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'Sprechen hilft!': Video-Kampagne gegen Kindesmissbrauch

Kindesmissbrauch gibt es nicht erst seit er durch die Vorfälle in den Kirchen vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit und Medien gerückt wurde. Offenbar bedurfte das Thema aber einer solch starken Aufarbeitung durch unsere Nachrichten-Organe, wie sie ihm in jüngster Vergangenheit zuteil wurde, um die Opfer dazu zu ermutigen, mit ihrem schlimmen Schicksal an die Öffentlichkeit zu treten. Damit werden nicht nur die Täter endlich (an)greifbar gemacht, sondern weitere Missbrauchsopfer dazu ermuntert, ebenfalls ihr Schweigen zu brechen. Darüber hinaus bewirkte die Berichterstattung offenbar auch eine Handlungsoffensive  in der Politik.

Unter dem Motto „Sprechen hilft!“ startet am heutigen Mittwoch eine bundesweite Aufklärungskampagne gegen Kindesmissbrauch, die von Christine Bergmann initiiert wurde. Die „Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs“ hat sich für ihr lobenswertes Vorhaben prominente Verstärkung in Person von Wim Wenders ins Boot geholt. Der deutsche Regisseur drehte zwei Videos (die ab heute auf allen großen TV-Sendern zu sehen sind), die betroffene Menschen dazu anhalten sollen, sich bei einer bundesweiten telefonischen Anlaufstelle – die Nummer lautet: 0800 2255530 – zu melden. Die existiert seit knapp vier Monaten, ist kostenfrei und bietet nicht nur Opfern, sondern auch Menschen, die Missbrauch in ihrem Umfeld wahrnehmen, die Möglichkeit, sich anonym und vertraulich an Fachleute zu wenden.  

„Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter“ – so die Kernbotschaft der beiden Spots, die zur Steigerung der Identifikationsfähigkeit mit identischem Plot und Setting gedreht wurden, aber weibliche und männliche Missbrauchsopfer getrennt ansprechen.


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„Die Anruferinnen und Anrufer bestätigen uns, wie wichtig es ist, sich überhaupt erstmals jemandem anzuvertrauen – oftmals Jahrzehnte nach der Tat“, sagte Bergmann auf der gestern in Berlin offiziell vorgestellten Kampagne. „Mit dem Reden können sie sich selbst ein Stück von der Vergangenheit befreien und den Tätern Macht nehmen.“ so die Politikerin weiter.

Auf der Pressekonferenz wurden auch erste, anonym ausgewertete Ergebnisse zur Nutzung der Hotline vorgelegt. Demnach wurden in den vergangenen Monaten bislang insgesamt 2.500 Anrufe und Briefe an die Helfer gerichtet, wobei sich von den Anrufern 60 Prozent  noch niemals einer anderen Person anvertraut hatten. 80 Prozent von ihnen  sprachen frühestens 20 Jahre nach der Tat darüber. Besonders traurig: Die meisten Menschen, die sich meldeten, waren Mehrfach-Opfer.

Wir von der Basic Thinking-Redaktion unterstützen das Projekt voll und ganz und wünschen uns daher, dass die Video-Kampagne möglichst viele Opfer dazu bewegt, ihr Schweigen zu brechen.

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

11 Kommentare

  • Jeden Beitrag gegen sexuellen Mißbrauch sollte unterstützt werden, man kann nicht genug aufklären!
    Ich werde selbst an geeigneter Stelle einen Bezug herstellen.

  • Also ich finde solche Spots eine Sauerei
    und bin dafür, dass die TV-Sender ein STOPP-Schild vor diese Spots blenden sollten müssen.
    Das will doch keiner wissen. Sowas wollen wir verdrängen und verstecken..

    Schon im Sinne der Frau „zu Guttenberg“ die halb nackt gegen die halbnackten in MTV wettert
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/super-symbolfoto-82/

    und ich mich frage wann die das letzte mal MTV eingeschaltet hat. Bei mir läuft da alles nur keine Musikvideos

  • Danke für die Videos! Hab heut schon mal irgendwo Fotos gesehen und dachte mir, zugehaltene Münder ist doch genau das, was man verhindern möchte. Das wird in den Videos schon klarer. Es geht also um das Wegreißen der Hand, damit man das Schweigen brechen kann.

    Dass Style, Sprecher und Musik eher wie ein Trailer für einen Mystery-Thriller wirken, lässt sich wohl verkraften. Da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen: Hauptsache es bleibt in der öfffentlichen Debatte und ermutigt Opfer sich zu melden.

  • Wieso ist es eigentlich ein Mann der im Hintergrund steht? Missbrauch durch Frauen findet nicht statt?

    Überall sonst kann man -„Innen“ doch auch dran hängen. Aber wie so oft hört Gleichberechtigung dort auf, wo es unangenehm wird. Terroristen, Mörder und dergleichen sind per se immer Männlich. Da wird das -„Innen“ sehr schnell weggelassen.

  • ach lala, frauen machen sowas nicht oder

    kennst du eine weibliche katholische priesterin
    oder ne weibliche amokläuferin

    siehste.

    und wenn doch: Stoppschild davor

  • Schon mal ne Werbung mit „Innen“ gesehen? Die wissen, dass es prägnat sein muss und nicht zwangs-politischkorrekt.
    Prägnant heißt in diesem Fall nun mal Täter, nicht TäterInnen.

  • Leider ist es sehr schwer alle diese Kinder sprechen zu überzeugen, weil sie so viel Angst haben. Eine Gute Kampf ist es, aber! der Video ist sehr gut und emotionäll!

  • @Tina: man soll die Spots nicht zeigen? Ich finde es gut das endlich mal darüber geredet wird. Ich selbst musste Jahre lang schweigen weil es ein tabu Thema ist/war und finde es richtig das da endlich drauf aufmerksam gemacht wird!!!!!!