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Anonyme Lehrerbewertung: NRW kündigt kraftlosen Spickmich-Klon an

sommer

Die Pläne zu einem Lehrerbewertungsportal lagen schon seit einiger Zeit in der Schublade, nun ist die Zeit reif: „Lehrkräfte erhalten auf diese Weise von den Schülern wichtige Informationen über deren Wahrnehmung des Unterrichts. Sie können diese Rückmeldungen in die Weiterentwicklung ihres Unterrichts einbeziehen und mit den Schülern ins Gespräch kommen“, sagte NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) über die neue Plattform.

Im Grunde handelt es sich bei dem SEfU („Schüler als Experten für Unterricht“) getauften Projekt um einen Spickmich-Klon, jedoch mit der Einschränkung, dass Dritte keinen Zugriff auf die Bewertungen haben: „Wir setzen damit den öffentlichen Internet-Foren, in denen Lehrerinnen und Lehrer lediglich an den Pranger gestellt werden, etwas entgegen“, so Sommer. Die eigentliche Motivation zum Entschluss dürfte allerdings darin wurzeln, dass das Ministerium keine Lust auf Klagen und Abmahnungen hat, die in den vergangenen Jahren regelmäßig auf Spickmich niedergeprasselt sind.

Sinn und Zweck der Plattform sei es, den Lehrern bei der „Reflexion und Planung des Unterrichtes“ zu helfen. Daher wird auch nur ihnen alleine die Freiheit eingeräumt, das SEfu-Angebot zu nutzen: Bevor Schüler zur anonymen Abstimmung antreten dürfen, müssen die Fragerunden erst durch die jeweiligen Lehrkörper erlaubt und freigeschaltet werden. Nur sie können nach Ende der Bewertung dann auch das Ergebnis sehen: „Gleichwohl ist es sinnvoll und wünschenswert, auch im Kollegium in einen Austausch über Erfahrungen mit SEfU einzutreten“, schlägt Sommer vor. Die Schüler bekommen nach ihrer Stimmabgabe vom System kein Feedback darüber, wie ihr Lehrer abgeschnitten hat.


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bewertung

Nach Aussagen des Ministeriums seien die Fragen vom Lehrstuhl für Methodenlehre und Evaluationsforschung der Uni Jena zur Verfügung gestellt worden, die Lehrervebände hätten sie dann abgesegnet. Der Feedbackbogen umfasst rund 40 Indikatoren, in der Schüler ihre Meinung („So sehe ich es“) und die Gewichtung des jeweiligen Wesenszugs von Lehrer und Unterricht („So wichtig ist mir das“) angeben können.

Was soll man davon halten? Nun, was Spickmich davon hält, haben wir schon in einem Interview mit dem Chef in Erfahrung gebracht: „Ein großer Nachteil der geplanten NRW-Lehrerbenotung ist in der Tat, dass die Schüler keinerlei Informationen über die Ergebnisse erhalten. Die Rückmeldung der Ergebnisse an die Schüler ist aus unserer Sicht ein entscheidender Faktor für die Wirksamkeit eines solchen Systems“, hatte Tino Keller zu den Plänen der Landesregierung gesagt. Dem kann man sich eigentlich nur anschließen. Welcher Lehrer würde auf die Idee kommen, sich freiwillig den Bewertungen seiner Schüler auszusetzen? Auch, wenn die Ergebnisse alles andere als beruflichen Konsequenzen haben können, dürfte er doch Abstand von solch erhellenden Stunden nehmen. Und die Schüler? Was haben die davon? Als Stimmvieh, das während des Unterrichts ein paar Kreuzchen machen kann, werden sich einige unter ihnen sicherlich über die paar freien Minuten freuen. Aber das war es auch.

Warum schafft die Politik nicht mal etwas wirklich Sinnvolles? Kleinere Klassen, damit die Kommunikation mit dem Lehrer wieder funktioniert. Vertrauenslehrer, an die sich Schüler wenden können, wenn es Probleme gibt. Warum wird nicht dafür gesorgt, dass dem chronischen Lehrermangel und damit der Fluktuation neuer Gesichter am Lehrerpult ein Ende gesetzt wird? Ach, ja – richtig: Das ist ja zu teuer. „Schüler als Experten für Unterricht“ klingt da wesentlich besser und vor allem fetziger. Bald sind ja wieder NRW-Landtagswahlen…

(André Vatter)

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Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

16 Kommentare

  • Als eine Flickschusterei im desolaten Bildungssystem kann man das nicht einmal bezeichnen, es ist vielmehr eine sinnlose Beschäftigung ohnehin überflüssiger und überbezahlter Berater einer inkompetenten Landesregierung. Viel Spaß beim Wählen – es gibt eh keinen Wechsel.

