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wenn sich Wölfe entschuldigen

dann muss man das im Kalender rot markieren, so selten sind solche Ereignisse. Immerhin, Australien sagte heute sorry zu seinen Ureinwohnern, den Aborigines, denen man schreckliches Unrecht angetan hatte und hat. Mehr dazu im Spon: Aborigines feiern das „Sorry“ ihres Premiers

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

20 Kommentare

  • Ein mutiger Schritt, vor welchem viele Regierungen zurückschrecken, weil sie Angst vor den darauf folgenden finanziellen Forderungen haben. Deutschland wird auch noch ewig für das Unrecht des Vorgängers sprichwörtlich bezahlen.
    Die australische Regierung hat aber gleichzeitig zur Entschuldigung eine klare Absage an Zahlungen gegeben, was ich richtig finde. Vielleicht ist das dann ein Vorbild für die vielen anderen Regierungen. (Die Türkei und der Genozid an den Armeniern, um nur ein Beispiel zu nennen.)

  • Niemand sollte sich für etwas entschuldigen, womit er selbst nichts zu tun hat.
    Ich bin auch nicht für meine Oma verantwortlich!!!
    Das ist als wenn ich mein Baby die Schuld für Hitler & Co geben würde. Ich finde das abartig falsch, inhuman und ahuman, und politisch unkorrekt!

  • Hallo Raucherblog. Die Stolen Generation besteht aus jungen und älteren, aber vor allem heute lebenden Erwachsene. Die Verantwortlichen für deren Leid sind heute ebenfalls noch am Leben und zum Teil auch politisch noch aktiv. Wen also meinst Du, wenn Du sagst, niemand sollte sich für etwas entschuldigen, womit er selbst nichts zu tun hat?
    Oder kann es sein, dass Du einfach keine Ahnung hast, worum es bei der Entschuldigung der Australischen Regierung geht?

  • Es bezog sich auf Komentar 2, zweiter Satz- was wahrscheinlich nicht klar rüber kommt.
    Und dieses politische System habe wir leider in Deutschland.

  • Die Verantwortlichen für deren Leid sind heute ebenfalls noch am Leben und zum Teil auch politisch noch aktiv

    Ich denke das Problem hat sich mittlerweile erledigt oder gibts noch prominente Beispiele?

  • Wenn man sowas liest („Erst in den 1980er Jahren wurde die Rassentrennung in den Schulen aufgehoben.“), dann kann man verstehen, dass erst jetzt eine Entschuldigung kommt.

  • Raucherblog, du vermischt da mehrere Dinge. Es geht nicht um die Schuld von Personen, quasi eine Erbschuld, sondern um die Schuld von Institutionen/Rechtssubjekte. Da ist es auch richtig, dass der Papst sich im Namen der katholischen Kirche für Kreuzzüge entschuldigt, die deutsche Regierung für die Gräueltaten des Rechtsvorgängers oder eben die australische Regierung durch ihren Premier für die Taten vorhergegangener Regierungen.

    Das Problem sind dann die Zahlungen, welche dann tatsächlich zu Lasten der Personen gehen, welche an den vergangenen Taten keine Schuld tragen.

  • Der Begriff „Entschuldigung“ ist sehr unscharf definiert. Es sollte der Wortbedeutung nach um eine Entschuldung gehen, ein sich herausnehmen aus der Schuld, die ja nur möglich ist, wenn der der geschädigten Seite ggf. entstandener Schaden kompensiert wird. Man kann sich also eigentlich gar nicht einseitig entschuld(ig)en, da ist ein Widerspruch.
    Die Wikipedia hilft hier i.p. Semantik auch nicht weiter wenn sie einer Entschuldigung eine „moralische Verfehlung“ voraussetzt. Diese ist ja gerade nicht erforderlich. Bspw. kann Person A Person B schädigen ohne moralisch verfehlt zu handeln, und auch wenn ein Schaden entstanden ist ohne Kompensation entschuldigen.
    Nichtsdestotrotz hat sich der Begriff eingebürgert und durchgesetzt, es geht bei Entschuldigungen eher um ein „Hallo, ich habe Dir geschadet, ich habe das erkannt (und werde das vielleicht kompensieren)“, ein soziales Ritual halt (und m.E. in diesem Fall sehr angebracht).

  • btw: hab im januar während meines melbourne-visits im „australian“ gelesen, daß überlegt wird die flagge der aborigines ebenfalls mit dem status einer nationalflagge zu versehen.

  • Der Wikipedia zur Entschuldigung basiert auf Bastian Sicks Artikel. Das ist sehr viel Bullshit. Es ist nicht wirklich interessant was für eine Bedeutung die Entschuldigung ethymologisch hatte, sondern was die heutige Bedeutung ist. Lebendige Sprache und so. Da verlasse ich mich lieber auf den Duden als auf Herrn Sick, der auf der anderen Seite etwas weiter hinten im Artikel ja auch bestätigt, dass die Bedeutung von Entschuldigung eigentlich klar ist.
    Der Begriff Entschuldigung ist von dem her schon scharf definiert, man darf bloß nicht glauben, dass man Sprache wortwörtlich/buchstäblich funktioniert.

  • Ich erläuterte warum hier einer die Entschuldigung nicht gut findet.
    Der weiss nicht um die Bedeutung einer Entschuldigung und hat den institutionellen Charakter (ich glaube Du hast das erläutert) derselben nicht verstanden.
    Es gibt viele Rituale, die unverstanden sind, ich würde da nicht einfach die „heutige Bedeutung“ (die ja dann auch folgerichtigerweise unscharf ist) heranziehen sondern eben mit ein wenig Sacharbeit die Rituale erläutern wollen. Hab ich ja auch getan. 🙂
    Sprache hat ihre Semantik, davon kann man sie nicht befreien. Semantik ist überraschend eindeutig, auch Metaphorik ist grundsätzlich erkennbar.

