Sonstiges

Journalisten sind schreibende Söldner

denen es nicht um den Inhalt geht, sondern rein um die Erfüllung der Job-Vorgaben. Damit die Kasse am Ende des Monats oder eben zwischendurch klingelt. So definieren sich auch Söldner. Sie tuns nicht aus Leidenschaft, sie tuns des lieben Geldes wegen. Weil ihnen sonst nix Besseres eingefallen ist. Wer nix wird, wird BILD.

Hm? Ende November werde ich zwei Stunden mit angehenden Journalisten in der Axel Springer Akademie in Hamburg das Thema „Journalisten und Blogger“ angehen. Wir haben soweit vereinbart, dass wir mit Vorurteilen und gegensätzlichen Haltungen starten, um die Diskussion auf eine wackelige Basis zu stellen, zu Beginn.

Ihr dürft jetzt also gerne und frei heraus Eure Kritiken äußern, gegenüber Bloggern und/oder der bezahlten Schreibzunft. Nehme ich mit, die dann stichwortartig auf den Beamer gejagt werden.


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Der Bild-Wagner hat das seinerseits in der FAZ am Sonntag auch schon eloquent erledigt, also keine künstliche Zurückhaltung bitte: „Nervig ist auch, dass Internetfreaks sich in einer selbst angedichteten Herrlichkeit als mediale Avantgarde des 21. Jahrhunderts aufspielen und auf die traditionellen Medien herabschauen – ungefähr wie der Floh auf den Hund. Auch der holt sich seinen Content durch Saugen

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

47 Kommentare

  • Der „Bild-Wagner“ (den ich übrigens nicht kenne) hat wohl noch nicht begriffen, dass Blogger in der Regel nicht den Anspruch haben, News zu produzieren, sondern zu diskutieren bzw. ihren Lesern die Möglichkeit zu geben, ihren Senf dazu zu geben.

    Es ist doch gerade interessant, dass die Diskussionen zu ein und dem selben Thema auf verschiedenen Blogs ganz unterschiedlich laufen können. Deshalb habe ich nix dagegen, wenn mal ein Thema durch alle möglichen Blogs läuft, die berühmte „Sau durchs Dorf getrieben“ wird. Das hat mit „saugen“ oder „abschreiben“ nix zu tun.

    Bevor einer seitenlange Kommentare schreibt ist es mir lieber, wenn er seine Sicht der Dinge auf seinem eigenen Blog zur Diskussion stellt. Er hat andere Leser, und die Diskussion wird im Idealfall ganz anders verlaufen.

  • Und jetzt suchst Du Kritik und/oder Vorurteile an Journalisten und Bloggern?
    Da kann ich Dir mit einer meiner Ansichten dienen:

    Die meisten Journalisten beschränken heutzutage ihre Tätigkeit darauf, Agenturmeldungen ungeprüft abzutippen, sie umzuformulieren und mit ihrem Namen zu versehen.

  • @ Farlion: Harte Kritik zur weichen Qualität der redaktionellen Qualitäten unserer schreibenden Zunft in vielen Medien – sehr treffend!

    @ Robert: Ist Stefan Niggemeier auch bei der Diskussionsrunde? Als Verfasser des Artikels ‚Schlechter Online‘ würde einen ja interessieren, wo er sich selbst ansiedelt? Bitte finde es heraus und lass uns teilhaben…

  • „bezahlten Schreibzunft“

    sind wir doch eigentlich auch. die werden fix, pro wort oder wie auch immer bezahlt, wir bekommen moneten von google, zanox & co.

  • Manche Blogger sind natürlich auch bezahlte Schreiber. Meist haben sie jedoch keine journalistische Ausbildung.

    Erschreckend finde ich, dass trotzdem die Artikel mancher Journalisten mehr Fehler enthalten, als die der Blogger, die ich lese.

    Die unterschiedliche Bewertung von Bezahlung bezüglich Unabhängigkeit finde ich merkwürdig. Jeder Journalist wird fürs Schreiben bezahlt, während bei Blogs die einen sagen, wer Werbung schaltet ist nicht mehr ok, andere halten bezahlte Artikel, wie von trigami für falsch.

