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Apple und abgelehnte iPhone Apps: Omerta

Omerta:

Der Ursprung des Wortes wird teilweise im Spanischen vermutet, wo es so viel wie Männlichkeit bedeutet. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Begriff von dem italienischen Wort umiltà, auf Sizilianisch umirtà, ableitet. Umirtà heißt Demut und in den Anfangszeiten der Mafia waren mit dem Gebot der Omertà auch Respekt und Unterwerfung gegenüber der Organisation gemeint. Danach ist es den Mitgliedern der Vereinigung verboten, mit Nicht-Angehörigen über interne Angelegenheiten zu sprechen.

Nun soll es nicht nur die Mafia geben, die Omerta zum ehernen Gesetz erhoben hat. Welch ein Vergleich, aber Apple zieht eine ähnliche Strategie vor, wenn es darum geht, Partnern den Mund zu verbieten: Apple Extends Non-Disclosure to App Store Rejection Letters

Sprich, wenn man eine Applikation fürs iPhone in den iTunes AppStore einreichen möchte und von Apple einen Ablehnungsbescheid bekommt, soll man darüber kein Wort verlieren. Witzig:) Apples Kommunikationsstrategie ist hinlänglich für die rigorose Kontrolle bekannt. Völlig bar jeder neuartigen Kommunikationsstrategien, die Offenheit und Transparenz einfordern. Und sie fahren damit exzellent. Kenne keinen, der sich darüber aufregen würde, wie Apple agiert:)


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Kann das also ein Faktor werden im kommenden Kampf um den Markt der „Web Phones“? Auf der einen Seite ein Produkt, das Tür und Tor weit zu einer neuen Gerätegeneration aufgestoßen hat, komplettiert über eine Software-Plattform, die den Anbieter ebenso zufriedenstellt (Vertrieb, Abrechnung, Kundenmassen) ebenso wie den Kunden (Ratings, one place, super simple Installation). Auf der anderen Seite ein offener Ansatz namens Android, der keine derartigen Restriktionen kennen will (alle eingereichten Apps sollen angeblich abgenickt werden) und dennoch all das bieten will, was der iTunes AppStore heute schon beinhaltet.

Gehen wir mal davon aus, dass zunächst das Grundgerät beim Kaufentscheid im Vordergrund steht. Weniger das, was man sich zusätzlich installieren kann. Wenn sich aber die Web Phones in Zukunft mehr und mehr ähneln werden, was Bedienbarkeit, Preise und Leistungen angeht, so kann es durchaus entscheidend sein, welche Zusatzprodukte man wo finden wird. So kann man nur vermuten, dass sich bestimmte Applikationen als Knaller erweisen werden, die so noch keiner im Blick gehabt hat. Wie immer bei neuen Märkten, die noch blutjung sind. Sollte sich dann die Geschichte des Mac-Computers wiederholen, der erheblich darunter gelitten hatte, dass Apple die Software-Basis rigoros kontrollieren wollte? Hat Apple aus seiner dunklen Geschichte nichts gelernt? Und man dem Siegeszug des ach so „popeligen“ PC dumm hinterherschauen musste? Oder wird es diesmal so sein, dass man Anwendungen auf Basis von Android der Verdienstmöglichkeiten wegen schnellstmöglich auch fürs iPhone portieren wird? Was aber, wie gesagt, wenn das Apple warum auch immer nicht mag? Weil man es selbst entwickeln will oder Verträge mit Mobilfunkprovidern hat, die den Einsatz bestimmter Applikationen untersagen? Warum aber sollte das bei Android-Handys anders sein? Oder warum ist zB kein VOIP auf dem G1 angeblich möglich?

Fragen über Fragen. Aber Jesse Robbins/O’Reilly hat vollkommen recht, wenn er sagt: By restricting developers, Apple is stifling innovation and their long-term growth. Fördert man eine offene Umgebung oder kontrolliert man? Ich tippe daher darauf, dass sich der Android-Ansatz eher durchsetzen wird, weil er schlichtweg eine ungleich größere Innovationspower entfalten wird. Denn nochmals, die Einnahmemöglichkeiten werden mindestens ebenso gut sein wie im AppStore. Und Kohle entscheidet am Ende.

Wer nicht versteht, was ich meine, möge ans Web iA denken, das nicht restriktiv aufgestellt ist und einen gigantischen Innovationspool darstellt. Oder man möge an Steve Ballmer denken, der sehr plastisch aufzeigt, worauf es schon immer bei MS ankam, um Märkte zu durchdringen:

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

5 Kommentare

  • zu „kein VoIP auf dem G1“:

    VoIP geht sogar auf dem iPod touch! Ein Bastler bietet für nen Appel und nen Ei Mikros zum Anstecken, nachdem er gemerkt hat, dass die Grundfunktionalität für ein Mikro auf der Platine vorhanden ist.

    Also alles Lüge, aber wir lassen uns ja gern verarschen …

  • Mit dieser Strategie hat Apple ja bisher mit iPod, iTunes & Co ja auch Erfolg, warum nicht daher auch mit dem iPhone? Die Anwender entscheiden und wenn da Design und Gimmik mehr zählt, als Offenheit, wird es auch Erfolg haben…
    Streitenberger

  • Mit einer Strategie des Alles-Selbermachens und starker Abschottung hat sich Apple vor 20 Jahren (damals gegen Microsoft, die eine offene, entwicklerfreundliche Platform schafften) fast in die Bedeutungslosigkeit geschossen. Ich hoffe für sie, dass sie aus ihren Fehlern gelern haben.

  • @Streitenberger, das Argument wird immer wieder gerne angeführt, um darauf hinzuweisen, dass Apple kein Massenanbieter sein will. Ob das stimmt oder nicht, weiß ich nicht. Beim iPod hatte Apple nix dagegen, zum Massenanbieter zu werden. Das als Strategie, alles mehr oder minder in ein eigenes Ecosystem packen und kontrollieren zu wollen, mag auf Märkten funktionieren, wo Apple keine Konkurrenz sieht. Doch auf dem Mobilfunkmarkt ist Apple ein kleiner Player und es gibt bereits viele Lösungen. Ob das also hier ausreicht, will ich bezweifeln.

  • Ich als Entwickler fand das iPhone nie interessant. Zuerst diese „sweet solution“ mit den Webapplikationen. Und später soll man dann auch noch dafür bezahlen, für ein Gerät entwickeln zu dürfen und mit der Ungewissheit leben zu müssen, dass Apple meine Applikation nicht mag und ich sie nicht verteilen kann. Für mich ist es dann lieber Android.