Sonstiges

GEMA scheitert mit einem Eilantrag gegen YouTube, Problem bleibt bestehen

Die GEMA ist vor dem Landgericht Hamburg mit einem Eilantrag gescheitert, Google die Veröffentlichung von 75 Videos auf YouTube zu verbieten und bisher veröffentlichte Videos zu löschen. Die GEMA selbst spricht von 600 Videos, die man zusammen mit anderen Verbundpartnern in einer Aufforderung an YouTube aus dem Mai gerne gelöscht sehen würde. Das verwundert zunächst, denn bisher konnte man fast sicher davon ausgehen, dass die konservativen Hamburger Richter stets für die Rechteverwerter entscheiden. Auf den zweiten Blick ist das jedoch kein Grund zu jubeln für die Freunde freier Musik. Die Richter haben lediglich keine Eile gesehen, mit der Google handeln müsse. Einen Unterlassungsanspruch zogen sie dennoch in Betracht; darüber wurde dieses Mal aber nicht entschieden.

Dass die GEMA erst kurzfristig von der Veröffentlichung der Videos erfahren habe, bezweifelte das Gericht. Es liege aber nahe, dass YouTube bislang nicht genug unternommen habe, um die Urheberrechte zu schützen. Damit dürfte sich der Streit um Musikvideos auf YouTube fortsetzen, der im März 2009 aufflackerte. Damals lief ein vorläufiger Nutzungsvertrag für YouTube aus. Die GEMA fordert seitdem von YouTube immer wieder, Musiktitel zu löschen oder zu sperren. Sie verlangt eine „angemessene Vergütung“ für die Künstler, die sie vertritt. Google beklagt hingegen, dass die GEMA-Forderungen zu hoch seien. Laut einer Stellungnahme von Google aus dem vergangen Jahr verlangt die GEMA 12 Cent für den Abruf eines Videos, das Musik oder Texte eines Künstlers erhält. Das wären fünfzigmal so viel wie die Tantiemen, die YouTube in Großbritannien zahlt. Der nächste Vorschlag von 1 Cent pro Abruf war YouTube immer noch zu hoch.

Was wird nun passieren? Mit etwas Glück setzen sich beide Seiten wieder an den Verhandlungstisch und einigen sich. Das Gerichte sagte in seiner Entscheidung indirekt, dass es das begrüßen würde. Mit etwas Pech trifft das Landgericht Hamburg beim nächsten Mal die Entscheidung, dass Videos gelöscht werden müssen, die die GEMA verwertet. Dann würde die in Deutschland ohnehin immer löchrigere Musiksammlung auf YouTube weiter ausgedünnt.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Home Office
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

21 Kommentare

  • Also ich halte 12 Cent pro Aufruf echt zu krass! Und selbst bei 1 Cent muss man sich mal überlegen, wie schnell das PRO VIDEO in die Höhe steigt. Wer soll das bitte bezahlen? Oo

  • Leider sind sie auch auf die „12 Cent Ente“ reingefallen, die 2009 in die Welt gesetzt wurde, um uns übertriebene Forderungen zu unterstellen. Der genannte Betrag ist von uns in den Verhandlungen nicht gefordert worden. Andere haben diesen Fehler bereist korrigiert. Ich hoffe, Sie ziehen nach. Wichtig für Sie: Es kann keine offizielle Zahl aus 2009 umherschwirren, da es auf Wunsch von YouTube ein Stillschweige-Abkommen über die Verhandlungsinhalte gibt.

    Bettina Müller
    Unternehmenssprecherin GEMA

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass die GEMA andere Videoportale davon kommen lässt. Und die sind daran noch nicht Pleite gegangen. Ich kann das Verhalten von Youtube nicht nachvollziehen.

  • @Bettina Müller
    Fakt ist aber auch, dass eine Einigung nicht in Sicht ist, was überzogene Forderungen der GEMA nahelegt, da ein Anschauen von Musikvideos in anderen Ländern ohne Probleme möglich ist.
    Fakt ist daher auch, dass Deutschland nicht zuletzt dank der GEMA ein Land ist, in dem YouTube als Musikplattform praktisch nicht nutzbar ist.
    Und Fakt ist auch, dass hierdurch tausende, wenn nicht sogar Millionen Abrufe von Musik IHRER Künstler NICHT zustande kommen, was Ihre Künstler aufgrund entgangenem Kennenlernen, Weiterempfehlen, Konzertbesuchen etc. schlicht Geld kostet.

