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WePad: Prototyp zeigte Windows als Betriebssystem

„Nein, es ist keine Entlarvung“, teilte mir die Dame von Neofonie eben am Telefon mit. „Es war einfach… um zu zeigen.“ Es herrscht derzeit ein wenig Aufregung im Internet, einen Tag nach der öffentlichkeitswirksamen Präsentation des WePad in Berlin haben sich einige Unklarheiten ergeben, was die Authentizität des Gezeigten betrifft. Laut dem „Handelsblatt“ sei das gestern in die Kameras gehaltene Gerät am besten mit dem Begriff einer Attrappe zu umschreiben.

Dem Team von AndroidPads war eine Fehlermeldung aufgefallen, die auf einem System, das als Linux angegeben wurde, so nicht hätte vorkommen dürfen: „Der WePad-Prototyp, den sie auf der Pressekonferenz zeigten, lief mit einem normalen Windows.“ In einem Video, das Reuters später ins Netz stellte, sei die Windows-Fehlermeldung klar als solche zu erkennen (ab 6. Sekunde). Wie unangenehm Neofonie-Gründer Helmut Hoffer von Ankershoffen dieser Fauxpas war, wurde auch in diesem YouTube-Video dokumentiert:

Diese kleine Entdeckung stiftet schon ein wenig Verwirrung. Von Ankershoffen hatte kurz zuvor noch das eigene, auf Linux basierende Betriebssystem gelobt. Anders als Apples iPhone-OS (das auf dem iPad läuft) biete seine Lösung echtes Multitasking. Die genauen Details der Linux-Distribution wurden jedoch nicht näher erläutert.


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Wie dem „Handelsblatt“ von Neofonie nun bestätigt wurde, war das Gerät „auf Windows gebootet“. „Es lief ein Video in Endlosschleife“, wurde gegenüber der Zeitung eingeräumt. Als ich vorhin selbst noch einmal anrief, war die Pressestelle nicht besetzt, dennoch wurde die Windows-statt-Linux-Nummer bestätigt – reichlich selbstbewusst, wie ich anmerken möchte. Wie ich erfuhr, will Neofonie heute noch mit einer Pressemitteilung auf die Vorwürfe (wenn man sie so bezeichnen kann) reagieren. Wann diese veröffentlicht wird, konnte mir nicht gesagt werden. Wir sind aber auf dem Verteiler und werden schnellstmöglich ein Update bringen, sobald wir mehr wissen.

Ich will niemanden verurteilen, finde es aber dennoch seltsam, dass gestern offenbar ein unfertiger Prototyp den Journalisten vorgestellt wurde – ohne über diese Tatsache auch nur ein Wort zu verlieren. Halten wir fest: schon in rund 14 Tagen will Neofonie Vorbestellungen der Kunden annehmen. Alles in allem scheint die Weiterentwicklung seit Anfang des Monats nicht weit vorangegangen sein. Damals brachte die „Hannoverische Allgemeine“ einen ersten, intimen Test des Berliner Tablets, der ein wenig dessen Rohzustand ins Licht rückte:

Abgewetzt und mitgenommen sieht dieser „Tablet PC“ aus, der blaue Einschaltknopf ist schlimm eingedrückt; abgegrabbeltes schwarzes Klebeband hält notdürftig das Logo „WePad“ fest – und der Rahmen des „Geräts“ ist aus Holz. So wie einst Apple seine ersten Computer aus Holz schreinerte, so ist auch das WePad zunächst nur als Prototyp mit einer Holzummantelung zu sehen.

Update, 18.50 Uhr

So, ich habe jetzt vergeblich auf die erklärende Pressemitteilung gewartet, die uns Neofonie versprochen hat. Offenbar wird die Pressearbeit allein in den Kommentaren der WePad-Facebook-Seite geleistet. Dort verteidigt sich Ankershoffen:

Hätten wir gestern auf dem Gerät das wir allen gezeigt haben das WePad OS aktiviert, hätten sich die Reporter drum geprügelt das alle auszuprobieren. Auch so war die Menge der Fotojournalisten kaum kontrollierbar .. Wer auf der PK war kann das sicher bestätigen.

