Sonstiges

Primär- oder Sekundäranbieter?

heute als Webgründer muss man sich die Frage stellen, ob es smarter ist, einen eigenständigen Dienst mit einer eigenen Userbasis aufzubauen oder ob es nicht noch smarter ist, sich an Brummer wie Myspace, Facebook und Konsorten dranzuhängen, also schon bei den Planungen vor dem Launch ein großes Stück Gehirnschmalz in die Externalisierung des eigenen Dienstes zu stecken? Immerhin scheitern mehr oder minder alle an der Problematik, eine ökonomisch gesunde Nutzerzahl zu erreichen. Nicht unbedingt, weil der Dienst so mies ist, sondern die notwenigen Marketingskills schlichtweg fehlen (ganz zu schweigen vom Kapital für Schema-F Marketingmaßnahmen wie zB Adwords und SEO).

Nehmen wir bspw. das aktuelle Interview auf Mashable mit den Fotoflexer-Machern, einem ganz exzellenten Onlinetool für Grafikbearbeitung. Da werden die Macher nach Open Social und Facebook gefragt, Antwort:

I can say that social networks that are successful domestic or abroad, and they will do what they do. We’ll be doing our best to follow. This OpenSocial technology allows us to do it on a much wider base than before. It’s also important to note that we essentially didn’t exist in terms of a user base a few months ago. Now, due to following the market in terms of social usage, we have more than one million users. The sky’s the limit, and we feel like we’re riding a wild tiger…. Honestly, it has been sprinkled in a lot of areas. We’ve seen substantial on our own website, and Facebook provided great growth for us as well.

Ich würde momentan dazu tendieren, den Service so kompakt und so fokussiert wie nur möglich zu halten, nicht also das große Ding zu launchen und sich dann an der eigens geschaffenen Komplexität eine blutige Nase zu holen. Und diesen Service im Wesentlichen auf die Nutzer in Facebook und demnächst über die an die Open Social Initiative angeschlossenen anderen Social Networks zu verbreiten. Zumal man nicht mal sooo komplex denken muss heutzutage, es reicht schon, wenn man zB ein exzellentes Amazonwidget anbietet und darüber dann die Affiliateprovis abkassiert. Das Gigantische: wenn man es einigermaßen vernünftig angestellt hat, kann man sich Userakquisekosten nahezu schenken. Die User sind direkt vor der Nase. Es ist nahezu völlig egal dabei, dass man auf Facebook mit 10.000 weiteren Applikationen konkurriert. Denkbeispiel: Wer verbietet es denn einem, das Polyvore-System zu kopieren, statt Mode Bücher und DVDs zu nehmen, die mit einem weiteren Dienst wie Last.fm (Musik) und Youtube-Videos audivisuell anzureichern? Mir würde es wohl mehr Spaß machen, innerhalb von Facebook in dieser Applikation herumzushoppen statt direkt auf Amazon. Nicht zu vergessen die Möglichkeiten, dass man über die Beziehungen der User untereinander einige Zusatzmöglichkeiten hat, dieses „Widget“ nochmals anzureichern. Man muss also nur einen Teil sebst schaffen, zahlreiche Features kann man jetzt schon über andere Plattformen abdecken, daraus ein Ganzes schaffen und das dann im SN zur Verfügung stellen und kann dort wiederum sogar dessen eigenen Features nutzen, um die Applikation abzurunden. Die Hälfte der Arbeit (bitte nicht mathematisch verstehen) basiert also auf fremden Diensten. Ein Großteil des Marketings kann man sich schenken. So die Theorie.


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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

5 Kommentare

  • Ein Großteil des Marketings kann man sich schenken. So die Theorie – die Praxis dürfte so aussehen, dass eines Tages die Nutzung der API nur noch gegen Geld oder Revenue Share Deals möglich sein wird.
    Denn Facebook hat bei der Bewertung nichts zu verschenken – schon gar nicht an Konkurrenten auf der eigenen Plattform …
    Die Aussage „we feel like we’re riding a wild tiger“, zeigt wie gefährlich diese Strategie ist und wie schnell man auch vom Tiger fallen kann. Der braucht nur einmal mit dem Schwanz zu wedeln – so wie Google letzte Woche …

  • aber wie soll man dann mit dem problem umgehen, dass die dienste jederzeit abschalten, wartungsarbeiten machen usw. können
    (selbe argumentation wie kommentar 1)

    das ist meiner meinung nach immer noch ein großes problem für einige

    deshalb sollte man evtl. nicht einen so extremen weg wie du vorschlägst gehen, eher die optionen offen halten und sich solchen dingen auf keinen fall verschließen

  • So schnell dich der Tiger gerade trägt, so schnell frisst er dich und du hast absolut keine Chance dich festzuhalten, wenn er das nicht mehr will. Du bist ausgeliefert…

  • Ich denke es ist gut wie von Robert beschrieben, das Problem des Lock-in und der Abhängigkeit zu erkennen.
    Und dann seine Schlussfolgerungen daraus zu ziehen – und zwar von Anfang an strategisch sich so zu verhalten, dass man notfalls auch noch andere Optionen hat.
    Dazu gehört eine kreative Management-Leistung, die ich jedem selbst (oder seinen Beratern) überlassen möchte.