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Behavioral Targeting = Gezieltes Abhören?

Behavioral Targeting wird in der Onlinemarketing-Branche als das große Ding angesehen:

Behavioral targeting uses information collected on an individual’s web-browsing behavior, such as the pages they have visited or the searches they have made, to select which advertisements to display to that individual. Practitioners believe this helps them deliver their online advertisements to the users who are most likely to be influenced by them. Behavioral marketing can be used on its own or in conjunction with other forms of targeting based on factors like geography, demographics or the surrounding content.

Damit das auch gut funktioniert, muss man erstmal den Surfer abhören, jeden Schritt registrieren und speichern. Heise:

Aus den USA und Großbritannien gibt es Berichte, wonach Internetprovider das komplette Online-Verhalten hunderttausender Nutzer mit Hilfe von Werbekontroll- Software ausgeschnüffelt und detailreiche Profile angelegt haben. Am meisten Kunden waren laut der Washington Post bislang jenseits des Atlantiks betroffen. Dort sollen Zugangsanbieter mindestens 100.000 Surfer beziehungsweise sogar 10 Prozent der US-amerikanischen Netzpopulation ausgespäht haben. Die dazu genutzte Methode der „Deep Packet“-Inspektion zur Durchleuchtung des gesamten Internetverkehrs vergleichen Kritiker mit dem Abhören von Telefongesprächen durch einen Telekommunikationsanbieter.

Schön, schön:))


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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

16 Kommentare

  • Wenn man das so liest, dann frag ich mich warum es noch nationale Gesetze gibt, die uns vor Abhören, Bundestrojaners usw schützen, wenn es die Werbewirtschaft doch irgendwann eh macht.

  • Ne Frechheit ist das wohl, wenn Provider mein komplettes Surf-Verhalten scripten. Vor Allem, wenn ich nicht gefragt wurde, ob ich das okay finde. Aber etwas Witziges hat das schon. Ich denke mal, dass die in ihrem riesigen durch und durch heterogenen Datenwust untergehen werden. Und ausserdem, brauchen die zum Abspeichern doch hoffentlich Serverkapazitäten, die ihresgleichen suchen 😉 Frag mich ernsthaft welchen Sinn das alles haben soll. Unter welchen innovativen Gesichtspunkten die das im Detail alles auswerten wollen. Immerhin muss man ja versuchen ‚gemeinsame Nenner‘ der Nutzer zu finden. Viel Spaß! Dass z.B. Google als Suchmaschine am häufigsten genutzt wird dürfte nicht überraschen. Wer weiss, was da noch alles für interessante und neue Erkenntnisse rauskommen… Und bis die Datenanalyse geschafft ist, hat sich das Nutzungsverhalten eh schon wieder geändert *hihi*
    Und eins noch: Woher weiss jetzt der Provider wer gerade im Netz surft? Der, von dem die demographischen Daten evtl. bekannt sind, oder Freunde, oder Familienangehörige etc.? 🙂

  • Genau wegen sowas seh ich Werbung als einziges Bezahlmodell für die Onlinebranche als nicht so zielführend. Targeting wird ja immer als die neue Wunderwaffe gepriesen, aber sie wird halt immer auch durch Einbrüche in die Privatsphäre erkauft.

    Daher fände ich es schöner, wenn die Marketingindustrie mehr auf Cluetrain und Permission Marketing setzen würde und die Startups sich vielleicht mal Gedanken über alternative Modelle machen (ich würde auch gerne für einen werbefreien Auftritt was zahlen, wenn der Service denn gut ist, aber das bietet ja kaum jemand an).

    Weiss eigentlich jemand, wie gut targeting funktioniert? Ich jedenfalls klicke ja aus Prinzip nirgends drauf, da ich mich dann überrumpelt fühlen müsste 😉

  • Imo: würde es Sinn machen, wenn man sich als werbetreibendes Unternehmen anschaut, welche Qualität (Thema, Umfeld > Blogroll, Links, Art der Kommentare, Werbung etc.) eine Website hat. Und sich dann die Frage stellt, ob das ein dem eigenen Image/Produkt zuträgliches Umfeld für Werbung darstellt.
    Mir würde die Anzahl der Klicks auf meine Werbung auch ziemlich egal sein. Wieso sind denn eigentlich Klicks so wichtig? Wenn ich im TV einen Werbespot sehe oder eine Anzeige in einer Zeitschrift, dann reicht das doch aus. Ich habe die Werbung wahr genommen. Warum sollen Menschen im Internet immer sofort auf Werbung klicken? Und wer tut das überhaupt? Nur ein minimaler Bruchteil. Kein Wunder, denn man ist ja nicht im Internet, um sich durch die Werbebanner zu klicken, sondern hat eigentlich ein anderes Ziel.

