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Obama über iPad und Xbox: Durch sie 'verkommen Informationen zur Ablenkung'

Im Rahmen eines Vortrags an der Hampton University in Virginia hat der US-amerikanische Präsident Barack Obama in Bezug auf IT und Internet zur Abwechslung mal ungewohnt kritische Worte gefunden. Bisher war er der Öffentlichkeit eher als ein Politiker bekannt, der beispielsweise die Vorteile des Microblogging-Dienstes Twitter oder eines Blackberry nicht nur offen eingestand, sondern auch selbst nutze. Nun polterte er aber drauflos und erwähnte in seiner Kritik namentlich iPad, iPod, Xbox und Playstation.

Den lauschenden Studenten sagte er: „Ihr lebt in einer Zeit, in der wir 24 Stunden am Tag von einer Medienlandschaft umgeben sind, die uns mit allerlei Content bombardiert und uns unterschiedlichsten Argumenten aussetzt. Und vieles davon besticht nicht gerade durch besonders hohen Wahrheitsgehalt.“ Und dann kommt er zur Kritik an den Gadgets von Apple, Microsoft und Sony: Und mit iPods und iPads sowie Xboxes und PlayStations – von denen ich nicht einmal weiß, wie sie funktionieren – verkommen Informationen zur Ablenkung, Zerstreuung, einer Art von Unterhaltung statt ein Instrument des Empowerment, statt ein Hilfsmittel der Emanzipation zu sein. Das alles setzt nicht nur euch unter Druck, es setzt auch unser Land und unsere Demokratie neuem Druck aus.“

Nun drängen sich aber zwei Fragen auf. Die erste lautet: Wie glaubwürdig ist solch ein Statement eines Mannes, der die eben kritisierten Gadgets vor gar nicht allzu langer Zeit noch für seine eigenen Zwecke genutzt hat? Im Rahmen seines Wahlkampfes für das Amt des US-Präsidenten hatte Obama nämlich Plakate mit Wahlaufrufen, die User auf seine Seite „voteforchange.com“ führen sollten, in Video-Games untergebracht. Und zwar unter anderem auf denen für die Xbox Live von Microsoft (siehe Teaser-Bild). Handelt es sich hier um einen Sinneswandel oder hat Obama etwa an dem Erfolg seiner eigenen PR-Aktion erkannt, wie vermeintlich leicht sich junge Gamer beeinflussen lassen?  


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Die andere Frage, die ich mir stelle, ist: Liegt Obama mit dem Gesagten überhaupt richtig? Es dürfte weitgehend Konsens darüber bestehen, dass wir durch das Internet und die dafür ausgerüsteten, mobilen Gadgets tatsächlich auf Schritt und Tritt mit Content versorgt werden (können). Und das Letzterer natürlich nicht ausnahmslos anstandslos ist. Aber: Sind dafür iPad, Xbox und Co. verantwortlich zu machen? Oder anders ausgedrückt: Verkommen die Informationen erst durch die genannten Gadgets zu dem, was sie sind? Oder werden die Information von den Quellen extra so gestaltet, dass sie eben die kritisierte Funktion einnehmen? Wie seht ihr das?

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

15 Kommentare

  • Ja, ne, klar. Und mit dem Medium, mit dem sich Politiker der Altersgeneration Obama (und drüber) auskennen, dass das Leitmedium ihrer Wählerschaft und derjenigen ist, die die Spenden für die Wahlkampagnen ausspucken, mit dem ist alles in Ordnung: TV. Oder etwa nicht? (Dazu passend:

    Darüber hinaus ist es die alte, aber immer noch nicht wirklich geklärte Frage, welche Wirkung das Medium hat – ist es mere transportation (also egal welches Medium), oder ist „the medium“ „the massage“ (*), wie der später McLuhan es annahm?

    (*) Ja, die „massage“, und nicht „message“. 😉

  • Ich finde, es wird hier – wieder mal – von der falschen Richtung angesetzt.
    Der Fokus der Kritik liegt wieder auf der Sache – Internet, iPad, etc. – und nicht auf der des Content-Produzenten und -Konsumenten.
    Es ist wie schon immer mit der Aussage „der Computer hat etwas falsch gemacht“.
    Es ist jedoch eine Frage, der Medienkompetenz des Nutzers. Die Gadgets sind nur Mittel zum Zweck. Aber der Content ist nur soviel wert, wie es die Wertschätzung seiner Nutzer zulässt.
    Es ist keine Frage, dass wir mit Content regelrecht „bombardiert“ werden und dass dies durch solche Gadgets gefördert wird. Doch ein kritischer und folgenabschätzender Umgang mit den Inhalten ist entscheidend dafür, wie und auf was der Content wirkt.
    Dahingehend resultiert auch ein entsprechendes Angebot und Nachfrage Verhalten. Der Content ist nur so qualitativ und quantitativ, wie die Nutzer es konsumieren oder nicht.
    Wie schon gesagt ist hier die Medienkompetenz des einzelnen gefragt und dahin sollte die Kritik gehen. Sich zu fragen, ob wir Menschen kompetent genug sind mit all den Gadgets umzugehen oder wie wir lernen können damit umzugehen. Nicht technisch, aber inhaltlich.