    Angenommen unabhängiges Schreiben und Bezahlung wäre nicht möglich, dann wären die Blogger, die weder Werbung schalten, noch bezahlte Beiträge schreiben die Einzigen, die wirklich unabhängig berichten…

  • Das Problem sind nicht die Journalisten, sondern die Redaktionen und deren Unternehmen, die keine Qualität sondern Quote und Kohle wollen. Also bezahlen die auch nicht für Qualität sondern für Quote und Kohle. Die Journalisten sind nur die armen Säue, die wir durchs Dorf treiben. Bei der Geschwindigkeit haben die gar keine Zeit mehr selbst zu tippen. Alles nur noch copy and paste. Na ja, Millionen BILD-Leser können halt nicht irren.

    Das Problem mit den meisten Bloggern ist doch, dass denen die Quote am A**** vorbeigeht. Denen ist so ziemlich alles egal: Vernünftige Recherche, gute Schreibe, Qualität, Anstand, Regeln. Die schreiben nur aus Selbstverliebtheit allen möglichen Mist, der dann von anderen Selbstverliebten gelesen wird. Beispielsweise von Journalisten.

  • @Robert: Ja. Das war bereits ein Statement. Ich bin irgendwann aus der Schiene „technischer Dokumentation“ ins Bloggen gerutscht und wurde praktisch gleichzeitig gefragt, ob ich denn meine Lösungen auch für Computerzeitschriften dokumentieren würde. Einige Verlage beauftragen mich seither mit Artikeln und neben trockener technischer Doku schreibe ich auch Hintergrundreportagen, Artikel zu Netzpolitikthemen oder mache seit kurzem „meine“ eigenen Sonderhefte. Meine technische Seite vernachlässige ich nicht und wenn man seine Existenz auf mehreren Säulen aufstellt, ist die Gefahr, sich von einem abhängig zu machen gering.

    Alles was ich ausdrücken möchte ist: Blogger und Journalisten sind nicht so gegensätzlich wie oft dargestellt. Ich kenne verdammt viele freie Journalisten, die aus Lust und Laune bloggen und darin einen Weg sehen, auch Meinungen zu äußern, die man sonst im deutschsprachigen Print sehr zurückhalten muss. Ich kenne auf der anderen Seite einige Blogger, die den Weg als Gelegenheitsautoren in den Printbereich gefunden haben. Bei denjenigen, welche die Unterschiede zwischen Bloggern und Journalisten betonen, spricht oft der Neid. Neid einiger Blogger, vollkommenen Müll (stilistisch wie inhaltlich) schreiben zu können und dennoch am nächsten Morgen Tagesgespräch zu sein oder Neid der Journalisten, frei von der Seele weg Themen zu beackern, die einem gerade an Herzen liegen (darum haben die Journalisten eine journalistische Ausbildung begonnen und jetzt schreiben viele für die Quote).

    Im angelsächsischen Raum gibt es diesen Neid von Journalisten auf Blogger und umgekehrt gar nicht. Das liegt an einer etwas anderen Interpretation von „unabhängiger Presse“. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man uns Deutschen gesagt, dass unsere Presse frei und unabhängig sein müsse. Gemeint war keine direkte Abhängigkeit vom Staat und keine Zensur. Deutsche Journalisten haben es als „wir dürfen keine eigene Meinung äußern“ interpretiert. Das Ergebnis ist eine aufgesetzte Neutralität, welche scheinbar nur Fakten und keine Meinung wiedergibt. Ehrlich ist diese Neutralität nicht, weil sich durch Anordnung oder Gewichtung von Fakten immer eine Tendenz ausmachen lässt. Die Presse bspw. in England ist da einiges ehrlicher. Am Economist schätze ich beispielsweise die gnadenlose Kommentierung von Ereignissen in jedem Artikel. Wozu auch gekünstelt neutral schreiben, wenn ich eh eine Meinung transportiere? Viele Journalisten würden den Stil des Economist gerne auch in Deutschland pflegen. Nur dürfen sie es nicht. Die Blogger tun es einfach.

