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Xing-Bilanz 2009: Mehr Bezahl-Mitglieder, mehr Werbung – mehr Verlust

Wenn ein Konzern-CEO die Bilanz eines Geschäftsjahres mit den Worten „Unser Unternehmen hat in 2009 die Weichen für weiteres Wachstum gestellt“ kommentiert, dann klingt das fast wie eine Entschuldigung. Dabei braucht sich Xing-Chef Stefan Groß-Selbeck keinesfalls für die Performance seines Netzwerks zu rechtfertigen: Die Business-Plattform hat ein erstklassiges Jahr 2009 hingelegt!

Die Zahl der Mitglieder schoss im vergangenen Jahr um 25 Prozent in die Höhe, heute haben 8,75 Millionen Nutzer bei Xing ein Profil. In Deutschland betrug das Wachstum sogar 29 Prozent. Positiv zeigte sich auch die Entwicklung im Bereich der zahlungswilligen Premium-Kunden, von denen es heute 687.000 in dem Netzwerk gibt – 2008 waren es noch 550.000.

Besonders freuen dürfte sich Groß-Selbeck aber über das gute Abschneiden im Ausland: Um der expansionsfreudigen Konkurrenz aus Amerika (namentlich LinkedIn) die Ankunft in Europa so schwer wie möglich zu machen, hat Xing schon vor einiger Zeit in erster Linie die beiden Kernmärkte von Spanien und der Türkei ins Visier genommen: In Spanien stieg die Zahl der Mitglieder nun um 25 Prozent auf 1,19 Millionen, in der Türkei konnte ein Wachstum von 58 Prozent verzeichnet werden (insgesamt 724.000 Mitglieder).


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In barer Münze ausgedrückt lautet das bisherige Fazit so: Xing konnte einen Umsatz in Höhe von 45,1 Millionen Euro erwirtschaften, ein Plus von 28 Prozent verglichen mit 2008. Dazu beigetragen haben in erster Linie die Premium-Kunden, doch auch das Geschäft mit der Werbung konnte offenbar kräftig anziehen (um 46 Prozent auf 2,37 Millionen Euro). Besonderns verwundert könnte man über die Entwicklung des Segments E-Recruiting sein, unter dem Xing das Geschäft mit Stellenangeboten subsumiert: 2009 war nicht wirklich ein Knüllerjahr des Wirtschaftsbooms – dennoch konnte die Plattform auch in diesem Bereich um elf Prozent zulegen.

Dennoch steht unterm Strich beim Konzernergebnis ein Minus von 1,7 Millionen Euro: Xing begründet den Verlust damit, dass „einmalige, außerplanmäßige Abschreibungen“ in Höhe von 5,4 Millionen Euro vorgenommen worden seien. „Einmalig“ klingt doch gut. Das würde heißen, dass da tatsächlich einige Weichen für dieses Jahr gestellt wurden.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

14 Kommentare

  • Ich verstehe den Hype um dieses Netzwerk ehrlich gesagt nicht. Auch ich habe dort einen Account und habe da meist nur Selbstdarsteller kennengelernt, die sich und ihre Fähigkeiten aufs übelste in den Himmel loben.

    Aber ok, wenn das ein Tummelplatz für dergleichen ist, ist eine Premiummitgliedschaft sicher sowas wie ein virtueller Schwanzvergleich. Irgendwie.

  • 9 Millionen Mitgleider, und nur 700.00 zahlen für das Angebot? Na dann kann Xing ja nicht wirklich gut sein.

  • Mir fehlt die wichtigste Größe: Der cash flow. Hat XING den nicht angegeben oder habt Ihr ihn weggelassen?

  • XING hielt ich mal für eine fortschrittliche Business-Networking-Seite, auf der man quasi seine Visitenkarte in beruflichen Dingen abgibt. Inzwischen haben sich dort – wie auch bei irgendwasVZ, Facebook, MySpace etc. – haufenweise Leute verewigt, wo man sich fragt, was die auf einer solchen Plattform wollen.

    Da findet man z.B. Leute, die sich als „Webdesigner“ bezeichnen und jeden, für den sie eine ihrer grafischen Zumutungen „gestaltet“ haben, als Arbeitgeber angeben. Natürlich mit der Zeitangabe „… bis heute“.

    Solange es natürlich Leute gibt, die die Seite besuchen, ein Premiumpaket buchen oder Werbung anklicken, wird auch XING überleben…

  • Ich kann mich nicht beschweren. Xing hat mir schon einige interessante neue Kontakte gebracht, alte Kontakte wiedergefunden und auch schon den Ein oder Anderen Auftrag gebracht.

