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WoW-Sucht: Der Tag, an dem Depeche Mode-Sänger Gore in den Zeugenstand sollte

martingoreWahrscheinlich wissen es die meisten hier nicht, aber ich bin seit den frühen Achtzigern der Band Depeche Mode verfallen. Die Musik und die Texte, die sich für mich schon damals wohltuend vom Charts-Einerlei abhoben, das Auftreten und Styling der Band – all das sind Dinge, die mich heute noch zu den Konzerten rennen lassen und zum Plattendealer meines Vertrauens. Es ist vermutlich nicht zuletzt die Melancholie, die aus den Songs des Martin Gore spricht, und die diese Band für mich so außergewöhnlich macht.

Genau diese Melancholie soll Martin Gore nun in den Zeugenstand des Gerichtes von Santa Clara, Kalifornien bringen, wenn es nach Erik Estavillo geht.

Estavillo spielt leidenschaftlich gern World of Warcraft. Mit „leidenschaftlich“ meine ich nicht das nach-der-Arbeit-sitze-ich-gern-drei-Stunden-am-Rechner-leidenschaftlich, sondern eine schon eher kranke Begeisterung für ein Computerspiel. Er hat festgestellt, dass er durch das Spiel und dessen „gesundheitsschädliche virtuelle Umgebung“ völlig vereinsamt ist und sich von der wirklichen Welt völlig entfremdet hat.


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Da er die Entwickler mit ihren „heimlichen und betrügerischen Praktiken“ dafür verantwortlich macht, hat er die Softwareschmiede Blizzard nun konsequenterweise verklagt. Nicht ganz so konsequent ist er jedoch bei seinen Forderungen: Er fordert nicht etwa, dass das Spiel aus dem Verkehr gezogen wird. Da er nämlich seit seiner WoW-Sucht nur noch im Spiel Glück empfinden könne, fordert er stattdessen günstigere Spielepreise.

Was das Ganze nun mit dem Songwriter von Depeche Mode zu tun hat? Wartet ab, Leute – da wird die Geschichte nämlich nun komplett verrückt…

Gefühlspezialist Gore

Martin Gore ist für Estavillo aufgrund seiner Texte nämlich ein ausgemachter Experte auf dem Gebiet der Melancholie und des Entfremdetseins und als solcher – neben der von ihm ebenfalls genannten Winona Ryder – der perfekte Kronzeuge, um vor Gericht zum Thema „Alienation“ auszusagen.

Man darf davon ausgehen, dass weder Martin Gore noch Winona Ryder nun wirklich vor Gericht erscheinen müssen, aber dass Erik Estavillo nicht mehr ganz in „unserer“ Welt klar kommt, hat er mit dem Ersuchen auf Vorladung dieser beiden Stars natürlich eindrucksvoll untermauert. Seine bereits gescheiterten Klagen gegen Microsoft, Sony und Nintendo lassen nun auch nicht wirklich auf mehr Erfolg in diesem Fall hoffen, selbst im Land der unbegrenzten Klage-Möglichkeiten.

Als Depeche Mode-Fan und Digital Native nehme ich eine solch krude Geschichte eher lächelnd zur Kenntnis, aber faktisch ist der Sucht-Charakter eines solchen Spieles natürlich nicht von der Hand zu weisen. Gibt man „Wow“ und „Sucht“ bei Google ein, erhält man über 600.000 (!) Ergebnisse, bei „WoW“ und „addict“ sind es sogar über 15 Millionen und hinter den meisten von ihnen verbergen sich die gleichen Geschichten.

Ich glaube nicht daran, dass ein Gamer ein potentieller Amok-Kandidat ist, nur weil er gerne Counter Strike zockt, aber ich sehe durchaus einen Zusammenhang zwischen vielen Online-Games und dem Suchtverhalten von potentiell gefährdeten Personen. Wenn man diesbezüglich sowieso anfällig ist, wird dieses Verhalten von Spielen wie World of Warcraft natürlich bestens bedient. Wie bei einem guten Essen handelt es sich auch bei einem Game um eine Komposition aus verschiedensten Zutaten, die es für uns so schwierig machen, dem zu widerstehen. Bei WoW sind es Faktoren wie ansprechende Grafik und Gameplay, die ständig neuen Herausforderungen, seltene Items, das Erreichen des nächsten Levels und nicht zuletzt die große Gemeinschaft.

