Sonstiges

Kauf von 'Associated Content': Yahoo stößt in Social-Content-Sparte vor

Eigentlich ist er bewundernswert: Yahoos unbedingter Wille und Ehrgeiz, um jeden Preis wieder an alte Erfolge anzuschließen und konkurrenzfähig zu werden. Die Frage ist nur, ob sich der Blick der Verantwortlichen dadurch nicht etwas verengt und das Unternehmen sich in die falsche Richtung entwickelt? Oder in zu viele Richtungen, um es präziser auszudrücken. Es scheint fast ein wenig so, als wolle man nach dem langen Schönheitsschlaf, während dessen Yahoo einige Trends und schließlich den Anschluss verpasst hatte, alles auf einmal nachholen. Als erstes wurden – natürlich – die „Kosten gesenkt“, was ein Euphemismus für Massenentlassungen ist. Anschließend drehte Yahoo im Social Web auf, das man bis dato nur vom Hörensagen kannte, und zog durch Partnerschaften mit Facebook und Twitter in die Echtzeit-Netz-Welt ein. Schließlich besann man sich wieder auf sein Kerngeschäft, nämlich die Suche, und feuerte mit einer millionenschweren Werbe-Kampagne gegen den Platzhirsch Google. Was man von der Kampagne zu halten hat, sei mal dahingestellt. Es war aber sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, sich auf das Business zu besinnen, in dem das Unternehmen neben seinen Yahoo-Seiten und Werbe-Netzwerken den meisten Umsatz generiert und generieren kann.

Nun verzettelt sich Yahoo aber wieder in eine andere Richtung und kauft für geschätzte 90 bis 100 Millionen US-Dollar das Start-Up Associated Content. Hierbei handelt es sich um eine ebensolche „Content-Fabrik“, wie sie sich seinerzeit auch AOL einverleibt hat – was eines der Probleme ist, auf die ich gleich noch zu sprechen komme. Schätzungen zufolge hat Associated Content 380.000 billige Journalisten, die millionenfach suchmaschinenoptimierten Content produzieren. Etwa in der Form von „Ratgeber zur Reduzierung von Stress im Alltag„. Dazu gibt es dann hier und da auch selbstgemachte Fotos oder Videos. Für dieses Angebot interessieren sich aktuellen Erhebungen zufolge monatlich 16 Millionen Unique Visitors. Soweit, so gut. Nur – was will Yahoo mit dem Unternehmen?

In die Social-Content-Sparte eindringen, natürlich, ist klar. Zum Dumpinglohn von 5 US-Dollar produzierte, Crowd-Sourced-Beiträge an den Leser bringen und absahnen. Gerade Letzteres dürfte aber enorm schwierig werden. Denn mit oben genanntem Konkurrenten AOL und dessen SEED-Plattform hat sich schon jemand in dieser Nische breit gemacht, der sich nur schwerlich die Butter vom Brot wird nehmen lassen. Neben SEED, wo es nur um On-Demand-Texte zu jeglichen Themen geht, besitzt der Online-Dienst seit Beginn dieses Jahres auch noch StudioNow, wo mit dem gleichen Konzept Videos hergestellt werden. Und AOL ist hierzulande vielleicht der bekannteste, aber bei weitem nicht der einzige, ernstzunehmende Mitbewerber. Demand Media ist wie Associated Content darauf spezialisiert, auf Anfragen von Usern simple Antworten auszuspucken. Damit sind aber nicht einzelne Suchbegriffe gemeint, sondern beispielsweise Phrasen, die mit „How to“ beginnen. Demand Media antizipiert und beantwort solche „Long Tail“-Fragen bei Google – wird dadurch auf der Suchmaschine hoch gerankt und verdient damit durch Werbeeinnahmen ausgesprochen gut. Und von diesem Kuchen möchte Yahoo nun auch ein Stück abbekommen.

Dies wiederum könnte aber die bestehenden Kunden des Internet-Portals irritieren. Denn zum einen sah sich Yahoo bisher und präsentierte sich entsprechend sozusagen als „High-End“-Marke mit hochwertigen und vertrauenswürdigen Inhalten, Services und Produkten. Verwiesen sei an dieser Stelle an den oben bereits erwähnten, neusten Werbe-Spot. Und nun kommt man mit von „Content-Affen“ produzierten Inhalten daher. Im schlimmsten Fall könnte Yahoos Ruf hierdurch empfindlichen Schaden erleiden. Und zum anderen kanibalisiert sich das Unternehmen in gewissem Sinne selbst. Denn die einzige Möglichkeit, mit besagtem Content Geld zu verdienen, ist über Werbung. Diese verkauft sich aber auf den bisherigen Yahoo-Seiten bestimmt besser.


