Sonstiges

verrückte Zeiten

früher war alles besser, pflegen die Alten zu sagen. Manchmal kann ich dem nur zustimmen. Angesichts des Artikels im Guardian „Taking your laptop into the US? Be sure to hide all your data first“ (danke, Matthias) ist die Vorstellung, in ein demokratisches Land wie zB die USA oder England einzureisen und dabei mir nix dir nix den Schleppi abgeknüpft zu bekommen, nur damit die Security-Fanatiker ihre Paranoia befriedigen können, irgendwie plemplem.

Hätte mir das jemand vor 10 Jahren prophezeit, hätte ich ihn als Verschwörungsdepp schräg angeschaut. Werde möglicherweise demnächst wieder in die USA fliegen und erinnere mich ungerne an die letzte Reise. Man musste seine Schuhe ausziehen, den Gürtel aufmachen, die Iris wurde gescannt, meine Fingerabdrücke wurden genommen, meinen Cafe musste ich vor dem Checkpoint austrinken (es hätte ja Sprengstoff sein können), man musste völlig bescheuerte Fragen auf einem Zettel ausfüllen, alles Dinge, die man sich vorstellt, wenn man in den Knast kommt, weil man eines Verbrechens wegen verknackt wurde. Und musste damals unwillkürlich an die alte DDR denken, wo alles trist und grau in Ost-Berlin war (damals zu Schulzeiten, lang ists her). Zudem lief man im Bewußtsein durch die Straßen, dass man als Wessi erstens ein Voksfeind war, zweitens schwebte einem im Kopf die Vorstellung herum, dass man nicht einfach so mit den Leuten reden kann, ohne sich verdächtig zu machen, weil man denkt, dass man dann von der Stasi bespitzelt wird (ja, ich weiß…). Dieses rein subjektive Gefühl der Unfreiheit beschlich mich auch in den USA, wenn man derart bei der Einreise behandelt wird. Ja, es ist irrational, kann aber nix dafür. Auch in London, wo man auf Schritt und Tritt an tausenden von Videokameras vorbeiläuft. Man kommt sich eben verdächtig vor, obwohl man nichts Böses im Sinne hat.

Na ja, letztlich gehts mir gut, ich fühle mich nicht verfolgt, keine Bange:) Man macht sich lediglich bisserl den Kopf. Gerade als Techie-Fan stößt man relativ schnell auf Bedenken, was die zukünftige Technik mit sich bringen wird. Überlegungen wie GPS, RFID, mobile Nutzung, usw. spielen dabei eine Rolle. Dass wir Bürger uns auf der einen Seite die Technik zu Nutze machen, aber auf der anderen Seite eben genau damit eine Kultur der Normalität entsteht. Es ist dann eben normal, dass man physisch trackable ist (heute bereits hinterlassen wir massiv Daten über uns im Netz, was völlig normal geworden ist), ebenso wird es normal sein, dass man getrackt wird. Und wenn man keine Tracking-Tools benutzt, wird man auffallen. Nur mal so dahingedacht. Ich habe jetzt leider den Link nicht parat, aber die ersten Experimente in China zeigen auf, was alles machbar ist, wenn man moderne Techniken und damit einhergehend Informationen verknüpft, um punktgenau feststellen zu können, wer sich wo aufhält und eigentlich da nicht hingehört vom Raster her (Beruf, Hobbies, Familie, Bewegungsmuster, etc).


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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

18 Kommentare

  • und nun kommts halt drauf an, wie man das sieht.
    bespitzelung und beraubung der freiheit?
    übertreibung und paranoia der amis und briten?

    ich war grad in london. taschen auf, abscannen vor (fast) jedem eintritt in eine der „attraktionen“, wie am flughafen. jede u-bahnstation hatte am ausgang einen bewaffneten polizisten stehen. was das allein kostet!!! dem unbehelligtem kann das ein gefühl von „sicherheit“ einflößen. sie haben halt angst, dass ihnen jemand bomben hinlegt. haben aber auch entsprechend was dazu beigetragen, dass sie angst haben müssen.

    wie weit sie gehen? ich denke, was technisch möglich ist, wird kommen. auch bei uns – später, aber sicher. das angstszenario wird schrittweise aufgebaut. nachrichten über offene daten allenthalben rutschen nach hinten. es wird normal. irgendwann sagt sich eine gewisse träge mehrheit: die haben ja eh schon alles von mir und ich lass mir ja nix zu schulden kommen. können also ruhig meinen genmix kennen…

  • USA, DDR, London? Naja, irgendwie hinken die Vergleiche doch ein wenig.

    Und DDR: OK, das System war unglaubliche Scheiße, ich geb dir recht. Aber wenn du als Schüler da warst, wie alt warst Du da? Waren die Bäume dann auch trist und grau? Und hey, man konnte mit Ostlern echt reden und wurde dafür nicht umgebracht (oder zumindest verhaftet).

    Scheint doch lange her zu sein, naja, in der Schulzeit eben. Der verschwimmt so die ein oder andere Erinnerung und man polarisiert sehr schnell.

