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Wahlkampf 2.0: StudiVZ will 13 Millionen potentielle Wähler mobilisieren

Deine Stimme ist im Super-Wahljahr 2009 besonders gefragt. Am 7. Juni geht es zur Europawahl, bei mir in Nordrhein-Westfalen finden am 30. August die Kommunalwahlen statt und am 27. September dürfen bei der Bundestagswahl rund 62,2 Millionen Wahlberechtigte zu den Urnen gehen und ihre Stimme abgeben. Insgesamt stehen in diesem Jahr 16 Wahlen an. Kein Wunder also, dass unsere Parteien bereits mitten in den Vorbereitungen stecken. Politiker bloggen und twittern um die Wette. Sie pilgern von Talkshow zur Talkshow und lassen auch sonst keine Gelegenheit aus, ihre Meinung kund zu tun. Immer im Hinterkopf: der mediale Erfolg des amerikanischen Web 2.0-Präsidenten Barack Obama.

Da liegt es nur nah, dass auch zahlreiche Communities und Social Networking-Plattformen ihre Chance erkannt haben und nun rechtzeitig vor den politischen Showdowns auf den Wahlkampfzug aufspringen wollen. Hinter den Kulissen wird bereits fleißig an Konzepten getüftelt, um die Mitglieder auf das Super-Wahljahr einzustimmen. Ganz vorne mit dabei sein will auch der Holtzbrinck-Verlag mit seinem StudiVZ-Portal. Die Plattform befinde sich derzeit in Gesprächen mit allen relevanten Parteien, verriet mir der Unternehmenssprecher in einem Telefonat. In ein paar Wochen sei man soweit, das Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Pläne hätten eine hohe Priorität, vor allem in Anbetracht der rund 13 Millionen potentiellen Wählerstimmen, über die die Mitglieder des StudiVZ-Netzwerkes (inklusive MeinVZ und SchülerVZ) verfügten. Mehr Details wollte der Unternehmenssprecher aber noch nicht verraten.

Wir dürfen also gespannt sein, was Holtzbrinck und die anderen Web 2.0-Plattformen wie Facebook da aus dem Hut zaubern werden. Nach der etwas peinlichen SPD-Gruppen-Löschaktion am vergangenen Wochenende wird sich StudiVZ hier sicherlich besonders ins Zeug legen. Zumal Christian Söder im Blog der Sozialdemokraten Baden-Württembergs für diese Aktion deutliche Worte fand: „Unter diesen Aspekten kann nur davon abgeraten werden, StudiVZ als Plattform für ernsthafte politische Diskussionen zu nutzen“.


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Ob die politischen Ambitionen der Plattformbetreiber am Ende aufgehen werden, bleibt sicherlich abzuwarten – zudem sich der amerikanische Online-Wahlkampf vom deutschen deutlich unterscheidet. Mit der Frage hat sich auch das Politikblog DemokratieZweiNull vor ein paar Tagen ausführlich beschäftigt – mit einem ähnlichen Ergebnis:

In Deutschland gleicht der politische Wahlkampf im Web einem Flickenteppich. Wer sucht, der findet sie schon – die Trendsetter, die Pioniere unter den Politikern, die sich dem Dialog im Social Web bereits stellen. Aber der große Vorreiter fehlt aus meiner Sicht, von einem Wow-Effekt sind wir weit entfernt.

(Michael Friedrichs)

Über den Autor

Michael Friedrichs

Michael Friedrichs hat als Redakteur für BASIC thinking im Jahr 2009 fast 400 Artikel veröffentlicht.

35 Kommentare

  • Mehr Details wollte der Unternehmenssprecher aber noch nicht verraten.

    Offizielle Infos soll es erst in ein paar Wochen geben. Bis dahin heißt es abwarten und fleißig weiter nachfragen 🙂

    Ich gehe aber nicht davon aus, dass es Werbung sein wird. Eher eine gemeinsame Aktion gegen die Politik-Verdrossenheit von jungen Menschen.

  • Ich frag mich ob sich mal einer Überhaupt die Mühe gemacht hat den Obama Wahlkampf zu analysieren. War nicht der Schlüssel vor allem die mobilisierung der tausenden freiwilligen Wahlhelfer, die persönlich in Geprächen am Telefon oder der Haustür Wählerstimmen gewonnen haben?
    Ich glaube das ganze auf soziale Netzwerke im Internet zurückzuführen ist sehr oberflächlich. Sie waren dabei wohl eher nur Medium der Kommunikation, wenn auch ein sehr effektives.

