Sonstiges

kommunistisch geführte Unternehmen sollen erfolgreich sein?

Burkhard berichtet über ein brasilianisches Unternehmen, das Mitarbeiter kompletten Einblick in die Bücher gewährt, alles selbst entscheiden lässt, selbst die Manager müssen gehen, wenn sie sich als Null erweisen (was ja prinzipiell nicht selten der Fall ist, das nicht die Besten nach oben rutschen, sondern die besten Dummschwätzer und Folienmacher).

Zentrale Denkansatz: Mitarbeiter nicht wie Kinder behandeln und nicht auf Schritt und Tritt kontrollieren, sondern wie Erwachsene, die mitdenken können.

Warum hat das dann nicht in Ländern wie der Sowjetunion, der DDR oder Jugoslawien funktioniert? Wenn man so will, kommt das jugoslawische Denkmodell aufgrund bestimmter Merkmalsübereinstimmungen am ehesten noch dem brasilianes Use Case nahe. Doch fehlten da entscheidende Elemente: die Selbstbestimmung (das Kapital gehört dem Volk) war Makulatur, wichtige Entscheidungen wurden stets vom Direktor(en) getroffen. Die weniger smarte Geschäftsleute waren, vielmehr die besseren Parteigenossen. Zudem war die Selbstbedienungsmentalität unglaublich: der Schwund war immens. Die meisten Direktoren waren Meister der Selbstbereicherung. Verständlich: denn die absoluten Gehaltsniveaus waren lächerlich verglichen mit westlichen Standards. Viele Mitarbeiter mussten zwei Jobs (ein offizieller und ein inoffizieller) haben, um sich zB mal ein Auto oder was teureres zu leisten. Ein weiterer Punkt: es ging nie um Gewinnmaximierung, so wurden auch Teile der Gewinne -wenn es denn welche gab- nicht an die Mitarbeiter verteilt, was natürlich keine Socke motiviert hatte, sich einzubringen. Ebenso galt, dass Arbeitsplätze sicher sind. Warum dann noch groß anstrengen, stattdessen konnte man sich in der Partei hochschleimen, um seinen Weg zum Direksposten zu gehen. Und last but not least: die Wirtschaftspläne wurden stets zentralisiert abgestimmt, also nicht im Unternehmen selbst, sondern von Parteibeschlüssen vorgegeben. Dass Apparatschiks keine Manager waren, ist kein Geheimnis. Das System war durch und durch kompletter Bullshit und hatte nie eine Chance gegen marktwirtschaftlich agierende Systeme zu bestehen. Btw, in der DDR dürfte es wohl kaum anders als in Jugo gewesen sein? Anwesende mit Erfahrungen hier?


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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

15 Kommentare

  • Ja, einer… 😉

    Prinzipiell war`s auch in der DDR so. Mit vielbeachteten Ausnahmen (Carl-Zeiss in Jena, oder Ardenne-Institut in Dresden).

    Der Jammer-Ossi merkt noch an: Ihr habt uns ja keine Zeit gelassen, nach der Wende ein besseres Modell auszuprobieren. Da spielte wohl ein bisschen Angst mit, die sog. „soziale Marktwirtschaft“ könnte als beste Wirtschaftsform in Frage gestellt werden ?

  • ich kanns nur von Jugo sagen: eine Zivilisation, die weniger kommerzgetriegen war, war durchaus positiv, es gab mehr Ruhe, mehr Menschlichkeit, trotz des bescheuerten Systems der Kontrolle von Meinungen (Geheimdienste, Gestapo-Spackos, Inquisitoren der reinen Parteilehre)

  • Im Prinzip kann ich das bestätigen. Selber bin ich zwar dank meiner Eltern noch kurz vor dem Mauerbeu da rausgekommen, aber der größte Teil der Verwandschaft verblieb dort.

    Stimmt, die kommunistischen Apparatschiks waren genauso schlechte Manager wie die im Westen. Vielleicht sogar noch schlechter. Und es hat, speziell im Zusammenhang mit der Partei, abstruse Auswüchse gegeben. Was sich allerdings die Vorstandsetagen heute leisten, ist keinen Deut besser. Ich fürchte, Beides ist im Grunde der gleiche Menschenschlag. „In mein Reich komme…“, notfalls auf Teufel komm raus.

    Wie das jetzt mit dieser Brasilianischen Firma ist, weiß ich nicht, aber interessant ist es allemal.

  • Guter Eintrag, wirklich höchst interessant.

    Was wesentlich ist: Selbst, wenn in diesem kommunistischen System lauter Top-Manager gesessen wären, wäre nichts raus gekommen. Der Kommunismus ist dank seiner Fünf-Jahres-Pläne so unflexibel gewesen, dass es keine Chance auf Erfolg gab.