  • Also dass Dir bei der Einreise nach UK so mir nichts dir nichts der Laptop abgeknuepft werden kann waere mir dann doch neu. Hast Du da irgendwo Belege fuer?

    Es gibt/gab wohl ab und zu mal Durchsuchungen nach gewissen Bildern und Videos, das „neueste“ was ich dazu finden konnte war allerdings von 1998. Das ist aber schon etwas anderes als den Laptop konfisziert zu bekommen.

    Die Sicherheitskontrollen an den Flughaefen die ich in den letzen Jahren/Monaten erleben durfte waren in Bremen, Frankfurt, Amsterdam, London und Bristol so ziemlich alle die gleichen.

    Die ollen CCTV Kameras lasse ich Dir noch durchgehen, aber da scheint Deutschland ja auch gewaltig aufholen zu wollen.

  • Guardian:
    But the US is not alone. British customs agents search laptops for pornography. And there are reports on the internet of this sort of thing happening at other borders, too. You might not like it, but it’s a fact. So how do you protect yourself?

  • Zu dem Guardian-Artilkel noch: Ich habe ihn ursprünglich vor Monaten in Bruce Schneiers Blog gefunden. Dieses ist sehr lesenswert (vor allem Freitags), weil Schneier nicht nur kryptografisch-theoretische Komponenten der Datensicherheit betrachtet, sondern ganz viel Wert auf den Faktor Mensch legt:

    http://www.schneier.com/blog/

  • Robert, ja, den Satz habe ich auch gelesen. Und wo steht da dass Dir bei der Einreise ins UK der Laptop einkassiert werden kann?

  • Nein. Habe ich das behauptet?

    Aber um einen Laptop zu durchsuchen muss man ihn nicht unbedingt konfiszieren. Das kann man im Beisein des Besitzers machen, genauso wie man seine Tasche durchsucht. Diese Methode ist die einzige fuer die ich bisher irgendwelche Quellen gefunden habe (die von 1998, dieser Bericht um genau zu sein, mehrfach verlinkt und zitiert). Und das ist das worauf sich der Satz von Bruce Schneier bezieht.

    Das ist schon eine ganz andere Qualitaet als das was das DHS in den USA macht/ machen kann. Dort kann Dir der Laptop/iPod/Smartphone/sonstwas abgenommen werden und Du bekommst ihn erst Wochen spaeter zurueck.

  • ich muss Dir ehrlich gestanden sagen, dass ich egal auf welche Methode und Dauer die Tatsache unverschämt finde, im Eigentum einer Person herumzuschnüffeln, insb. was die sensiblen Daten auf einem Notebook angeht. Das ist weder für Privat- noch ganz besonders Geschäftspersonen etwas Erfreuliches.

  • Das mit dem Notebook ist sicher nicht der Normalfall, na ja nächstes Jahr werde ich um diese Zeit für ein paar Monate in die USA reisen, hoffentlich lassen die meinen mobilen Computer in Ruhe.

    Das Problem ist, dass man den Bürgern so große Angst machen kann, dass jede Revolte zwecklos erscheint. Präventivparanoia sozusagen, noch bevor was passiert austicken, weil es passieren könnte und sich so selbst Tore verschließen. Vielleicht ist es richtig in die Schuhe zu schauen, aber bitte lasst meine Augen in Ruhe. Ich finde es doch sehr verwerflich, wenn in den Londoner Straßen Kameras dein Leben verfolgen und exakt sagen können, wo du wann gewesen bist. Die wenigsten wissen, dass bei den Londoner Ubahnanschlägen die Kameras, die in Richtung dieser Ubahnrail führten angeblich nicht funktionierten. Zumindest behauptet das ein Amerikaner, der einen Film gedreht hatte, in dem 9/11 und Co. als Insidejob dargestellt werden. Ich habe seinen Namen vergessen.

    Ich denke eine observierende Technikinvasion ist nicht unbedingt sofort zu befürchten. Zwar sträube ich mich davor, dass es schon RFID Chips gibt und dass Herr Dr. Schäuble uns langsam aber sicher das Grundgesetz aus der Tasche zieht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es in kurzer Zeit viel schlimmer wird. Angst habe ich dennoch davor, und das ist das was die Regierungen ja wollen. Die generelle Frage ist aber ob durch Angst überhaupt etwas erreicht werden kann. Nützt das Argument nicht, dass ein Terrorist bessere Methoden hat etwas anzustellen als eben mal eine Bombe mit an Bord zu schleppen? Wird er GoogleMail benutzen? Wird er seine IP und seinen vollen Namen überall stehen lassen? Sich öffentlich äußern bezüglich seiner Pläne? Hier werden Leute ausspioniert, die zu 80% nicht ansatzweise nötiges Know-How hätten um eine Bombe zu bauen, die keine Ahnung haben, wie man das Internet über Social Networks und Mails hinaus verwendet.

