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Musikindustrie zur Netzneutralitätsdebatte: Hauptsache die Piraten sterben aus

Wenn das Thema nicht so ernst wäre, ich glaube, ich müsste dann lachen. Die Musik-Branche macht sich mal wieder zum Deppen der (US-)Nation. Wie die auf Politik und Business spezialisierte News-Seite „The Hill“ berichtet, scheinen sich einige Vertreter jener Gilde – darunter der „Recording Industry Association of America„, „American Society of Composers, Authors and Publishers“ sowie „American Federation of Musicians“ – plötzlich um das Thema Netzneutralität zu sorgen. Aus diesem Grunde wurde ein gemeinsamer Brief an Google und Verizon geschrieben, in dem um nähere Darlegungen zum Gegenstand der von beiden Unternehmen vorgebrachten Ansatzes gebeten wird. Und zwar – natürlich – in erster Linie in Hinblick auf die „Übermittlung von rechtswidrigem Content“.

Ist das nicht herrlich? Die Netzneutralitätsdebatte als solche kümmert die Herrschaften aus der Musikindustrie gar nicht. Kaum sehen sie als Folge aus ihr aber die Gefahr, und mag sie noch so weit entfernt sein, dass ihr ach so wertvolles Gut unrechtmäßige Verbreitung finden könnte, schreien sie reflexartig auf. Und bei dem Namen Google natürlich doppelt so laut wie sonst, avancierte der Suchgigant durch die Videoplattform YouTube doch schon vor langer Zeit zum weltweit inoffiziellen Staatsfeind Nummer 1. Damit es nun aber nicht so aussieht, als wolle man die Diskussion um die freie Nutzung des Netzes für sich instrumentalisieren, wird eine altbekannte Joker-Karte ins Spiel gebracht.

„Die von uns vertretene Musik-Gemeinschaft sieht es als sehr wichtig an, dass jegliche Initiative aus dem Bereich Netzpolitik es den Internet Service Providern und anderen Mittlern erlaubt und sie sogar dazu ermutigt, Maßnahmen gegen rechtswidrige Aktivitäten zu ergreifen“, heißt es in dem Brief. Und zu Letztgenannten zählt man – in dieser Reihenfolge wohlgemerkt – „Copyright-Verletzungen und Kinderpornografie“. Da hätten wir es also wieder, das Spiel mit der Angst der Bevölkerung vor sexuellen Übergriffen im Netz, um breite Zustimmung für eigene Interessen zu  erhalten, die damit im Grunde nichts zu tun haben.


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Na, jedenfalls möchte die Musik-Branche von Google und Verizon nun Zugeständnisse, dass es bei einer möglichen Realisierung ihres Netzneutralität-Aufhebungsabkommens Sicherheitsmaßnahmen gegen zuvor genannte Rechtsverstöße geben wird. Ich kann mich ja irren, aber irgendwie klingt das für mich so, als hätten die Musik-Chefs dazu für den Fall der Fälle schon ihre eigenen Vorschläge in der Schublade liegen. Und als würden sie, aus naheliegenden Gründen, auf den Tod der Netzneutralität nur warten…

(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: Moresheth)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

8 Kommentare

  • Schon geil, dann brauchen pädophile länger um sich ihren Kram runterzuladen…
    Ich bezweifle Stark, dass die Sachen momentan auf sonderlich schnellen Servern liegen…

  • Was für eine Diskussion schon wieder… hoffentlich ist das bald rum, Netz bleibt Neutral, Musikindustrie geht Pleite und Popstar-Deppen sterben aus…

  • Immer das gleiche.
    Aber das traurige ist, dass die Politiker den Mist auch noch glauben…

    Und wenn es keine Kinderpornos sind, dann sind es die bösen Terroristen…

    Ich sage immer noch, dass wir ohne Musikindustrie besser dran wären.

  • Netzneutralität bedeutet doch, dass die übertragenen Daten nicht überwacht und aussortiert werden, oder?
    Der Blödsinn da klingt mir mehr nach „Wir sind für Neutralität, solange uns unerwünschte Inhalte nicht mehr übertragen werden.“

  • Wenn die Netzneutralität nicht erhalten bleibt, vielleicht wird es ja dann mal den einen oder anderen Provider geben der besonders viel Wert auf Filesharing und Anonymitätsnetzwerke legt. Ich meine es ist eine Marktnische, die zumindest in größeren Städten gefüllt werden könnte, und es gibt Provider wie Manitu, denen ich sowas zutrauen würde. Fände ich auch irgendwie witzig.

  • Zitat: Die Musikindustrie verdient doch genug, das wird sie auch immer.

    Falsch! Für die Damen und Herren der Contentmafia gibts kein „genug“. Schade getrauen sich nicht mehr Musikmachende ihren Content per Internet selbst zu verkaufen. Kopien lassen sich nicht verhindern, aber immerhin 100% des Erlöses einfahren.