    Diese Firmen in Brasilien haben eigentlich nichts mit „Kommunismus“ zu tun. Es geht nicht darum, jedem auf Teufel-komm-raus einen Arbeitsplatz zu geben, und niemand entscheidet zentral über die Verteilung und Verwendung der Produktionsmittel.

    Diese Firmen sind einfach Firmen mit starker Mitarbeiterbeteiligung, was eigentlich sehr klug ist.
    Schau dir viele (Internet-) Start-Ups an, die machen ja im Prinzip nichts anderes: Zumindest die ersten Mitarbeiter erhalten Anteile an der Firma, was die Motivation und Leistungsfähigkeit steigert.
    Wer der Meinung ist, dass eine falsche Entscheidung getroffen wird, fürchtet um den Wert seines eigenen Anteils, und wird seine Meinung sagen.

  • Ich war vor dem Mauerfall mehrfach in Jugoslawien und damalige und spätere Gespräche ergaben, daß man „eigentlich“ recht zufrieden wäre.
    Aber das von Robert beschriebene Szenario besteht auch im Negativen:
    – wenig Leistungdruck = schwache Performance der „offiziellen“ Unternehmen

    – in allen(!) sozialistischen Ländern war die Arbeitsmotivaion grottig und die Möglichkeit für Fliesenleger, Taxifahrer, Fremdenzimmer-Vermieter, sich ein Zweiteinkommen zu verschaffen, begünstigte die „bildungsferneren“ Schichten = geringe intellektuelle/wissenschaftliche Spitzenleistungen und Exodus aller, die „Lesen und Schreiben“ können. In der DDR konnte der *brain drain* nur durch Selbstschußanlagen aufgehalten werden.

    Das Modell der „jugoslawischen Arbeiterselbstverwaltung“ hatte durch die Konzentration auf „Wertschöpfung“ das Problem, daß die neu Hinzukommenden die „Gearschten“ waren und deshalb Innovation, Wachstum, und Beschäftigung gering waren.

    Auch im brasilianischen Modell wird das passieren: entweder lügen sich idealistische Journalisten, Reporter und Schriftsteller etwas zusammen oder – nach x-Spielrunden – tritt das gleiche Problem auf: die Alteingesessenen verteidigen mit Zähnen und Klauen ihre Privilegien.

    Darüberhinaus gehen einem die sozialistischen Dolchstoßlegenden manchmal ein wenig auf die Nerven 😉 :
    nicht die (5-jahres-)Planung war der Tod der sozialistischen Wirtschaft, sondern die fehlende Anpassung an den Markt = Wünsche der Konsumenten.
    Katastrophaler Fehleinsatz von Maschinen, fehlerhafte Produktion, tlw. groteske Fehlpreise liegen NICHT in der Planung, sondern in dem falschen „Bestrafungsmodus“.

  • beim 5-Jahresplan sehe ich auch weniger ein systemimanentes Problem. Gedanklich das aber stattdessen auf mangelnde Risiken zu fokussieren, ist irgendwie auch schräg. Es war ja nicht das mangelnde Risiko, dass die Leute nicht zu Höchstleistungen getrieben hatte. Es war der Mangel an einem selbstbestimmenden, flexiblen System, um sich unternehmerisch entfalten zu können (nebst einem immensen Kapitalmangel aufgrund schwachsinniger Devisen- und Investitionshemmnisse).

  • Hi Robert,

    ende 60er und Anfang 70er gab es in Jugoslawien eine kleine Reformbewegung. In Kroatien war diese Bewegung (kroatischer Frühling) eher politische und in Serbien eher eine wirtschaftliche Komponente (Liberalismus), damals wurden eine reihe von staatlichen Unternehmen in Serbien von fähigen Leuten geleitet und hatten einige interessante Erfolge innerhalb des jugoslawischen Selbstverwaltungsmodells zu verbuchen.

    Zusammen mit den Leuten vom kroatischen Frühling „verschwanden“ (Gefängnis, Parteiausschluss etc.) auch diese Leute von der Bildfläche und der Positionen wurden durch Apparatschicks besetzt.

    Darüber hinaus gab es im ehemaligen Jugoslawien schon einige Unternehmen die vorbildlich und auch wirtschaftlich erfolgreich agiert haben – spez. ende 70er und Anfang 80er kamen viele Jugo-Gastarbeiter zurück, weil die Lage relativ gut war – speziell in den 80ern platzten in meinem ehemaligen Heimatstädchen die Fabriken aus allen Nähten: die Textilfabrik (Klamotten für Deutschland) und die Schuhfabrik (für Italien) haben damals händeringend Leute gesucht.