  • 13 Mio. Wähler? Ich fress einen Besen wenn das funktioniert.

    Allerdings… hoffentlich hat der dann wenigstens einen weichen Stiel. Jungwähler wieder an die Wahlurne zu bekommen, Junge das Wär was.

    Ich drücke die Daumen. Gruß R. Maler

  • Ne tolle Sache, wenn das funktioniert. Ich finde es immer wieder bedenklich, das öfters genau die Leute über die Politiker schimpfen, die nicht zur Wahl gehen. Versteh nicht warum man auf sein Wahlrecht verzichten sollte, wir wissen ja was in den 30-40ern dabei rausgekommen ist…
    Aber ob das alles auf Basis eines Social Network funktioniert? Ich weiß nicht. Da müssen die sich schon was einfallen lassen. Vielleicht so eine Art Schneeballeffekt das man von den Freunden zu solchen Aktionen eingeladen wird mit der Aufforderung, ebenfalls seine Freunde einzuladen.

  • Ich sehe das ähnlich wie Jan. Dass es nichts gebracht hat „yes we can“ als deutscher Politiker in seine Rede einzubringen hat Herr Steinmeier eindrucksvoll bewiesen. Was auch immer Obama nach seiner Wahl zu leisten vermag, eines muss man sagen: er kam während des Wahlkampfes immer authentisch rüber. Genau das fehlt mir aber bei unseren Politikern.

    Wenn man sich die Internetkenntnis einiger unserer Spitzenpolitiker so reinzieht … http://www.youtube.com/watch?v=C0Q41F6m1_E

    Dann fragt man sich doch allen ernstes wie um himmels willen so jemand eine authentische Kommunikation über das Internet schaffen will. Da reicht es auch nicht einen Mitarbeiterstab zu haben der sich um alles kümmert.
    Auch eine Agentur kann noch so gut sein, es wird nix bringen wenn es nicht authentisch ist.

    Ich warte auf einen deutschen Politiker der frische Ideen hat und das Internet zu nutzen weiß. Aber noch ist keiner weit und breit zu sehen.

  • Nicht einmal alle deutschen Alpha-Politiker zusammen, würden an einen Barack Obama heranreichen. Mit viel Geld den größten Mist zu bewerben, wird keinen einzigen VZ-ler hinter dem Ofen hervor locken. Das ist doch wohl klar. Was man bewirbt, egal in welcher Branche, sollte auch von hoher Güte sein, wenn man auf langfristige Erfolge setzen will. Die Programme der etablierten Parteien sind ein (Sorry) Scheissdreck zu dem, was notwendig wäre. Und das wissen die Wähler …

  • Das ist doch alles heiße Luft. Das dient doch nur der Selbstdarstellung von Leuten wie Sascha Lobo, der die SPD berät.
    Brauchen wir wirklich ein Merkelblog oder ein Steinmeierblog?
    Wollen wir lesen, was Hubertus Heil twittert oder Pofalla auf Youtube abliest? Wollen wir verfolgen, wie die Jusos Herrn Steinmeier zujubeln oder die Junge Union Frau Merkel toll findet?

  • @Böser Grabbler: Nee, eben nicht. Aber es wird doch mal Zeit, dass wir Menschen tachles reden und Platz machen für die wichtigen Themen. Wenn die großen Parteien das nicht liefern, dann sollte man schauen was die keinen zu bieten haben. Vielleicht ist es ja Zeit für was Neues. Ich kenne praktisch keinen Menschen in meiner Umgebung der noch Lust auf das Geschwafel und Selbstprofilierung hat.

  • „Ich gehe aber nicht davon aus, dass es Werbung sein wird. Eher eine gemeinsame Aktion gegen die Politik-Verdrossenheit von jungen Menschen.“

    Ist für mich das selbe!
    hab aber nichts dagegen wenn unsere eingestaubte Politik neue Wege geht.