  • @Michael Sonnef
    Fakt ist auch, das die GEMA solche Argumente nicht interessieren, weil die GEMA wie die anderen Musiklabel (EMI, Sony…) das Internet nach wie vor als Gegner ansehen und scheinbar auch abgeneigt sind, dies ändern zu wollen. Bestes Beispiel sind die Argumente, welche zu Zeiten der Kassetten schon laut wurden zwecks Umsatzeinbußen durch böses Kopieren. Diese Vereine und Konzerne werden von Menschen geleitet, in deren Jugend es weder Internet noch andere Verbreitungsmöglichkeiten gab, manchmal habe ich das Gefühl, das eben diese gerne wieder zurück zu Radio und Plattenspieler wollen, weil damit ja kein Schmuh getrieben werden konnte.
    Das diese Dickköpfigkeit schlicht zu Umsatzeinbußen führt (von der teilweise mieserablen Qualität der Veröffentlichungen mal ganz zu schweigen) scheint in deren Vorstellungen von Vermarktung keinen Platz zu haben.

  • Wenn die GEMA nicht endlich akzeptiert das die Zeiten sich geändert haben, dann wird in 10 Jahren so was ähnlich passieren wie mit viele Bereiche in Deutschland. Es wird keine deutsche Musiklabels mehr geben, weil diese alle im Ausland sind und dann können die GEMA Mitarbeiter zwar fleißig nach Internet Videos ausschau halten die sie sichern wollen – nur werden die kaum welche finden und zudem bekommt die GEMA keine Einnahmen mehr und schon ist diese Monster weg.

    Dabei bietet sich doch jetzt gerade die Chance für die GEMA. Diese sollte sich mit You Tube mal an ein Tisch setzen und mal nachfragen wie die, diesen Sache sehen.

    Würde die GEMA von ihr hohe Roß runterkommen, gibt es sicherlich eine Lösung die auch jeder akzeptieren könnte. Aber wenn die GEMA mit Mondpreise handelt wird nichts gehen.

    Übrigens an alle GEMA Mitarbeiter. Nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit droht Hartz 4. Also versucht auf euren AG einzugehen damit diese die Zeichnen der zeit endlich erkennt.

    Die Zeiten von Freddy Quinn, Peter Alexander und Roy Black sind endgültig vorbei.

  • @Bettina Müller: Die 12 Cent sind ein Statement von Google – was wir so gekennzeichnet haben. Die Zahl ist von Ihnen in den Verhandlungen mit Google möglicherweise nicht genannt worden, tauchen aber in Ihren Musiknutzer-Informationen auf: http://www.gema.de/fileadmin/inhaltsdateien/musiknutzer/informationen/information_musikvideo_on_demand.pdf (PDF, 1. Seite, drittletzter Absatz). Dieser war offenbar von Google herangezogen worden. Die feine Art von Google war das dann wohl nicht, zumal Sie damals öffentlich 1 Cent angeboten haben. Damit haben die 12 Cent wenig mit den Verhandlungen zu tun, ganz aus der Luft gegriffen sind sie aber nicht.

  • die GEMA hat den Wandel verschlafen – jetzt bekommen sie es zu spühren und machen Stress.
    Einfach einen Musik-Store- Link ins VIdeo zum Titel und fertig. Ist doch gut für die Künstler wenn sich ihre Musik so verbreitet. Sind schließlich FANS die das hören und keine Kriminellen

  • Ist es nicht merkwürdig, wie der sonst so gescholtene Google-Konzern (Datenkrake, Street View, Buchkopien usw.) mit seinem Videoportal YouTube plötzlich als der Held da steht, wenn es gegen die GEMA geht?

    Das hier Google/YouTube auf Kosten der Künstler und Musiker Kasse macht interessiert hier niemanden. Hier gilt vor allem der Egoismus des Konsumenten, der weiter kostenlos alles geliefert haben möchte. Da ist jeder, (GEZ, GEMA usw.) wegen dessen Forderungen plötzlich der kostenlose Zugang/Konsum eingeschränkt wird, der Teufel in Person.

    Das Komponisten und Texter auch entlohnt werden müssen interessiert hier erst einmal keinen, denn hauptsache umsonst wie gewohnt alles bekommen, auch wenn es eigentlich illegal ist. Nur wenn eigene Interessen plötzlich betroffen sind, wie bei Google Street View usw., dann ist das was ganz anderes.