    Und Ante Markovic hate 1989/90 geschafft die jugoslawische Wirtschaft einigermaßen zu stabilisieren, so dass einige Leute damals Hoffnung geschöpft haben („der Aufschwung kommt wieder und die politischen Probleme rücken in den Hintergrund“) … naja, die haben sich leider geirrt. Was rein wirtschaftlich gesehen schade ist, da das ehemalige Jugoslawien, wirtschaftlich gesehen, in einer viel besseren Lage war als damals die anderen post-sozialistischen Länder.

  • danke für die Aufbröselung des ehemaligen Jugo-Aufschwungs. Interessanterweise hat sich CRO (Slovenien auch?) seine Stellung als einer der fähigsten, textilproduzierenden Nationen erhalten/erkämpfen können (nach dem Krieg). Komisch, dass ausgerechnet diese Branche wie in einer Art Bubble alle Wirren überstanden hat langfristig gesehen.

    Was das Thema Knwo How Transfer (inkl. Devisen) angeht, sieht man wunderbar, wie wichtig es ist, dass Länder offene Grenzen haben.

  • „…Was rein wirtschaftlich gesehen schade ist, da das ehemalige Jugoslawien, wirtschaftlich gesehen, in einer viel besseren Lage war als damals die anderen post-sozialistischen Länder…“

    Der privatwirtschaftliche Sektor war weiter entwickelt/offener als bspw. in Polen oder der CSSR. Tourismusbranche und die sog. „Gastarbeiter“ dürften nicht unwesentlich zu dem vergleichsweise(!) hohen Lebensstandard beigetragen haben … von Deviseneinnahmen ganz zu schweigen.

  • …das ist ja wohl der Witz des Tages. Robert hat das wichtigste gut zusammengefasst. Eine solche Diskussion wird ohnehin ausufernd. Genial fand ich immer die „Übererfüllung des Plansolls“ in Kommunistischen Volkswirtschaften.

    @Perun
    Ante Markovic war im Prinzip eine Luftnummer. Er hatte wirtschaftliche Reformen angestoßen, die ein kurzes wirtschaftliches Aufflackern hervor brachten. Leider war aber zu diesem Zeitpunkt die Staatsverschuldung Jugoslawiens so hoch, das die Zinsen der über 22 Milliarden Dollar Schulden (1987) einen höheren Kapitalabfluss als Zufluss bedeuteten. Damit war der Staat quasi pleite, was auch einen großen Anteil am Zerfall Jugoslawiens hatte.

    Politisch hatte Markovic aber kaum Einfluss, dafür waren die Serben um Milosevic bereits viel zu stark. Die Kroaten waren über die Jahre in allen wichtigen Positionen Jugoslawiens zurück gedrängt worden. Vor allem nach der Niederschlagung des Kroatischen Frühlings 1971 waren Sie im Endeffekt Politisch/Gesellschaftlich tot. Die Albaner machten dann „auf sich aufmerksam“, nachdem Serbien die Politischen Führer in der Vojvodina und dem autonomen Kosovo entmachtet und so weiter an Einfluss im Jugoslawischen Parlament gewonnen hatte. Der Aufstand im April 1987 in Kosovo Polje, ruft Milosevic als Beschützer der Serben auf den Plan. Damit war den Slowenen klar, dass Sie ihren begonnenen Demokratisierungsprozess nicht im gesamten Jugoslawien durchsetzen konnten. Die Kroaten, sahen zur gleichen Zeit Ihre Chance ebenfalls gekommen. Leider waren Sie zu naiv und passiv, na ja und der Rest ist Geschichte…
    Jetzt habe ich aber weit ausgeholt?! Aber ich fand Geschichte schon immer spannend 😉

  • Hallo Vito,

    deiner Meinung in allen Ehren, aber sie ist ein bisschen zu simpel … und das weißt du auch.

    1. Vergisst du so Leute wie Ivan Stambolic und Dusko Pavlovic (serb. Politiker) zu erwähnen die die ersten Opfer von Milosevic waren und das vor allem Pavlovic öffentlich die Politik von Milosevic kritisiert hat und das es bei den Serben in Vojvodina, zumindest bei den Politikern Widerstände gegen Milosevics Politik gab.

    2. Haben die Kosovo-Albaner 1945, in 60er und 1981 schon auf „sich aufmerksam gemacht“ … wie du es bezeichnest, 1987 war nicht das erste mal.

    3. Gab es in der zweiten Hälfte der 80er nicht nur in Serbien, sondern auch in Kroatien und Bosnien sehr starke und schon richtig organisierte nationalistische Tendenzen. Schaue dir einfach mal die Ausschnitte aus damaligen Fußballspielen an.

