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Street View: NRW droht Google mit bundesweitem Verbot

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„Über 16 Hürden musst du gehen… lala…“ Unglaublich, dass Google nach dem Sieg in Hamburg schon wieder einen Halt bei Street View in Deutschland einlegen muss. Der Rastplatz liegt diesmal irgendwo vor den Grenzen des Bundeslandes NRW. Dessen  Medienminister Andreas Krautscheid (CDU) hatte Google kürzlich einen Besuch im Hauptquartier bei Mountain View abgestattet und kann seitdem seine Erschütterung kaum verbergen: Google müsse sicherstellen, dass Gesichter und Autokennzeichen unkenntlich gemacht werden, soll er laut RP Online gesagt haben.

Sein Koalitionskollege von der FDP, Robert Orth, schlug in dieselbe Kerbe: Falls Google sich nicht an seine Zusage hält und Personen und Schriften unkenntlich macht, würde NRW einen Verbotsantrag für Street View im Bundesrat stellen. Immerhin hätten Frankreich und Großbritannien auch schon „schlechte Erfahrungen“ mit der Kartenerweiterung gemacht. Hm, die Sache mit England und den aufgebrachten Dörflern, die Google-Wagen (womöglich mit Mistgabeln bewaffnet?) über die Felder jagten, hatte ich mitbekommen. In Frankreich besteht wohl einer der Kritikpunkte darin, dass Google nun Dreiräder mit Kamera einsetzt, um schwer erreichbare Orte abzulichten. Die Bürger beschwerten sich, so dass sich die französische Datenschutzbehörde CNIL einschaltete.

Ich finde die Reaktionen völlig okay: Wenn ich nicht fotografiert werden möchte, dann ist das mein gutes Recht – oder auch das meines Hauses oder meines Autos. Also reiche ich offiziell eine Beschwerde ein (Frankreich) oder nehme es eben ein wenig unkonventioneller in die eigene Hand (England). Und in machen Fällen ist Empörung tatsächlich mehr als angebracht.


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Was mich in Deutschland allerdings mal wieder spontan auf die Palme bringt, ist die Bevormundung der Bürger durch die Politik. Auf seiner eigenen Website schreibt Krautscheid (übrigens mit einer schauderhaften Orthografie): „Wie das Beispiel Street View mit dem Abfilmen ganzer Städte zeigt, brauchen diese Innovationen aber auch Akzeptanz in Politik und Wissenschaft. Dafür ist umfassende und offene Kommunikation unentbehrlich.“ Das ist natürlich Quatsch. Was hat denn die „Akzeptanz der Wissenschaft“ mit Street View zu tun? Und so gefragt: Was hat denn – mit Verlaub – die deutsche Politik so pauschal in der Diskussion verloren? Sie hat das Thema Datenschutz und Privatsphäre doch in jüngster Zeit mit Kneifzangen angefasst und dabei immer mehr Teile davon abgebrochen. Und jetzt ein populistisches Veto, obwohl noch keine einzige Beschwerde eines Bürgers eingegangen ist? Ach, ich vergaß. Am 9. Mai sind ja Landtagswahlen.

Ein aufgeklärter Bürger sollte sich also selbst schlau machen. Auf Googles FAQ-Seiten findet ihr alles, was der Suchriese an Informationen rund um Street View zusammengetragen habt. Ihr findet dort sowohl die Termine für die im Oktober wieder anlaufenden Fotofahrten, als auch Ansprechpartner für eure Beschwerden. Ich meine, seine eigene Meinung wird man sich doch noch bilden dürfen, oder?

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

18 Kommentare

  • Das Fotografieren von Privathäusern von außen ist auch für Pressefotos erlaubt, solange man dafür keine Grundstücke betritt. Problematisch wird es, seine Kamera auf Höhe der Fenster zu montieren und in die Wohnungen rein zu fotografieren, wie wohl bei den Aufnahmen für Google öfters schon passiert ist.

  • Hachja, ich denke, es wird nichts, mit Google Street View in Germany. Die werden bald aufgeben mit diesen paranoidalen und konservativen Menschen wie uns…

    Als ob die für Wahlen Datenschutz besorgte Politiker nicht wissen, dass google eigentlich nicht so ein Haudegen in Sachen Datenschutz ist. Auch wenn hier und da einige Pannen passieren, google lernt davon.

