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CrowdFlower: Das Outsourcen in die Cloud boomt in der Krise

CrowdFlower

Eigentlich ist es ja immer eine gute Nachricht, wenn ein Start-Up so interessant und verheißungsvoll ist, dass ihm Risikokapital zur Verfügung gestellt wird. Die Macher hinter CrowdFlower, die aktuell fünf Millionen Dollar von den beiden in Silicon Valley ansäßigen Venture Capital-Unternehmen Trinity Ventures und Bessemer Venture Partners erhalten haben, freuen sich bestimmt auch darüber. Dies dürfte bei vielen – vor allem zurzeit arbeitslosen – Amerikanern aber ganz anders aussehen. Denn CrowdFlower stellt in ihren Augen eine Gefahr für ihre berufliche Zukunft dar.

Die im Jahre 2007 in San Francisco gegründete Firma verdient ihr Geld nämlich mit etwas, das man als „Crowdsourcing“ in der „Cloud“ bezeichnen könnte: Viele Menschen für Umme online einen Job erledigen lassen, für den ein einzelner viel länger bräuchte und dabei zudem teurer wäre. Wer erinnert sich nicht an die Aktion von Facebook (und später auch Twitter), seine User als Übersetzer vor den eigenen Karren zu spannen. Oder an Unternehmen wie Vitaminwater, das auf Facebook eine eigene Gruppe ins Leben gerufen hat, um sich ihre Dienste bei der Gestaltung neuer Produkte zu sichern. Für lau, versteht sich. CrowdFlower hat dieses Prinzip nun professionalisiert.

Im Auftrag von Unternehmen sucht CrowFlower in der ganzen Welt nach Online-Arbeitskräften, und beauftragt sie mit der Erledigung winzigster Teile einer Gesamtaufgabe (beispielsweise dem Aussortieren pornografischer Fotos auf Online-Plattformen) – oftmals für den Bruchteil dessen, was die Firma einem Festangestellten zahlen müsste. Die Rechnung geht auf: Je kleiner die zu erledigende Aufgabe, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass bei ihrer Ausführung ein Fehler unterläuft und desto schneller ist das Resultat auch erreicht und überprüft (etwa durch den Einsatz von lernfähigen Maschinen, ein Beispiel). Zudem können Aufträge Dank des Internets auch an Menschen in Entwicklungsländern vergeben werden, die für weit weniger bereit sind zu arbeiten, als es ein Mitarbeiter vor Ort wäre.   


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Im vergangen Jahr hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge acht Millionen Aufträge an 125.000 Mitarbeiter vergeben. Hierzu zählten unter anderem Flüchtlinge aus Afrika und Gelegenheitsspieler von Computergames. Der Umsatz stieg zwischen dem ersten und letzten Quartal 2009 um 750 Prozent. Man kann also davon ausgehen, dass der on-demand Cloud-Crowdsourcing-Leiharbeiter-Branche ein prächtige Zukunft bevorsteht. Aber bin ich der einzige, der sich darüber nicht richtig freuen kann? 

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

17 Kommentare

  • Jetzt wollen die Menschen in den Entwicklungsländern auch noch arbeiten und nicht nur Entwicklungshilfe bekommen! Schrecklich!!! (Ist übrigens ironisch gemeint)

  • Wäre 125.000 Aufträge an acht Millionen Mitarbeiter nicht sinnvoller? Oder habe ich das Konzept missverstanden?

  • In ähnlicher und kleiner Form gibt es das doch auch schon in Deutschland… siehe „Strandschicht.de“. Hier erledigen Leute aus Asien lästige Aufgaben. Für eine volle 40 h / Woche Kraft zahlt man 800 Euro / Monat. Nix Sozialabgaben etc. nur 5 Euro Stundenlohn und fertig. Ob man das gut findet, muss wohl jeder für sich entscheiden?! Grüße, Dennis

  • Das Konzept wird sich auf Dauer wahrscheinlich schon fortsetzen.