Man tut sich in Clans und Gilden zusammen, geht zusammen „raiden“, geht dabei auch oftmals äußerst strategisch vor, schließt dort Bekannt- oder gar Freundschaften. Bin ich gesellschaftlich gefestigt, kann ich sogar argumentieren, dass mich so ein strategisch ausgerichtetes Spiel unter Umständen im Umgang mit meinem Umfeld schult und vielleicht sogar im Endeffekt beruflich weiterbringen kann. Bin ich allerdings in dieser Beziehung eher ein wenig labil, kann mir das widerfahren, was unseren Freund in San Jose dazu brachte, Blizzard zu verklagen.

Auch andere Bereiche des Internet betroffen

Es wäre jetzt nicht fair, alle Onlinesüchtigen Spielen wie WoW zuzuordnen. Onlinesüchtige findet man ebenso in Chat-Räumen, auf den einschlägigen Poker- und Wettseiten und – immer häufiger – natürlich auch bei Social Networks wie Facebook.

Gerade Facebook ist ein perfekter Nährboden für dieses Suchtverhalten. Ich schaue nur mal eben schnell, was Freundin A für Fotos hochgeladen hat, bekomme unterdessen eine Meldung, dass Freund B derweil einen Link von mir kommentiert hat, und zwischen Fotos-Anschauen und Kommentar-Lesen schaue ich noch schnell auf meiner Farm/in meinem Restaurant/bei meinem Aquarium vorbei, um dort mit ein paar Klicks an meinem nächsten Level zu arbeiten.

Derzeit findet in Deutschland – gerade in der Politik – eine Debatte statt, wie wir uns im Internet zu verhalten haben. In Ehren ergraute Politiker ohne Macht über ihren eigenen E-Mail-Account möchten festlegen, was wir im Netz zu sehen haben und was nicht. Wenn ihr mich fragt, sollte man nicht beratschlagen, wie man nun doch noch die angedrohten Internetsperren einführt, sondern eher ein Programm auf die Beine stellen, welches die Kids, die heute die Schulbank drücken, in die Lage versetzt, sich die nötige Web-Kompetenz anzueignen.

Die Kurvendiskussion in Mathematik lässt mich manchmal noch heute schlecht schlafen und ich habe mittlerweile – Jahrzehnte später – die traurige Gewissheit erlangt, dass ich das damals zu dem Thema Gelernte in diesem Leben nicht mehr verwenden werde. Vielleicht sollte man den heutigen Schülern nicht nur Theoriewissen vermitteln, sondern auch praktisch Anwendbares: wie man sich im Netz bewegt und auf was man zu achten hat. Die möglichen Suchtgefahren bei Online-Games stellen dabei nur eine einzige Facette von vielen dar.

(Carsten Drees / Foto: martingore.com)

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

46 Kommentare

  • Ich habe selber oft gesehen wie Freunde von mir dieses Spiel spielten und das wirklich drasstische Ausmaße angenommen hat. Ein beispiel dafür ist ein eher bekannter, der es geschafft hat, durch das Spiel vom durschnittlichen Gymnasiast, zu einem schlechten Hauptschüler zu werden. Mittlerweile hat er diesen Abschluss, spielt aber immernoch.
    Ich denke, dass vor allem in solchen Fällen auch die Eltern eingreifen sollten. Im Fall von älteren, kann man wohl nix machen. Jedoch sollte die Maßnahme gegen Blizzard zu klagen wirklich nicht in betraqcht gezogen werden. Vor allem mit dem Ziel die Kosten zu senken?
    Sinn komm raus!
    Naja…