    Ich denke, die deutsche Politiker lernen aber gar nicht, dass Internet nicht eine kleine Gang oder Versammlung von skurillen und illegalen Freaks ist. Der echte Mensch sitzt deren Meinung nach wohl sowieso in der Kneipe und nicht allein vor diesem flimmernden Bildschirm.

  • Hmm, also ich hab bei Google nie so das Gefühl gehabt, dass sie meine Daten durchs ganze Internet verschicken, kann natürlich sein das ich mich irre, aber andere Unternehmen gehen wesentilich weniger sensibel mit Daten um…
    Und StreetView ist meiner Meinung nach eine ziemlich nützliche Sache und auch ne tolle Idee, aber die Leute regen sich über sowas natürlich wieder total auf, aber das der Datenschutz in Deutschland mit Füssen getretten wird interessiert keinen, frei nach dem Motto:“Ich hab ja nichts zu verbergen“, oder auf einmal doch ???

  • Also Street View war ja von Anfang an immer etwas umstritten und ich kann schon verstehen, dass es manche Leute eben nicht möchten, dass ihrer Umgebung so einfach „sichtbar“ gemacht wird. Und leider ist das Internet eben eine Umgebung der die Politik doch relativ unsicher gegenübersteht. In vielen Fällen sind wahrscheinlich eben die Möglichkeiten fast nur auf die Kombination erlauben/verbieten reduziert.
    Und die Segnungen des Internets sind eben immer zweischneidig. Natürlich ist es für viele angenehm sich per Street View bestimmte Orte direkt anschaun zu können – andereseits kann jeder Einbrecher anhand von Street View mal schaun wo eine Umgebung eben relativ sichtgeschützt sist und das für seine Zwecke auch ausnutzen.
    Aber da könnet man auch Google Earth verbieten – da könnte man ja auch schön suchen wo einsame Häuser stehen. Und die Politik kann da eben nur schwer eingreifen – bzw. hat wahrscheinlich in vielen Fällen gar keine Möglichkeiten dazu vorgesehen.
    Ich bin überzeugt, dass z.B. das USMilitär genügend Macht hat um eben diverse sicherheitskritische Gebiete eben von Google Earth nicht abbilden zu lassen – der einzelnen Bürger irgendwo auf der Welt (und viele Regierungsstellen) werden sich da eben nicht gegenüber Google durchsetzen können. Und in vielem Fällen kommt dann eben die Forderung nach verbieten auf – das ist eben am einfachsten.

  • @ Patricia
    Fotografieren von Privathäusern von außen ist auch für Pressefotos erlaubt…

    …. und wo kann man nachlesen, dass es erlaubt ist?

  • Die Politiker sollte mal besser beim Datenschutz unserer Privatdaten arbeiten, den diese sind viel sensibler als ein paar Bilder. Und Google ist ja dabei auch sehr human wie ich finde, also liebe Politiker lasst euere eigenen Vorstellungen aus SV herraus und lasst die Bürger entscheiden.

  • Ich kann die ganze Aufregung um Google Street View nicht so richtig nachvollziehen.

    In Deutschland gilt die sogenannte „Panoramafreiheit“, mit der jedem das Recht zugestanden wird alle Gegenstände oder Gebäude und sogar Kunstobjekte fotografieren und veröffentlichen zu dürfen, die von öffentlichen Straßen und Wegen einsehbar sind. Und nichts anderes macht Google mit Street View.

    Dieses Recht will sich auch sicher niemand der Kritiker nehmen lassen, denn den z.B. den Kölner Dom oder den Berliner Reichstag will ja auch jeder fotografieren dürfen.

    Kennt eigentlich jemand die „Vogelperspektive“ von Microsoft Bing Maps? Hier werden recht detaillierte Luftbilder aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Warum regt sich darüber niemand auf?

  • Was müssen das für Menschen sein, die Angst haben ,das ihr Haus, Wohnung oder Auto zu sehen ist.
    Soviel Dreck am Stecken kann man doch nur haben, wenn man etwas verbrochen hat.

  • Naja, in einem Land, wo an vielen Feiertagen Tanzverbot herrscht, ist noch alles möglich… (Wobei, ok, am Karfreitag würde ich persönlich nicht unbedingt eine Tanzstimmung empfinden)

    [Habe diesen Kommentar mehrmals geändert, also bitte nicht wundern – M.]