Sonstiges

Google wird von China ermahnt – und Microsoft freut sich

Wenn zwei sich streiten, dann freut sich der Dritte. Letzterer könnte Microsoft sein, die anderen beiden sind Google und China. Kurz zur Erinnerung: Mitte Dezember des vergangenen Jahres wurden der Suchriese und knapp zwei Dutzend andere Unternehmen Opfer einer gezielten und schweren Cyber-Attacke. Wie sich herausstellte, wurde sie von chinesischen Elite-Schülern im Auftrag der kommunistischen Regierung des Landes durchgeführt, was China allerdings bestreitet. Als Reaktion auf den Angriff hatte Google angekündigt, die vereinbarte Zensur in China zu beenden und sich notfalls sogar komplett aus dem Land zurückzuziehen. Seitdem suchen beide Parteien nach einer Lösung, beharren aber weiter auf ihrem jeweiligen Standpunkt. Diesen hat der chinesische Minister für Industrie und Informationstechnologie, Li Yizhong am heutigen Freitag noch einmal in deutliche Worte gepackt.

Am Rande der Tagung des Volkskongresses in Peking stellte er klar, dass Google „die Konsequenzen wird tragen müssen“, wenn die von der chinesischen Regierung geforderten Zensurbestimmungen nicht auch weiterhin umgesetzt werden. Und weiter: „Ich hoffe, Google kann Chinas Regeln und Bestimmungen respektieren. Wenn jemand auf Maßnahmen beharrt, die gegen chinesisches Recht verstoßen, dann wiederhole ich: Dieser jemand ist unfreundlich und unverantwortlich und wird die Konsequenzen selbst zu verantworten haben.“ Eine recht deutliche Ansage und es stellt sich die Frage, ob man Google an seinen Taten oder nur den Worten wird messen können.

Denn eines musste dem Suchriesen bei seiner Drohung klar gewesen sein: dass sie diese im Zweifelsfall auch würde umsetzen müssen. Dass sich eine nicht gerade als kooperationsbereit bekannte oder beim Durchsetzen ihrer Forderungen zimperliche Regierung eines Landes mit einer Bevölkerungszahl von über einer Milliarde Menschen von einem ausländischen Unternehmen würde einschüchtern lassen, war nämlich nicht zu erwarten.


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Aber selbst wenn sich Google nicht aus dem Land zurückziehen sollte, gibt es bereits den oben erwähnten lachenden Dritten. Microsoft hatte nämlich erst vor kurzem vermeldet, dass auf den Smartphones des amerikanischen Herstellers Motorola, die für den chinesischen Markt bestimmt sind, künftig nicht mehr Google sondern die hauseigene Suchmaschine Bing vorinstalliert sein wird. Damit reagiert der Mobilfunk-Hersteller direkt auf die Streitigkeiten zwischen China und Google und der ungewissen Zukunft der Suchmaschine im Land. Dieser Stich ins Herz der Google-Verantwortlichen muss direkt doppelt wehtun, da auf den Geräten das Betriebssystem Android 2.0 läuft – entwickelt von Google.

Ich bin sehr gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt. Dass Google komplett aus China abzieht, ist unwahrscheinlich. Das hätte ja längst passiert beziehungsweise in die Wege geleitet worden sein können. Die Gesprächsbereitschaft – zumindest von seiten des Unternehmens – spricht für dessen Verbleib. Dass Google.cn abgeschaltet wird, erscheint da schon wahrscheinlicher, obwohl es vermutlich darauf hinauslaufen wird, dass sich Google den Gesetzen des Landes am Ende beugen wird. Und einige Monate später ist Gras über die Sache gewachsen und es heißt: Business as usual. Oder welches Szenario haltet ihr für am wahrscheinlichsten?

(Marek Hoffmann)

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Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

22 Kommentare

  • Auch wenn ich es nicht schlecht fände wenn Google dabei bleiben würde, ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich einen solch riesigen Markt entgehen lassen. Eigentlich müssten die User Unternehmen die sich weigern die Chinesische Zensur zu akzeptieren viel stärker unterstützen.

  • Ist schon traurig, dass die Menschen dort dazu konditioniert werden Menschenrechtsverletzungen hinzunehmen und zu unterstuetzen, statt sie zumindest zu hinterfragen. Bei uns im Westen ist das anders: Google kann mehr „Change“ bewirken als ein Barack Obama in zwei Amtsperioden.

    Sollten sich die Verantwortlichen bei Google der Tragweite ihrer Entscheidungen bewusst sein und sich als Befuerworter der freien Meinungsaeußerung verstehen, darf nur eine Entscheidung in Frage kommen: Die Aufhebung oder zumindest eine klare Abschwaechung der Internetzensur in China. Das Internet ist eine der groessten Bedrohungen fuer totalitaere Systeme. Sollte Google „klein bei“ geben, weil sie dem Profit nachjagen, muss man leider fast von Skrupellosigkeit sprechen. Zudem muss man sich fragen, ob der Imageverlust bei einer pro-Zensur-Entscheidung die Jungs und Maedels bei Google nicht ebenfalls teuer zu stehen kommen koennte. Ich fuer meinen Teil waere sehr enttaeuscht.

  • Ich finde wenn sie schon drohen dann sollten sie die Drohung auch durchsetzen.
    Dass es China nicht akzeptiert sollte doch schon vorher klar gewesen sein.

  • Geld oder Ehre! Das ist hier die Frage.
    Wenn´s um Geld, Userzahlen usw. geht, dann ist es keine Frage. Google muss bleiben.
    Aber deswegen mit seinem Leitspruch „Don´t be evil“ faktisch zu brechen und den USERN in China nicht das zu liefern was wirklich im Web zu finden ist….
    Bin gespannt wie Google sich entscheidet….

