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Street View: Google will deutschen Behörden nun auch Festplatten übergeben

Jetzt also doch. Google hatte es nach dem vermeintlichen „Street View“-Skandal zunächst abgelehnt, deutschen Datenschützern die für die Speicherung der WLAN-Daten genutzten Programme sowie die Festplatte mit den Originaldaten  auszuhändigen. Dann gab es ein erstes Zugeständnis und der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar durfte mit seinem Team das Computersystem inspizieren, das an Bord der „Street View-“ Fahrzeuge zum Einsatz kam. Wie Caspar am gestrigen Donnerstag in einer Erklärung bekanntgab, wurden dabei sowohl die frei verfügbare Software Kismet als auch ein von Google selbst entwickeltes Programm entdeckt. Letzteres protokolliert die von Kismet gesammelten Daten und speichert sie dauerhaft auf einer Festplatte. Während nun aber in den Protokollen eines von dem Team simulierten WLAN-Tests die übertragenen Daten offenbar eindeutig wiederzufinden waren, konnten die Google-spezifischen Programmteile und somit die inneren Verarbeitungsprozesse nicht analysiert werden, da Erstere Caspar zufolge nur in maschinenlesbarem Binär-Code vorlagen. Und um dieses Problem zu beseitigen, würde „letztlich auch eine Festplatte mit Originaldaten erforderlich sein“, so der Datenschützer. Deren Herausgabe hatte Google aber bisher – siehe oben – abgelehnt. Wie bei den Kamera-Fahrzeugen, signalisiert der Suchriese nun aber offenbar doch Kooperationsbereitschaft.

Wie die „Financial Times“ (FT) nämlich berichtet, sollen die Datenträger innerhalb der nächsten zwei Tage an die deutschen (und zeitgleich auch französischen und spanischen) Behörden übergeben werden. Zudem wird der Suchriese einen eigenen Prüfungsbericht veröffentlichen, der von einem externen Sachverständigen angefertigt wurde. Eric Schmidt betont dabei noch einmal, was zuvor schon Sergey Brin mit identischen Worten gesagt hatte: „Wir haben es versaut“. Und weiter:  „Aber wenn man sich seine Fehler ehrlich eingesteht, ist das der beste Schutz, um sie nicht zu wiederholen“. Man könnte denken, damit dürften nun bald alle Seiten zufriedengestellt sein und wir können uns darauf freuen, auch hierzulande irgendwann auf den Google-Dienst zurückgreifen können. Wäre da nicht eine kleine Äußerung Schmidts, die mich ein wenig irritiert.

Gegenüber der FT hat der Google-CEO offenbar zugegeben, die Möglichkeit nicht ausschließen zu können, dass sich unter den gesammelten WLAN-Daten auch persönliche Informationen wie etwa Konto-Daten befinden könnten. Wie ist diese Aussage nun zu bewerten? Handelt es sich um eine Art juristische Phrase, die den Fall beschreibt, bei dem innerhalb einer 0,2 Sekunden dauernden, randomisierten Datensammlung Schnipsel gespeichert wurden, die sich bei genauerer Untersuchung beispielsweise als die letzten paar Ziffern einer Kontonummer herausstellen? Nach meinem Verständnis der von Google verwendeten Technik, die bei den Aufzeichnungen zum Einsatz kam, dürfte es sich bei der Äußerung Schmidts genau darum handeln. Mit der bereits eingestandenen Schuld und dem Umstand, dass diese Schnipsel von Google kaum (missbräuchlich) verwendet werden könnten, wären wir bei der Situation, die wir heute haben.


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Sollte sich nun allerdings herausstellen, dass – allen Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz – die deutschen Spürhunde etwas finden, das darüber hinausgeht, dürfte Google empfindlicher Ärger drohen. Beispielsweise, wenn sie eine vollständige Kontonummer einem User zuordnen könnten. Mal abwarten, was da kommt.