  • Vielen wäre schon geholfen, würden sie, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen, sich einfach mal an der eigenen Nase packen würden. Nicht ausschließlich WOW macht das Leben scheisse, es ist die eigene, fehlende Disziplin, welche durch Passivität Situationen aus dem Ruder laufen lässt. Gesunder Menschenverstand, kurz innehalten, Augenmaß – alles Begrifflichkeiten, die heute scheinbar keine Anwendung mehr finden. Dafür wird nach Hilfe gerufen: Vom Staat. Von der Gesellschaft und die Schuldigen sind auch immer gleich parat: Die Wirtschaftskrise. Killerspiele. Rechtsradikale. Islamisten. Rockmusik. Erderwärmung. Spritpreise. Tabakindustrie. Alkohol. Die meißten haben tausend Ausreden, warum sie dies oder jenes nicht machen/erreichen/realisieren oder sein können. Würde jeder erst mal bei sich und den 4m um sich herum anfangen, die Komfortzone ein bisschen verlassen wäre unsere Welt vermutlich schon eine deutlich bessere.

  • Volle Zustimmung, Dennis.

    Wenn ein Kind bei der Supernanny „auftritt“, liegt es mit Sicherheit nicht daran, dass das Kind von sich aus böse ist, sondern an der Erziehung. Doch auch das wollen viele nicht wahrhaben – weil Schuldabwälzung einfacher ist…

  • „Wenn ihr mich fragt, sollte man nicht beratschlagen, wie man nun doch noch die angedrohten Internetsperren einführt, sondern eher ein Programm auf die Beine stellen, welches die Kids, die heute die Schulbank drücken, in die Lage versetzt, sich die nötige Web-Kompetenz anzueignen.“

    Nett gemeint und wird auch teils schon längst umgesetzt (ja ja, noch nicht ausreichend genug, ich weiß). Aber so weit sind die Politiker und Lehrer auch schon, das zu planen. Kommt also.

    Aber viel wichtiger finde ich, dass Eltern ihren Kindern den richtigen Umgang damit vermitteln. Können sie leider auch nicht, weil sie auch nicht damit aufgewachsen sind und keine Ahnung davon haben. Informieren, bilden, aufklären – ist wichtig!

    Und dann: Den Kindern klar machen, dass SchülerVZ, später Facebook und was auch immer noch kommt, nicht alles im Leben ist. Wir müssen nicht erst auf die Enkes im Facebook warten (die es ja schon gibt), um damit anders umzugehen. Bewusster, gesünder, kontrollierter.

    Das entscheidende Stichwort, das uns alle vereint und gefordert ist wie nie zuvor heißt in dem Fall „Medienkompetenz“. Bitte mehr davon.

  • Die recht hohen Monatsgebühren von WoW sind ohnehin für die meisten Spieler unerheblich weil sie für ihr Hobby das Geld gern ausgeben. Vermutlich wird Blizzard spätestens wenn Arenanet Guildwars 2 zum Einmalpreis herausbringt auch von den Monatsgebühren absehen, da es auch nicht mehr zeitgemäß ist.

    Der Versuch der deutschen Regierung, die Internet-Inhalte oder deren Nutzung steuern zu wollen, ist meiner Meinung nach völlig realitätsfremd und nutzt wenn überhaupt nur den Politikern selbst um vor dringenderen Problemen in Deutschland anzulenken.

  • Holger, bitte was? „hohe Monatsgebühren“? „nicht mehr zeitgemäß“? 10-13 Euro im Monat sind selbst für den ärmsten Schüler extrem günstig für soviel Stunden (theoretische) Freizeitgestaltung. Und die Server wollen bei MMOs auch bezahlt werden. (Nein, Guild Wars ist KEIN richtiges MMO, weil nicht Massive. Da kann ich ja gleich instanziertes Counterstrike spielen.)

  • Ich fand den Artikel nicht gut. Der Aufreißer wäre in ein paar Sätzen abgehandelt gewesen, statt dessen holst du mit der Suchtkeule aus, die mich persönlich nicht interessiert (kenne das Thema zur Genüge und deine Meinung ist nicht neu oder irgendwie anders kreativ). Am Schluss kommst du dann noch auf die aktuelle Politik zu sprechen, die dann irgendwie gar nichts mit dem Thema zu tun hat. Es folgt schließlich noch eine Meinung über Schule und was man dort lernen sollte. Sorry, aber wenn du echt der Meinung bist, dass man Kurvendiskussionen mit „Wie verhalte ich mich im Netz?“ ersetzen sollte, bist du meiner Ansicht nach nicht ernst zu nehmen. Gerade Kurvendiskussionen… oO

