Sonstiges

Verquickung von Print und Online: Zwei denkbare Möglichkeiten

Microsoft Tag

Vor kurzem hatten André und ich uns die Video-in-Print-Broschüre von OTTO näher angeguckt und das Konzept als nicht ganz zeitgemäß eingestuft. Einer der geäußerten Kritikpunkte war, dass kein Smartphone-Besitzer sich mit dem kleinen Display und dem schlechten Sound abgegeben würde. Zudem seien nicht nur die Qualität, sondern auch die Menge an Zusatzinfos, die über das Smartphone (genauer: das Internet) abrufbar sind, ungleich größer als die auf dem Broschüre-Chip gespeicherten. Wenn überhaupt, dann sollten Printmedien daher versuchen, ihren Zusatzcontent mittels eines Mobiles an den Mann und die Frau zu bringen. Das ist zum einen billiger, da man ja nun nicht mehr die nötige Hardware zur Verfügung stellen muss, und zum anderen umweltschonender.

Wie das funktionieren könnte, zeigt Microsoft mit einer nicht ganz neuen, aber neu angepassten Technik auf: dem Mobile Tagging. Dahinter verbirgt sich zunächst einmal das Prinzip, das wir bereits von (2D-)Barcodes kennen. Dabei werden Daten in Form binärer Symbole (parallel angeordnete, verschieden breite schwarze Strich) abgebildet und können anschließend mithilfe spezieller Lesegeräte eingescannt und elektronisch weiterverarbeitet werden. Bei Microsoft heißen die Barcodes nun aber „Tags“ und werden mit einem Smartphone „gelesen“ (das heißt fotografiert oder abgefilmt). Anschließend ruft das Phone automatisch und selbstständig Seiten über das Internet auf, die zusätzliche Informationen zu dem getaggten Produkt enthalten. Und so funktioniert das im echten Leben:

Getaggt werden können prinzipiell alle Dinge, die eine ebene Oberfläche haben und frei sichtbar sind: Angefangen bei Produktverpackungen, über Magazinseiten und Werbetafeln bis hin zu Fahrplänen und… Welche weiterführenden Infos für den interessierten User hinterlegt werden und in welcher Form (zum Beispiel als Video), entscheidet dann der Anbieter selbst. Die Erstellung der Tags habe ich selbst nicht ausprobiert, Microsoft bietet aber sowohl für Anfänger als auch für Profis Tools an. Von Seiten des Konsumenten werden zum Lesen der Tags nur ein internettaugliches und mit einer Kamera ausgestattetes Telefon und die kostenfreie Tag-Reader-App von Microsoft benötigt.


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Wie eine Verquickung aus Printmedium und Internet noch aussehen könnte, hat heute auch die Rheinzeitung aufgezeigt. Durch die Einbindung sogenannter „Marker“ in ihrer Printausgabe konnten dieser mittels Augmented Reality zusätzliche Informationen entlockt werden.

Via: Engadget

(Marek Hoffmann)

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Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

18 Kommentare

  • Schön und gut, aber das wird Print auch nicht retten. Wer ein iPhone o.ä. besitzt, wird sich wegen diesem neuen Feature auch nicht extra die Rheinzeitung kaufen!

  • Das hieß früher mal QR-Code und ist auch mit neuem Namen Oldschool. Augmented Reality ist einfach weiter, würd ich sagen. Solche Codes waren vor 5 Jahren mal ein Trend in Nippon, aber habens nie hierher geschafft.

  • wo die deutschen Jahre hinter her sind, praktizieren die Japaner dies schon ausführlich mit QR Codes in Zeitungen, Plakaten und allem was man sonst noch so den ganzen Tag sieht.

    ich sehe das von Microsoft nicht als neues Konzept. Das sehe ich eher als abgeguckt an und hoffe, dass sich dies endlich auch in der westlichen Welt mehr verbreitet. Microsoft braucht dringend mal wieder Innovationskraft anstatt so ein hinterhergehinke auf einem Bein hinter jeglichen Firmen die zur Zeit „on Top“ sind.

