Sonstiges

Die totale Überwachung: China bastelt an eigener Suchmaschine

Aus den Querelen mit Google scheint China gelernt zu haben. Oder um es anders auszudrücken: Die kommunistische Regierung hat ihre eigenen Schlüsse aus dem Streit über zensierte Suchergebnisse mit dem US-Unternehmen gezogen – und baut nun seine eigene Suchmaschine. Das berichtet soeben die Online-Ausgabe der „New York Times„. Nüchtern und emotionslos betrachtet handelt es sich dabei um eine völlig naheliegende und konsequente Entscheidung.

Mit einer, von der Regierung zu hundert Prozent kontrollierten Suchmaschine schlägt man nämlich direkt mehrere Fliegen mit einer Klappe. Zuvordererst ist das ein großer Schritt in Richtung einer totalen Überwachung. Ich denke, jeder halbwegs informierte Internet-User kann sich vorstellen, welche Daten das Regime auf diesem Wege über seine Bürger sammeln kann. Hierzu muss es nur sicherstellen, dass die Staats-Maschine auch genutzt wird. Denn von selbst werden wohl nur die wenigsten Chinesen auf die Idee kommen, künftig auf Google oder die landeseigenen Konkurrenten zu verzichten. Man darf also gespannt sein, auf welche spitzfindigen Ideen die Regierung kommt, um Google aus dem Land und Baidu & Co. aus dem Markt zu drängen. Jedenfalls wird sie nun sicher erst recht nicht mehr in Sachen Zensur mit sich Reden lassen.

Der zweite Streich besteht darin, dass das Regime künftig das Geld lieber selbst verdient, das sich bis dato Google, die zwar staatstreue, aber doch private und damit auch Profit-orientierte chinesische Suchmaschine Baidu und andere, kleinere Anbieter wie Sogou teilten. Und das dürfte nicht wenig sein. Immerhin hat China mit mehr als 420 Millionen die meisten Internet-Nutzer weltweit. Hinzu kommt, dass der Mobilfunkmarkt immer enger an das Web geknüpft wird und mit 800 Millionen Vertragskunden auch von dieser Seite nochmals über die Suchmaschine Geld in die Kassen fließt.


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Das Absurde an der Sache ist: Die vom Regime  kontrollierte Suchmaschine wird von einem Joint Venture mit dem ewig langen Namen „Search Engine New Media International Communications Co.“ aufgebaut – das ebenfalls zu hundert Prozent in staatlicher Hand liegt. Nämlich bei China Mobile, dem weltgrößten Mobilfunk-Anbieter, und der Xinhua News Agency. Zur totalen Überwachung und der Lizenz zum Gelddrucken gesellt sich somit auch noch die Möglichkeit der gezielten Fehlinformation der Massen und somit letztlich ihrer Manipulation. Berlusconi lässt grüßen.

Wie die New York Times weiter berichtet, setzt China damit einen Trend fort, staatliche Unternehmen immer stärker ins Internet zu drängen – damit sie dort eine beherrschende Position einnehmen können. So unternimmt der mächtigste Sender des Landes, China Central Television, momentan den Versuch, eine eigene Video-Seite à la YouTube aufzubauen. Und die oben erwähnte Nachrichtenagentur versucht, eine weltweite, auf Internet und Fernsehen basierende News-Plattform zu etablieren.

Meine Güte! Und da regen wir uns hierzulande über Street View auf…

(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: Cain und Todd Benson)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

21 Kommentare

  • Wirklich erschreckend was im Land der aufgehenden Sonne so abgeht. Damit fällt dann wohl der gesamte Datenschutz in China flach!

    Ich habe übrigens während des Lesens eben das im Kopf gehabt, was im letzten Satz steht 🙂

  • china is geil

    dort lieben die leute ihr land

    nur der westen berichtet negativ…. menschenrechte…. sozialismus… bla bla bla

  • Europa lässt sich halt lieber von Google in Zusammenarbeit mit der CIA Bespitzeln und Überwachen.
    Einesteils kann ich China da verstehen das sie dieses nicht wollen , nur das sie halt damit anderes im Sinn haben und ihre Bürger lieber selbst strengstens Überwachen wollen.

    Die EU schläft leider bei diesen Thema wohl wissend das sie bei US Internet – oder Softwarefirmen keine Möglichkeiten zur Anwendung des europäischen Datenschutzes oder Rechte für ihre Bürger oder Unternehmen haben, liegen diese Daten erst auf US-Servern.
    Zumal Daten aus Suchmaschinen , Betriebssystemen oder anderer Software nicht nur zur Terrorabwehr sondern durchaus auch zur Industrie oder Politik Spionage verwendet werden und Hintertüren für die Geheimdienste eingebaut sind, ähnlich dem Bundestrojaner.
    Daher sollte die EU dringend „Open Source“ Programme mit einsehbaren Code bevorzugen um sich Unabhängiger zu machen.

  • Beim Lesen des Textes und der Kommentare fiel mir spontan die Frage ein, warum sämtliche Nutzer nicht einfach freiwillig alle Daten ins Internet stellen. Somit wären Vor- und Nachteile wieder ausgeglichen und wir hätten wieder alle den gleichen Stand. Man macht sich keine Sorgen mehr um die eigene Reputation, weil Nachbar ja auch überall zu finden ist.
    Und da ja in Zukunft sowieso jedes Land alles weiß, warum nicht einfach schneller machen? Gläsern ist sowieso fast jeder, und wenn es nicht über bekannte Kanäle so ist, dann aber zumindest über die, die noch völlig unbekannt spionieren.
    Ist eigentlich schon mal jemand auf die Idee gekommen, Spionage Chips direkt in die Tastatur einzubauen?