  • @#7 Gebe Dir natürlich recht, dass vor den Lehrern noch die Eltern gefordert sind. Ich habe deshalb die Politik angesprochen, weil die nun mal per Gesetz entscheidet, wie wir uns zu verhalten haben und weil Politiker als erste reflexartig aufspringen und „Killerspiele“ rufen, wenn wieder ein Unglück wie in Erfurt oder Winnenden stattgefunden hat. Da sehe ich nämlich ein großes Problem: Wie kann ich ein Gesetz beschließen, wenn ich die Materie nicht verstehe?

    @#8 Die Monatsbeiträge finde ich eigentlich lächerlich gering im Vergleich zu den Stunden, die man damit verbringt.

    @#10 Tut mir leid, dass ich zu wenig Rücksicht darauf nehme, was Dich persönlich interessiert – vor meinem nächsten Artikel frag ich Dich einfach 🙂
    Ich zieh mir aber den Schuh an, dass ich über das eigentliche Thema hinaus andere Dinge angesprochen habe. Online-Suchtverhalten, der Umgang von wenig internetgeschulten Politikern mit dem Netz und seinen „Eingeborenen“, das Thema Web- und Medienkompetenz an sich – ich finde schon, dass die Grenzen da fließend sind und das eine oftmals eng mit dem anderen zusammenhängt.
    Du brauchst mich natürlich nicht ernst nehmen – jeder wie er mag, aber Du willst mir nicht einreden, dass besagte Kurvendiskussion von solcher Wichtigkeit ist, dass sich jeder Jugendliche ausgiebigst damit befassen sollte? Du hingegen wirst es noch erleben, dass Netzkompetenz ein ganz wichtiger Baustein in den Stundenplänen wird, da halte ich jede Wette 🙂

  • In meinen Augen greift die Aufforderung, doch bitte eigenverantwortlich zu handeln zu kurz. Wie sieht das denn mit anderen Süchten, z.B. Essen, Alkohol, Tabak, Süßwaren, Spielen, Drogen, aus? Fakt ist doch: Genug Leute gelangen in diese Sackgassen, keiner ist gefeit und die Gesellschaft hat die Aufgabe dies zur Kenntnis zu nehmen und damit umzugehen.

    @Dennis
    Es ist interessant, daß bei solchen Dingen immer die einfachste Erklärung vorgebracht wird. Der Betroffene hat Schuld, als Loser, Faulpelz, etc. und somit ist die Gesellschaft von jeder Verantwortung, dafür und in Folge, befreit. Toll.

  • @Viktor: Es ist ein Unterschied, ob man sich selbst eingesteht, ein Problem zu haben und dann Hilfe annimmt, oder ob man einfach reflexartig erst einmal alle anderen beschuldigt, an der eigenen Misere die Schuld zu haben. Der springende Punkt dabei ist: So lange immer nur die anderen Schuld sind, gibt es keinen Grund, sein eigenes Tun und Handeln zu hinterfragen. Warum auch, man ist schließlich im Recht. Die Wahrheit besteht aber eben oft nicht aus Schwarz und Weiß und Probleme löst man nicht, am wenigsten die eigenen, in dem man immer nur auf die Reaktion der anderen wartet ohne sich selbst ein Stück zu bewegen.

  • Ich denke auch, dass Medienkompetenz (Netzkompetenz) in naher Zukunft ein ganz wichtiger Baustein in den Stundenplänen wird. Warum? Weil Medien zu beherrschen eine wichtige sozial-kulturelle Fertigkeit ist, die es einem ermöglicht, als emanzipiertes und selbstbestimmtes Mitglied in der Gesellschaft zu agieren und die maßgeblich zur sozialen Integration beiträgt.

