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Web 2.0 statt Raketen: Israel sucht Blogger-Armee

Israel scheint um seinen guten Ruf in der Weltöffentlichkeit besorgt zu sein. Glaubt man den beiden Berichten in den Tageszeitungen „The Jerusalem Post“ und „Haaretz“, ist das israelische Einwanderungsministerium derzeit auf der Suche nach einer ganzen Armee von Bloggern. Sie sollen im Auftrag der Behörde Israel in anti-zionistischen Blogs repräsentieren – im Klartext: Stimmung machen im Auftrag der Regierung. Besonders Staatsbürger mit Kenntnissen in französischer, englischer, spanischer und deutscher Sprache werden händeringend gesucht.

Eine der ersten freiwilligen Pro-Israel-Bloggerinnen war demnach Sandrine Pitousi. Die 31-Jährige aus Kfar Maimon lebt rund fünf Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt. Sie habe aus dem Radio von der Initiative des Ministeriums gehört und sich sofort entschieden, mitzumachen – weil sie mitten im Konflikt lebe. Bei ihrer Blogging-Tätigkeit kämen ihr besonders ihre Erfahrungen im Bereich PR und ihre guten Französisch-Kenntnisse zugute. Einen Kommentar zu dieser Aussage kann ich mir wohl sparen, oder?

„Während des Krieges haben wir uns überlegt, wie wir unseren Beitrag zu diesem Konflikt leisten können“, betont Erez Halfon vom Ministerium für Einwanderung. Schließlich könne man „auf ein Reservoir von mehr als einer Millionen Zuwanderer mit einer zweiten Muttersprache“ zurück greifen. Auch der weitere Ablauf gibt mir zu denken, denn nach dem sich Freiwillige beim Ministerium gemeldet hätten, seien die Kontaktdaten an das Außenministerium weitergeleitet worden. Mitarbeiter der Medienabteilung hätten sich dann mit den patriotischen Bloggern in Verbindung gesetzt und diese direkt auf „problematische Internetseiten“ angesetzt.


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(Michael Friedrichs)

Über den Autor

Michael Friedrichs

Michael Friedrichs hat als Redakteur für BASIC thinking im Jahr 2009 fast 400 Artikel veröffentlicht.

26 Kommentare

  • …gehört halt zur Propaganda-Maschinerie solcher Konflikte dazu und nimmt sich auf beiden Seiten doch nichts. Sieht im TV & Co. ja auch nicht anders aus. Schade um den Speicherplatz, der für solche Dinge verbraten wird.

  • Propaganda auf allen Seiten. Man muß sich nur die Berichterstattung der israelischen Seite und der palästinensischen Seite ansehen. Da ist auf beiden Seiten keine Spur von Abstand, Neutralität und Sachlichkeit. Journalisten werden auf beiden Seiten instrumentalisiert.

    Hätte man nicht die UNO-Beobachter und internationalen Journalisten ausgewiesen, dann hätte man heute Klarheit über das, was in den letzten Wochen da alles passiert ist.
    Stattdessen versucht man, das Bild, daß man in den Köpfen der Welt glaubt, selbst zu korrigieren. Wieder durch Manupulation, was im Jahre 2009 nicht mehr funktionieren kann. Man sieht ja hier, wie schnell die Welt so etwas erfährt.

  • Naja, warum wundert sich die Regierung von Israel denn, dass die Meinungen so negativ sind?

    Nach den ganzen Kriegen im GAZAsteifen und nach den Käpfen um Grund ist es ja mal kein Wunder, dass die meisten europäer eine Negative Einstellung zum Land haben.

    Und so eine Propagandamasche wird wohl nicht viel bringen, da das Fernsehen täglich schreckliche Bilder aus Nahost bringt.

  • Die Überschrift ist echt unhuman und im Grunde einfach nur pervers, wenn man überlegt, wieviele Menschen bei diesem Krieg ums Leben kamen.

  • naja so sieht die realität nun mal aus. das internet hat sich zu so einem extremem machtgewirr verwickelt, das quasi ein post in irgendeinem blog auslöser für streitigkeiten ist. stellt euch doch mal vor, wie das aussehen würde, wenn alle leute hier bei basic gegen gazprom wettern würden. dann würde deutschland noch vor februar das gas abgestellt werden.

    mittlerweile haben blogger schon einen extrem machtzuwachs erfahren, jedoch sollte man diese macht nicht ausnutzen in dem man erkaufte statements verteilt.

    was dort in israel laut des berichts passiert, ist quasi nur eine stufe größer, doch das problem an sicht besteht doch schon länger

  • Verstehe ich jetzt nicht ganz was dabei so verwerflich ist bzw. warum es jetzt sofort negativ auslegt wird.
    Ich lese nirgends dass es um „Stimmung machen im Auftrag der Regierung“ geht.
    So wie ich es verstehe geht es darum, dass die Menschen in Israel deren eigene Sicht auf den Konflikt darlegen. Und das ist doch legitim!?

    Die Berichterstattung, der wir in Europa ausgesetzt sind, ist leider ziemlich einseitig und eine erweiterte Sicht ist doch eine Bereicherung.

  • by the way: erkaufte Statement an sich sind nichts Neues: so hat sich beispielsweise die US-Administration unter Bush schon des gezielten Meinungs-Bloggings bedient. Auch zahlreiche Unternehmen haben PR-Blogger im Einsatz. Und nur selten geht das schief wie bei das Beispiel Belkin aktuell zeigt.

  • Als jemand der zum Nahen Osten bloggt und in den letzten Wochen viel zu den Ereignissen in Gaza geschrieben hat, habe ich auch eine Mail von einer Organisation namens „The Israel Project“ bekommen.