  • Kritik an Journalisten: sie sind die bei den meisten Themen, die sie behandeln, Anfänger, vergessen das aber und halten ihr Gemisch aus Halbverstandenem und Vorurteilen für objektiv

    Kritik an Bloggern: zu geringe Empörungsschwelle, manche schreiben einfach schlecht

    Ein Kernpunkt der Debatte ist für mich der Unterschied zwischen Amateur und Profi. Blogger sind oft, was das eigentliche Schreiben über ein Thema angeht, Amateure, d.h. es fehlt eine handwerkliche Grundausbildung, aber Amateur heißt eigentlich „Liebhaber“, und die Liebe zur Sache plus große Sachkenntnisse bei einem Thema bringen manchmal erstaunliche Ergebnisse hervor.

    Schreibprofis hingegen verfügen über eine handwerkliche Grundausbildung, aber Professionalismus enthält eine ökonomische Einstellung in dem Sinne, dass man nur schreibt über etwas, was Geld bringt, ohne sich tatsächlich fürs Thema zu interessieren. Auch das bringt erstaunliche Ergebnisse hervor, allerdings im negativen Sinne.

  • @Matthias, dankesehr, das nehme ich für die zweite Stufe der Diskussion im Koffer mit;)

    @hape, hast bestimmt auch das Werk von Paul Graham gelesen, oder?

  • @hape:

    Kritik an Journalisten: sie sind die bei den meisten Themen, die sie behandeln, Anfänger, vergessen das aber und halten ihr Gemisch aus Halbverstandenem und Vorurteilen für objektiv

    Ein guter Journalist weiss, wann er Fachkompetenz zukaufen muss. Ich kenne einige große Redaktionen, die dafür gerne normale Stundensätze zahlen. D.h. derjenige, der rechtliche oder technische Themen vorkaut, bekommt Kohle und der Schreiber, der das Thema dann aufbereitet auch. Oder der Mensch mit dem technischen Hintergrund macht externes Fachlektorat. Funktioniert ganz toll — auch und gerade bei der Springerpresse. Leider aus Zeitgründen viel zu selten.

    Schreibprofis hingegen verfügen über eine handwerkliche Grundausbildung, aber Professionalismus enthält eine ökonomische Einstellung in dem Sinne, dass man nur schreibt über etwas, was Geld bringt, ohne sich tatsächlich fürs Thema zu interessieren.

    Das greift zu kurz. Bei vielen freien Autoren trifft es schon einmal gar nicht zu. Die behandeln zuerst Themen, die ihnen am Herz liegen und verkaufen sie dann. Bei festen Redaktionen können sich Redakteure auch einbringen und auf den Morgenkonferenzen die Richtung mit angeben. Ist der Chefredaktuer ein unangenehmes Ekel, bei dem das nicht geht, ziehen die guten Leute ab. Übrig bleiben die Rückgratlosen. Von den Rückgratlosen kann man aber nicht auf die Masse schließen.

  • @Robert: nee, keine Ahnung wer Paul Graham ist und was er geschrieben hat. Ich bild mir meine Vorurteile ganz alleine;-)

    @Mattias: Ich rede nicht mal von schwierigen technischem Themen. Nimm so etwas „Einfaches“ wie GEZ/Rundfunkgebühr und du wirst selbst die FAZ bei ziemlich schwer wiegenden sachlichen Fehlern ertappen.

    Was die Themenauswahl betrifft: Ich denke, ich habe den allgemeinen ökonomischen Sachzwang beschrieben. Profis müssen Geld verdienen, also müssen sie schreiben über Dinge, mit denen sich Geld verdienen lässt. Das schließt ja nicht aus, dass jemand bei manchen Themen mit dem Herzen dabei ist.

  • Der weitaus größte Teil bloggt für sich privat b.z.w. für einige Stammleser. Denen ist es sowas von Gülle, ob Ihre Schreibe medientauglich ist oder nicht.
    Gerade deshalb mag ich Blogs.