Außerdem:

The WePad we showed yesterday during the press conference was actually playing the screen capturings in an endless loop as we didn’t want the press to fumble with the device yet ,-) The video was playing on Windows Media Player proving that the device is also capable of running Windows 7 ,-)

Offenbar wurde das so aber nicht allen Anwesenden kommuniziert. Ich glaube Neofonie, dass sie da ein tolles Produkt in Vorbereitung haben. Leider glaube ich nicht, dass sie es schon der Öffentlichkeit hätten vorstellen dürfen.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

29 Kommentare

  • sind unsere Freunde der Titanic-Redaktion wieder unterwegs? Wäre ja richtig gross angelegt und seeeehr witzig. Gefällt mir.

  • Das mit dem holzrahmen ist m.E. soweit nicht schlimm, wenn ich was baue/modde, dann zimmere ich auch erst aus holz (quasi als Scahblone), und lasse dann von einem kollegen das ganze aus metall fräsen o.ä.

    Blöd ist nur, da geb ich recht, dass man so vorschnell alles raushauen muss, dass man so auf die klassische „Schnauze“ fällt. mal sehen, was die dazu sagen!

    Am blödesten ist aber, dass nun die ganzen „WePad-imitiert-iPad“-„Experten“ sich bestätigt fühlen (obwohl ich nciht weiss warum…)

  • Das wePad sieht echt Klasse aus. Da kann man mal gespannt sein, ob es eine Konkurenz für da iPad ist. Persönlich denke ich aber eher nicht.

  • Das WePad sieht sehr interessant aus. Aber ob es wirklich schon soweit ist wie sie es vorgeben scheint irgendwie im Moment sehr fraglich. Sie zeigen nichts live, geben nur Videos raus und nun auch noch dieser Fehler. Ich bin gespannt was dort noch so kommt. Würde mich aber freuen wenn sie mich eines besseren belehren.

  • Bin auch gespannt und verstehe nicht, wieso man die konkurrenz nicht würdigt statt den Platzhirsch immer in den Himmel zu loben. Apple wirft scheisse auf den Markt, weil man es sich mangels Konkurrenz leisten kann.

    Hoffe, dass es mit HP und WePad ernst Konkurrenz zu Apple gibt, erst dann wird sich zeigen wer das beste Gerät hat.

    Es gibt schliesslich auch mehr als eine Automarke. Wäre ja schlimm wenn jeder Fiat Panda fahren müsste weil es keine Auswahl gibt.

  • Dass eine Präsentation ohne die endgültige Software erfolgt ist kein Hinweis darauf dass das wepad ein Fake ist – so ein Quatsch! Microsoft`s Betriebsysteme sind auch keine Fakes obwohl sie bei Markteinführung problembehaftet waren. Der Beitrag des Handelsblattes zu diesem Thema finde ich sehr unqualifiziert.

  • Also das ist ja wirklich eine peinliche Angelegenheit. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass das Gerät zum angekündigten Termin erscheinen wird.

    Das Teil klingt wirklich vielversprechend aber wenn denen noch mehr solcher Pannen passieren gerät es schnell in Verruf.

  • Interessant und belustigend finde ich noch folgende Beiträge von der wePad-Facebook page
    hab es leider nicht mehr richtig im Gedächtsnis, wenn es jemanden stört suche ich es gerne raus:

    „Das wePAd wird demnächst EINEM! Tech-Journalisten übergeben um die Gerüchte verstummen zu lassen!“

    „Wir gehen _extrem_ transparent mit allen Informationen um und reagieren…“

  • Riecht ein bisschen nach JooJoo hier, oder?

    Warum nicht einfach zugeben, dass das OS für’s Public-Viewing noch nicht reif war und mit Hochdruck an der Fertigstellung geschuftet wird?

    Diese peinlichen Ausflüchte machen ihn wirklich nicht gerade glaubwürdiger, den guten Herrn Hoffer von Ankeshoffen.

    Dann wollen wir mal hoffen ,-) dass er bis zur Aktivierung der Vorbestellungsfunktion etwas mehr auf den Tisch legen kann, als Videos von unfertigen OS-Features, die dazu noch auf unfertiger Hardware ablaufen.

    August klingt ja trotzdem halbwegs machbar. Aber vorher sollte eine lautere Firma bei diesem Stand der Arbeiten keine Vorbestellungen annehmen (dürfen).

  • Ipad hin , Ipad her. Ich würde gern mal eine Innovation von den anderen Herstellern sehen. Ist doch ziemlich doof das alles mit dem Apfel verglichen wird.
    Das WePad ist wahrscheinlich komfortabler (meiner Meinung nach ist es das auch, da USB Anschluss etc.), aber den Preis wie bei Ipad zu halten ist doch ein Fehler. Oder?
    Wenn das Gerät ~300,00€ wäre hatten sie bessere Chancen.

