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Die Geheimnisse der Geheimniskrämer offenbaren: Gawker startet Wikileakileaks.org

Wenn Offenheit, dann bitteschön bei den Anderen: Die Whistleblowing-Site Wikileaks.org ist inzwischen weltberühmt dafür, vertrauliche Dokumente von Regierungen und Unternehmen zu veröffentlichen. So sorgte die Website für Schlagzeilen, als sie im April ein Video über ein Massaker von US-Soldaten an Zivilisten im Irak veröffentlichte, oder als es Nachrichtenmagazinen wie dem „Spiegel“ Protokolle über den Afghanistankrieg zuspielte. Geht es aber um das eigene Projekt, halten sich die Wikileaks-Verantwortlichen bedeckt. Dass der Hauptserver im liberalen Schweden steht und der medienscheue Austalier Julian Assange treibende Kraft des Ganzen ist, weiß man. Ansonsten, so beklagt es Valleywag-Autor Adrian Chen, schotte sich Wikileaks vom Rest der Welt ab wie ansonsten nur Nordkorea.

Wer etwa alles bei Wikileaks mitarbeite, wie das Projekt organisiert oder finanziert werde, sei so gut wie unbekannt. Und vor allem etwas anderes schien die Macher vom Valleywag-Blog zu stören, das Teil des Medienunternehmens Gawker ist: Wer etwas Negatives über Wikileaks schreibe, werde mit der kalten Schulter bestraft: deren Reporter erhalten keine Informationen mehr von Wikileaks. Gawker selbst ist das dem Bekunden nach passiert, nachdem man energisch darüber berichtet hatte, dass Julian Assange in Schweden sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Grund genug auf jeden Fall, Wikileaks etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und es ihnen mit eigener Münze heimzuzahlen: mit Wikileakileaks.org.

Durchaus ernst gemeint

Die neue Website, betrieben von Gawker, hat es sich zum Ziel gemacht, geheime Informationen aus dem Inneren der Organisation Wikileaks zu sammeln und zu veröffentlichen. Besonders interessiert ist man nach eigenem Bekunden am Gründer Julian Assange, seinem Fall der sexuellen Belästigung in Schweden, oder allgemein bisher unveröffentlichten Bildern und Videos über ihn. Die „neuesten Leaks“ sind größtenteils Gawker-Beiträge oder Artikel von anderen Nachrichtenportalen wie „Wall Street Journal“ oder „New York Times“. Es sind aber auch bereits zwei interessante Links zu internem Mailverkehr bei Wikileaks und zu Assanges alter Mailinglist bei Cypherpunks im Verzeichnis.

Wikileakileaks.org orientiert sich vom Design her sehr stark an Wikileaks, verwendet etwa den gleichen Überschriftenstil, dasselbe Hintergrundbild und die charakteristische Sanduhr in Form zweier Globen. Das Augenzwinkern scheint aber schon auf halbem Wege zu einem nervösen Zucken zu werden: Gawker meint es wirklich ernst. Wir dürfen also gespannt sein, was die Schnüffel-Schnüffler über die sonderbare Figur Assange noch herausfinden. Wie das alles weitergeht, ahnt ihr bereits: Ein Kommentator im Valleywag-Blog behauptet, er habe sich die Domain Wikileakileaksleaks.org gesichert und würde sie bald meistbietend versteigern.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

25 Kommentare

  • Wen zum Henker interessiert, ob irgendein Betreiber oder von mit aus Gründer einer Webseite irgendjemand anders möglicherweise sexuell belästigt hat oder vielleicht auch nicht!?
    Das stellt 1. die Qualität der Webseite überhaupt nicht in Frage und 2. ist das ja wohl Aufgabe der Polizei zu klären, oder sehe ich das falsch?
    Finde ich ziemlich lächerlich…

  • Also ich finde es auch lächerlich eine Seite zu gründen, wie über Geheimnisse der Geheimniskrämer berichtet. Zudem sind es ja eigentlich keinen Geheimniskrämer, den Wikileaks veröffentlicht ja eben die Artikel die geheim beleiben sollen. Warum man jetzt unbedingt einen Webseite erschaffen musst, die Infos über die Organisation herausfindet wird mir nicht so klar.

    Persönliche Daten sollten auch persönlich bleiben und nicht als „geheim“ verkauft werden auf einer Webseite. Außerdem was will die Webseite erreichen? Dass Leute Infos nicht mehr bei Wikileaks einschicken, da die Angst haben auf einer Mailing-List zu stehen. Irgendwie total sinnlos das ganze. Genauso gut könnte ich jetzt eine weitere Webseite erstellen mit den Geheimnissen des Betreibers von Wikileakileaks.org 😉

  • Ich finde das ziemlich gefährlich, gegen diejenigen zu arbeiten, welche uns „dumme“ Bürger, vor den Regierungen nicht ganz so doof dastehen lassen.