    Nehmen wir z.B. einmal Jobblogs – egal ob Taxifahrer, Buchhändler, Shopbetreiber oder ja – auch ich als Kraftfahrer. Wir wissen wovon und worüber wir schreiben.
    Dieses Wissen hat ein Journalist nicht. Im Gegenteil, der kennt in den meißten Fällen nicht einmal jemanden, der dieses Wissen hat.

    Klar, der hat vielleicht eine Meinung dazu, aber das ist doch etwas ganz anderes. Gerade deshalb sind Journalisten in vielen Fällen für mich auch nicht glaubwürdiger, als Blogger.

  • „Ihr dürft jetzt also gerne und frei heraus Eure Kritiken äußern, gegenüber Bloggern und/oder der bezahlten Schreibzunft.“

    Finde ich schon den ersten interessanten Punkt. Wo ist denn bitte der Unterschied zwischen einem bezahlten Schreiber und einem kommerziellen Blogger wie etwa auch Robert Basic (also einer der mit dem Bloggen Geld verdient)? Das ist jetzt übrigens wertfrei gewesen.

    Ein Journalist ist im idealen Fall fest angestellt und hat nen sicheren Job, muss sich nicht um die Anzeigenabteilung kümmern, in dem Fall halte ich ihn für alles andere als einen Söldner. Da ist eher der Blogger der Söldner, der seine Artikel Ad-Words optimiert, über jeden neuen Hype schreibt usw. .

    Ich glaub allerdings bei der Axel Springer Akamie 😉 sind genau solche Tipps gefragt.

  • Warum rasseln Journalisten und Menschen, die im Internet subjektiv gefärbte Berichte, Kolumnen oder Kommentare schreiben überhaupt aneinander? Weil die Presse oft nicht das tut, was sie soll: unabhängig berichten. Reißerisches verkauft sich besser und Journalisten gefallen sich in ihrer Rolle als Vertreter der vierten Macht oder als Medienhelden/rebellen – müssen sie wohl auch, mit Blick auf ihren Markwert. Internetschreiber ziehen da aber leider inzwischen nach, anstatt sich einfach auf die Verfügbarkeit des Mediums und die damit einhergehenden Freiheiten und Möglichkeiten zu berufen.

  • Achja und noch meine persönliche Motivation zum bloggen: Ich blogge in erster Linie Dinge, damit es etwas geschriebenes, publiziertes gibt, dass mich selbst als den idealen Leser hätte, und in der Hoffnung, da sind noch ein paar andere, die es genauso sehen/empfinden/denken. Das ist für mich Bloggen.
    Der Journalist hingegen schreibt um seine Leser zu informieren, ihnen bei der Orientierung zu helfen, aus Verpflichtung gegenüber der Demokratie usw. . Das alles spielt für mich keine Rolle. Die besten und die richtigen Blogs sind für mich, die die genauso so sind: privat, kleine Zielgruppe, hochspezialisiert entweder in Themensetzung oder der Einmaligkeit der Gedanken oder Perspektiven.

    Kann es von der Sache übrigens bitte bitte einen Podcast geben oder etwas vergleichbares?

  • Ich stelle mich seit einiger Zeit dem – in vielerlei Hinsicht sehr ungleichen – Vergleich mit den Journalisten-Kollegen im hiesigen Landgerichtsbezirk, wenn es um die Berichterstattung über Verfahren von Kapitalverbrechen geht. Ich habe das hobbymäßige Gerichtsreportage-Bloggen deshalb angefangen, weil es mir schlichtweg zuwenig Information war, was ich von örtlicher Zeitung oder den Agenturmeldungen erfahren konnte. So versuche ich nunmehr jeden Verhandlungstag eines von mir verfolgten Verfahrens möglichst ausführlich nachzuzeichnen – auch wenn das nicht immer brandaktuell am selben Tag zu machen ist.

