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Streetview: Kein neues Geschäftsmodell für deutsche Kommunen

In welcher Disziplin ist die teutonische Politik eigentlich besser? Im Schlecht-Reden von allem, was sie nicht versteht oder im Entwickeln von neuen Möglichkeiten, Gelder in die leeren Kassen zu spülen? Ihr müsst nicht antworten, war eine rhetorische Frage…

Einige Städte und Gemeinden haben jedenfalls als die perfekte Strategie in punkto Streetview einen Balance-Akt im Sinn: Die Balance zwischen Ablehnung und Hand-Aufhalten, nach dem Motto: „Haut ab – oder zahlt wenigstens ordentlich dafür!“

Orte wie beispielsweise Stade haben sich vorgestellt, von Google so etwas wie modernen Wegzoll zu verlangen: 20 Euro pro Kilometer und ein Euro pro Einwohner sollten es sein. Google selbst sieht diesen Vorschlägen grundsätzlich sehr gelassen entgegen und das deutsche Straßen- und Wegegesetz gibt dem Internet-Giganten recht, wie eine rechtliche Prüfung der Stadt Plettenberg nun ergeben hat. Die Stadtverwaltung äußert sich dazu in einer Pressemitteilung:


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Nach rechtlicher Prüfung in Übereinstimmung mit der Rechtsauffassung des Städte- und Gemeindebundes kommt die Stadt Plettenberg zu dem Ergebnis, dass die Tätigkeiten von Google Street View (Aufnahmen von Fotos und ihre Veröffentlichung im Internet für einen virtuellen Stadtrundgang) weder aus datenschutzrechtlichen Gründen noch aus straßenrechtlichen Gründen unterbunden werden können.

Aha, na also! Auch, wenn es sich „nur“ um Plettenberg beziehungsweise nur um eine einzelne Stadt handelt, so kann man getrost davon ausgehen, dass diese Meldung Signal-Charakter hat und die Gemeinden ins Grübeln bringen sollte, die immer noch glauben, dass – wenn man es schon nicht vermeiden kann – man in Form einer Sondernutzungsgebühr einmal ordentlich abkassieren kann.

Wie gehabt kann natürlich jeder einzelne Bürger Widerspruch (DOC-Musterwiderspruch der Stadt) einlegen, sollte sein Gesicht, ein Autokennzeichen etc. gegen seinen Wunsch zu sehen sein, daher ist Google nicht nur straßenrechtlich, sondern auch im Sinne des Datenschutzes fein raus.

Wir setzen uns hier heute ja nicht das erste Mal mit dem Thema Google Streetview und der deutschen „Begeisterung“ auseinander. Es mag legitime Gründe geben, wieso man nicht bei Streetview auftauchen möchte, aber es kostet lediglich einen Brief (hier ein Musterbrief der Verbraucher-Zentrale NRW), um für sich dem Treiben ein Ende zu bereiten. Wieso jedoch brandet in diesem hohem Maße Kritik auf, wenn es um die Bestrebungen geht, Deutschlands Straßen zu erfassen? Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen auf maximal Stammtisch-Niveau gegen Google poltern, die ansonsten keine Gelegenheit auslassen, sich vor jede TV-Kamera zu drängen, die sich ihnen zeigt, die jeden Schritt durch die eigene Wohnung via Twitter für die Nachwelt festhalten und ähnlich mit Foto-Material jeder Art in den einschlägigen Social Networks präsent sind.

(Carsten Drees)

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

28 Kommentare

  • Ich persönlich achte peinlich darauf, dass kein Bild von mir oder meinem Privatleben im Internet auftaucht – und mir ist es überhaupt nicht recht, wenn mein Haus im Internet steht.

    Meine Tante drangsaliert mich und meinen Vater seit Jahren, sie lauert uns auf, wir sind vor Jahren umgezogen deswegen. Schon klar, unser Haus könnte sie sich auch so angucken, aber solchen Stalkern wird das Leben dadurch noch einfacher gemacht.