    Wenn der Personen- und Informantenkreis (auch teilweise) aufgedeckt wird, der sich hinter Wikileaks verbirgt, wäre das wieder ein klarer Rückschritt in der Aufklärung der Militärischen, Politischen und Wirtschaftlichen Taten.

    Ich hoffe auf jeden Fall, dass wikileakileaks.org keine wirklich wichtigen Infos findet und im iNet ungelesen untergeht.
    Sry Gawker & Co. aber ich habe lieber Neuigkeiten von Wikileaks als von Wikileakileaks – das beruhigt mich mehr..

  • Ja super, deckt nur die Informanten und Geldgeber auf…
    Die Unfälle, die die alle dann haben sind sicher auch nur ganz zufällig.

  • Och, da fühlt sich wohl jemand auf den Schlips getreten, weil er keine Infos mehr bekommt.
    Ist doch logisch, dass Quellen und Geber anonym bleiben müssen.

    Jeder soll froh sein das es Menschen gibt die den Mut haben, unbequeme Dinge zu veröffentlichen.

    Und was in Schweden war oder nicht war, geht Gawker nichts an.

  • Ein Sensationsreporter, der jetzt keine Infos mehr von Wikileaks bekommt..
    Alle Geheimnisse von WL dienen einzig dem Schutz der Informanten. Alle anderen Geheimnisse von großer Relevanz werden erst durch WL aufgedeckt.

    Gawker macht sich lächerlich.

  • Oh mein Gott… da heult er rum dass er keine Infos bekommt und zack(!) muss er die vernichten. Denn wenn nicht er, dann niemand gell?
    Kindergarten.
    Sollte sich um richtige Probleme kümmern der bemitleidenswerte Mann.

  • @Simon @Nico
    Ich bin da ähnlicher Meinung. Wikileaks macht tolle Arbeit und die Leute die hinter Wikileaks stehen versuchen zurecht bedeckt zu bleiben.

    Außerdem finde ich diese Aktion sehr Kindergartenmäßig. Die geben mir keine Informationen mehr und dafür bin ich jetzt eingeschnappt und mache so eine Seite auf, super.

  • Schutz der Informanten und Mitarbeiter OK, aber woher wissen, wer dann wirklich dahinter steckt…. Und einen Pressesprecher zu beschäftigen, der für Anfragen da ist, ist doch wohl keine große Aktion….

  • Naja, im Zweifel kann ja „Wikileakileaks.org“ ja auch irgendwas erfinden. Da hat die Boulevardjournallie ja Übung drin.. Brauche mir nur die Gawker Website ansehen. Spätestens, wenn Assange im Kontext von Außerirdischen, Hitler oder Justin Bieber auftaucht, ist dann alles gesagt über diese „Enthüllungsaktion“..

    Lächerlich.

  • Am lustigsten ist wohl folgender Seitenhieb:

    – We will process this data using the highly-scientific criteria of “does it look legit?” and post it here with commentary. –

  • will mich mal denen anschließen, die da die meinung vertreten, die macher/sponsoren/informanten von wikileaks sollten lieber anonym bleiben. denn teils werden einem mit deren hilfe echt mal die augen geöffnet, was manche regierungen so hinter dem rücken ihrer bürger machen. oder welche unternehmen nach außen hui, nach innen pfui sind, etc. finde, das sollte so bleiben.

  • Och, da fühlt sich wohl jemand auf den Schlips getreten, weil er keine Infos mehr bekommt.
    Ist doch logisch, dass Quellen und Geber anonym bleiben müssen.

    Jeder soll froh sein das es Menschen gibt die den Mut haben, unbequeme Dinge zu veröffentlichen.

    Und was in Schweden war oder nicht war, geht Gawker nichts an!!!

  • Wen zum Henker interessiert, ob irgendein Betreiber oder von mit aus Gründer einer Webseite irgendjemand anders möglicherweise sexuell belästigt hat oder vielleicht auch nicht!?

  • @ Fancy

    Genau so sieht es aus. Es gibt keien Garantie für die Richtigkeit der Veröffentlichungen. So kann – mit den falschen Intentionen – auch eine unbegründete Hetzjagd und Negativkampagne ausgelöst werden. was ich aber bei den Beteibern von Wikileaks zum momentanen Zeitpunkt nicht glaube.