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Anhänger gegen Cash – Hat Twitter endlich sein Geschäftsmodell gefunden?

Auf der Suche nach einem dauerhaft tragfähigen Businessmodell führt Twitter nun neben „Promoted Tweets“ und käuflichen „Trending Topics“ eine dritte Werbeform ein: „Promoted Accounts“. Hinter diesem Namen verbirgt sich die kommerzielle Variante des „Who to follow“-Features. Bei der im August dieses Jahres eingeführten Funktion werden den Nutzern aufgrund ihrer Interessen weitere passende Konten vorgeschlagen werden, denen es sich nach Ansicht des Systems zu folgen lohnt. Die Vorlieben des Nutzers sollen auch bei der bezahlten Version berücksichtigt werden, die Firmen können sich aber mit ihrem finanziellen Beitrag nach vorne drängen.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass das Schnäppchenangebot @earlybird wegen fehlenden Erfolgs wieder eingestellt wird. Im Juli dieses Jahres eingeführt, machte diese Idee allerdings auch den Eindruck, das Unternehmen suche verzweifelt und völlig planlos nach einer Möglichkeit, mit ihrem Angebot endlich Geld zu verdienen. Die aktuellen Marketingmodelle fügen sich hingegen deutlich besser in den Dienst ein und scheinen sich organisch aus dem Angebot entwickelt zu haben. Auch wenn man vielleicht zugeben muss, dass nach der Einführung von kommerziellen Tweets und Trends die dritte Idee nun nicht unbedingt mit Innovationskraft überrascht.

Wie schon bei den beiden bekannten Promotionformen kennzeichnet die Plattform die aus finanziellen Gründen bevorzugten Vorschläge als Werbung. Dadurch bleibt das Vorgehen des Kurznachrichtendienstes transparent. Die Firmenkunden aber haben den Vorteil, dass einmal angeworbene Follower die weiteren Mitteilungen nicht mehr als Anzeigen, sondern als normale Inhalte wahrnehmen. Allerdings sind wohl nicht alle Unternehmen von der Durchschlagskraft des Marketings auf Twitter überzeugt. Das „Wall Street Journal“ hatte am vergangenen Sonntag berichtet, viele PR-Verantwortliche zeigten sich nach ersten Tests eher zögerlich und müssten sich an diese Art des Konsumentendialogs erst noch gewöhnen.

Der zuständige Manager der Microblogging-Plattform, Dick Costolo, sieht das alles natürlicherweise weitaus positiver. Fünf Prozent der bezahlten Tweets würden von den Nutzern kommentiert oder weiterverbreitet. Damit übertreffe der Erfolg des Systems deutlich die Erwartungen des Unternehmens. Deswegen stünden nun auch die Verantwortlichen Schlange bei seiner Gesellschaft, um Werbeverträge auszuhandeln. Bisher hätten über vierzig Firmen im 140-Zeichen-Dienst geworben, am Ende dieses Jahres sollen es bereits über hundert sein. Wenn man Costolo glauben kann, dann hat Twitter nun wohl endlich sein Geschäftsmodell gefunden.

(Nils Baer)

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Nils Baer

Nils Baer hat im Jahr 2010 über 100 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

6 Kommentare

  • Es wäre erstmal wichtig, dass die promoted Tweets etc. lokalisiert werden. Ich glaube nicht, dass beispielsweise ein Angebot wie heute von American Express (inkl. in Englisch), bei der Verteilung der Nutzer weltweit gleich gut ankommt.

  • @Steffen: Ja, sehe ich auch so. Es gibt ja noch nicht mal eine Option für Trending Topics für Deutschland (abgesehen von einem Twitter-Account mit dieser Funktion), dieser Teil der Welt scheint also für Twitter generell erst mal hinten angestellt zu sein.
    Davon abgesehen finde ich aber grundsätzlich die Idee der Monetarisierung über Promoted Tweets und Promoted Accounts gut. Bis jetzt auf jeden Fall sehr dezent, nicht aufdringlich und gut zu verkraften für einen kostenlosen Dienst.

  • @1:
    Damit würde Twitter die bisher (meiner Meinung nach) sehr gut durchgezogene Trennung zwischen Medienanbieter und Advertiser verwischen und zudem die direkte Kommunikation der werbenden Unternehmen mit den (potenziellen) Konsumenten unterbinden.

  • Interessante Idee wie ich finde, solange es dann auch noch dezent bleibt und nicht 90 % Werbung zu 10 % Inhalte sind kann man als Twitter User damit leben.

    Muss man wohl abwarten wie es sich entwickelt und ob es tatsächlich bei diesem Modell bleibt oder Twitter mit was ganz Neuem rausrückt.