    Laut eigener Aussage ist das „eine internationale Nonprofit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Medien und Öffentlichkeit über Israel zu informieren und dabei Sicherheit, Freiheit und Frieden zu fördern. TIP ist unabhängig von Regierungen und bietet Journalisten detaillierte Informationen über Israel und den Nahen Osten.“

    Jedenfalls wurden mir Infos angeboten, damit ich in ihrem Sinne berichte. Habe auf die Mail nicht geantwortet.

    Persönlich finde ich das auch gar nicht besonders verwerflich, sondern einfach nur professionell von israelischer Seite.

  • „stellt euch doch mal vor, wie das aussehen würde, wenn alle leute hier bei basic gegen gazprom wettern würden. dann würde deutschland noch vor februar das gas abgestellt werden.“

    Das würde lächerlich aussehen. Und es würde nix passieren. Geh mal nach draußen, häng nich soviel in Blogs rum :-)))

  • „Bei ihrer Blogging-Tätigkeit kämen ihr besonders ihre Erfahrungen im Bereich PR und ihre guten Französisch-Kenntnisse zugute. Einen Kommentar zu dieser Aussage kann ich mir wohl sparen, oder?“

    „Auch der weitere Ablauf gibt mir zu denken, denn nach dem sich Freiwillige beim Ministerium gemeldet hätten, seien die Kontaktdaten an das Außenministerium weitergeleitet worden. Mitarbeiter der Medienabteilung hätten sich dann mit den patriotischen Bloggern in Verbindung gesetzt und diese direkt auf “problematische Internetseiten” angesetzt.“

    Meine Güte. Man könnte meinen, niemand sei in der Lage, englische Originalquellen zu lesen und zu verstehen, dass sie hier, und dann noch mit polemischen Halbsätzen, so aufbereitet werden müssen.

    Abgesehen davon machen die englischen Texte ganz klar, dass es um „hasbara“ geht, und dieses Konzept den Lesern hier zu erläutern wäre die eigentliche Aufgabe des Autors gewesen.
    Zumindest in Israel weiss man, dass die Regierung spezielle Hasbara-Trainings anbietet (Stichwort „Daten weiterleiten“). Dabei muss immer noch unterschieden werden, wer trainiert, denn auch hier gibt es schwarze Schafe.

    Und: wenn hier wirklich in irgendeine Richtung konstruktiv diskutiert werden soll, dann vielleicht mit besseren Links und Quellen (schon mal bei z.B. Richard Silverstein vorbeigeschaut? Der hat sich nämlich schon vor dem 10. Januar in aller Länge dazu ausgelassen…).

  • Nun seit es einen US-Präsidenten gibt, der bloggt und der dann auch noch die Wahl gewonnen hat, dürfte wohl insgesamt klar sein, dass man auch in der Bloggerszene mitmischen muss …

  • Wenn das nicht zum Boomerang wird.

    In der Vergangenheit wurden Umweltschutzdemostranten von gegnerischen Medien gerne als reine Berufsdemostranten diffamiert (weil einige der Demostranten bei Umweltschutzorganistationen angestellt waren). Ähnlich kann es in Zukunft den bezahlten und unbezahlten Zionisten im Netz ergehn.

  • es ist erfrischend, dass hier so viele vernünftige kommentare auftauchen. klar, der eine oder andere muss seinen judenknacks auch hier ausleben (oder seine verschwörungstheorie vom bösen juden hier abgeben und fleißpunkte sammeln).
    selbst, wenn sie leute anwürben, die gezielt desinformationen verbreiten sollen, fände ich das nicht sonderlich verwerflich, das gehört zum geschäft. und wer sich darüber aufregt und gleichzeitig die „fernsehbilder“ aus nahost als quelle angibt, der sollte sich mal über das stichwort pallywood informieren.

  • Wo genau ist denn das Problem? Es ist einfach eine Neuerung, dass dies eine Regierung öffentlich initiiert und versucht, die Leute zu sammeln.
    Ich habe auch das Gefühl, es könne nicht schaden, wenn man auch mal eine Stimme zu Gehör bringt, die eine andere Sichtweise darlegt.

  • Ist die Initiative der isrealischen Regierung etwa EIN VERBRECHEN?

    Warum tut der Autor dann so?

    Mir ist es LIEBER eine Regierung ruft zum BLOGGEN auf, ALS dass ein kriminelles Verbrecherregime Jugendliche und Kinder dazu aufruft, sich als SELBSTMÖRDER in die Luft zu sprengen – und Unschuldige zu töten.

    Wenn man das hier liest, weiss man warum Israel gut daran tut, seine eigenen Leute zum Bloggen aufzurufen.

  • Blogger werden nicht von Israel bezahlt und drum auch nicht gekauft, was´n Shice, hier Gegenteiliges zu behaupten!
    Es werden allenfalls ohnehin vorhandene (Möchtegern-)Blogger konzentriert und organisiert, weil der Einzelne bisher nicht weiß, wo´s wirklich gerade brennt, weil feindliche Propagandisten dort wüten. Es ist nämlich durchaus so, dass die Israel-Hasser unter ihren unterschiedlichen Stammbäume zwischen Nazis und Islamisten und schlechten Gutmenschen genau obsessiv das seit langem tun, was Israel in diesem Blog hier vorgeworfen werden soll – massive Internet-Propaganda!
    Its about time, dass Israelis sich endlich wehren; nicht nur für Israel allein, sondern auch im Sinne von Opferschutz vor der Propaganda und ihrer verzerrten Bilder.

  • Es ist nur die Frage ob israelische oder jüdische Blogger hier was erreichen können. Die Frage ist: Kann eine massive Isreal Propaganda Israel wirklich helfen oder macht es die Sache nur schlimmer? Bitte nicht mich fragen, ich weiß wirklich die Antwort nicht.