    Auch wenn das die Ausnahme ist: Ich glaube kaum, dass alle, die sich jetzt über Street View beschweren, sonst sorglos mit ihren Daten umgehen. Deswegen ist mir der letzte Absatz viel zu pauschal. Abgesehen davon: Nicht alle Hausbesitzer sind so webzweinullig wie die Klientel dieses Blogs.

  • Das sich Städte und Gemeinde vor Ihre Bürger stellen und die Datenschutzfahne schwenken, kann man auch als Bevormundung auffassen. Der kommerzielle Aspekt ist eher ein Nebenschauplatz.

    Das Recht zu Widersprechen kann und sollte jeder für sich selbst ausüben!

    Es gibt genügend Vorlagen und Muster, die es einem einfach machen. Unter http://sites.google.com/site/streetfog/ muss man nur ein Formular ausfüllen, fertig ist der Widerspruch (PDF).

  • Sehr schöner Beitrag…
    Mich würde interessieren, ob man Streetview kommerziell nutzen kann? Beispielsweise für Werbung, um auf Gewerbeobjekte hinzuweisen…

  • Cool ne robots.txt für mein Haus.
    Blöd nur, daß ich die robots.txt diesmal nicht abholen lassen kann, sondern sie jeder Suchmaschine nch Hause schicken muß.
    …Bin dann mal weg. Zum Stammtisch, kommt heut RTL2 zu Besuch:“Reality-Soap“.
    Ich komm dann morgen bei Euch vorbei und mach mal ein paar Fotos von Eurem Schlafzimmer. Wenns Euch nicht passt, schreibt mir einfach einen Brief (am Besten per Einschreiben, dann seid Ihr auf der sicheren Seite).

  • Ah, der Autor macht sich über Street-View Kritiker lustig. Wie originell! Dann ist er wohl auch einer derjenigen, die die Jungs von Home-View sofort ins Haus lassen würden. Wer es noch nicht kennen sollte:

    http://www.netzpolitik.org/2010/google-home-view/

    Aber hey, Google scannt ungefragt Bücher ein, dann müssen sie erst recht nicht um Erlaubnis fragen, wenn sie mit Bildern fremden Eigentums Geld verdienen wollen. Wär ja noch schöner!

  • Zum letzten Abschnitt des Artikels:

    Es geht doch immer um die Freiwilligkeit und das Kontrollgefühl wenn jemand etwas in beispielsweise Twitter postet.

    Wenn ich jetzt aber von einem Google Auto fotografiert werde, kann es sein das da eine sehr unglückliche Aufnahme von mir entsteht. Vielleicht sogar eine die später im Privatleben für ordentlich Diskussionsstoff sorgen könnte.

    Also ich sehe einen großen Unterschied darin seine Kaffeepause in Twitter zu publishen oder vom Google Auto unerwartet fotografiert zu werden!

  • @Jimbo

    Nicht das ich selbt unbedingt erfreut reagieren würde wenn ich auf StreetView auftauche, aber unerwartet fotografiert zu werden halte ich für recht schwer. Ich hab neulich son Auto in Frankfurt gesehen, ich finde das man die StreetViewkarren schon auf sehr weite Entfernung überaus deutlich als solche erkennt 🙂

  • Am besten ist es, man streicht Deutschland komplett von der Google-Maps Karte, dann kann sich niemand mehr beschweren *rolleyes*

    Ein Wunder das Landkarten/Straßenkarten/Navigationsgeräte noch erlaubt sind, da sieht man auch jedes Haus …

    Ich find das echt traurig, dass man sich mit Händen und Füßen wehrt. Im Endeffekt findet wohl trotzdem der Großteil der Leute Streetview zimlich cool und lässig und möchte es nicht missen – zumindest ich.

  • Die Leuten sollen sie nicht so haben. Wir leben doch eh in einem Überwachungsstaat, denkt ihr denn ernsthaft das ihr immer noch eine Privatsphäre habt? Google SteetView wird nur so kritisiert weil dann nicht nur der Staat uns beobachten kann sondern auch jeder andere… aber was ist daran das problem? Wenn ihr nix zu verstecken habt dann kanns euch doch egal sein, bei irgendwelchen anderen Dingen sehen es eh schon genug Leute die bei einer staatlichen Behörde arbeiten….