    Werde ich in 30 Jahren ebenfalls sagen, dass es früher besser war? Ich lebe irgendwie mit dem Gefühl, dass es mal besser wird. Vielleicht nützt es aber etwas die faszinierenden unbürokratischen Dinge anzusehen, die uns nicht weg genommen werden, weil die Menschheit als eine Lebensform garnicht in der Lage dazu wäre. Seht euch das Universum an, mit den unzähligen Fragen, die es aufbereitet. Da sieht man schnell, dass sich der Mensch zu ernst nimmt, das ist keine Zweifelsfrage, sondern die Frage nach dem Ursprung. Man kann sich vieles einreden, allerdings ist die Tatsache, der Existenz unvermittelbar nicht veränderbar, nicht begründbar in meinen Augen, auch wenn wir nur natürliche Roboter sind, nicht mal selbst denken können, unser Gehirn uns ein eigenes Ich vortäuscht und wir auch sonst einen Schaden und ziemlich viel Angst vor allem haben, was sich bewegt. Wir leben in einer Welt, in der Leute sich viele Probleme erfinden um anderen Probleme zu machen. Was ist Macht? Was nützt Macht schon, wenn es im Grunde nur dazu führt, dass ein neues Problem entsteht? Ich denke, es gibt uns noch ein paar tausend Jahre und dann? Vielleicht gibt es in 3 Millionen Jahren noch einmal ein Tier, dass ein komplexes Gedächtnis hat. Die werden Überreste unserer Skelette finden und primitive Prognosen stellen, so wie wir es Tag ein Tag aus machen.

  • Ich weiss nicht, irgendwie ist mir das zu einfach.

    Sind die Daten auf einem Notebook notwendigerweise sensibler als die gedruckten Kontoauszuege, gezeichneten Konstruktionsplaene oder die schmutzigen Hefte in der Tasche? Ist da wirklich so ein grosser Unterschied?

    Mit dem Argument „die haben nicht in meiner Tasche rumzuschnueffeln, da sind sensible Informationen drin“ koennte man dann ja auch Taschenkontrollen an der Grenze abschaffen. Dann kann halt jeder alles moegliche in seiner Tasche mitbringen, auch illegale Gegenstaende.

    Da sind die Grenzkontrollen halt mit der Zeit gegangen und suchen nach digitalen Versionen von etwas was es frueher auf gedrucktem Papier gab. Ist das schon vom Prinzip her verwerflich?

    Das heisst jetzt nicht dass ich die Kontrollen so per se gut heisse, aber irgendwie ist mir die bisherige Diskussion zu vereinfacht und oberflaechlich.

  • Das Ding ist ja, dass es – dafür muss man kein Verschwörungstheoretiker sein – ganz klar für Wirtschaftsspionage auf dem kurzen Dienstweg genutzt wird. Wenn du privat mit deinen Urlaubsfotos auf dem Rechner einreist, kannst du das vielleicht verkraften. Reist du aber z.B. geschäftlich für ein Unternehmen und hast entsprechend sensible Daten dabei, dann bekommt das ganze andere Dimensionen. Und das genau in solchen Fällen mal kurz Platten kopiert werden, ist nicht nur aus den Staaten sondern insbesondere auch aus Asien bekannt. Ist doch billiger einen Siemens-Mitarbeiter bei der Einreise nach China zu erleichtern, als einen chinesischen Studenten in Erlangen spionieren zu lassen *hust*.

    @Robert: das Prozedere was du da beschreibst, ist genau der Grund, warum ich *nicht* in die Staaten fliege. Ich würde wirklich gerne mal Land und Leute vor Ort kennen lernen, gerade auch bei dem Dollarkurs. Aber solange ich kann, werde ich meine Fingerabdrücke vor staatlichem Zugiff bewahren. Erst wenn sie in ein paar Jahren im nächsten Pass stecken, kann’s dann auch egal sein. Das da noch ein Irisscan durchgeführt wird, wusste ich btw. nicht – umso härter.

    Gruß Th.

    P.s.: Es verschwinden bei der Einreise in die USA im Übrigen nicht nur Gegenstände – laut NYT (Quelle finde ich gerade nicht mehr) waren es seit 2001 auch gut 3.000 Menschen …

  • Da isser, der Artikel: http://www.nytimes.com/2008/05/14/us/14visa.html

    „Each year, thousands of would-be visitors from 27 so-called visa waiver countries are turned away when they present their passports, said Angelica De Cima, a spokeswoman for Customs and Border Protection, who said she could not discuss any individual case. In the last seven months, 3,300 people have been rejected and more than 8 million admitted, she said.“

    Ok, nicht in den letzten 7 Jahren, in den letzten 7 MONATEN. Viele von denen sind sicher gleich wieder in ein Flugzeug gesetzt worden, aber eben nicht alle …

  • @ Thomas also den Artikel mit den verschwundenen Menschen würde ich gerne mal lesen. Sind wahrscheinlich allles illegale Einwanderer 😉

    Also mir ist es im Prinzip lieber sie kopieren sich meine Festplatte, als dass mich irgend ein Wahnsinniger mit einem Flugzeug entführt. Wobei die Chancen, dass das passiert wohl recht klein ist 😀

    Außerdem steht es ja jedem frei ob er/sie sich ein notebook, handy, etc. zulegt oder nicht, oder?