    Und dann noch schnell auf die Besucherstatistiken geschaut. Mehr würde ich auf der ‚Kundenseite‘ gar nicht versuchen rauszuholen. Je besser die Seite frequentiert ist, desto mehr zahle ich auch dafür. Vor allem, wenn das Ziel schneller Abverkauf von Produkten ist. Fertig 🙂

    Bin auch für den Ansatz Permission Marketing. Das macht doch das Unternehmen auch gleich viel sympathischer, denn ich hab mir selbst ausgesucht Info/Werbung von denen zu bekommen. Natürlich nur, wenn es opt-in ist, mir nicht aufgedrängt wurde und mir ein Mehrwert in irgend einer Art und Weise dadurch entsteht… Ergo, ich hab ein wenig mehr Vertrauen und gebe denen dann auch vielleicht Informationen, mit denen sie was anfangen können.

  • Das Internetprovider die Kunden abhören scheint mir noch nicht aktuell zu sein. Das lückenlose Tracken von Userinformationen hat jedoch schon begonnen: Werbekunden, die (Googles) DoubleClick nutzen, werden derzeit mit dem sogenannte „NuggAd“ Script ausgestattet, das zum behavioural targeting dienen soll. Sowas z.B. bei http://www.zeit.de bereits im Einsatz.

  • Für Behavioral Targeting müssen Vermarkter keine „Werbekontroll-Software“ auf den PCs der Nutzer installieren. Wie umständlich! Das Surfverhalten anonym in einem Cookie zu speichern reicht völlig aus. Da fließen dann Daten wie Bannerklickverhalten, angesurfte Themenchannel oder Begriffe aus Suchmaschinenanfragen rein, die Rückschlüsse auf Geschlecht, Alter, zugehöriges Sinusmilieu etc. erlauben. Allerdings hat wohl kein Vermarkter Zugriff auf die Wunderdatengrube namens Google, sondern muss sich selbst über möglichst viele vermarktete Seiten Datenquellen erschließen. Targeting weist nahezu immer höhere Klickraten auf als Werbemittel in der Standard- oder Reichweitenrotation.

  • @roy
    einfach mal das berühmte Manifest mit den 95 Thesen lesen, ( http://www.cluetrain.de ) Meiner Meinung nach eher als Unternehmensleitbild zu verstehen. Das sollte sich mal jeder angehende Unternehmer durchlesen..

    permission marketing = erlaubnisbasierter marketing.. wird oft bei email marketing verwendet, user muss erlaubnis erteilen damit emails versendet werden dürfen mittels opt-in bzw. double-opt-in verfahren..

  • Mit „Behavioral Targeting“ habe ich mich (aus Sicht des Analysierten) durch SL vor einiger Zeit auseinandergesetzt.

    Dort wird schön gezeigt, wie Bewegungsprofile zum Marketing herangezogen werden können. („Wie lange war der Avatar in welchem Bereich“, „Wie oft war der Avatar in der letzten Woche vor diesem Plakat/Produkt/…“)

    Das beklemmende bei der Sache ist, dass durch den flächendeckenden Einsatz von RFID-Chips Behavioral Targeting vom Web ins „echte Leben“ überschwappen wird.

    Hier ist der vorläufige Abschluss meiner Artikelserie zu BT:
    http://stefan.waidele.info/2007/04/29/behavioral-targeting-im-web-und-sl/

  • Das Problem beim Permission Marketing ist: keiner würde Werbung für Waschmittel, Binden und Sonnenblumenmargarine willentlich haben wollen. Aber auch diese Produkte wollen verkauft werden. So ist das Leben nun einmal: Behavioural Targeting ist in meinen Augen prinzipiell nicht anders, als ob dir jemand in der Innenstadt einen Flyer für eine Party in die Hand gibt, weil du coole Klamotten anhast, aus einem angesagten Laden kommst oder die Tüten einer passenden Marke trägst. Der Promo-Mensch sieht dein Verhalten und gleicht das mit dem Raster ab, was sein Auftraggeber ihm vorgegeben hat – und gibt dir dann die Werbung. Klar ist es dann nicht cool eine Gratisbinde in die Hand zu bekommen (um mal bei den Marken zu bleiben, die beim PM unten durchfallen würden) – als Frau würde ich das allerdings evtl. anders sehen. Daher sehe ich das bislang noch gar nicht so negativ. Hat jemand ein Horrorszenario parat, das mich vom Gegenteil überzeugt?