  • @Lemur: Du hast ja tolle Landkarten und Navis! Woher hast du die? Ich kann auf meinen nämlich nicht jedes Haus sehen 🙁

  • Wow, wo gibt es denn Navis/Karten, auf denen Häuser zu sehen sind?

    @Alf: Was dagegen, wenn ich 24h Live-Kameras und Micros in jeden Winkel Deiner Wohnung installiere? Deine Mails, Gespräche, Telefonate etc. mitschneide und veröffentliche?

    Sicher nicht, weil Du hast ja nichts zu verbergen…

  • naya irgendwie hab ich noch nicht ganz durchscaut welchen sinn dieses Streetview haben soll. Okay vllt bei Touristen Orten wie ZB in New York macht das Sinn aber bei solchen kleinen Käffern in Deutschland? Jeder der dort wohnt weiß wies dort aussieht …

  • 1 Tag zu früh, heute ist doch erst der 1. April.
    Was google da macht mit der Vermessung und Visualisierung der Welt kann einem schon ein wenig Angst machen. Da wird jeder Quadratmeter abgefilmt und festgehalten und was mit den Persönlichkeitsrechten dabei passiert, findet man im Internet ja schon zu genüge, wenn Papi dabei fotografiert wird, wie er aus dem örtlichen Rotlichtlokal nach Hause geht…

  • Dieses Totschlagargument: Du hast doch nichts zu verbergen, dann kannst du doch alles, jedem zeigen.

    Das ist meiner Meinung nach doch der falsche Ansatz! Gerade weil ich nichts zu verbergen habe, möchte ich auch das es so bleibt.

    Über GoogleStreetview kann man viel und lange schreiben, aber ich befürchte, es wird an der Tatsache nichts ändern….wie oben bereits erwähnt!

  • Ungeachtet des Pro und Contra, das hier diskutiert wird, mag ich Street View!!!!! Manchmal sitze ich Abends am Rechner und fahre „in Urlaub“ Ich suche mir eine Stadt und mache sightseeing.
    Mir selbst ist es wirklich egal ob Google mich fotografiert oder mein Nachbar oder eine versteckte Kamera hier in Köln.
    Die Strassen sind öffentlicher Raum!
    Die Kommune hat den Auftrag sie zu Pflegen.
    Ich bezahle dafür mit einem Teil meiner Steuern.
    Aber gehören tun Sie uns allen. Also darf auch jeder Sie sehen, egal ob In- oder Ausländer.

  • Aha, dem Staat gehört mein Haus? Du zahlst für mein Haus Steuern? Du scheinst nicht mal begriffen zu haben worum es geht.
    Öffentliche Strassen sollen sie knipsen wie sie wollen, aber Privateigentum nur mit Einwilligung.

  • Die Rede war von Strassen. Zu den Strassen gehören indirekt auch die Häuser. Häuser wurden fotografiert seit der erste Fotoaperat verfügbar war.
    „Die Photographie ist eine wunderbare Entdeckung, eine Wissenschaft, welche die größten Geister angezogen, eine Kunst, welche die klügsten Denker angeregt – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann“

    – Nadar, 1856

  • Manchmal frage ich mich ob die Menschen wirklich so doof sind oder ob ich einfach nur eine merkwürdige/andere Sicht der Dinge habe…

    Das Fotografieren von meinem Haus/Wohnungsanlage würde mich nicht stören, immer kann die jeder (ausser Blinden) sehen wenn er vorbeikommt.

    Zudem fotografieren die Kommunen selbst die Häuser um die Bilder dann in ihre Verwaltungssoftware einzubauen… darüber hat sich noch niemand beschwert…

  • Warum sollte Google und andere Dienste nicht dafür eine Art Steuer Zahlen?
    Schließlich verdienen Google und andere Dienste sie ja auch damit Geld.

