Sonstiges

Hohe Ehre für ein tristes Zeichen: MoMA nimmt @-Zeichen in seine Kunstsammlung auf

Wer von euch künftig nach New York fliegt und das Museum of Modern Art (MoMA) besucht, wird dort ein ganz besonderes Exponat bestaunen können. Es fristete nämlich bisher sein tristes Dasein auf den Tastaturen der Computer- und Smartphone-Keyboards dieser Welt, wurde nun aber von einem Komitee der bedeutenden Kunst-Institution geadelt und in den Stand eines Kunstwerks erhoben. Die Rede ist vom „@“-Zeichen. Wie die Chef-Kuratorin der Abteilung „Architecture and Design„, Paola Antonelli, auf dem Blog des Museums berichtet, hat ihr Department den Klammeraffen der eigenen Sammlung dauerthaft hinzugefügt. Aber natürlich nicht, ohne sich etwas dabei gedacht zu haben. Um die Entscheidung dem geneigten Leser und Kunstinteressierten verständlich oder zumindest nachvollziehbar zu machen, holt sie ein wenig aus und beschreibt in einem kleinen geschichtlichen Exkurses zunächst den Werdegang des AT-Zeichens.

Demnach tauchte es nach Meinung einiger Wissenschaftler bereits im sechsten oder siebten Jahrhundert zum ersten Mal auf. Zu der Zeit wird es als vereinfachte Schreibweise für die lateinische Präposition „ad“ genutzt, was soviel wie „zu“ oder „bei“ bedeutet. Im 16. Jahrhundert wird es dann von venezianischen Händlern als Maßeinheit verwendet, und zwar in Stellvertretung beziehungsweise Abkürzung für die Amphora. Ende des 19. Jahrhundert tauchte es dann zum ersten Mal auf einer Tastatur auf, nämlich als „commercial at“ auf einer Schreibmaschine. Zu dieser Zeit waren Schreibweise und Verwendungszweck bereits standarisiert und Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es in die ASCII-Liste mit Computer-Codes aufgenommen. Ja, und dann kam Ray Tomlinson und verwendete das „@“ für die E-Mail. Wie die Geschichte von hier aus weitergeht, wisst ihr ja. Und nun folgt die Begründung des MoMA-Komitees.  

Tomlinsons Verwendung eines bereits bestehenden, uralten Zeichens und dessen Verquickung mit einer revolutionären Technik – nämlich dem Internet – sei ein in jeder Hinsicht ein außergwöhnliches Beispiel für Design. Er hätte dem @-Zeichen ein völlig neue Funktion gegeben, ohne dabei dessen tradierte Bedeutung abzustreifen und ohne dass Tastaturen neu gestaltet werden müssten, auf denen das Zeichen sich bereits befand.    


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Demnach hat Tomlinson mit seinem Tun einen „derart kraftvollen Desgin-Akt ausgeführt, der nicht nur für immer die Bedeutung und Funktion des @-Zeichens geändert hat, sondern auch ein wichtiger Teil unserer Identität in der Beziehung und Kommunikation mit anderen geworden ist“. Und weiter: „Seine (unbeabsichtigte) Rolle/Funktion als Designer muss anerkannt und gefeiert werden…“

Yepp. Soweit die Meinung des Komitees. Und was haltet ihr davon? Ich habe jedenfalls schon eine Mail an Frau Antonelli geschickt und auch um die Aufnahme des SarcMark in die Kunstsammlung des MoMA gebeten…

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

8 Kommentare