    Ich habe ganz bewußt „Kollegen“ geschrieben, weil mir überwiegend kollegial und teilweise sogar herzlich und mit viel Interesse und Aufgeschlossenheit entgegengetreten wurde. Sicher wurde ich vielfach auch schief angeguckt. Allerdings liegt das auch in der Natur der Sache, denn so lange ich das vollkommen unkommerziell betreibe, muss es auf diejenigen komisch wirken, die für weniger Geschreibe pro Prozess als ich auch noch bezahlt werden…

    Daher fällt es mir tatsächlich schwer, in dieselbe polemische, unsachliche Kerbe zu hauen, wie so mancher Verlagsangestellter mit Presseausweis.
    Allerdings muss ich schon sagen, dass ich es höchst fatal finde, dass sich wirklich alle anwesenden Journalisten am ersten Verhandlungstag eines aktuellen Mordprozesses mit den Worten verabschieden, sie kämen erst zur Urteilsverkündung wieder und ich seitdem alleine im Gerichtssaal sitze – nur weil das Verfahren durch die Dolmetscherei für die Angeklagten erheblich schwer zu verfolgen ist.

    Ein bisschen mehr Ahnung von der strafrechtlichen Materie wäre sicherlich ebenso wünschenswert. Das schlechte Bild, dass in der Bevölkerung von der Strafjustiz vorherrscht (Mit all den zwangsläufigen Klischees), ist auch ein Großteil dem Wirken der Medien geschuldet – und ich meine damit nicht Stimmungsmache à la Bild: Schon oft habe ich toll geschriebene Artikel in deutschen Wochen-Magazinen gelesen, die die Atmosphäre im Gerichtssaal einfangen aber nichts substantielles über den Fortgang eines Verfahrens vermitteln können. Das heisst ja nicht, dass man dem Leser einen hochtrabend rechtswissenschaftlichen Diskurs zumuten muss – auch kann man von keinem Reporter ein abgeschlossenes Jura-Studium verlangen. Aber mehr Sachorientierung statt bluttriefender Polemik ist in vielen Fällen sicher vonnöten – ebenso wie mehr Platz in den Printmedien.

  • „… und auf die traditionellen Medien herabschauen …“

    Ich habe privat und beruflich viel mit Menschen aus den von Wagner „traditionellen Medien“ zu tun. Und was mir immer wieder auffällt, viele dieser Leute kennen in der Kommunikation und der Informationsverbreitung nur eine Richtung: Senden. Ich meine das gar nicht herablassend und noch nicht mal wertend. Es ist einfach so. Daran ist nichts auszusetzen. Solange es genügend Empfänger gibt.

    Aber hier haben die Sendenden wohl ein Problem. Die Empfänger wollen plötzlich auch senden. Oder zumindest was zurück melden. Das muss man aushalten können. Aber das müssen die, die über Jahre nur gesendet haben, wohl erst mühsam (oder gar schmerzvoll) lernen.

    Und noch eins: Das Internet ist ein eigenes Ding (Medium?). Es mag mit seinen Möglichkeiten vielleicht an zahlreiche „traditionelle“ Dinge erinnern, aber es gleicht ihnen nicht. Die Spielregeln für den Umgang damit mögen in Teilbereichen zwar ähnlich sein, wie bei althergebrachten Spielen, aber sie vermischen sich mit vielen anderen alten Spielen und (!) auch mit neuen Spielen. Wer da mitspielen will, tut gut daran, sich die neu entstandenen Spielregeln gut anzusehen und ggf. mal auf einige zu hören, die das neue Spiel beherrschen. Auch wenn man sie gerne als Freaks tituliert …

  • Also bei Journalisten von einer bestimmten Zeitung mit meist großen BILDern von nackten Frauen hab ich ein Problem mit der politischen Richtung, in die der Arbeitgeber pendelt.

    Genrell hab ich ein Problem damit, wenn Journalisten wegen Ihres Arbeitgebers in eine bestimmte politische Richtung pendeln müssen – weil sie sonst ihre Miete nicht bezahlen können.

    Wie kommt es denn dazu, dass im Online Bereich der besagten Zeitung mit vielen BILDern erst dann über die Kölner Demo gegen Pro Köln berichtet wurde, als einige linke Chaoten Steine geworfen haben?