  • ContentGadgetsStatementVideoGamesGamer… nagut. Aber Empowerment ? Ich dachte ihr wärt Germanisten…

  • @Anonymous: Stimmt auch. So wie Make-Up aber mehr ist als Lippenstift und Wimperntusche, ist Empowerment in meinen Augen auch mehr, als ich in einem Wort hätte zusammenfassen können. Daher auch der Link zu Wiktionary. – Oops, sehe gerade, ich hab den gar nicht gesetzt. Werde das schleunigst nachholen, Begründung bleibt aber.

  • voteforchange – Obama über Informationskonsum…

    Spannend, spannend, was bei basicthinking zu lesen ist: Präsident Obama, der twitternde Wahlkämpfer, der wie kein anderer Social Media für seine Zwecke gebrauchte, hat sich im Rahmen eines Vortrags an der Hampton University von einer anderen Seite geze…

  • Wirklich merkwürdig; erst für die eigenen Zwecke nutzen, kritisieren und selben Ausspruch verlauten lassen, dass man allerdings die Funktionsweise nicht genau kennt.

    Spricht man dann nicht wie ein Blinder von der Farbe?

  • Finde es ebenfalls falsch die Schuld allein auf die Gadgets/das Internet zu legen aber wir müssen uns eingestehen das das Internet und seine Ableger die Medienlandschaft nicht überall zum guten verändert hat.
    Eigentsändige Recherche betreiben nur noch die wenigsten und es wird auch der eigene Konsum immer mehr an den eigenen Vorstellungen ausgerichtet. Kritisches und neutrales Berichten wird immer mehr zu Mangelware…
    Informationen sollen immer mehr unterhalten als informieren.

    PS: Ja diese Entwicklung gibt es auch im Fernsehen und den Magazinen aber sie hat den Ursprung meiner Meinung nach im Internet.

  • Also ich habe selten so ein mist gelesen. Das iPad ist also schuld daran das auch Medien ihre Agenda haben und nicht neutral berichten? Aha. Früher war also alles besser? Bzw. andere Medien sind neutraler? Das ich nicht lache.

    Wenn die Menschen jeden morgen in der ubahn Zeitung lesen und ich stattdessen meine rss feeds auf einem Android smartphone lese (u.a. Spiegel, Süddeutsche, focus und Zeit), machen die das dann also aus reinem empowerment und ich nur zur Zerstreuung?

    Obama liegt so falsch dass man garnicht weiss wo man anfangen soll. Versuchen wir es mal so: wenn Obama schon zugibt das er keine Ahnung von den Geräten hat, sollte er konsequenterweise auch keine Kritik über etwas äussern, dass er nicht kennt. Das ist einfach unseriös.

  • Das Problem, das Obama anspricht, hat per se wenig mit den Gadgets zu tun. Ich denke, er bezieht sich eher auf das grundsätzliche Problem der Informationsflut, welche ein deutlich breiteres Broadcasting ermöglicht, zugleich aber dafür sorgt, dass dieses Mehr an Informationen in der Tiefe deutlich weniger rezipiert wird. Die Zahl der Quellen steigt also, während die Menge der tatsächlich aufgenommenen Informationen tendenziell abnimmt, so die These. Dort wo klassische Massenmedien die Informationen formals auf das Wesentliche verdichtet haben, muss die Selektion heute selbst durchgeführt werden. Ich denke, dass viele Menschen mit diesem Auswahlprozess schlicht überfordert sind und sich nur noch oberflächlich „berieseln“ lassen. Was jedoch nicht heißen soll, dass umfangreiche Blogdiskussionen usw. den Informationsgehalt nicht auf ein höheres Level befördern können. Aber oft hat man einfach keine Zeit, alle Informationen, die von Interesse sind, auch anständig zu verarbeiten. Mir läuft jedes Mal ein Schauer über den Rücken, wenn ich sehe, wie voll allein mein RSS Reader ist…

  • ich stimme Felix B. vollkommen zu!!! es ging überhaupt nicht um die Kritik an den Gadgets, sondern an der Informationsflut. Die Behauptung ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Er sagt umgangsprachlich übersetzt: Man kann die Veränderungen der Informationsgesellschaft durch neue Techniken, die er selber nicht wirklich beherrscht (iPad, iPod, xBox und Playstation), nicht stoppen. Aber man kann sich geschickt hindurchleiten. „we can’t stop these changes, but we can channel them“. Und genau das sei das Appell an die Studenten 2010. Mit seiner Ansprache möchte er den Studenten nur die Gefahren deutlich machen bzw. einfach noch mal betonen.

  • naja so ganz unrecht hat ja obama nicht, ich merke selber immer wieder wie manche menschen durch die technisch „unbegrenzten“ möglichkeiten vieles, aber nichts mehr richtig wahrnehmen…gewissermaßen tritt da schon eine volksverdummung ein

  • In der heutigen Zeit nennt man solche Personen wie Obama „Neuzeit Dinosaurier“! Aber dass dieser Mann seine Meinung ändert ist doch nichts neues. Alleine schon sein Slogan „change we can believe in“. Hat irgend jemand schon etwas von einer veränderung in der Amerikanischenpolitik gemerkt? Ich für meinen Teil nicht. Mit solchen Statements gibt er uns einfach nur wieder zu verstehen das Politiker nur eines brauchen – heiße Luft!