  • Ich kann man durchaus vorstellen, dass man da auch so ne Art Wahl-o-Mat einbaut. Das Teil ist ja immer sehr hilfreich, weil dort auch so einige Grundpositionen der Parteien sehr gut dargestellt werden. Könnte ich mir vorstellen. Dazu noch ein paar Wahlgruppen und fertig. Evtl. noch mit so ner Arte Fragestunde zu den Kandidaten.

  • Leider werden die dahinterstehenden Verwaltungsmechanismen & PRMaschinerien erst mehrere Monate tagen, beraten und verhandeln müssen. Vielleicht wird es noch vor dem Wahlmonat etwas auf *Vz geben, aber das wird sicherlich weder bezahlt noch von Parteien öffentlich unterstützt sein.
    Die Grünen geben Praktikumsplatzzusagen für den Bundeswahlkampf erst zu März / April raus… (Ja, Praktikanten. Aber Wahlkampfbegleitung?)

  • Rate mal warum kaum jemand wählt?

    Wen soll ich wählen? Die Lügner der CDU, die Verräter der SPD, die Mitläufer der FDP, die Waschlappen der LINKEN oder die Mitsegler der Grünen?

    In diesem Land gibt es nur politische Versager (meine Meinung). Es geht nicht um uns, das Volk. Es geht um Macht, Geld und dicke Ei**.

  • Warum der ganze Aufwand um die Wahlen in Deutschland? Es wird dabei so oder so nichts rauskommen weil sich die große mehrheit nicht mehr dafür interssiert weil es eh egal ist wer gewählt wird… ändern wird sich nichts… und das ist schon seit Jahren so weswegen haben wir denn sonst so eine niedrige Wahl beteiligung?Nicht die Werbung soll sich ändern sondern die Politik!

  • Der Fairness halber muss man schon sagen, dass nicht alle Politiker Versager sind. Auch unter den etablierten Parteien gib es anständige Menschen und gute Fachpolitiker, die sich intensiv und fleissig mit bestimmten Themen auseinandersetzen. Die größten Lumpen sitzen in den Vorständen der etablierten Parteien. Querdenker und notwendige Reformer lassen die nur ungern zu sich in die Führungsetage aufsteigen, weil die ja ihre Macht und Pfründe streitig machen könnten. Ganz übel. Der politischen „Elite“ geht es nicht ausschließlich um unser Land. Die wollen in erster Linie ihre Interessen und Egoismen schützen. Solche Typen haben nichts in der Politik verloren. Es liegt an allen Wähler/innen selbst, wie es mit unserem Vaterland weiter geht. Jeder könnte etwas tun …

  • Der StudiVZ-Verhaltenskodex sagt in Nr. 9:
    „Es darf keine kommerzielle oder politische Werbung von Nutzern veröffentlicht werden.“

    Also ist nur die Werbung erlaubt, für die StudiVZ Geld kassiert? Ist das im Sinne eines demokratischen Meinungsbildungsprozesses?

  • Das mit der Wahlbeteiligung ist wirklich so ein Ding. Wen soll man denn wählen? Ich gehe inzwischen danach wer am wenigsten für Überwachung und am wenigsten gegen Killerspiele ist und da schneiden im großen und ganzen die Grünen und FDP am besten ab. Die Grünen fallen dann wegen so Dingen wie Tempo 130 wieder aus. Bleibt nur die FDP über. Ist zwar auch nicht das gelbe vom Ei, aber immer noch das gerigste Übel, finde ich. Bei allen anderen Themen tun sich die Parteien sowieso nichts, außer man geht jetzt an die politischen Ränder, aber dass muss ich auch nicht haben, weil da doch teilweise sehr dubiose Meinungen vertreten werden und wenn man da manchmal einige Kandidaten reden höhrt wird ja erst richtig übel.

  • Super Aktion – ich hoffe das haut auch so hin. Die Wahlbeteiligung muss endlich mal wieder steigen. Denn wenn das der Fall ist werden die Linken es nicht mehr schaffen irgendwo einzuziehen!

  • damit die wahlbeteiligung steigt muss man erstmal wissen wer überhaupt für was steht. klar kann man sich das irgendwo aus den untiefen der parteiwebseiten selber zusammenpuzzeln, aber ich denke der job der parteien ist es auch klar zu informieren. die wahlprogramme verschwimmen immer mehr und kein Politiker traut sich wirklich zu polarisieren. Da wird bei jeder ausserung vorher prognostiziert wieviele potentielle stimmen etwas kostet. jeder will es allen recht machen.