    Oder wie kommt es dazu, dass aus einem nächtlichen Spruch eines ZDF Nachrichten Sprechers – wie er häufig gegen 0:15 im TV gemacht wird – nur in einer Zeitung mit vielen BILDern versucht wird einen Skandal daraus zu machen weil der Spruch gegen einen CSU Politiker ging? Genauer gesagt ein Spruch zu seinem Privatleben – von dem die Zeitung mit den BILDern aber sonst auch sehr gerne „journalistisch“ enthüllt.

    Ich finde Journalisten müssen objektiv oder zumindest so objektiv wie möglich schreiben. Das geht aber heute meist nicht mehr aufgrund der besagten Miete, die zu bezahlen ist.

    Blogger können da – zum Glück – offener sein weil sie unabhängig sind. Wenn ich das neue Metallica Album scheisse finde dann kann ich das schreiben – weil ich von Universal Music kein Geld will. Wenn Universal Music mir dann keine CDs mehr schicken will zieh ich sie aus meinem Napster Abo und schreib weiterhin meine Meinung.

  • @ Thomas, zum einen haben auch angestellte Journalisten längst keinen sicheren Job mehr. Zum anderen gibt es in vielen Redaktionen Pressionen seitens der Anzeigenkunden, in den einen Ressorts mehr, in den anderen weniger, und die Unterschiede liegen weniger in den Pressionsversuchen, denn darin, wie sich die Chefredaktion dagegen wehrt. Vor allem aber zählt bei allen Redaktionen (und eben auch da und nicht nur in der Verlags- und Anzeigenleitung) die Auflage bzw. Quote, und diese zielt eben wiederum auf die Anzeigenkunden. Gemessen am Tanz um die Auflagensteigerung (oder auch nur die Verteidigung des Status-quos) ist jede Ad-Words-Optimierung Amateurliga.

  • Schreibende Journalisten sind Söldner – was sind dann Blogger?…

    Der laut Technorati-Zahlen erfolgreichste Blog Deutschlands trifft Bild Redakteure zu diesem Thema.
    Sie tuns nicht aus Leidenschaft, sie tuns des lieben Geldes wegen.

    Wer nix wird, wird BILD.

    S……

  • […] in einer Glaubwürdigkeitsfrage. Egal ob man über Andrea Ypsilanti und die SPD, Vattenfall oder Journalisten spricht, allen wird das fehlen des obigen nachgesagt. Jeder Fall liegt sicherlich ein wenig anders, […]

  • Ist das hier so eine Art Dorfduell, wo die Journalisten und Blogger gegeneinander antreten? Ganz verstehe ich nicht, warum man immerzu aufeinander rumhackt.
    Ein Problem, das viele Journalisten zumindest im Zeitschriftenbereich haben ist, dass es immer weniger um Inhalte, Themen und Leser geht, sondern vor allem der Gedanke steht: Gibt es ein Thema, das noch nicht abgegrast wird und wo noch Anzeigenkunden mit Geld winken?
    Spaß macht das wohl auch nicht immer…..

  • Zur Überschrift: Ja, na und? Sie sind Medienprofis. Wer keinen warmen Platz als Angestellter in einer Redaktion ergattert hat, muss sehen, wie sein/ihr Handwerk ernährt. Zwischen „Journalist mit Wahrheitsliebe und Hingabe“ und „PR-Content-Knecht zur Lügenverbreitung“ gibt es viele Abstufungen.

    Was Journalisten zu denken geben sollte ist, dass PR-Profis, Texter, Video-Producer und andere „Medienarbeiter“ sich gerne noch „Journalist“ nennen. Ansatz zur Diskussion über die Aussenwirkung. Ich fürchte es langt nicht, um sich da an die eigene Nase zu fassen – mittlerweile zu lang.