    Was Eltern, Lehrer und Politiker betrifft, so fehlt oftmals die Fähigkeit, Lust und Zeit sich gezielt und engagiert in die Medienwelt der Jugendlichen (und ich denke da muss man ansetzen) hineinzuversetzten. Onlinegames (vor allem MMORPGs), Chats, Social Networks – alle beinhalten Suchtpotenzial und können im Nutzungsverhalten zeitlich bis ins Unermessliche ausgereizt werden – aber dennoch ist die Nutzung schwer kontrollierbar, da der Computer inzwischen zum nicht mehr wegzudenkenden Alltag geworden ist.
    Und dennoch muss sich ein jeder damit auseinandersetzen, muss klären, was Medienkompetenz zunächst überhaupt bedeutet und wie man diese gezielt schulen kann. Vielleicht zählt ja auch schon dazu, dass wie Dennis bereits sagte jeder erst mal bei sich anfängt um unsere Welt ein bisschen besser zu machen (sprich ohne Suchtis, Cyber-Mobbing, etc.)

  • Es hat wirklich Spaß bemacht dieses Stuck zu lesen. Es bestätigt auch das Bild das ich von den Amerikanern habe. Dass der Kerl, durch die Klage, nicht bangt in einer Verrücktenanstalt zu enden wundert mich auch.

  • Jeder Mensch ist selber für sein Leben verantwortlich… mehr Aufklärung und Schulung schon zu früheren Zeitpunkten könnte hierbei helfen. Viele Jugendliche kennen garnicht die Folgen und wissen nicht was es bedeutet ein eigenes Leben zu führen abseits der virtuellen Welt. Das Einzige was hier fehlt ist die Aufklärung! Nicht mehr und nicht weniger…

  • Ich selbst spiele auch Wow und mus sagen- nein ich bin nicht süchtig und ja ich spiele mehrmals pro Woche auch mehrere Stunden. Die Frage hier ist nicht ob es ein Spiel schafft süchtig zu machen, sondern eben wie stark man selbst ist, sein Leben deswegen eben NICHT zu versauen.

    Ob Amokläufer oder Suchtis, ob Komasäufer – sie alle haben eine (wahrscheinlich) nicht funktionierende Kindheit und somit daher Probleme und nicht weil es spiele wie Wow gibt. Warum also diskutieren Politik und Presse immer nur darüber was die Spiele aus de nMenschen machen und nicht, was andere MENSCHEN aus Menschen machen? Wäre das nicht viel interessanter? Und ist das nicht oft viel Fragwürdiger als Liedtexte oder Computerspiele?

    Warum kümmern sich Eltern nicht mehr, schieben Kindern Geld zu (wenn vorhanden) und keine Aufmerksamkeit? Warum wird unterm Weihnachtsbaum nur gezählt wieviele Geschenke zu welchem Preis da sind und nicht warum wir überhaupt zusammen da sitzen? Wieso weiß niemand mehr zu schätzen was wir aneinander haben? Warum geben sich Eltern keine Mühe??? Habe ich nicht Kinder bekommen um sie zu lieben, ihnen zu erklären wei die Menschheit und das soziale Leben funktioniert und sie Lebens- und Überlebensfähig zu machen?

    Da steckt meiner Meinung nach der Hund vergraben…denn das ist anscheinend nicht mehr so. Und das ist Schade!

  • „aber faktisch ist der Sucht-Charakter eines solchen Spieles natürlich nicht von der Hand zu weisen. Gibt man “Wow” und “Sucht” bei Google ein, erhält man über 600.000 (!) Ergebnisse, bei “WoW” und “addict” sind es sogar über 15 Millionen“
    Genau. Wenn jeder den selben Scheiß nachplappert, wirds irgendwann zur Wahrheit. Faktisch. Ich lach mich Tod.

  • @Nessa – ich sehe es wie JUICEDaniel – sehr schöner Kommentar, wenngleich ich nicht ganz Deiner Meinung bin, dass Auslöser immer eine unglückliche oder schwierige Kindheit sein muss. Auch in einem intakten Elternhaus kann man ja einen falschen Weg einschlagen irgendwann.

    @Kouta – viel Spaß beim Totlachen. Aber Du hast natürlich Recht: Die 600.000 Ergebnisse beziehen sich auf ein Ausgangsposting, in dem eine Person zu Unrecht behauptet hat, dass WoW eines gewissen Suchtcharakters nicht entbehrt – alle anderen haben das nur nachgeplappert…und die Erde ist eine Scheibe…

  • @ Carsten Drees: „nicht funktionierende Kindheit“ heißt ja nicht gleich „unglücklich“ oder „schwierig“ im Sinne von bösen Eltern oder im schlimmsten Fall gar keinen Eltern etc..

