Sonstiges

Internet Explorer und Ballot Screen: Marktanteile sinken – aber nicht wegen Auswahlfensters

Wenn man einem aktuellen Bericht in der New York Times glauben schenken darf, dann hat der (die?) Ballot Screen, zu dem Microsoft von der EU im vergangenen Jahr verdonnert wurde, seit seiner Einführung kaum Wirkung gezeigt. (Wer nicht mehr weiß, was das ist, kann sich hier informieren). Und zwar in dem Sinne, dass der Explorer im alten Europa nicht außergewöhnlich viele Marktanteile an seine Konkurrenten abgeben musste. Eine solche Entwicklung hatte ich im Februar, also noch vor der „Markteinführung“ des Browser-Auswahl-Fensters, zunächst auch prognostiziert, dann aber vor allem aufgrund der massiv in die Höhe geschnellten Download-Zahlen beim Opera-Browser kleinlaut wieder zurückgezogen. Das war im März. Im August deuteten die Zahlen dann aber wieder darauf hin, dass der Internet Explorer zurück auf Erfolgskurs sei, wobei es sich jedoch um globale Zahlen handelte. Ein ähnlich positiver Trend konnte für Europa aber zumindest angenommen werden. Die Daten der Times unterstreichen dies nun.

„Ich bin mir sicher, dass es den Druck auf Microsoft erhöht, die auch so Marktanteile verlieren“, so Aodhan Cullen, Chef des Marktforschungsunternehmens StatCounter, das die Nutzungszahlen der Browser trackt. „Aber es hat keinen großen Umsturz im Ranking verursacht.“ Den Zahlen des Unternehmens zufolge fiel der Anteil des Explorers auf dem europäischen Browser-Markt von 44,9 Prozent im Januar auf 39,8 Prozent im Oktober. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 verlor Microsoft 5,5 Prozent Marktanteil, im Jahr davor acht Prozent. Insofern hätte Cullen Recht.

Der größte Profiteur, wenn man so will, wäre dabei übrigens nicht der Opera oder Firefox, wie man durchaus vermuten könnte, sondern Googles Chrome-Browser. Sein Anteil in Europa stieg StatCounter zufolge von 5,8 Prozent im Januar auf 11,9 Prozent im Oktober.


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Nun kommt aber eigentlich die wichtigste Info: Sowohl Browser-Hersteller (etwa Brian Rakowski, Chrome-Verantwortlicher bei Google) als auch Marktforscher sind sich einig darin, dass es (bisher) faktisch unmöglich, den Einfluss des Ballot Screen von dem allgemeinen Markt-Trend isoliert zu betrachten. Zudem lässt sich weder die Zahl der Nutzer messen, die den Ballot Screen verwendet haben, noch das sich daraus ergebende Resultat, also wie viele User sich anschließend bewusst für oder gegen den Explorer entschieden haben. Soll heißen: Die Explorer-Anteile befinden sich schon seit einiger Zeit im Sinkflug. Ironischerweise sind sie aber seit der Einführung des Ballot-Screen nicht überdurchschnittlich stark gefallen, eher im Gegenteil, wie die obigen Zahlen belegen. Es lässt sich also nur spekulieren, ob der Verlust ohne das Browser-Auswahl-Fenster möglicherweise noch geringer ausgefallen wäre.

Bei den EU-Verantwortlichen, die Microsoft seinerzeit zur Einführung des Fensters gezwungen hatten, sieht man die Sache im Übrigen weniger undeutlich. So ließ eine Sprecherin der Wettbewerbskommission verlautbaren, dass die aktuellen Markt-Anteile nahelegen, dass der Konkurrenzkampf unter den Browser-Herstellern einsteige, was ein Indikator für den Erfolg des Ballot Screen sei. „Ich denke, man kann sagen, dass die verminderten Markt-Anteile des Internet Explorer so gedeutet werden können, dass der Ballot Screen seine gewünschte Wirkung erzielt“, so die Sprecherin.