  • […] basicthinking berichtete gestern über die Pläne des Holtzbrinck Verlags, im anstehenden Bundestagswahlkampf mit allen relevanten Parteien zu kooperieren und so die 13 Millionen Mitglieder in den StudiVZ-Portalen zu mobilisieren. Der Verfasser des Textes, Rolf Maler, führte postwendend aus, er glaube nicht daran, das die deutschen Parteien soziale Netzwerke tatsächlich zu ihren Zwecken nutzen könnten. Ähnlich sieht es Thomas Knüwer im Handelsblatt, der in seiner Analyse des US-Wahlkampfes bezweifelt, dass das Modell Obama in der Kürze der Zeit kopiert werden könnnte. Ich stimme der Einschätzung zu, die große Mehrzahl der deutschen Politiker hätten keine Strategie, um das Web 2.0 für sich zu nutzen. Aber die Mobilisierung junger Wählerschichten muss nicht notwendigerweise durch Politiker selbst ausgehen. Vielmehr bietet sich die Chance, Bewegungen gegen die Politikverdrossenheit zu gründen: Politik als User Generated Content. […]

  • […] Wahlkampf 2.0: StudiVZ will 13 Millionen potentielle Wähler mobilisieren Deine Stimme ist im Super-Wahljahr 2009 besonders gefragt. Da liegt es nur nah, dass auch zahlreiche Communities und Social Networking-Plattformen ihre Chance erkannt haben und nun rechtzeitig vor den politischen Showdowns auf den Wahlkampfzug aufspringen wollen. Ganz vorne mit dabei sein will auch der Holtzbrinck-Verlag mit seinem StudiVZ-Portal. Die Plattform befinde sich derzeit in Gesprächen mit allen relevanten Parteien, verriet mir der Unternehmenssprecher in einem Telefonat. Basic Thinking […]

  • […] 2009 ist Super-Wahljahr. Und bei 16 Wahlen (Inklusive Europawahlen, Kommunalwahlen, Landtagswahlen und der Bundestagswahl) gibt es natürlich Wahlkampf ohne Ende. Und dass ist Folgerichtig mit Wahlausgaben von Parteien in Millionenhöhe verbunden – Und davon will StudiVZ natürlich was ab. Dazu schreibt Basic Thinking: […]

  • Lustig, lustig: „In ein paar Wochen sei man soweit, das Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen“. Nach meinem Zeitverständnis sind „ein paar Wochen“ mal locker 8 bis 12, in Monaten gesprochen 2 bis 3. Dann ist allerdings schon Juni, und die Europawahl schon vorbei.

    Ich gehe aber davon aus, dass der Holtzbrink-Verlag erst ein Werbekonzept erarbeiten und den Parteien präsentieren will, die dann auf StudiVZ werben sollen. Gegen Geld, versteht sich.

  • StudiVZ und Politik… Ich bin gespannt…
    studiVZ verspricht sich kostenlose Werbung und eine dicke Belohnung vom Staat für die „Mobilisierung“ der 13 Mio. Wähler (inkl. FakeAccounts).

    Am Ende fehlt es uns wieder und nach dem Wahlkampf spricht man wieder über die Wirtschaftskrise und das es hinten und vorne fehlt.

    Obama ist der erste Politiker der „Yes, we can!“ sozusagen erfunden und GEPRÄGT hat. Wenn ein deutscher Politiker das in seine Rede einbaut, wirkt es wie geklaut. Nicht jede Kopie ist so gut wie das Original, und deutsche Politiker sind antiquierte Herren.

    „Wahlversprechen nicht brechen,
    es wird sich sicher rächen!“

    Ein wohlwollender Satz an alle Politiker die, hier, auch mitlesen.

  • Fallstricke bei sozialen Netzwerken für politische Parteien: StudiVZ…

    Der Bundestagswahlkampf 2009 wird (auch) ein elektronischer Wahlkampf werden. Homepages, Blogs, Podcasts, twitter aber auch soziale Netwerke – sprich all das, was man unter Web 2.0 kennt – werden eine bisher nicht gekannte Bedeutung erreicht haben. Kei…