  • Einige Lehrer ham in meiner Schulzeit solche Fragebögen ausgeteilt.

    Ich würde das jetzt nicht als Spickmichklon bezeichnen, sondern einfach ein Evaluationsbogen, der schon immer freiwillig für Lehrer war, und jetzt aufgrund der einfacheren Auswertung ins Web verlagert wurde.

  • ich finde das ganze gut, gibt es an meiner hochschule auch und als dozent kann man sogar einen teil seines gehalts von der bewertung abhängig machen.

    und zum thema dass die schüler die ergebnisse nicht sehen würden …
    als ob sich die schüler nicht das maul darüber zerreisen würden was sie tolles reingeschrieben haben … da ergibt sich schnell ein klares bild der ergebnisse denke ich

  • Ich denke, dass sich die Bewertungen auch dann auf die Noten wiederspiegeln werden. Lehrer bewerten die Schüler gut und erhalten somit im Gegenzug auch beste Bewertung. Das sollte dann alles auch gut durchdacht sein.

  • Zu meiner Studienzeit gabs das auch schon, nur in Papierform und ich fande das nicht schlecht. In der Schule hätte ich mir eine Bewertungsmöglichkeit für so manchen Lehrer gerne gewünscht.

    Wenn mich nicht alles täuscht, wurden früher die Lehrer durch den Rektor kontrolliert z.B. durch unangemeldete Besuche während des Unterrichts. Bei dem ganzen Lehrermangel wird das doch kaum mehr praktiziert. Da können doch nur noch die Schüler bewerten.

  • Auch bei mir im studium wurden solche Zettel gesammelt aber es hat sich trotzdem nie was geändert. Denn die Ergebisse waren ja nirgendwo öffentlich. Also fühlten sich die Lehrkräfte nicht genötigt schnell entgegenzuwirken.

  • ich finde es unfähr das lehrer benotet werden weil sie uns w3as beibringen solen. ich denke das die lehrer genug geschuftedt haben in der schule und sich denn beruf hart erarbeitet haben die lehrer wissen meher als manch eine von uns

  • es gab zeiten, da standen schüler stramm wenn der lehrer den raum betrat, denn die unwissenden hatten dem lehrenden respekt zu zollen. Die zeit ist zwar vorbei, jedoch braucht sich niemand wundern, warum deutschland im intellektuelles niveau weiter sinkt. Goethe, Schiller oder einen Heine bringt auf der jetzigen basis, dieses land nicht mehr hervor. Dafür brüsten sich jetzt studenten mit allgemeinwissen, dessen stand der 8. klasse entspricht. Es ist schon immer einfach gewesen die eigene dumm- und faulheit einen anderen zuzuschieben. Disziplin und Ordnung mit klarem geist und verstand,das sind tugenden. Einen lehrer/in zu bewerten nur ausreden für die eigene dummheit.

  • Wir haben eine Lehrerin!!! Sie ist die dümmste Lehrerin der Welt und unterrichtet an der HAK.
    Sie gibt nur schlechte Noten und schaut aus wie der Teufel!!!!

  • Das Ganze ist doch von Seiten des Schulministeriums Augenwischerei und dient lediglich zur Beruhigung. Wenn eine per Rechstanwalt eingereichte Dienstaufsichtsbeschwerde wegen Mobbings zuerst im Ministerium „nicht ankommt“ und dann auf Nachfrage nach fast 1,5 Jahren „ohne Anhörung von Zeugen“ lediglich auf Basis der Aussage des betroffenen Lehrkörpers abschlägig beschieden wird, kann man das unter Satire“ buchen. Der betroffene Schüler studiert zwischenzeitlich im 3. Semester und behält sich die Entscheidung einer gerichtlichen Weiterverfolgung -ausschließlich zum Schutz der folgenden Schüler an dem betroffenen Lehrinstitut- noch vor.