So kann man es natürlich auch sehen…

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Unglaublich spannender ArtikelPost, mein Dank. Muss man sich mal weiter mit auseinandersetzen. Generell finde ich diese Seite einen RSS-Feed wert. Ich werde ihn abonnieren!

    Super!

  • „Die Explorer-Anteile befinden sich schon seit einiger Zeit im Sinkflug. Ironischerweise sind sie aber seit der Einführung des Ballot-Screen nicht überdurchschnittlich stark gefallen, eher im Gegenteil, wie die obigen Zahlen belegen. Es lässt sich also nur spekulieren, ob der Verlust ohne das Browser-Auswahl-Fenster möglicherweise noch geringer ausgefallen wäre.“

    Ich denke schon das duch den Ballot-Screen für den weiteren Rückgang Verantwortlich ist.
    Zahlen sagen nicht alles aus , denn normalerweise wird es immer „schwerer“ Markanteile „wegzunehmen“ je geringer diese schon sind.
    Das soll Bedeuten , die Wechselwilligen hatten schon ohne den Ballot-Screen den Browser gewechselt oder alternative Getestet , die Masse an Anwendern ist aber eher „Träge“.
    Durch den Ballot-Screen wurden nun aber auch Anwender dazu Animiert die ansonnsten wohl beim vorinstallierten IE geblieben wären, daher der weitere relativ starke Rückgang.

  • Ich hatte am Wochenende beim bcmuc den Eindruck dass egal ob mac oder win „alle“ Chrome nutzten
    wie ich auch: er ist einfach der schnellste
    und das/wir sind nunmal die Multiplikatoren die Oma dann den Browser installieren

    wen interessiert schon der Rahmen und Namen des Browsers?

    Schnell und fertig.
    Wie die fertigpizza – alles andere juckt doch keinen

  • ich persönlich habe mich beim Ballot Screen auf den Safari umentschieden. Finde das Design persönlich sehr ansprechend.

    Artikel sehr passend und interessant geschrieben.

  • Unabhängig vom Ballot Screen. Der IE war früher mal das Maß aller Dinge aber heute ist das wohl der Firefox. Egal ob auf meinem WIN Rechner oder Mac – ich nutze den Fox 😉

    Teilweise noch den Safari aber das war es dann auch schon. Chrome habe ich in meiner Laufbahn bis dato noch gar nicht gestetest und kann daher nichts zu schreiben.

  • ich denke, dass der google chrome noch weit an stärke gewinnen wird. der internet explorer wird so langsam abfallen, da die meisten nur noch ff nutzen, weil es dafür einfach mehr plugins etc. gibt.

  • Der Google Chrome hat deutlich schnellere Ladenzeiten als die Konkurrenz. Auch gibt es mittlerweile zahlreiche Plugins bzw. Add-ons die dem Chrome-Browser im Vergleich mit dem Firefox wirklich zu einer echten Alternative werden lassen.
    Die Geschwindigkeit lässt sich leicht testen: Einfach mal nach Begriffen wie Weihnachtsdeko oder „Geschenke zu Weihnachten“ suchen und schauen welcher Browser schneller die Ergebnisse aufzeigt.
    Vom Layout und Bedienung hat der Chrome aus meiner Sicht ein super dekoratives Design.

  • Mich würde ein kleines Update zu dem oberen Beitrag interessieren. Wie ist denn der momentane Stand zum Ballot Screen? Wäre super interessant zu erfahren.

  • http://www.webmasterpro.de/portal/webanalyse-langzeit.html

    Bitte

    Microsoft verliert langsam aber stetig weiter , Firefox auch , Google – Chrome ist der Aufsteiger des Jahres.
    Die hat aber auch mit einer Verschiebung auf dem OS Markt zu tun auch hier ist Windows im Abwärtssog , besonders alternative mobile OS und auch Apples MacOS dagegen im Aufstieg.
    Wenn man den Statistiken trauen kann erreicht Windows insgesamt keine 90% mehr auf dem lange Zeit so sicheren deutschen Markt in anderen Ländern sogar noch weniger.