    Auch eine angebliche „perfekte“ Familie kann in einem Kind Aggressionen und Rebellionen hervorrufen. Wenn ein Kind z.B. immer lieb, nett und brav sein soll, aber eigentlich sehr temperamentvoll und extrovertiert ist und sich auch mal austoben will – kann das zu ganz schönen Problemen und somit einer „nicht funktionierenden Kindheit“ führen.

    Oder wenn ein Kind in einer reichen Familie aufwächst, aber viel Leere dahinter empfindet und lieber „arm“ leben möchte – die Eltern aber ein Karriere-Kind „großzüchten“ möchten… -> ich übertreibe zwecks Verdeutlichung, bloß nicht verallgemeinern.

    Irgendetwas jedenfalls hat in ihrer Kindheit (wahrscheinlich) nicht funktioniert. Muss nicht immer sein / ist kein Gesetzt in Stein gemeißelt. Aber sicher häufig der Fall.

  • Man sollte nicht immer die Schuld bei anderen suchen, man muss selbstkritisch sein und auch mal sich selbst unter die Lupe nehmen.

  • Nur ab und zu entstehen durch die Clans und gemeinsamen Raids „Abhängigkeiten“ oder „verbindlichkeiten“ die dann mit dem restlichen Alltag kollidieren.

  • Brillianter Artikel! Ulkiges Extrembeispiel als Aufhänger, gewitzter Schreibstil und inhaltlich mehr als nur wahr. Medienkompetenz ist meiner Erachtens _das_ Schlagwort in der gesamten Internetdebatte (ebenso wie in themenverwandten Diskussionen, Stichwort „Killerspiele“, „Film-/Fernsehkonsum“, „(Gewalt-)musik“). Der voran müsste aber an vorderster Front überhaupt einmal _Technik_kompetenz vorangehen. Mein Eindruck ist, dass in diesem Land blauäugig Technologie genutzt oder reguliert wird, ohne sie richtig verstanden zu haben – allein das macht schon einen Gutteil unserer Probleme aus. Wir haben Politiker, die ihre Regulierungswut an etwas austoben wollen, das sie selbst kaum nutzen und nicht verstehen; wir haben Schüler und junge Leute, die in einem Anfall blauäugigsten Datenexhibitionismus‘ alles online stellen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist (und erst Jahre später vom „Karrierekiller StudiVZ“ Besuch bekommen); wir haben Leute, die sich online Abos auftricksen lassen, per Virus den eigenen Kontozugang kompromittieren und selbst auf die blödesten Scam- und Phishing-Mails hereinfallen; selbst die journalistische Berichterstattung zeugt von grenzenloser Inkompetenz (Schlagzeilen wie „Der Schüler-VZ Hacker“ bereiten mir Kopfschmerzen!). Das ist etwas, das endlich dringend in unsere Schulen gehört – und das nicht vermittelt von Lehrern, die immer noch die Fernbedienung falsch herum halten (im letzten Schuljahr selbst erlebt; und ich sage das als angehender Junglehrer).

  • Ich zitiere aus dem Buffed Forum zu einer Patchänderung, so dass auch „Casualgamer“ Items erspielen können, die vorher Raids-vorenthalten waren:
    „Das verletzt doch meine Ehre als Raid-Spieler“

    Meine Reaktion: LOL WAS für ein armes Würstchen!

    Was ich auch bei Kollegen/Freunden schon öfters mitbekommen habe, ist schlichtweg der Gruppenzwang der Gilden. Ich persönlich spiele so langsam es mir gefällt, ich lese die Questtexte und spiele die Story, die Blizzard mir gibt.

    Bei Kollegen und Freunden sieht das oft so aus: Neues Addon – MÖGLICHST SCHNELL neuen Höchstlevel erreichen, ab dann nur noch Raiden. Sch* auf die ganze Story.

    Auf die Frage, wieso das so schnell gehen MUSS und wo da noch der SInn der Story ist, kam dann doch mal ein verhaltenes „naja, wenn ich nicht (mehr) das passende Equipment habe, werde ich nicht mehr mitgenommen in die Raids – und ich will ja mit denen spielen“.