    Allerdings kann man damit erst einmal eigentlich nur Arbeiten ersetzen, für die man quasi keine Qualifikation braucht. Das zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, eine hohe Qualifikation zu erreichen

  • Rein volkswirtschaftlich betrachtet ist der Ansatz in meinen Augen vernünftig, da er komparative Kostenvorteile erschließt, was im Prinzip eine Wohlstandsförderung für alle ist (Steigerung der Konsumentenrente) – langfristig eine klassische Win-Win-Situation – auch wenn man es auf den ersten Blick täuschen mag…

  • @Chris: Gemeint ist, dass so viele kleine Arbeiten verteilt wurden. Eine Aufgabe wird dann beispielsweise in Hundert Unteraufgaben geteilt und an die Hilfsarbeiter verteilt. So kommt die große Zahl der Aufträge zustande.

    @ Jan & Dennis: Diese Dienste kannte ich bis heute noch nicht. Zumindest das Angebot von Amazon scheint aber tatsächlich in die gleiche Richtung zu gehen.

  • Das Konzept ist ja uralt … Arbeitsteilung, aber in dieser Form war es mir noch nicht bekannt. Sinnvoll ist es definitv, für fest beschäftigte solcher Aufgaben ist es jedoch wirklich ärgerlich. Nur ist es natürlich bei solch einer Anzahl an Aufgaben eine riesige Organisationsfrage oder?

  • @Marc: Das Unternehmen kannte ich auch noch nicht. Ich wußte tatsächlich nicht, dass diese Art der „Leiharbeit“ so verbreitet ist – auch hier in Deutschland. Woran liegt das, dass die es dann bisher noch nicht geschafft haben, in den Medien richtig Präsenz zu zeigen? Oder war ich bisher einfach nur sehr unaufmerksam in dieser Hinsicht?

    @Oliver: Du hast sicherlich bis zu einem gewissen Grad Recht. Dass es sich hierbei aber wirklich um eine echte Win-Win-Situation für alle handeln soll, mag ich nicht ganz glauben.

    @Roman: Das mit der Organisation ist tatsächlich etwas, das mich auch näher interessieren würde. Anhand des oben verlinkten Beispiels bekommt man zwar einen ersten Eindruck davon, wie das alles vonstatten geht. Hinter die Kulissen blicken lassen sie einen aber nicht. Ich gehe mal stark davon aus, dass das so eine Art Firmengeheimnis ist.

  • Moment. Crowdsourcing gibt es schon länger, klar. Hab ich ja selbst im Artikel erwähnt. Aber so wie CrowdFlower es betreibt, ist es – mir zumindest – neu.

  • gibts schon länger ja, wiki zb.
    alle ähnlichen unternehmen lassen sich dort aber auch finden. darum gings mir.

    und dass man davon nichts in den medien findet liegt wohl an der speziellen zielgruppe. denn wenn ich da so ein blick drüber werfe habe ich solche dinge nicht zu erledigen noch möchte ich sie erledigen. und kenne auch niemand auf den das zutrifft.

    https://www.mturk.com/mturk/findhits?match=false

    besonders schöne aufgabe:
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    anzahl an aufträger 154 – wenn man den gegebenen benutzernamen bei google eingibt sind schon ein paar davon abgearbeitet. für 10$ in 200 foren registriert – missbrauch vorprogrammiert?

  • Das Thema Crowdsourcing funktioniert vor allem in Prozessketten, die komplett digital darstellbar sind. Hier schöpft das Internet sein volles Potential im Bereich der globalen Arbeitsteilung aus. Wir haben vor etwa einem anderthalben Jahr des größte deutsche Design-Crowdsourcing-Portal gegründet: http://www.designenlassen.de Hier werden sehr erfolgreich kleinere Designaufgaben von einer internationalen Community bearbeitet.

  • Auf Amazon Mechanical Turk bin ich aufmerksam geworden, als nach Steve Fosset gesucht wurde. Da wurden aktuelle Satelitenaufnahmen hochgeladen (in kleinen Abschnitten) und konnten von Freiwilligen weltweit auf eine mögliche Absturzstelle hin durchsucht werden. So konnte ein riesiges Gebiet abgesucht werden.

    Das Ganze war aber unbezahlt.