    4. Vergisst du etwas ganz wichtiges zu erwähnen. Die Abläufe nach 1971 hat Tito gesteuert und er war wie wir alle wissen selber Kroate. Wenn man sich dann noch anschaut, wer nach 1971 eine starke Position hatte, dann fallen einem Namen wie Milka Planinc, Edvard Kardelj, Stane Dolanc, Stipe Suvar, Vladimir Bakaric, Raif Dizdarevic, Mika Spiljak, etc. ein und keiner von denen ist Serbe und diese Leute hatten Schlüsselpositionen inne. Also ist deine Aussage, dass der Einfluss der Nicht-Serben in Jugoslawien nach 1971 marginalisiert wurde, nicht ganz richtig.

    Viele Grüße

  • Ciao Perun,

    zu 1. Habe nie behauptet, dass 100% der Serben gegen die damaligen Bestrebungen Milosevics waren. Es ändert aber trotzdem nichts daran, was die Mehrheit wollte und was in den 90ern passiert ist.

    zu 2. ist richtig. 1987 war mE das Schicksalsjahr, danach begann der Zerfall.

    zu 3. Das war vorher so, in den 80er so und danach sowieso. Kroaten und Serben waren schon immer eigenständige Völker mit eig. Kultur Sprache etc.. Jugoslawien war ein „Zusammengewürfelter“ Staat schon nach dem 1. Weltkrieg und genauso nach dem 2. Weltkrieg unter Tito. Das äußerte sich nicht nur in Fußballspielen.

    zu 4. Bei Tito kriege ich ohnehin allergische Hautausschläge. Wenn er die Jogoslaw. Republik in Banja Luka ausruft, wieso wird dann Belgrad Hauptstadt? Aber lassen wir das. Die ganzen anderen Figuren, Suvar, Tripalo usw. sind vor allem meinen kroatischen Landsleuten in äußerst unangenehmer Erinnerung. Es ist die einhellige Meinung vieler Historiker (nicht nur kroatischer) das es sehr wohl einige Kroaten gegeben hat, die in Jugoslawien Schlüsselpositionen hatten. Die waren aber „Wasserdichte“ Jugoslawen und erfüllten die Positionen als Vasallen, würde ich sagen.
    Das man als Kroate i.d.R. nichts werden konnte, ist ein Grund, wieso ich hier in Deutschland geboren wurde und wieso viele andere Kroaten weltweit verstreut sind. I.d.R. war man als Ustasa abgestempelt. Ich habe unzählige Beispiele wie benachteiligt man in Jugoslawien war, wenn man eine vermeintlich „falsche“ Historie hatte. Personen konnten nicht studieren z.B. Arzt werden etc. wenn es Funktionären nicht „passte“. Sogar ganze Ortschaften mit kroat. Mehrheit wurden benachteiligt, was die Versorgung komm. Bedürfnisse anging (z.B: Straßenbau, Elektr. Wasser etc.). Der Arm der Partei (UDBA) hat sogar weltweit für „Ordnung gesorgt“ wie du sicherlich weißt.

    Ich würde mich freuen, wenn wir das mal persönlich weiter aufdröseln und vertiefen könnten 😉 Aber dann nicht im Internet.

    Viele Grüße aus Stgt.

  • der UDBA *grusel* na klasse, mein Vater durfte auch mal mit diesen Schweinen sprechen.

    Wikipedia:
    Das System der Überwachung der Gastarbeiter durch den jugoslawischen Geheimdienst UDBA dauerte bis zum Ende Jugoslawiens. Im Jahr 1978 bot der Staat Jugoslawien die Auslieferung festgenommener Mitglieder der Baader-Meinhof-Bande im Austausch gegen zwei Kosovo-Albaner und zehn Exilkroaten an. Die Deutsche Regierung lehnte dies jedoch ab. Der Jugoslawische Geheimdienst UDBA schreckte auch nicht vor Gewalttaten gegen Regimekritikern ab: Nach 1970 wurden insgesamt 23 Exilkroaten ermordet (darunter Stjepan Durekovic, Nikola Milicevic und Franjo Mikulic). Bisher wurde noch keiner der Angehörigen der UDBA wegen dieser Verbrechen verurteilt.

  • da gibt es einige, die sogar (z.B. in München) in Frieden ruhen. Mein Vater wurde auch einmal während des Jahresurlaubs in der Heimat interviewt. Die hatten sogar Portraitphotos in Deutschland geschossen, mitten in der Stadt.
    Wie der gestaunt hat kannst dir vorstellen!?