    Ergo: Die Gilde bestimmt schon teils unbewusst das Spielverhalten. Willkommen in der realen Spielwelt, in der der Gruppenzwang schon Alltag ist.

  • @ Mario (#24): Es gehören meist zwei Seiten dazu (oder mehrere Faktoren), sprich: Das hat auch Ursachen. Und dass gerade in der Kindheit etwas schief gelaufen ist, oftmals familiär/in der Erziehung, ist nicht von der Hand zu weisen.

    Es geht nicht darum, die Schuld vom Kind zu weisen, sondern zu vermeiden, dass es den zukünftigen Kindern auch so geht. Und der erste und wichtigste Schritt dahin ist sicher in der Erziehung.

    Wer hingegen sich selbst aus dem Dreck ziehen kann (was immer weniger alleine können, selbst ein Enke nicht) – Hut ab! Aber darauf würde ich mich nicht verlassen und mich selbst sicher auch freuen, wenn mir jemand dabei hilft. Aber vor allem würde ich mich freuen, wenn es erst gar nicht dazu käme. Durch gesunde Erziehung kann vieles vermieden werden.

  • Tja, Medienkompetenz. „Er spielt doch nur“, wenn mir das mal wieder ein Elternteil aus dem Bekanntenkreis über ihren 13 Jährigen sagt, der seit 4+ Std. an einem Wochentag vor WoW sitzt, sehne ich mal wieder mehr Aufklärung für Eltern und damit so etwas wie „informationelle Waffengleichheit“ gegenüber profitorientierten Unternehmen herbei, die gerne Wissen über menschliches Handeln, intrinsische Belohnngssysteme in Hirn, etc. dazu verwenden, möglichst Viele, möglichst wiederholt zu Konsum zu animieren.

    Unser Steinzeithirn speichert Lerninhalte nun mal erwiesenermassen langfristig erst während der Nacht ab, und das erst nach der Bewertung in wichtig/unwichtig, wobei diese Bewertung recht emotional zugeht -> Spannendes Raidevent gegen nüchterne Kurvendiskussion, was bleibt da wohl eher hängen ? Vor allem wenn die spannenden Sachen auch noch am Nachmittag stattfanden ?

    Für meine eigenen Kids heisst das übrigens: Kein Spielen an Schultagen.

  • Hallo JuiceDaniel,

    Dein Artikel hat es auf die Titelseite unter Panorma als zweiter Artikel geschafft. Ich find Ihn treffend, aber wie jeder Artikel halt kein Ausweg aus der Verantwortung für seinen nächsten wie Ihn sich manche wünschen.

  • Das Wort „Sucht“ ist für die Masse eine Ausrede um etwas zu verteufeln was Sie selbst verschuldet hat. Das sich viele Menschen in eine parallel Welt flüchten, in der Sie Erfolg, Freunde und Anerkennung bekommen, die Ihnen in dieser Welt verwehrt bleiben, ist für mich nichts verwunderliches. Wir leben in einer kalten Ellenbogen Gesellschaft, in der immer nur das Ich zählt und nicht mehr das Wir und die Gemeinschaft. Viele Menschen bleiben dabei auf der Strecke mit Ihren Wünschen und Bedürfnissen. Wow ist hierführ eine willkommene Gelegenheit diesem Alltag zu entfliehen. Hier hat man das was man sich wünscht Freunde, Erfolg und Glücksgefühle. So sollten wir uns fragen ob wir nicht alle selber an dieser „Sucht“ schuld sind? Sie ist nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft…. So kann Ich diese Menschen die sich überdurschnittlich viel in Azeroth aufhalten, nicht verteufeln, sondern Sie verstehn. Wir sollten uns alle mal Gedanken machen ob es nicht möglich ist Außenseiter zu integrieren und Sie nicht zu verspotten, den nächsten zu respektieren und ihn zu behandeln wie Ich selber mit mir umgehe, mehr Freundschaften zu pflegen statt Sie zu vernachlässigen….. dann besteht vielleicht die Chance das es diesen „Süchtigen“ wieder in dieser Welt gefällt. Ansonsten sehe Ich wenig Hoffnung, das diese Welt jemals Azeroth ausstechen kann….