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(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Ich mag mich ja irren, aber – sie haben Associated Content‘ gekauft; das ist aber etwas ganz und gar anderes als die Presseagentur ‚Associated Press‘. Der Happen wäre wohl auch viel zu groß gewesen… 😉

  • Also eine Neuerung ist das ja nicht gerade, deshalb bleibt die Frage ob das der richtige schritt in die richtige Richtung ist… da es doch schon schwer anmutet damit sehr viel Geld zu verdienen und das vor allem Langfristig… immerhin müsste sich der Content ab und zu ändern und zum anderen ändert sich der Such-Algo der Suchmaschienen wodurch die jetzt aufgestellten Content Seiten in 2-3 Jahren vielleicht nicht mehr an oberster spitze stehen, da sie nicht auf den abgetimet worden sind…

    Yahoo bräuchte eher eine echte Neuerung… aber die findet man nun leider nicht so schnell über all…

  • Für eine Suchmaschine ist mir allein schon die Startseite von Yahoo viel zu überladen. Trotzdem nutze ich Yahoo Mail und die Services immer öfter, damit nicht alles über Google läuft. Man muss sich fast dazu zwingen.

  • man mit von “Content-Affen” produzierten Inhalten daher….
    Na dann Spende ich auch mal eine Banane, immerhin billiger als was andere Verlangen wollen, deren Content auch nicht besser ist 😉

    ….millionenfach suchmaschinenoptimierten Content produzieren…..
    Optimierter Content, das wird doch schon fast überall gemacht auch wenn man ehrlich ist auch hier im BT.
    Aber genau das ist es was früher oder später einmal das Internet zerstören wird, die gleiche Gier wie an den Börsen dieser Welt.
    Da ist mittlerweile nicht nur „Yahoo“ angesteckt sondern schon jeder Zweite Blogger bzw. Blog, der auf Reichweite Optimiert und nun unbedingt auch damit Geld verdienen möchte oder an die schönen Probiere Werbegeschenke der Industrie will.
    Nur passt das nicht mit ihren angeblich hohen journalistischen oder Unabhängigen Anspruch dieser Bloggergemeinde zusammen.

    Das Netz wird dadurch immer weniger Informativ sondern verkommt langsam zu einer riesigen Werbe Lobby Content-Wolke im Boulevard Stiel.
    Wenn nun der Internet User eines Tages „angewidert“ den Quark nicht mehr Lesen mag wie schon heute bei einigen Analog Medien, muss halt wieder ein Gesetz her ……

  • „Nur passt das nicht mit ihren angeblich hohen journalistischen oder Unabhängigen Anspruch dieser Bloggergemeinde zusammen.“

    Diesen Anspruch siehst Du noch mal wo ???

  • Es werden die Suchmaschinen ja hoffentlich merken, dass der Schrott, den sie immer mehr an erste Plätze hochspülen, mittelfristig ihr Konzept zerstört; und der user wird Seite 2 als prominentesten Platz im Suchergebnis verstehen lernen.

  • AOL und Yahoo in der selben Sparte – das kann nur ein Erfolg werden (Achtung Ironie) ,ja da hat Yahoo scheinbar wieder mal ins Klo gegriffen, wie in den letzten 10 (zehn) Jahren auch immer wieder, MusicMatch kaufen – dann Dienst einstellen usw. Ich kann mich noch gut an YahooGo! erinnern ein klasse Tool, Weiterentwicklung zu einem iPhone App, WebOS, Android – Fehlanzeige !! Yahoo entwickelt sich (leider) im Gegensatz zu Google oder auch Bing weder technisch noch inhaltlich irgendwie weiter. Und das obwohl sie reihenweise Suchmaschinen aufkauften angefangen von AltaVista bis was weiß ich, nur drauß machen tun die nix….im Gegensatz zu Google.
    Erinnert mich irgendwie an DEC von denen haben sie ja auch AltaVista…

    N.S.: Weil hier die „überladene“ Yahoo Startseite kritisiert wurde es gibt
    seit Jahren (!) eine schlanke Suchseite auf die übrigens niergends hingewiesen wird.
    http://de.search.yahoo.com/