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US-Regierung: 'Jailbreaking' des iPhone ist legal

In unserem gestrigen Artikel über die Jailbreak-Legende Jay Freeman hatten wir schon angedeutet, dass aus juristischer Sicht nichts dagegen spricht, auf dem eigenen iPhone aus dem restriktiven Rahmen des Apple-Betriebssystems auszubrechen. Wenige Stunden später wird diese Ansicht amtlich bestätigt: die amerikanische Regierung erklärt nun offiziell (PDF), dass das Hacken des eigenen Telefons gegen keine US-Gesetze verstößt.

Bisher hatte Apple argumentiert, dass die Installation nicht genehmigter Software ein Verstoß gegen das amerikanische Urheberrechtsgesetz „Digital Millennium Copyright Act“ (DMCA) sei, das die Umgehung von digitalen Kopierschutzmaßnahmen aller Art verbietet. Der zuständige Leiter der Kongressbibliothek und des Copyright Office hat nun entschieden, dass diese Interpretation des Gesetzes zu weit geht. Damit erhalten jetzt per Erlass des Kongressbibliothekars alle Smartphonebesitzer endlich die volle Kontrolle über ihr eigenes Gerät und werden nicht weiter durch die strengen Urheberrechtsvorschriften des jeweiligen Herstellers gegängelt.

Apple hatte verzweifelt versucht, diese Entscheidung zu verhindern und dabei sogar vor einem möglichen Ausfall der Mobilfunkstationen durch unkontrollierbare Telefone gewarnt. Mit gehackten iPhones sei so etwas wie eine Denial of Service-Attacke auf Funkmasten möglich. Etwas ernster zu nehmen waren dagegen die geäußerten Befürchtungen, mit gehackten Geräten werde das Raupkopieren von kostenpflichtigen Apps deutlich erleichtert. Apple verliert mit der nun verkündeten Regelung seine bisherige absolute Kontrolle über die Programme, die auf dem iPhone installiert werden können. In Zukunft ist es den Käufern nicht nur möglich, sondern nach amerikanischem Recht auch erlaubt, ungenehmigte Programme etwa über den Dienst Cydia zu installieren und ihr Telefon nach eigenem Gusto zu gestalten.


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Dementsprechend erfreut äußert sich auch die Electronic Frontier Foundation, auf deren Antrag hin die geschilderten Ausnahmen vom amerikanischen Urheberrecht durchgesetzt wurden.  Jared Newman von PC World allerdings mahnt zur Nüchternheit: in der Praxis ändere sich eigentlich nichts. Die wichtigsten Argumente gegen das Aufspielen eines Jailbreak auf das iPhone bestünden nach wie vor. Gehackte Telefone laufen durch die Installation nicht abgesegneter Programme möglicherweise weniger stabil, die Chance für Sicherheitslücken steigen, und vor allem – die Garantie durch den Hersteller erlischt. Newman macht dies an einem anschaulichen Beispiel klar: sein Notebook zu öffnen und am Innenleben herumzuspielen sei auch nicht gesetzlich verboten, dies bedeute aber nicht, dass der Hersteller den Computer nach missglückten Basteleien des Nutzers noch kostenfrei reparieren müsse.

Man sollte auf der anderen Seite allerdings auch Vorteile der Entscheidung nicht übersehen: mit dem Erlass des Copyright Office ist zumindest für die Vereinigten Staaten klar festgehalten, dass der Käufer eines Smartphones mit seinem Gerät nach eigenem Gutdünken verfahren kann, wenn auch auf eigenen Verantwortung. Der Hersteller kann dem Konsumenten nicht vorschreiben, was er mit dem von ihm gekauften Gerät machen darf und was nicht. Und davon profitieren auf jedenfall die Kunden, die nun selbst entscheiden können, ob sie auf ihren Garantieanspruch verzichten und ihr Telefon hacken wollen oder lieber auf die relative Sicherheit der „Gated Community“ des von Apple kontrollierten Betriebssystems setzen.

(Nils Baer / Foto)

Über den Autor

Nils Baer

Nils Baer hat im Jahr 2010 über 100 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

20 Kommentare

  • Finde es einen sehr interessanten Artikel und wird Apple wohl einiges bescheren wenn sogar die Regierung sagt: Lets hacking!

  • Ich finde es nur richtig. Jeder sollte die Software laufen haben dürfen, die er will und die er für seine Zwecke benötigt. Diese Programme müssen natürlich legal sein.
    Der Vergleich zwischen basteln an der Hardware und das freischalten von Software hingegen, ergibt sich mir nicht ganz. Wenn ich mit einen Windows PC kaufe, erlischt ja nicht Automatisch die Garantie, nur weil ich mir dann Linux auf dem Rechner installiere.