    Bestes Beispiel war für mich hier die halbgare Präsentation des Slates von Steve Ballmer. Ich hab selten so gelacht. Vista war auch so ein Fall. Durch Win7 aber gerade noch gerettet.

    Wenn Microsoft so weitermacht, dann gehen da irgendwann die Lichter aus.

  • @SheephunteR: Wie ich oben erwaehnt habe, handelt es sich bei Microsoft Tag nicht um eine voellig neue, sondern nur um eine weiterentwickelte Technik (die auf QR beruht). Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile. Die Vorteile, die ich bei MS sehe und die sich vor allem in Printmedien als vorteilhaft erweisen koennten sind: 1. das HCCB-Format hat eine hoehere Speicherkapazitaet, dabei aber eine geringere Groesse, 2. bessere Performance (der Code ist fuer Smartphones leichter erkennbar, zum Beispiel aus groesserer Entfernung oder aus unterschiedlichen Winkeln) 3. individuell anpassbar (d.h. dein Firmenlogo kann beispielsweise direkt in den Tag eingearbeitet werden).
    Weitere Unterschiede zu QR gibt’s hier: http://www.microsoft.com/tag/content/overview/
    Aufgrund der Tatsache, dass die Informationen nicht auf dem Tag, sondern auf dem MS-Server gespeichert werden, hast du gerade als Publisher den Vorteil, 1. mehr Infos und 2. eine groessere Variation an Infos zu verwenden und 3. zu tracken, wie oft das Tag aufgerufen wurde. Das zumindest waren die Gruende, warum ich das MS Tagging als erwaehnenswert erachtete und denke, dass es fuer Publisher eine sinnvolle Technologie sein koennte.

  • Warum denn überhaupt Verquickung? Warum denn überhaupt noch Papier für Informationen, die ich genau einmal lese und dann wegschmeisse? Bei aller Nostalgie und schöner Haptik – eigentlich ist es kompletter Wahnsinn, jeden Tag hunderdtausende Tonnen von Papiermüll energieaufwendig zu produzieren durch die halbe Republik zu karren, und dann zu 80% ungelesen einfach in den Müll zu kloppen. Wenns nach mir ginge – 1000% Ökosteuer auf alle Printprodukte, die nicht Bücher oder Kunst/Kataloge etc sind (solche , die man länger aufheben will/kann/sollte) Mit dem Ipad ham wir ja jetzt auch bald ein device, was dann auch unsere Eltern bedienen können und wollen.
    Ich auf jeden Fall les seit Jahren keine Papier/Print Zeitungen und Zeitschriften mehr.

  • Gute Idee für die Vernetzung von Print und Nonprint. Besonders wenn man unterwegs ist und schnell mehr Infos zum gelesenen Artikel benötigt …

    Schön zu sehen, dass Microsoftmitarbeiter Apples iPhone nutzen ;-))

  • Im Gegensatz zu Markern, Tags oder QR-Codes (die „nur“ als Anker für web-basierte Informationen dienen und die man erstmal in ein Layout einbauen (dürfen) muss), gibt es inzwischen Bildverarbeitungsverfahren – auch auf mobilen Endgeräten – die eine lagegerechte Integration von virtuellen 3D-Inhalten in / auf Bildern in Printmedien möglich machen. Wie zum Beispiel hier: http://www.youtube.com/watch?v=RMouwW1FPJU

    (Viel) Mehr dazu auch auf http://augmentedblog.wordpress.com

    Beste Grüße,

    Jan

  • @ Jan: Danke für die Links. Finde das Thema hochspannend. Hab mir das Video eben mal angeguckt, war aber ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Die Qualität des AR-Autos war doch etwas gering. Und was für ein Gerät wurde, benutzt, um es sichtbar zu machen? Habe in der linken oberen Ecke das MS-Logo gesehen, arbeitet ihr bei eurem Verfahren mit MS zusammen? Für die weiterführenden Infos hatte ich bislang leider keine Zeit… 🙁 Danke aber nochmals für die Hinweise, werde sie auf jeden Fall noch lesen!