  • Soso, schreibende Söldner. Und was ist ein Blogger wie Herr Basic, der für den Heise Newsticker von einer Microsoft-Konferenz berichten sollte, aber nichts lieferte? Nur ein fauler Hund? –Detlef

  • ich und faul? hehehe, das Argument ist ein seltene Zustandsbeschreibung, die wenig auf mich passen wird. Geschrieben habe ich nix, Geld war mir egal, wir wollte nix rechtes einfallen, was auf Heise gepasst hätte, ganz easy:)

  • Hinter jeder Information – egal ob Journalismus, wiss. Text, Fachartikel oder private Mitteilung – steckt ganz grundsätzlich das Eigeninteresse des Informanten. Die Ausforschung dieses Interesses – Quellenkritik genannt – ist oft wesentlich interessanter, als die Information selbst. Und erst dann kann man sie richtig verstehen und nutzen, wenn die Interessenslage des Informanten klar ist.

    Die Interessen selbst sind wohl überwiegend materiell bzw. auf Konsum udn Existenz gerichtet, ggf. auch angereichert mit einem kleinen Schuß Überzeugung. Na gut, es mag meinetwegen auch Fälle geben, in den Missionsinteresse, Abrechnungsinteresse und andere Gemütslagen im Überzeugungsbereich vorwiegen. Aber nur um der reinen „Wahrheit“ (jeder hat ja seine) willen gibt es wohl kaum „Information“.

    Information vom Wortsinn heißt „hineinformen“. Und wer seine Wahrheit irgendwo hineinformen will, muß sich auch fragen lassen: „cui bono“.

    Und dann wird alles klar (auch bei mir).

    Konrad Fischer
    Skpetiker

  • Ich hoffe Du, kann etwas bei den neuen Journalisten etwas, mehr Verständnis erzeugen.
    Meine Blogbeiträge sollen auch mehr der Diskussion dienen, genauso wie Du es beschrieben hast.
    Die USA sind da schon viel weiter, hier werden Blogger-Statements auch schon in den TV Nachrichten auf CNN integriert.
    Allerdings werden dort auch die Blogger eher als günstige Journalisten misbraucht. Man spart dort an den eigenen Redaktionen.
    Das ist eine Entwicklung , die ich auf keinen Fall mir für Deutschland wünsche. Wir brauchen gute Journalisten, die die Zeit haben
    fundierte Recherchen durchzuführen.

  • Hier in der Schweiz war ja gerade so ein lustiger Journi, der gefunden hat Schweizer Weblogs seien gar nicht toll. Da haben sich dann auch diverse Blogger darüber aufgeregt.

    Das ist der Text des Journalisten (der übrigens selbst ebenfalls ein Blog hat):
    http://bloggingtom.ch/downloads/20081102-soz-blablablogger.pdf

    Hier hab ich so einiges an Antworten zusammengetragen:
    http://delicious.com/haslo/blablablog?setcount=25

    Besonders lesenswert:
    http://www.pixelfreund.ch/2008/11/an-alle-journalisten-fuzzis-die-es-noch-immer-nicht-begriffen-haben/
    http://henusodeblog.blogspot.com/2008/11/bla-bla-bauer-master-in-journalism.html

    Sorry wegen dem Linkspam ohne viel eigenen Inhalt 🙂

  • @ Julius #23
    stellvertretend für gleich und ähnlich lautende Meinungen:

    […]die Presse oft nicht das tut, was sie soll: unabhängig berichten. Reißerisches verkauft sich besser[…]

    Und, was lernen wir daraus? Vielleicht wollen Menschen nicht unabhängig und objektiv informiert werden? Vorgeben wird das jeder („Ja freilisch, isch will nur unabhengisch unn ganz objektiv, gelle!“)! Will er’s auch wirklich? Menschen …

    Beste Grüße
    Vogel

    PS.: Bin gespannt, Robert, was Du berichtest. Viel Spass und bonne chance!
    PPS.: Ein Mitschnitt (# 24) – das wäre geil! Super Idee!

  • “Nervig ist auch, dass Internetfreaks ( warum sind Blogger Freaks?) sich in einer selbst angedichteten Herrlichkeit als mediale Avantgarde des 21. Jahrhunderts aufspielen und auf die traditionellen Medien herabschauen – ungefähr wie der Floh auf den Hund. Auch der holt sich seinen Content durch Saugen“
    Zitat von Herrn Wagner, im obigen Beitrag.