    Es kommt eben immer darauf an, wie man eine Plattform nutzt. Viele Xing-Verweigerer haben vorher einen Xing Account für ein halbes Jahr gehabt, ohne etwas dort zu tun, und beschweren sich dann, wieso sie keine Kontakte oder Aufträge bekommen. Es kommt einfach immer darauf an, was man aus der Plattform macht.

  • Meine Meinung zu XING.

    Von die 8 Millionen Mitglieder sind sicherlich nur 50% überhaupt aktiv. Regelmäßig aktiv noch weniger.

    Bei XING findet man eine Menge Selbstdarsteller die entweder außer Sprüche nichts darauf haben, oder doch irgendwelche Zeug aufdrehen wollen.

    Wirklich sinnvolle Kontakte findet man selten und wer gar die Idee ein neuen Treff über XING zu lancieren, der kann es wohl gleich lassen.

    Damit keiner sagen kann ich verwende XING nicht richtig. Ich bin seit fast 5 Jahren Mitglied und war in diese Zeit auch recht aktiv in verschiedene Gruppen unterwegs. Mein Fazit – bisher nur wenig ernsthafte Kontakte und dies für den Zeitaufwand doch recht mager.

    Auch bin ich seit ein paar Jahren Premium Mitglied werde aber diesen auch wieder kündigen. Warum? Weil mich dies die rund 7 Euro im Monat nicht wert ist.

  • Interessant finde ich, dass das Konzernergebnis so gelobt wird.

    Rechne ich die einmaligen Abschreibungen einmal raus, komme ich auf einen potentiellen Gewinn von 3,7 Mio. bei einer Umsatzsteigerung von fast 28 Prozent.

    Klingt soweit noch gut. Der potentielle Gewinn liegt jedoch nur noch bei knapp 51 Prozent des Vorjahres-Gewinns.

    Und auch mit Blick auf Ebitda:
    26 Mio. im vergangenen Geschäftsjahr zu 34 im Jahr davor. Auch das entspricht einem Rückgang von fast 24 Prozent.

    Ergo nach allen relevanten Zahlen hat sich das tatsächliche Ergebnis scheinbar doch nicht wirklich so gut entwickelt, wie Groß-Selbeck es darzustellen versucht.

    Oder hab ich gerade die Zahlen völlig falsch interpretiert?

  • Grund zum Feiern dürfte es in Hamburg trotzdem nicht geben. Denn wenn man sich den Bericht genauer anschaut, sehen die Zahlen gar nicht mehr so rosig aus. Das Mitglieder-Wachstum ist nämlich in den letzten Monaten stark rückläufig. Im Vergleich zum ersten Quartal 2009 verzeichnet XING im deutschsprachigen Raum einen Einbruch der Neuzugänge von fast 50 Prozent. Noch deutlicher zeigt sich dieser Trend beim Wachstum der zahlenden Mitglieder – hier zeigt sich ein dickes Minus von über 55 Prozent. Auch die Umsatzerlöse aus den Premium-Mitgliedschaften gingen im letzten Q4 zurück und beliefen sich auf 9,3 Mio. Euro, das sind deutlich weniger als im Quartal zuvor – da waren es noch knapp 10 Mio.

    Mehr von meiner Auswertung findet ihr hier:
    http://blog.suxess24.com/2010/03/30/xing-verzeichnet-minus-im-konzernergebnis-und-im-wachstum/

  • @André Vatter: Den kann ich mir auch selber googeln 🙂
    Ich meinte damit, dass die Zahl des Cash Flows so wichtig ist, dass sie in einen solchen Beitrag reingehört. Insbesondere dann, wenn in den Büchern ein Verlust steht, aber die Firma bei 45 Millionen Euro 14 Millionen Cash Flow hat. Der aber wiederum 15 Prozent unter dem des Vorjahres liegt.
    Von daher bringt der Artikel kaum mehr Kenntnisgewinn als eine reine Tabelle mit den genannten Zahlen.

  • Ich bin negativ überrascht.

    a. Die Mitarbeiterzahl ist stärker gestiegen als der Umsatz, das sollte bei skalierenden Geschäftsmodellen anders sein.
    b. eine außerplanmäßige Abschreibung nach Einstieg eines neuen Groß-Anteilseigners sehe ich kritisch. Der Kurs sinkt, gut für den Strategen der ggf. einen größeren Anteil will.

    Hätte man vor einem Jahr 100€ in den Dax investiert, dann hätte man nun 150, bei Xing hat man weiterhin 100.
    Heute ist der Kurs unter hohen Umsätzen deutlich nach unten gerutscht.