  • Ich hab da mal noch eine Frage zu #7 Steffens Kommentar.

    Mir erschliesst sich nicht, wie man von den genannten Variablen wie angesurfte Themenchannels, Begriffe aus Suchmaschinenanfragen etc. Rückschlüsse auf Geschlecht, Alter, oder sogar zugehöriges Sinusmilieu ziehen kann? Solche Rückschlüsse erscheinen mir halbseiden und nicht stichhaltig. Wo sind denn da die Bezugspunkte? Der Nullwert quasi? Wenn ich zum Beispiel in einem Autoblog lese, bin ich dann ein Mann? Wenn ich mich im OnlineShop einer Parfümerie umschaue eine Frau? Oder wenn ich einen bestimmten Nagellack bei Google oder sonstwo suche, dann bin ich auch eine Frau (obwohl ich den eigentlich als Überraschung für meine Freundin zum Geburtstag suche). Zum Schluss werde ich dann noch als Transvestit ins postmoderne Sinusmilieu gesteckt?
    Ich halte das mit dem Behavioral Targeting für eine große Blase, wenn es so weit ins Detail geht. Solange bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt.

  • Zunächst Permission Marketing: Das ist, wenn ich meine Zustimmung gebe, Werbung von Firma X erhalten zu wollen, z.B. Apple News 😉

    Was Targeting generell betrifft denke ich, dass auch das natürlich (mit den Datenbeständen, die man anzapfen kann) nicht 100% korrekt sein wird. Ich mag mich z.B. für TVs interessieren, da ich eins kaufen will, bekomme aber wahrscheinlich auch nach dem Kauf dann noch Werbung dazu (es sei denn, der Schäuble meldet dann weiter, dass ich jetzt nen neues TV hab, dann kann man die Werbung auf TV-Putzmittel ändern).

    Daher ist Targeting wohl nicht perfekt, im Mittel wahrscheinlich aber immer noch besser als der Weg ohne Targeting. Allerdings sind targeted Ads natürlich auch teurer, da muss man wahrscheinlich rechnen, ob es sich lohnt.

    Generell sehe ich aber den Vertrauensverlust. Wenn all die Sites mich ausspähen, mag ich denen nicht wirklich mehr vertrauen und im Endeffekt den Firmen hinter den Ads vielleicht auch nicht mehr. Hier sollte IMHO auch der Gesetzgeber mal was regeln, denn ich würde z.B. meiner Datenerhebung auch zustimmen wollen (und soweit hab ich nur bei zoomer.de bemerkt, dass man da einstellen kann, ob man targeting haben will oder nicht).

    Was Waschmittel usw. betrifft: Wie funktioniert denn da Targeting? Immer wenn mein Waschmittel leer wird, surfe ich Waschmittel-Seiten an? Wohl kaum. Ich denke mal bei solchen Verbrauchsartikeln bringt auch targeting nix, denn da mache ich keinen Research, sondern kauf’s einfach. Da hilft wahrscheinlich nur old school Massenwerbung (oder vielleicht doch auch cluetrain?)

  • @Peggy: mit Deiner Frage hast Du recht. Wie soll jemand wissen ob es eine Frau ist, die auf einer Parfümseite Frauendüfte anschaut. Dafür gibt es ja jetzt Predictive Behavioural Targeting. Dabei wird eine kurzer Fragebogen eingeblendet, den man ausfüllen kann. Meistens geht es dabei um soziodemographische Fragen. Mit deren Auswertung und statistischer Hochrechnung werden dann ähnliche Klickpfade analysiert und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Dir um eine Frau handelt eingegrenzt.

  • @14: „Was Waschmittel usw. betrifft: Wie funktioniert denn da Targeting?“ – Wahrscheinlich wird deshalb in der Werbung das Marketing für Alltags-Ge/Verbrauchsartikel als so etwas wie der „Heilige Gral“ angesehen: Fast die gesamte Bevolkerung gehört zur Zielgruppe, man muss alle ansprechen (oder zumindest keinen vergraulen), und vor allem: Es fliest ordentlich Geld.

    Diesen Eindruck habe ich zumindest beim Lesen verschiedenen Marketing-Blogs bekommen.