    Bei ihm scheint die Tinte manchmal direkt übers Laptop aus zulaufen, aber schlaue Sprüche klopfen.
    Nationalökonom Karl Bücher( Zeitgenosse von Karl Kraus) definierte die moderne Zeitung als „Erwerbsunternehmen, das Annoncenraum als Ware verkauft, die nur durch einen redaktionellen Teil verkäuflich wird.“
    Also, dann könnte Herr Wagner so eine Art Handelnder sein wie oben beschrieben. Er soll schreiben, schreibt was gewünscht wird und der Verlag bezahlt.

    Sicher bin ich mir, dass KaKa Herrn Wagner blasiert übergangen ware.
    KaKa hat sich mit Big Shots beschäftigt:

    ..(..)Was ich will, ist, dass die Presse aufhöre zu sein – Kraus und der Journalismus
    Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus, Teil 4

    „Du brauchst nicht mehr zu wissen noch zu denken,
    Ein Tagblatt denkt für dich nach deiner Wahl.
    Die Weisheit statt zu kaufen steht zu schenken,
    Zu kaufen brauchst du nichts als das Journal.“

    Franz Grillparzer (aus „Dem internationalen Preßkongreß“)

    Richard Schuberth 03/2006
    Auf dem Höhepunkt des bürgerlichen Zeitalters, in der Periode zwischen 1848 und 1914, profiliert sich die Zeitung als Medium der Emanzipation und Bildung. Feuilletonisten und Leitartikler machen den seit der Aufklärung heroisierten Dichtern und Denkern Konkurrenz. Besonders die Ästhetizisten als Künder des ewig Wahren und Schönen wehren sich gegen die Anmaßungen des täglich neu gedruckten und weggeworfenen Worts. Hugo von Hofmannsthal z. B. gefällt es gar nicht, dass auf den „elendsten Zeilenschreiber etwas vom Glanz der Dichterschaft abfällt“. Dem hätte Karl Kraus wohl zugestimmt – und von Hofmannsthal und seinesgleichen gleich den Glanz mit runterpoliert.

    Dass Karl Kraus in der „Journaille“, wie er das journalistische Gewerbe nannte, seinen Hauptfeind bekämpfte, ist beinahe eine Untertreibung. Mehr noch war die 1899 gegründete „Fackel“ die unversöhnliche Antithese zur Presse schlechthin, in ihrem Titel schon leuchtet die Doppelbedeutung von Erhellung und Brandlegung auf, jener „Productivkraft schöpferischer Zerstörarbeit“, deren deklariertes Ziel die „Trockenlegung des weiten Phrasensumpfes“ war.

    Karl Kraus kannte die Produktionsbedingungen des bürgerlichen Journalismus gut genug, schrieb er doch seit 1892 selbst für die damals wichtigste meinungsbildende Kraft Mitteleuropas, die „Neue Freie Presse“ sowie in der Wochenschrift „Die Wage“. Als das Gerücht, der begabte junge Autor wolle eine eigene Zeitschrift gründen, auch in die Redaktion der „Neuen Freien Presse“ drang, wollte die ihn als Redakteur an sich binden. Karl Kraus’ Selbstbewusstsein war indessen stark genug für die Gewissheit, dass er nicht reif für die „NFP“ sei, sondern diese reif für ihn. Er gründete 1899 die „Fackel“ und formulierte bereits in der Nullnummer sein Programm: „… kein tönendes ‚Was wir bringen’, aber ein ehrliches ‚Was wir umbringen’ hat sie sich als Leitwort gewählt.“
    Quelle: verlinkt, un dess ach gern:-)

    Gibt es einen Karl Kraus Preis für Journalisten?

    …auch eine schöne advents-krisen-rezession-teutonen-grübel-zeit noch,
    alla hopp, alles werd gut, mer wisse nurr noch nett wann, gelle!

    Ricci mit gefühltem gerieselten Schnee
    aus Bad Vilbel