    Ich wäre sogar für eine jährliche Abgabe pro Km „öffentlichen Raum“ im Netz, statt einer Einmalzahlung.
    Jeder Grundstücksbesitzer muss auch Steuern und Abgaben zahlen, die Städte und Gemeinden könnten das Geld sicher gut gebrauchen.
    Wird es dann Zweckgebunden zb. für Straßen, Gehwege ect. verwendet käme es doch wieder allen zu Gute?

  • Du hast das Magische Wort gleich mitgeliefert:
    ……n Zweckgebunden zb………
    Bei diesem Wort bekommen unsere Kämmerer Gänsehaut (-:

  • Oh, das ist ja eine tolle Argumentation: „Schlecht-Reden von allem, was sie nicht versteht“ – wer dagegen ist, kann nur doof sein. Er hat dann „maximal Stammtisch-Niveau“ und wenn er was sagt, dann „poltert“ er. Und er muss sich vorhalten lassen, dass sich Leute, die er gar nicht kennt, „ansonsten“ vor „jede TV-Kamera“ drängen. An welchen Tischen pflegt man denn so ein Argumentations-Niveau?

    „Wieso jedoch brandet in diesem hohem Maße Kritik auf, wenn es um die Bestrebungen geht, Deutschlands Straßen zu erfassen?“
    Ja, warum nur? Großes Rätsel. Wie wär’s mit einfach mal ZUHÖREN, satt herum poltern?

  • Ein Ereignis das zwei oder mehrere unterschiedliche Betrachter wahrnehmen, wird immer auch unterschiedlich Interpretiert. Das hat weder mit mehr, noch mit weniger Inteligenz zu tun. Das ist so.
    Wenn einer sagt 1 + 1 = 2 kann ich dem zustimmen oder dagegen sein. Letztendlich ändert es nichts an der Aussage.
    Ich bin uneingeschrängt für die Möglichkeit seine Meinung zu äußern, mit einer Ausnahme: Man sollte mit seiner Agumentation „über der Gürtellinie“ bleiben.
    Etwas „necken“ finde ich dabei jedoch als sehr diskusions fördernd.

  • Also ich persönlich verstehe so garnicht, wo das Problem an Street View ist? Es werden keine Daten an 3. weitergegebe, die nicht sowieso schon öffentlich für jeden verfügbar sind. Eure Häuser sind für mich ersichtlich, aus dem Flugzeug, aus dem Auto und auch für mich als Fußgänger. Ich kann dann sogar jeden aus dem „Rotlichlokal“ kommen sehen und genauso auch zufälle Augenzeuge seid, wie ihr auf der Straße gerade ein Fahrrad klaut. Wo ist der Unterschied zwischen mir und dem Google Auto? Dass der Stoff online kommt und jeder drauf zugriff hat und es sehen kann – theoretisch. Es ist also gar kein Argument, wenn man sagt „Google könnte mich sehen“ – denn das ist nichts neues, ihr werdet auch jetzt schon gesehen.
    Für mich ist es deshalb einfach kein Problem und sollte schon garnicht mit Live-Kameras verglichen werden. Dabei schmeist man nun wirklich Birnen und Äpfel zusammen. Man sollte die Unterschiede und Grenzen kennen. Ich zumindest für meinen Teil weiß, wo meine sind.

  • Der Unterschied ist das mit den Daten und Bildern ein Geschäft gemacht wird ohne das die betroffenen Gemeinden oder Privatpersonen etwas davon Abbekommen.
    Es geht weniger um die private Veröffentlichung eigener Bilder auf irgend einer Webseite sondern um die unternehmerische Gewinnabsicht mit den Stadtansichten.
    Was würde der Besitzer eines Hauses sagen wenn ein Photograph Ansichtskarten seines Hauses verkaufen würde ohne Einverständnis oder Beteiligung des Besitzers ? Nichts Anderes macht Google mit Streetview.
    Das sie dafür eine Steuer oder Gebühr zumindest an die Gemeinden entrichten sollten wäre doch nur Gerecht ?
    Google könnte dann Streetview auch Kostenpflichtig machen zumindest für Gewerbliche Anwender.