Ob man es nun glaubt oder nicht, dass die Sammlung der Daten ein Anreihung an unglücklichen Umständen war: Google zieht auch intern erste Konsequenzen. So wird es innerhalb des Unternehmens eine Überprüfung aller Mechanismen und Codes geben, die beim Sammeln privater Daten verwendet werden. Diese sollen in den nächsten Monaten veröffentlicht werden. Zudem wird sich auch der für die WLAN-Panne verantwortliche Programmierer einigen Fragen der Google-Verantwortlichen stellen müssen.

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

25 Kommentare

  • Diese Diskussionen über Streetview sind auch sinnlos.
    Genauso wie das Frau Aigner bei Facebook austritt..

    soll die liebe Frau Aigner doch erst mal zuhause putzen:

    – Täglich hunderte Abmahnungen im Ecommerce-Bereich weil nix geregelt ist.
    – Staat kauft geklaute Bankdaten und keinen juckts

    usw usw usw usw

    Frau Aigner und Kollegen: Bei ihnen zuhause stinkts mehr als bei Google im Kofferraum!


    PS: Und was mir am meissten Angst macht: Wenn man sieht was die Experten vom Staat hier für einen Schwachsinn verzapfen.. was ist dann erst bei der Finanzkriese wo ich nix von verstehe.
    Prost Mahlzeit


    PPS: Unverschlüsselte Bankdaten: Wer so blöd ist eine Bank zu haben die ohne SSL arbeitet und sein Wlan auch noch ungesichert hat… Hallo?!

  • Oh nein, dann heißt es in den meisten Medien wieder „Google liest Kontodaten mit“ und das ist ein gefundenes Fressen für die Stammtische in Deutschland. 😉

    Ich finde das Vorgehen von Google richtig und lobenswert. Ich denke, dass sie mit Blick auf die Facebook-Debatte Transparenz und Dialogbereitschaft zeigen wollen. In welchem Fall gab es das bisher?

  • Wer Einkäufe mit Kreditkarte oder Online Banking über ein unverschlüsseltes W-Lan betreibt, kann eigentlich froh sein wenn er „nur“ mit dem Google „Street View- Car“ bestraft wurde und hoffentlich keine weiteren neugierigen Nachbarn hat.

  • Oh Mann, an welche „Behörden“ werden diese Daten ausgehändigt ??? Darf sich da jetzt jeder bis hin zum Staatsschutz eine Kopie ziehen … klasse Lösung!

  • Marek, dies ist schon der zweite Artikel innerhalb von zwei Tagen, die mit ‚gerandomtem‘ Denglisch daherkommt. Ist Dir der schlechte Stil nicht bewusst?

    Wenn es so weiter geht, verliere ich die Lust hier zu lesen.

  • @CM: Hättest du gesagt, dass das Wort hier möglicherweise aufgrund seiner Bedeutung falsch verwendet wurde, hätte ich es ja noch verstanden. Aber schlechter Stil? Es handelt sich doch um ein in der Statistik und anderen Bereichen völlig geläufiges Wort. Noch stärker trifft das übrigens auf das von dir zuletzt beanstandete Wort „Pace“ zu. Vielleicht ist es ja möglich, dass du hier oder dort einfach ein Wort neu in deinen Wortschatz aufnimmst. 😉

  • @Marek: Die Wörter sind durchaus in meinem Wortschatz vorhanden aber ich nutze sie nur dort, wo es angemessen ist. Wo ist das Problem zu schreiben:“Mittlerweile hätte man die Geschwindigkeit [der Entwicklung] aber etwas verringern können…“?
    Oder bei „[…]dauernden, zufälligen Datensammlung[…]“?

    Englische Wörter mit falscher Bedeutung zu nutzen wäre ja noch schlimmer, da Du damit zeigtest, dass Du nicht verstehst, wovon Du schreibst.

    Die Kompetenz will ich Dir ja nicht absprechen aber es ist eben nicht nachvollziehbar, warum Du so einen Mischmasch schreibst. Da passt die ‚Aufforderung‘, ich solle das Wort in meinen Wortschatz aufnehmen überhaupt nicht.