    Die GEMA ist nicht perfekt und macht vieles falsch, aber so Schwarz Weiß, wie das hier die zahlreichen Egoisten darstellen wollen, so ist es nun einmal nicht.

    Und ganz toll finde ich auch die Statements der selbsternannten Branchenkenner und Vertriebsmanager, die wissen wie und wo das alles eigentlich im heutigen Zeitalter des Internet so laufen müsste/soll und alle Labels, Plattenfirmen und Musiker doch mit kostenlosen Dreingaben im Netz so richtig fett Kohle machen könnten…

    Nichts gegen Kritik, aber von Möchtegern-Phantasien kann niemand seinen Lebensunterhalt verdienen.

    Es fehlt nur noch das übliche Argument der „richtigen Kenner“, dass die Musiker mehr Konzerte geben sollen um an ihr Geld zu kommen…

  • Oh man die Arme Musikindustrie kann einem Echt Leid tun. Naja irgendwie müssen die ja an ihr Geld kommen kann ja nicht sein das ein Musiker nur 9 Autos hat und Schließlich will der neue Golfplatz auch noch bezahlt werden.

    Dazu gibt es auch eine Passende South Park folge die wie die Faust aufs Auge passt dessen Name mir aber Grad nicht einfällt

  • @Michael Sonnef: Vorsicht Glatteis! Fakt ist, um es in Ihren Worten zu sagen, dass sie nicht wissen, was in den Verhandlungen besprochen / vorgeschlagen wurde. Insbesondere wissen Sie nicht, wie sich YouTube verhalten hat. Fakt ist daher, dass Sie unterstellen, der amerikanische Konzern wäre kooperativ und fair vorgegangen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

    Dass YouTube als Musikplattform „unbrauchbar“ ist, könnte damit zusammenhängen, dass sich echte Musikplattformen – anders als YouTube – um die Lizenzierung der urheberrechtlich geschützten Werke kümmern. Sie sollten außerdem wissen, dass wir gerne einen Lizenzvertrag mit YouTube schließen würden, damit die geschilderten Verbreitungseffekte zustande kommen. Aber das muss fair geschehen, mit einer angemessenen Vergütung für die Urheber. Andere können das auch. UND: YouTube hat nicht nur in Deutschland Ärger.

    @Nick: Dass wir das Internet als Gegner ansehen und es nicht verstehen, ist zwar ein ganz starkes aber auch einfach ein falsches Argument. Mir zeigt das ganz deutlich, dass Sie nicht besonders großes Interesse zeigen, sich mit der Situation der Urheber auseinanderzusetzen. Es scheint, dass Sie einzig und allein daran interessiert sind, Ihre Lieblingsmusik auf YouTube zu finden. Dabei könnten Sie es mit Angeboten wie Simfy, die übrigens ihre Musik lizenzieren, viel einfacher haben. Das Ganze dann auch noch in guter Qualität. Aber nein: Sie setzen lieber einen „die GEMA versteht das Internet nicht“ Kommentar ab.

  • Das ist jetzt nicht wahr: Hier stellen sich fast alle hinter Google? Na dann, gute fahrt in Richtung Untergang. Seid Ihr echt so Hirntot?

  • It would be a lot easier to prove that Google not only indexes sites and serves up free links to consumers promoting sites enabling illegal consumption of content, but that Google actually profits from its business activity and is intimately connected to serving up links to sites, promoting illegal sharing of content, namely from its adwords and display advertising products. http://bit.ly/dvDNK5

  • @Bettina Müller: Simfy ist der GEMAs Liebling, oder was? Entschuldigung Frau Müller, aber ich möchte immer noch selbst entscheiden können, ob ich zu Simfy, Spotify oder sonst wo hingehen will, das lasse ich mir von einer GEMA nicht vorschreiben. Und wenn diese GEMA weiterhin mit überzogenen Forderungen anderen Diensten, bei denen ich gerne gegen Geld ein Premium-Abo kaufen würde, den Zugang zum deutschen Markt unmöglich macht, dann gibt es halt überhaupt kein Geld. Zumindestens nicht von mir.

  • LG Hamburg: Youtube haftet wegen Urheberrechtsverletzung auf Unterlassung und Schadenersatz auch für Inhalte Dritter…

    Die Haftung des Plattformbetreibers für nutzergenerierte Inhalte (User Generated Content) ist und bleibt im Social Web ein wichtiges Thema. Die Grundsätze zur Verantwortlichkeit solcher Intermediäre l ist nicht nur für Betreiber entsprechender Plattfor…