  • Danke JUICEDaniel das du meien Aussage richtig verstanden hast. Es geht nicht darum wie ’schlimm‘ von aussen betrachtet eine Kindheit war, sondern wie das Kind es selbst wahr nimmt. Schlimm kann alles sein – zu sehr bemuttern auch.

    Das ich nur das gegenteil verwendet haber, liegt daran was ich an Erfahrungen in meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gemacht habe. Ich mache das freiwillig, schon seit meinem 15. Lebensjahr und habe doch schon die ein oder anderen Kinder geehen bei denen ein Suchtverhlten nach irgendwas da war.

    Es muss kein Computerspiel sein, oder Alkohol oder Zigaretten oder Koks…man kann im Leben nach ALLEM süchtig werden. Zeitschriften kaufen oder sonst irgendwas.

    Soviel noch dazu.

  • Hallo…

    toller Beitrag. Ich denke, dass es mit WoW oder allgemeiner gesagt mit „Onlinesucht“ ist wie mit allen Dingen, die potentiell süchtig machen können: mit Verstand drangehen. In vielen Dingen (beispielsweise Alkohol, der übrigens bei entsprechendem Suchtverhalten tödlich wirken kann – nein, ich rede hier nciht von alkoholisierten Autofahrern) gelingt es der Gesellschaft bzw. den Eltern, die ein Teil derselben sind, bereits, den ihnen Anvertrauten die vernünftige Umgehensweise beizubringen. In dem relativ „frischen“ Feld der Spiel- bzw. Onlinesucht ist es vielen vielleicht nicht gegenwärtig, das hier ein ähnliches Suchtpotential liegt – ist ja nur ein Spiel. Ich bin wie einige Vorredner allerdings auch dafür – wie auch in den Medien in den letzten Wochen heftig diskutiert – den IT- oder Computerunterricht vielleicht etwas stärker in Richtung Medienkompetenz zu bewegen, als den Schülern beizubringen, wie man in MS Word ein Buch schreibt.

    BTW, im Beitrag wurde der nicht unwichtige Sänger David Gahan von DM vergessen, auch wenn der offensichtlich nicht vorgeladen ist. Davids charismatische Stimme macht einen großen Reiz von DM für mich aus (nur so am Rande) 🙂

  • @ Ingo: Welcher Artikel, wo erschienen? Hä? Ich selbst habe diesen Artikel hier nicht verfasst…

    @ Nessa: Das klingt ja interessant, was du da erzählst (deine freiwillige Arbeit seit 15). Willst du dich mal bei mir melden? Kontaktformular findest du unter meinem Weblog http://www.juiced.de – danke 🙂

  • LOL WTF 😉
    also DASS wow süchtig macht sollte unbestritten sein. Warum wieso weshalb ist die andere frage. aber dass dieser typ schon bei anderen grossen firmen gescheitert ist, lässt ja die hoffnung nicht sterben, dass selbst in usa nicht JEDER scheiss zu gold zu machen ist…

  • Das Thema Sucht ist so eine Sache. Warum wird man überhaupt süchtig? Was sind die Gründe bzw. welche Ursachen gibt es dafür?
    Jede Sucht ist eine Ersatzbefriedigung für was anderes. Nur wer seine eigene Sucht kennt und einsieht süchtig zu sein. Der hat auch eine Chance auf Heilung.

  • Du kannst Sucht aus dem biologischen Bereich betrachten oder aus dem psychischen…..es gibt nur leider für jeden einene eigenen Grund, keinen den man verallgemeinern könnte.

  • Jeder Mensch ist fast nach irgendetwas süchtig. Nur manche hat es eben richitg erwischt. Süchtig nach Kaffee oder Zigaretten sind ja bekanntlich viele. Nur werden diese Menschen nicht als süchtig bezeichnet.

  • Sucht ist immer eine große Gefahr. Egal ob das Alkohol, Drogen, Zigaretten, Kaffee oder Medikamenten, oder Spielautomaten sind. Wenn man richtig süchtig ist, ist es immer schwer wieder los zu kommen.