    Natürlich findet sich ‚random‘ im Wortschatz wieder, wenn ich z.B. von RAM spreche aber da ist es fest verankert, da IT nun mal englisch-sprachig ist. Aber eine Wortvergewaltigung wie ‚randomisiert‘ passt nicht. Das will einfach nicht ein my brain gehen.

  • Ich finde es ja ganz nett, dass Google diese Fotos von von den Haeuserfassaden macht, aber bislang hat mir niemand erklärten koennen, warum sie dabei WLAN-Daten aufzeichnen muessen. Vielleicht hab ich auch einfach nicht richtig aufgepasst…

  • @Thesaurus:
    Ich wusste gar nicht, dass es das Wort doch schon gibt, da habe ich wieder etwas dazugelernt.

    Naja, ich gehe mal davon aus, dass er es nicht muss aber damit muss er sozusagen leben. Wie sagt ein schönes Sprichwort sinngemäß:“Wer sich in Gefahr begibt kann darin umkommen“.

    Aber mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht immer mit allem konform gehe und somit durchaus mal unangenehm sein kann 😉

  • @ 14 „CM“
    Ich, Mir, Meins. Zähle mal nach, vielleicht fällt Dir was auf.

    @ Marek
    Alles o.k., einfach überlesen.

  • @Oliver
    ich weiß dass, allerdings haben schon diverse gerichte geurteilt dass zb die 40 Euro Klausel unter der widerrufsbelehrung nochmal angeführt werden muss als „AGB“ auch wenn man keine hat

    2mal der gleiche Satz nur weil ein Richter das so will – und hunderte Anmahnungen
    Was für ein bescheuertes Rechsystem

  • @h@
    meine Bewunderung der Faszination Technik.. Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch nach einem Speicherchip in meinem Kopf, und hilfloser Demut etwas ausgeliefert zu sein dass ich nicht vollkommen verstehe. Mein Gedächtnis verabschiedet sich in dem Moment wo ich ein Wort nicht mehr verstehe weshalb ich alles Wissen dieser Welt ganz unverbindlich per Nanotechnik micro sd verinnerlicht bekommen möchte. Google in meinem Kopf… Doch meine Wenigkeit weiß auch, es gibt Dinge die ich besser nicht wissen will . . Ehrfurch macht Unterwerfung Platz. ethik weicht egoismus. moral wird zum Putzlappen der Mächtigen um Immortal/unvergessen der Wahrheit in den Hals zu scheissen. Ich habe Angst vor Menschen die dümmer nicht sein könnten, aber alles lenken mit Hebeln in der Hand die sie erlogen, erkauft und erpfuscht haben. David gegen Goliat… Was zum Teufel ist hier los. warum bin ich. . . Was bin ich

  • Wenn jemand seine Kontonummer mit Namen, oder Passworte über ein ungeschütztes WLAN ohne SSL rausbläst – sorry, wir haben 2010 – dann verdient diese Person alles, was ihr geschieht. Daß da zufällig ein Googleauto vorbei fährt und das aufzeichnet ist da recht egal. Die Nachbarn können das schon seit Jahren machen.

  • Bei der Masse an Daten, die google im Rahmen von Streetview sammelt, macht mir die Rückverfolgbarkeit einzelner Schnippsel kein Bauchgrimmen.
    Wer bitte ist als Einzelperson so interessant, dass das Google-Auto mehrfach an seinem Haus vorbeit fährt, um noch weitere Daten zu sammeln?

    Dennoch:
    Google soll schnellst möglich öffentlich machen, welche Daten für welchen Zweck gesammelt wurden.

    Unseren „politisch-motivierten Internet-Aktionisten“ wie Frau Aigner sollten sich mal darauf besinnen, eine Aufklärungskampagne zu fahren, was WLAN-Nutzung und Absicherung angeht sowie die weiteren Gefahren, die von unreflektierter Suferei im Netz ausgehen.