Sonstiges

Susan Boyle in den YouTube-Charts und die verpassten Werbegelder

boyle

Am Samstag war es wieder soweit und 2,95 Millionen Deutsche verplemperten ihren Abend damit, beim Zicken-Stadl DSDS kräftig mitzuschunkeln und mit 50-Cent-SMS die Krönung eines künftigen C-Promis voranzutreiben, der nach sechs Monaten zur Abfallverwertung ans Dschungelcamp weitergereicht wird. Amen! Außerdem steht der Gewinner doch eh schon fest, oder? Nur ein Scherz…

Ursprünglich basiert die Show auf der britischen Vorlage Pop Idol, dessen Juror Simon Cowell dann „Britain’s got Talent“ ins Leben rief und sich seitdem dort als Schiedsrichter engagiert. Vor drei Wochen betrat Paul Potts 2.0 die Bühne, genauer gesagt Susan Boyle, die zunächst einen gänzlich un-Superstar-igen Eindruck machte, dann aber ihre Stimme erhob und „I Dreamed a Dream“ aus dem Musical Les Misérables zum Besten gab.

Der Rest ist Geschichte: Boyle hat nicht nur die Herzen der Engländer erobert, sondern Dank YouTube, Twitter und Facebook den ganzen Erdball verzückt. Zahlen? Gerne: Das Video ihres Gesangvortrags schoss innerhalb dieser kurzen Zeit von null auf Platz fünf der Alltime-Youtube-Charts. 186 Millionen Nutzer haben laut Visiblemeasures bislang den Clip abgerufen (berechnet nach dem True Reach-Verfahren), Paul Potts brachte es bis heute nur auf 118,8 Millionen Online-Zuschauer. Noch immer wird das Boyle-Video jeden Tag millionenfach aufgerufen, Visiblemeasures rechnet damit, dass die Dame aus dem schottischen Blackburn bald Soulja Boy ablösen könnte, der mit „Crank That“ bislang seine erste Position in den YouTube-Charts verteidigt.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Unbestritten ist das ein immenser Erfolg, der wohl dem Begriff „Viralität im Netz“ neu definiert haben dürfte. Boyle wird sich über den globalen Zuspruch freuen. Anders sieht es aber bei YouTube und dem Show-Produzenten ITV aus: Hunderttausende Britische Pfund haben sich beide Parteien bis heute durch die Lappen gehen lassen. „The Guardian“ geht sogar von 1,5 Millionen Pfund aus – Geld, das nun unwiederbringlich fort ist, denn ITV hat es bis heute nicht geschafft, Werbung im Umfeld des YouTube-Clips zu platzieren. Als Grund nennt die Zeitung Streitereien bei der Verhandlung der Beteiligung. ITV scheint den Traffic auf den eigenen Seiten halten zu wollen, auf der Werbern ein Branding angeboten wird (aktuell ist Domino’s Pizza am Zug). Doch die Zugriffszahlen hier – plus 700 Prozent und insgesamt elf Millionen Hits – sind Peanuts verglichen mit dem YouTube-Erfolg. Ein anderer Grund könnte natürlich in Michael Grade Abscheu vor Googles Clip-Plattform liegen. Die hat er auch schon einmal als „Parasit“ bezeichnet, der nur davon lebt, Fernsehproduktionen auszuschlachten, um sich selbst zu bereichern.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

9 Kommentare

  • Das ist wirklich unglaublich!
    Versetzt euch mal in diese Frau — die wird doch ihres Lebens nciht mehr glücklich!!!
    Sobald der Trubel vorüber ist wird sie sich Gedanken machen… und schliesslich bemerken, dass sie durch ihre „un-aktraktivität“ furchtbar ausgenutzt wurde!
    Dann ist sie psychisch am Ende…

  • Die Story ist alt und scheint ein Grundmodell für BGT zu sein. In der nächsten Show tauchte dann Hollie Steel auf und in der übernächsten Jamie Pugh. Alles ziemliche Rührgeschichten. In der britischen Presse ist auch zu lesen, dass Simon Cowell mittlerweile die Leute sucht und sich nicht die Leute bei BGT bewerben.

  • Ich finde das Format einfach nur zu k….. was hier durch Mmedialen Rummel inszeniert wird, aber trotz alle dem sehr erflogreich.

  • Mich wundert erstens: Es schauen fast immer noch 3Mio Leute DSDS? Wahnsinn..
    Zweitens: Wenn heute immer noch „millionenfach“ das Video am Tag geschaut wird, dann stimmen die 118 Mio Aufrufe aber nicht ganz 😉 (an den Autor gerichtet)
    Drittens wundert es mich nicht, dass diese Rührgeschichten so großen Erfolg haben. StephanZ hat Recht. Wer sagt uns bitte noch, dass die sich wirklich noch anmelden und beim BackstageCasting durchgekommen sind. Ich glaube, BGT hat das Foto gesehen, ein bisschen Stimme, „her mit den Millionen…“
    Die fortwährende Biografie wird, wie #2 bereits gesagt hat, katastrophal enden, es sei denn, die entsprechenden Leute haben dann so wenig Verstand und denken, dass sie jetzt Megastars sind..

  • @5: Wenn ein und derselbe Besucher das Video mehrmals aufruft, wird das insgesamt nur als ein Aufruf gezählt… daher mehr Besucher als Aufrufe.

  • Sehr ausführlicher Artikel, vor allem dieses Ranking kannte ich noch gar nicht, vielen Dank dafür. Hinweis: die drei Millionen DSDS Zuschauer sind vermutlich die 14 bis 49jährigen oder? Wäre sonst ein bissel wenig.

    Kann es sein, dass Du auf die eine oder andere Info durch mein Blog aufmerksam wurdest? Falls nicht, never mind 😉

    „Ich finde das Format einfach nur zu k…..“

    Ich finde es großartig. Aber immer kann ichs auch nicht schauen. In der Finalwoche gibt es vermutlich wieder 6 Folgen, jeden Tag eine… dasn bissel happig.