  • Das Problem der Unschärfe liegt hier wohl im Unterschied zwischen Sinn und Bedeutung, wobei ich den Sinn als Bedeutung bezeichnet habe (mein Fehler oder meine Unschärfe ;-)). Relevant für den Sprachgebrauch und das Verständnis ist IMHO vor allem dieser Sinn. Damit ist die Semantik gesamt nicht wirklich eindeutig, bzw. muss man sich damit Beschäftigen und darf nicht einfach das Bezeichnete als Bedeutung herannehmen.

    Entschuldung funktioniert AFAIK aber nicht unbedingt durch Kompensation. Nicht alles kann kompensiert werden. Nach christlichem Verständnis ist vor allem die Reue und Buße relevant, das normale deutsche Recht will lediglich eine Wiederherstellung des Rechtsfriedens z.B. durch Strafe. Oder setzt die Buße und Strafe mit Kompensation gleich?

  • Eine Entschuldigung bedeutet erst einmal nur folgendes „Ja, ich habe was getan, was Dir geschadet hat und ich habe Dich nicht vorher um Erlaubnis gefragt“. Kompensation kann dann folgen, muss aber nicht.
    Mich hat die Thematik interessiert, ich sehe zwischen uns beiden eigentlich keine inhaltlichen Differenzen.
    Und angebracht war die Entschuldigung bei den Aborigines sicherlich.
    Ich selbst bin kein Soziologe, mich interessieren aber Rituale, Tabus, Mythen und was es da sonst noch alles gibt sehr.
    LG, Sky

  • Jo, stimme dir zu, Sky. Hab bloß nicht alles gleich so verstanden, wie du es gemeint hast. z.B.

    Es sollte der Wortbedeutung nach um eine Entschuldung gehen, … , die ja nur möglich ist, wenn der der geschädigten Seite ggf. entstandener Schaden kompensiert wird.

    oder auch den Punkt mit der Unschärfe.

  • 1.) Die „Entschuldigung“ beinhaltet die Entschuldung, das Herausgehen aus einer Schuld. Sowas geht nur in Übereinkunft mit dem Gläubiger.
    2.) „Unscharf“ ist oft die „aktuelle Bedeutung“ eines Worts. Ich stimme den Linguisten nicht unbedingt zu, wenn diese behaupten ein Wort bedeute jetzt dieses und jenes. Ich schaue da gerne auf die ursprüngliche Bedeutung, auf die Wurzel so zu sagen. Aktuelle Bedeutungen sind oft Moden, da geht es auch um den Kampf um die Meiungsführerschaft. (Viele Wörter sind z.B. modisch negativ, dann wieder positiv besetzt wie z.B. „Antikommunist“, „Schwarzer“, „schwul“, „Marktwirtschaft“ etc.)

  • Wie gesagt ich bezog es nicht auf Australien sondern auf jene Kriege die bei uns statt fanden. Ich fühle keine Schuld für das was Hitler getan hat. Ich empfinde Mitleid für die Juden. Aber auch nur für die, die es erlebten.
    Ich habe sonst weiter nichts mit der Geschichte zu tun. Schließlich habe ich meine eigene!
    Mein Opa ist von Deutschen während des Krieges getötet worden und meine Oma ist vor ihnen geflüchtet.
    Ich finde hier ist das Wort „Entschuldigung“ definitiv falsch platziert.
    Ich behandle jeden nach seinen Charakter und dessen Schicksal, und nicht nach seiner Herkunft.

  • @Raucherblog:
    Nun, Rudd hat sich entschuldigt und hofft, dass die Entschuldigung angenommen wird. (Dann fliesst wahrscheinlich Geld. 😉

    Die Entschuldigung ist im Namen des australischen Parlaments verfasst, das scheint mir OK, auch wenn es viele Australier nerven dürfte, die nichts mit der Sache zu tun haben, weil sie bspw. erst kürzlich eingewandert sind oder sich selbst immer korrekt gegenüber den Aborigines verhalten haben.

    Die Thematik ist interessant, da sowohl linke gutmenschliche Sichtweisen wie auch „rechts-spiessige“ Sichtweisen hier völlig verfehlt sind, es also keine einfache Analyse gibt (ausser eben, dass die Entschuldigung richtig war).

    Problematisch natürlich die Zahlungen, die Erfahrungen in Amerika haben gezeigt, dass die langfristige finanzielle Unterstützung von Häuptlingen und „Reservaten“ (die heissen jetzt wohl anders) bspw. durch Casinolizenzen (LOL) nicht wirklich hilfreich sind, Geld kann auch unglücklich machen und Missstände zementieren.

    Ach so, ja Deine Sichtweise ist falsch, auch wenn Du bspw. mit der Zeit des 3.Reichs nichts zu tun hast, vielleicht sogar zu den Leidtragenden gehörst (nicht oder eher weniger persönlich natürlich, man könnte ja auch die im Ostblock Eingeschlossenen als Leidtragende auffassen, muss man aber nicht). Sowas müsste in den Schulen besser gelehrt werden, die Vertretung der Allgemeinheit durch entsprechende Institutuionen ist einfach „Standard“, ich ärgere mich auch über die Leistungen der Schulsysteme, da wird zuviel auf der Emo-Schiene rumgebrabbelt und einige Fundamentals (bzgl. Systemwissen und so) bleiben ungelehrt.

  • Hi !
    Das Wort Entschuldigung ist vielbedeutend. Manche Menschen entschuldigen sich bei einem Baum bevor sie ihn fällen oder einen Ast abschneiden. In diesem Fall denke ich mal das die Entschuldigung in jedem Fall angebracht war.
    Gruß lexa