig? Ich finde 0.45% serh wenig. Das zur Ballung im Ganzen betrachtet.

    Nun zu den Medien: welchen Marktanteil hat die BILD oder der Spiegel in seinem Bereich? Oder ZDF/ARD und RTL? Das sind Oligopole, ganz sicher nicht Blogs, die absolut polypolistisch sind. Riesenunterschied!!!

  • „Was man auch beobachten kann, ist die zunehmende Linkkonzentration auf einige wenige Top-Blogs, wenn man die Linkdichte zugrundelegt.“ Genau das ist das Problem. Die Topblogger referenzieren sich zum einen selbst, was die Nichttopblogger glauben nachmachen zu müssen. Nichts gegen die Bildzeitung, aber ich glaube einfach nicht, dass sich das deutsche Internet den lieben langen Tag lang mit der Kritik an ihr beschäftigen mag. Ähnlich Spreeblick: Das ist doch nicht wirklich alles.

    Tatsächlich scheint es vor allem wenige Blogger zu geben, die eigene Inhalte verfassen und damit hochkommen können. Zum anderen sind die Topcharts ohnehin zweifelhaft.

    Ich glaube, es bedarf einer wirklichen Vernetzung, habe aber noch keien Ahnung, wie man wirklich gegen die Übermacht ankommen kann außer in Nischen. Vielleicht ist das Problem auch, dass wir immer noch in Listen und TopTen denken und nicht verstehen, dass das Internet eben nicht mehr TopTen ist, sondern Google.

  • Interessant wäre auch zu sehen, wie sich die Top-Blogs von 2004 entwickelt haben.
    Wenn ich mir beispielsweise den Spreeblick anschaue habe ich in letzter Zeit dass Gefühl, die Entwicklung geht eher seitwärts als nach oben. PlasticThingking hab ich gar nicht gehört.
    Außerdem habe ich bei einer Betrachtung der Links Bauchschmerzen, weil es einige Blogs gibt die Plugin, Themes oder sonstiges anbieten. Das verfälscht stark.

  • Vielleicht ist es mit den Top-Blogs wie mit den beiden Strandrestaurants, die am gleichen Tag mit gleichen Karten nebeneinander aufmachen. Nach der Saison macht eines fast pleite und das andere reich. Warum? Weil am ersten Tag zwei Familien zufällig ins linke Restaurant gingen. Und daraufhin die anwesenden Gäste weitere Gäste zogen. Weil der andere Laden so seltsam leer aussah. Wenn jetzt rechts was gutes auf der Karte steht bekommt das keiner mit, weil keiner vorbeischaut.

  • […] Eine neue Skala zur Messung des Wachstums der deutschen Blogsphäre hat sich Robert überlegt. Er hat sich die Backlinks der Top 25 Blogs von 2004 und 2007 angeschaut und kam zu dem Ergebnis, dass die Blogsphäre (wenn sie sich proportional zur Verlinkung der Top 25 Blogs verhält) in 3 Jahren um den Faktor 3,5 gewachsen sein muss. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem Wachstum des US Blogmarktes von 2002 bis 2004. Außerdem nähert man sicher immer mehr der 95/5 Regel. 2004 hatten die Top 3 Blogs nur 20% aller Backlinks der Top 25. Heute sind es schon 29%. […]

  • Ich habe den Eindruck, dass sich heute die „Top-Blogs“ dadurch auszeichnen, dass sie relativ breite und aktuelle Themen haben, eine ziemlich hohe Posting-Frequenz, den Betreibern als Einnahmequelle dienen, die Betreiber fast alle selbstständig sein dürften, und (fast) alle über viel Medienerfahrung bzw hohe Medienkompetenz verfügen. Blogs sind ein Markt geworden, und dieser wird anscheinend durch Blogger wie auch Leser dementsprechend „reguliert“.
    Zu meinem damaligen Ranking muss ich sagen, dass da meine Blogzählung nicht ganz unschuldig dran war: http://weblog.plasticthinking.org/item/2004/7/10/blogzaehlung-8
    Davor war ich eher so unter den Top 5, wenn ich mich recht erinnere.

  • Wenn man sich diese Charts ansieht, muss man doch noch ein paar Dinge beachten: Zum einen doch ganz sicherlich, dass bildblog wohl nur sehr bedingt ein Blog im klassischen Sinne ist, da bildblog doch genauso gut mit einem üblichen CMS auskommen könnte, da die Kommentarfunktion nicht existiert.