  • Großes Unternehmen = viel Macht.
    Ich finde es gut, dass auch Apple in seinem Restriktionen-Zwang mal von offizieller Seite gebremst wurde. Wer es schafft, so einen Hype um sich zu veranstalten, sollte trotzdem an seine Nutzer/Kunden denken und nicht nur an Profit.

  • Das ganze ist doch eigentlich kaum Ausgebremst und hängt nur an einer Gruppe von Hackern. Wenn Apple „Schlau“ ist kaufen sie sich die ein und es erscheint kein neuer Jailbreak.
    Oder sie sie gehen Offensiver dagegen vor indem sie schneller die Lücken schließen.
    Daher ist dieses Urteil zwar für den Anwender Gut nur halt nicht Konsequent, denn wenn der Gesetzgeber Smartphonebesitzer die volle Kontrolle über ihr eigenes Gerät Zugesteht , müssen sie auch den Hersteller Zwingen ihnen dieses zu Ermöglichen ! … oder?
    So wäre es wohl Richtig.

  • Ich stelle mal in den Raum das die meißten ihr iPhone hacken um die ganzen Apps kostenlos zu bekommen.

    Basicthinkingleser nutzen den Jailbreak natürlich nur für die Jailbreak-Apps und werden mich jetzt steinigen ^^

  • Na irgendwo ist dieses Urteil ja auch richtig – man darf allerdings gespannt sein, welche Hürden Apple zukünftig einbaut um den „Jailbreak“ zu verhindern…

  • Ich kann mir aber nicht vorstellen das die Hürden vor einger guten Hackerbande dauerhaft stand halt können.

    Jede Software ist doch irgendwie manipulierbar 🙂

  • Solange euch allen klar ist, dass es nur um die USA und nicht um Deutschland geht, ist es ja okay. In Deutschland ist das Umgehen von Kopierschutzmaßnahmen nach wie vor illegal und Hacken von Software fällt ja wohl eindeutig darunter.

  • Spannende Geschichte, habs grad erst gelesen. Krass, dass der Staat nun dieses Gesetz verabschiedet hat. Bin mal auf positive wie negative Folgen gespannt.

    Danke für den Artikel auf jeden Fall!

  • Also der Vergleich von Newman zwischen Basteln an der Hardware und Installation von Software ist einfach nur blödsinnig. Wie das Aufspielen von Software die Garantie ruinieren kann, will sich mir echt nicht erschließen. Man stelle sich das mal bei normalen OSen vor: „Tja, liebes Unternehmen. Du hast es gewagt, deine eigene Software zu installieren. Das war’s dann mit der Garantie auf die Hardware.“ Damit ist nicht nur der Vergleich von Newman Blödsinn, sondern das ganze System des „Garantieverlustes durch unautorisierte Software“.

  • @Gunther: Ist eigentlich gar nicht blödsinnig. Mit dem Jailbreak kannst du dir mal schön dein iPhone komplett zerschießen.

    Warum sollte Apple diesen extra Support stemmen?

    Wenn ich in mein Auto Chiptuning betreibe, spiele ich auch nur an der Software und verliere zurecht die Garantie.

  • Ich kenne mich zwar im US-amerikanischem Rechtssystem nicht aus, und ich habe die Entscheidung auch nicht vollständig gelesen. Aber ich frage mich schon, welche Bedeutung diese „Entscheidung“ hat. Wie aus dem verlinkten PDF hervorgeht, handelt es sich um ein „announcement“ des „Librarian of Congress“. Bei allem Respekt kann ich mir nicht vorstellen, welche Rechtswirkung eine solche Äußerung des Parlamentsbibliothekars hat. Andererseits sieht das Dokument „schon ziemlich offiziell“ aus.
    Für die Rechtslage in Deutschland ist diese Äußerung (ob „Urteil“ eine gute Übersetzung ist, weiß ich nicht) jedenfalls ohne Bedeutung.
    Liebe Grüße
    nutello

  • Ich fand diesen Beitrag auch sehr interessant. Finde dass die Entscheidung richtig ist, denn iPhone ist Eigentum von seinem Besitzer und er darf damit Alles machen, was er für richtig hält.

  • @9
    Nun ja ich glaube das böse iPhone Hacken auch die Politik hierzulande nicht mehr besonders stört, Google und Apple sind gerade die Bösen, da würde das nicht Passen.
    Zumal das glaub auch nicht in Deutschland verboten sondern Grauzone ist und wenn würde das wohl kaum jemand stören.
    Legal …. Illegal …. s***egal hat man früher gesagt und sich nicht immer so leicht Einschüchtern lassen wie Heut.