  • Naja, wir messen die Chinesen an unseren Erfahrungen, an unserer Kultur, mit unseren Maßstäben. Die Chinesen aber haben andere Denken, andere Kulturen, andere Messlatten.
    Ich bewundere das chinesische Volk, 1“200’000.000 Menschen. Dieses Land muss zusammengehalten werden und entwickelt werden. China ist auf einem guten Weg, hat enorme Leistungen vollbracht und entwickelt sich sehr schnell. Im Export hat China mittlerweile Deutschland überrundet. Das zeigt, wie da die Post abgeht.
    Es wird ein Wettbewerb entstehen zwischen den asiatischen Völkern und des westlichen Völkern. Ich vermag nicht vorauszusehen, wohin das geht. Aber ich habe Achtung vor den Chinesen.

  • @Lamert Schuster: Sorry, aber das sind zwei paar Schuhe. Das ist so, als wenn ich sagen wuerde: Ich habe Achtung vor dem, was der Gruender von KIK auf die Beine gestellt hat. Der Erfolg ist unbestritten – aber um welchen Preis wurde er erreicht?

  • @Marek Wenn man bedenkt wie China sich ökonomisch in den letzten Jahren weiterentwickelt und mit welch misanthropischen Mitteln kann ich Dein Argument nur unterstützen.

  • @Lambert Schuster:

    Ich kann die Achtung vor mit totalitären Mitteln errungenen Erfolgen nicht nachvollziehen. Auch mit Kultur, Tradition und angeblich legitimen anderen „Maßstäben“ (Relativismus lässt grüßen) hat das nichts zu tun, denn es gibt eine funktionierende und durchaus erfolgreiche chinesische Demokratie – und zwar in Taiwan.

    Auch die Größe des Landes und der Bevölkerung kann als Grund nicht herhalten, denn mit Indien gibt es eine große und bevölkerungsreiche Demokratie in der asiatischen Nachbarschaft. Dort geht es zwar nicht so sehr im Turbomodus voran, dafür aber vielleicht nachhaltiger.

    Mein Verdacht: Bewunderung für den chinesischen Totalitarismus ist eher eine Bewunderung für den Totalitarismus an sich – weil der doch so sehr viel effizienter sei: „Du bist nichts, Dein Volk ist alles.“

  • „Man darf also gespannt sein, auf welche spitzfindigen Ideen die Regierung kommt, um Google aus dem Land und Baidu & Co. aus dem Markt zu drängen. Jedenfalls wird sie nun sicher erst recht nicht mehr in Sachen Zensur mit sich Reden lassen.“

    Da bin ich ebenfalls sehr gespannt. Ich denke mal, es wird damit anfangen, die Suchmaschine als Startseite an öffentlichen Internetzugängen zu platzieren. Natürlich gepaart mit den jetzt schon regelmäßig stattfindenden Kontrollen, damit kein Internetcafé abweicht.

    Dann natürlich noch Werbung im staatlichen Fernsehen.

    Bin mal gespannt, was noch so der Fall sein wird.

    Wenn man es überhaupt mitbekommt hier im Westen…

  • Och Marek, das Thema mit den Verlinkungen auf Wiki hatten wir doch schonmal, jetzt frag ich dich nochmal:

    Wieso verlinkst du auf die englischen Artikel, wenn es sie in deutsch gibt?

    Ansonsten, guter Artikel, vor allem der letzte Satz 🙂

  • Zumindest befindet sich das Land im Wandel, wenn auch in einem ziemlich langsamen. Nach einer restriktiven Öffnung gegenüber dem Thema Privatwirtschaft, bin ich gespannt, was sich aus diesem Spagat zwischen kommunistischer Planwirtschaft und in „kleinem Rahmen“, durch viele Auflagen zugelassener Privatwirtschaft in Zukunft ergeben wird.

  • das beste ist der letzte satz 😉 ich habe mich „gegoogelt“ vor lachen…das ist doch einfach lächerlich, was china da abzieht. aber mal abwarten, vielleicht wird das bei uns ja bald auch so.

  • The End Times! xD Is ja krass…und die Leute lassen sich sowas gefallen o.o Naja, dann wars das halt vielleicht bald mit der Menschheit in Freiheit 🙂

  • Also ich habe lieber so ein Land wie China, wo man ahnen kann wo man sich bewegt und ich damit umgehen kann, als die Politik von Staaten wie die USA die Ihre Freiheit und Freizügigkeit nach außen hin propagieren und selbst die größten Kontrolleure von Allen sind.

  • Oliver hat da nicht ganz unrecht.
    Und das bei uns in Zukunft das Internet immer mehr kontrolliert wird ist unbestritten. Bleibt nur die Hoffnung das bei der Kontrolle nicht auch direkt Zensiert wird…

  • @Tim: Das ist eine klare Betrachtungsweise. Das ist die allgemein hier gültig Sichtweise. Diese Sichtweise ist die Erungenschaft aus langer Zeit an Erfahrungen. Ich stimme Ihnen gern zu. Es gibt viele klare Beweise, dass die hiergültige Sichtweise unumstritten richtig ist.
    Ich möchte aber auch darauf hinweisen – und das sei bitte gestattet – außer unserer Sichtweise könnte es noch andere Sichtweisen geben, zum Beispiel die der überwiegenden Mehrheit der Chinesen. Ich maße mir nicht an zu beurteilen, welche Sichtweise die Richtige ist. Allerdings gilt es zu beachten, dass China, wie kein anderes Land, einen wirtschaftlichen Aufschwung hatte und noch hat, der seines Gleichen sucht (und – ich weiß, das ist wieder unsachlich – auch nicht annähernd von Indien erreicht ist). Das gilt es auch zu bewundern. Jetzt muss man drüber nachdenken, wieso China das so geschafft hat.