    Davon abgesehen ist es doch außerdem so, dass der Effekt der Kanalisierung, bzw. massiven Sammlung von Links auf den TopBlogs ein Effekt ist, den man nicht nur in der Blogospähre beobachten kann. – Wenn Menschen über ein Feld laufen, wird langsam aber sicher ein Pfad entstehen, irgendwann wird der Pfad breiter, und umso breiter der Pfad wird, umso unwahrscheinlicher ist es, dass andere Leute einen anderen Weg nehmen. (In der Analogie weiter gedacht: Zu Fuß auf einem Trampelpfad kann es schon mal passieren, dass man den Weg verliert, zu Fuß auf einer Autobahn wird einem das so gut wie niemals passieren.)
    Die Form der Kanalisierung von Pfaden, die Menschen, Informationen, etc. nehmen, ist selbstverständlich auch bei den Blogs vorhanden.

    Eine weitaus interessantere Untersuchung wäre doch aber eine Statistik über Besucherzahlen, denn die Verlinkungen zeigen nur ein wachsen der Blogosphäre, nicht aber den Zuwachs an Lesern der Blogs. – Wie sähe beispielsweise die Anzahl der Leser (klar diese Zahl ist schwer und/oder nur sehr verfälscht festzustellen) bei den Blogs Nr. 75-100 2004 und heute aus? Ich denke daran könnte man wunderbar sehen ob und wenn ja, wie sehr die publizistische Bedeutung der Blogs wächst.

  • @ChristianK, das mit dem Traffic liegt sehr nahe, doch liegen mir hierzu absolut keine Daten vor. Die könnte man höchstens zentral von Blogcounter und Blogscout bekommen. Vom Gefühl, rein vom Gefühl her würde ich sagen, dass die allg. Trafficniveaus alleine 2006 ziemlich heavy gestiegen sind. Über die Top 100 Blogs aus Blogscout, wo ich das aber auch nur am Rande mitbekommen habe. Ich werde mal Dirk fragen, ob er dazu was auswerten mag.

  • Wenn das ausgewertet werden könnte, das wäre wirklich ganz wunderbar – und wenn man den Anstieg schließlich auch noch mit dem Trafficzuwachs von klassischen Medien wie zeit.de, sueddeutsche,de, etc. vergleichen könnte … naja, ich gerate ins Schwärmen, aber das wären wirklich mal Daten anhand derer man sagen könnte: Sieh an, sieh an, so und so steht es also um die deutsche Blogosphäre …

  • Diese großen Blogs performen sicher deshalb so gut, weil sie immer wieder aufgegriffen werden. Siehe die Chats auf Politik-Digital. Oder wenn ich an die zahlreichen Präsenzen des Shopbloggers im Fernsehen denke. Dadurch sind sie für viele der Einstiegsounkt in das Bloglesen und auch bloggen. Das hat halt einen Multiplikator und beruht aus meiner Sicht zum guten Teil darauf, dass die Leute einfach einfach sehr früh auf den Blogzug aufgesprugen sind. Ich wette, egal ob Shopblogger, Lawblog, Spreeblick oder Basicthinking: Würde exakt das Blog heute starten wäre es nur eines unter ganz vielen.

  • witzig, ich sehe es genau anders herum: wenn man heute ein Blog startet, das wirklich was Besonderes hat, kommt es umso schneller zum Fliegen, weil die Blogosphäre heute größer ist. Nur mal am Rande: mein Blog ist Sommer 05 an den Start gegangen, also wirklich keins der Oldies (99-03). VS Steel ist blutjung und geht super ab. Weitere Beispiele gibt es also genug, dass es nicht auf das Alter eines Blogs ankommt bzw. genauergesagt es gibt dieses Beharrungsvermögen nicht.

  • Ich bin ja auch Spätsommer 05 gestartet und habe schon den Eindruck, dass durch die pure Masse an Konkurrenz es wesentlich schwerer ist sich einen Namen zu machen. Zumal ja immer mehr Marktlücken besetzt sind. Wo ein bloggender Anwalt die Massen anzieht, hat es ein Zweiter schwerer. Zumindest ist das mein EIndruck.
    Ich glaube, dass es bei Bloggern wie bei Musikern ist. Ob man gut ist oder nicht, letztendlich spielt das Umfeld und das Glück eine große Rolle beim Erfolg. Es gibt wirklich großartige Blogs, die nur von ein paar wenigen gekannt werden.
    Aber letztendlich gehen selbst die großen Blogs in der Menge unter.