    Ich persönlich würde mir überlegen auf was ich mich einlasse und auf was nicht. Dann würde ich mit den Chinesen verhandeln – und daraus die Konsequenzen ziehen.

  • google hat in china eh nur 5 prozent oder so. der rest wird von den lokal-matadoren gesucht/gefunden… Also wirklich weh tut es fürs erste nicht… sind ja nur 1000 * 0,05 = 50 millionen ^^

  • Yo.. sehe ich ähnlich – wenn Googel weg „GEWOLLT“ hätte, wären Sie schon weg .. aber der Markt bietet einfach zu viel Potential ..

    Um jetzt nichts verleumderisches zu kommentieren – aber ich hab mir meine Meinung über diesen Google GIG bereits gebildet.. halte das alles für einen *** -..

    Ciao

  • Har Har 😉

    Leute es geht ums Business 😉

    Google regt sich über die Zensur auf – Business. – es schickt sich an, sich darüber zu mokieren, gerade wenn einem dauern Informationsmissbrauch vorgeworfen wird.

    Google überlegt sich aus China abzuziehen – Business! Natürlich bleibt Google, und findet einen fadenscheinigen Grund dafür. Also bitte, es kümmert sicherlich niemanden dort ernsthaft wie sehr die Zensur die freie Meinung beeinflußt oder beschränkt. Business – Business -Business.

    So siehts aus in der Welt da draußen – alles andere ist nur ‚Wirtschafts-Propaganda‘ und die Jungs in den großen Unternehmen, verstehen nun mal sehr viel davon.

    Nun ja – die Gefahr bei eindeutigen Meinungen liegt zwar darin, das man auch eindeutig falsch liegen kann, aber ich bleibe dabei. Da draußen gehts ums Geschäft, nicht um Ideologien.

    Kapitalistische Grüße 😉

    Look

  • #6: Aber doch mal im Ernst: Alle schimpfen so auf die Chinesen. Dass sie Programme hacken etc. Glaubt Ihr denn, dass andere Regierungsapparate das nicht tun?

    Die Deutschen, die Amerikaner und all die anderen Geheimdienste etc., die knacken doch auch Accounts.

    Die westlichen Staaten lieben es, sich ehrenvoll auf die Schulter zu klopfen.

  • #7
    Verhandeln ist gut, mir sieht es aber eher nach einer Erpressung seitens China aus. Und da wäre der Rückzug seitens google mehr als gerechtfertigt. Vielleicht hat ja das google management insgeheim einige Worte des Dalai Lama erhört? 🙂

  • @14… wieso Erpressung? China war vor Google da. Google ist in China eingestiegen und wusste worauf es sich einlässt.
    Da überschätzt nur jemand ganz gewaltig seine Position und fällt damit auf die Nase.

  • Ich glaube nicht, dass ein Riese wie Google sich von diesem verbrecherischen, verlogenen, massenmordenden Regime einschüchtern lassen muss. Google ist zu reich, zu mächtig und zu wichtig, als dass es sich von irgendeiner Regierung Einschränkungen auferlegen lassen sollte. China wird noch sehr bereuen, sich mit Google angelegt zu haben. Vielleicht nicht heute aber morgen ganz bestimmt

  • @ 15
    Ich versuche es einmal anders. Glaubt man den Medienberichten in Print- und Onlinemedien kann man durchaus zu dem Schluss gelangen, das China seine Kinder lieber in Fabriken arbeiten sieht als das es ihnen erlaubt z.B. Kinderbücher zu lesen.
    Ein chinesischer Blogger der darüber in seinem Blog schreibt und diese Infos einer breiteren Öffentlichkeit so mitteilt, wird in China verfolgt, unterdrückt und eingesperrt. Google indexiert seine Bloggerseiten trotzdem, und genau dieses soll lt. chinesischen Gesetzen verboten sein.
    Darum geht es! Btw: google indexiert alles was nicht mit robots nofollow noindex gekennzeichnet wurde. Ich bin auch nicht mit allem im Einklang was das google Mangement tut, aber in diesem Punkt stehe ich voll und ganz hinter ihrer Entscheidung als Klügerer nicht solange nachzugeben bis man selbst der Dumme ist.
    @ 16 Danke 🙂

  • Google sollte in China bleiben. Aus welchen Gründen sie das dann auch immer tun ist egal, wichtig ist nur das China mal gezeigt wird das die Regierung nicht alles machen darf was sie so möchten. Klar in allen Ländern gibt es Datenmissbrauch und Zensur. Aber ich China gibt es auch extrem Verstoße gegen Menschenrechte, die würden wir hier in Deutschland nie so finden das ist ganz klar.

  • Keine Macht der chinesischen Regierung. Nach all den negativen Nachrichten rund um Google, ist es mal angenehm auch etwas positives über Google zu erfahren. Diesen hardcore Kommunisten in Peking sollte man keinen Milimeter nachgeben. Wenn die nur wollen, daß man nach ihren Regeln spielt, dann bitte, sollen sie doch ihr eigenes Süppchen kochen. Was Microsoft betrifft kann ich nur sagen: Geld kann man nicht essen.

  • Zwei Gegner, die ausschließlich nach ihren eigenen Regeln spielen wollen, können einfach nicht miteinander spielen. Das lernt man schon im Kindergarten. Google sollte einfach wirklich seine Sachen packen und China den Rücken kehren. Das wäre zwar ein Sieg für die chinesische Regierung, deren Politik ich natürlich auch nicht gut finde, aber sollten China & Google eines Tages Freunde werden, Gott weiß zu was die beiden in Kombination fähig wären. Da schleichen sich ganz irre Verschwörungstheorien in meinen Kopf.