    Thx.

  • Ohje, was für eine peinliche Produktvorstellung…. das steigert die Seriosität nicht wirklich…

    Auch den Namen finde ich etwas unglücklich gewählt – warum muss man in Apples Fußstapfen treten wollen?

  • In einem Video bei SpOn (oder war es Stern? Ach, egal) hat der WePad-Chef auf die Anmerkung eines Journalisten, dass das Ding aber doch noch ganz schön heiß werde, zu Protokoll gegeben, dass es sich beim gezeigten Gerät um ein noch in der Entwicklung befindliches Gerät handele. So, wie es nunmal zu erwarten ist, von einem technischen Produkt, das erst im August in den Handel kommen soll.
    Was soll also die ganze Aufregung? Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein entlang.
    Und dass mit keinem Wort erwähnt wurde, dass es sich um einen unfertigen Prototypen handele, widerlegt das SpOn-Video dann jawohl doch recht deutlich.

  • Ich bin bei einem Linux Betriebssystem eher Skeptisch , es ist zwar prinziplell besser für die Hardware Geeignet als Windows7 hat aber auch seine Nachteile.
    Ein großes Featcher dieser PAD werden wohl auch Spiele sein die aber dann zur Enttäuschung der Käufer auf den WePad unter Linux nicht laufen werden.

    Auch unter Windows 7 wird bei vielen PAD für Spiele die Hardware zu schwach sein, daher hat wohl vorest Apple trotz einiger Ausstattungsmängel eher die Nase vorn.
    Da es dort wegen der großen Verbreitung und Infrastruktur bereits angepasste Versionen gibt, für Linux seh ich das eher nicht so schnell kommen wenn Überhaupt?

  • Dass sich die Medien so die Mäuler zerreissen über die Meldungen, des Typen im Video ist echt komisch. Nach dem ich gelesen hatte, dacht ich, das war echt peinlich oder so, aber nach dem Betrachten des Videos, war mein erster Gedanke, dass die von Appel bezahlt werden, die WePad-Hersteller in der Luft zu zerreissen.

    Das WePad war nur noch nicht fertig, na und? Apple haut auch den iPad raus und kündigt keine paar Wochen nachher, ein besseres Betriebssystem raus und schon verbesserte Versionen des Pads. Könnte man sich auch aufregen und meinen, die hätten was „Unfertiges“ vorgestellt.

    Als ich früher mit Kunden auf deren Baustelle ging(Neueinrichtungen von Restaurants), war der selbe Effekt. „Oh, es ist noch nicht fertig? Kann ich mir nich vorstellen wie es wird, klingt schlecht.“… Deswegen war immer der Effekt, die Kunden erst mal von der Baustelle fern zu halten, bis es fertig war, war immer besser, weil die von Baustellen keine Ahnung hatten, wenn die von Problemen hörten, die noch geregelt gehörten, war das für sie dramatisch, obwohl sowas immer dazu gehört.

    Auch bei der Entwicklung von Hardware wird das nich anders sein, dass man bis zum Release noch einiges am Gerät schrauben muss, ist doch normal schätze ich mal. Die haben das Gerät vorgestellt, die features erläutert und werden das später auch Testweise vorstellen. Der Typ erklärte doch sogar warum das Ladekabel dran hing, etc. Was solls? Das Gerät muss ja nicht einen Pressetermin aushalten, sondern muss sich dann jahrelang beweisen und aufs Endergebnis kommts an.

    Die ganzen Kritiker sind echt wie Lemminge, einer kritisiert und alle stimmen hirnlos zu.

    Das WePad ist anders als das iPad und bietet die Möglichkeit mehr einzubauen(softwaretechnisch) und auf den gewohnten Betriebssystemen zu arbeiten. Wenn man aufm StandPC Software hat, aufm Netbook, aufm Smartphone, aufm iPad, lauter unterschiedliche Sachen, wird das alles zu viel mit der Zeit.

    Es wird halt immer mehr, dass Apple für Unterhaltung sorgt und die anderen für die Nutzgeräte.

  • Die Geschichte des WeTab, der größte IT und Marketing Flop des Jahres 2010…

    Das WeTab der Berliner Firma Neofonie, sowie der 4tiioo AG fand das erste Mal im März 2010 im WebStandard, einem Magazin für professionelle Webentwicklung, Erwähnung. Zu Beginn wurde es jedoch noch WePad genannt und galt lange als das Gegenstück zu dem…