  • Hallo Marek,

    gern geschehen. Diese Demo läuft unter anderem auf einem TG 01. Die Software ist aber nicht an ein Gerät gebunden, sondern läuft auf Symbian S60, WinMobile, iPhone (bislang noch ohne Zugriff auf die Kamera) und bald auf Android. Und natürlich hast du recht, wir erreichen z. B. hier: http://www.youtube.com/watch?v=8UxWkZtUKaI eine bessere Qualität, weil wir einen leistungsfähigeren Rechner zum Rendering haben. Für mobile Anwendungen muss man – zumindest noch ein Weilchen – die Polygonanzahl der Modelle stark reduzieren, auch die Animationschritte sind begrenzt. Wenn du also ein bisschen Zeit findest kannst du dich weiter in die mobile AR Welt einlesen, auf meinem Blog oder gleich hier: http://www.metaio.de/produkte/mobile

    Ach ja, die WuV veranstaltet einen Kongreß zum Thema „Print Plus“, mehr dazu gibt es hier: http://www.wuv.de/seminare/programm.php?seminar_id=97

    So jetzt reichts aber mit dem Link posten, beste Grüße,

    Jan

  • @Jan: Yepp, das Video kannte ich schon. Wusste nicht, dass ihr dahintersteckt. Wenn ich mich in die Sachen eingelesen habe, koennen wir uns ja nochmal unterhalten. 🙂 Bzgl. WuV: Realistische Einschaetzung deinerseits – glaubst du daran, dass da etwas Weltbewegendes vorgetragen wird. Ich leider nicht, auch wenn das Programm durchaus interessant klingt. Gruss und Dank!

  • Hey Marek,

    gern, ich stehe für Rückfragen immer zur Verfügung…

    Bezüglich „Print Plus“ – ich denke für Verlagsentscheider oder Medienleute, deren Tagesgeschäft nicht gerade aus Blog-Crawlen und Trendwatchen besteht, ist die Veranstaltung sehr gut geeignet. Dort bekommt man einen guten Überblick über die wirklich mannigfaltigen Möglichkeiten Print anzureichern, und gleichzeitig Raum zum Diskutieren und Ausprobieren. Für Interactive Experten oder Tekkies sind natürlich solche Sachen wie die PICNIC interessanter.

    Soweit, so gut, beste Grüße,

    Jan

  • Mobile Tagging ist für mich derzeit eine der phantastischen Verknüpfungspunkte zwischen Print Mobiltelefon Web. Weil simpel, günstig in der Produktion, sehr gute Hardware-Durchdringung, fast überall platzierbar. Wir bieten QR+Mobilversion unseren Veranstaltern bei http://www.Frankentipps.de als Standard an. Mit wachsendem Erfolg.

    Das Thema Mobile Tagging hierzulande wird m.E. noch allerseits sehr (sträflich) vernachlässigt wird (Print-DL, Provider, Web-DL http://www.frankentipps.de/blog/?p=77 ).

    Ob sich ein (er)weiter(t)es (HCCB-)Format etablieren wird, sei spannend zu beobachten. Ich denke, wenn vorhandene Reader es „mitlesen“ können, scheint die Chance am größten.

    Augmented Reality-Anwendungen sind freilich sehr fasznierend. Wenn Beteiligte/Interessierte erst einmal in 2D taggen würden, wäre es der erste vor dem nächstem (3D) Schritt. Man sollte nicht zu viel in Visionen denken. AR wird bei vielen schon alleine der Hardware halber noch weit weg („Zukunftsmusik“) bleiben. 2D-tagging begreift hingegen jede/r, der täglich die Funktionseise einer Supermarkt-Scannerkasse schätzt.