Sonstiges

Cheezburger: Internet-Subkultur sammelt 32,5 Millionen Dollar ein


Das Cheezburger-Netzwerk hat 32,5 Millionen US-Dollar Wagniskapital erhalten. Als Investoren beteiligen sich die Foundry Group, Avalon Ventures und SoftBank Capital. Drei Manager der Investoren wechseln in den Vorstand der Pet Holdings, dem Unternehmen hinter dem Netzwerks. Bitte was? Vorstand, Holding, Katzen? Wer einmal einen Blick auf die Seiten des Cheezburger Network wirft, wird eher ein paar betrunkene College-Studenten als Strippenzieher vermuten. Und das soll eine Multimillionen-Dollar-Firma mit Vorstand sein?

Das Netzwerk ist inzwischen tatsächlich erstaunlich groß. Im Cheezburger-Hauptblog veröffentlichen die Nutzer täglich Fotos knuddeliger Kätzchen oder ähnlich plüschiger Haustiere. Berühmt geworden ist die Seite auch durch sein LOLspeak, eine orthografisch unkorrekte Schreibweise des Englischen, mit denen den Kätzchen passende Worte in den Mund gelegt werden, wie: „Teh internet is too cute 4r me.“ LOLspeak wurde, ausgehend von 4chan, auf Icanhazcheezburger so erfolgreich, dass selbst ein Musical darin komponiert wurde und eine Bibel erhältlich ist.

Sehr bekannt dürfte außerdem das Failblog sein, eine Sammlung von Bildern oder Videos, in denen bei den Protagonisten irgendetwas schief gelaufen ist. Oder TheDailyWh.at, eine Internetkuriositätensammlung oder, freier ausgedrückt, Freakshow. Dann gibt es noch Memebase oder Unterblogs wie MyFoodLooksFunny, in dem dann aber zum Teil auch wieder Kätzchen auftauchen. Und auf IHasAHotdog kommen sowohl Hunde als auch Hotdogs vor. Kurz: Die Übergänge sind fließend, die Blogs allemal unterhaltsam. Schon von Beginn an war Icanhazcheezburger heiß begehrt. Die Gründer Eric Nakagawa and Kari Unebasami verkauften das im Januar 2007 gegründete Blog noch im selben Jahr an Ben Huh, der daraus ein kommerzielles Netzwerk formierte. Über den Kaufpreis gibt es höchst widersprüchliche Angaben. Die New York Times spricht von angesparten 10.000 Dollar Privatvermögen, mit denen Huh den beiden Gründern das Blog abkaufte; Time Magazin spricht derweil von einer Investorengruppe, die zwei Millionen Dollar zahlte. Es folgten weitere Finanzierungsrunden.


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Wer sich die Dimensionen des Netzwerks anschaut, versteht auch auch die jüngste Millionenspritze: Anfang 2008, also ein Jahr nach der Gründung, verzeichnete Icanhazcheezburger bereits zwei Millionen Seitenabrufe im Monat. Im Augenblick sind es 375 Millionen. Bereits Ende 2008 soll das Netzwerk nach Schätzung von Huh für 10 Prozent des gesamten WordPress-Traffics verantwortlich gewesen sein. Unternehmen im Hintergrund ist Pet Holdings, ein Unternehmen, das von Anfang an profitabel gewesen sein soll – bei solchen Zahlen kein Wunder, angesichts massig geschalteter Werbebanner. Ein Spaßnetzwerk also, und gleichzeitig ein Multimillionen-Dollar-Unternehmen. Das Geld mit Kätzchenfotos verdient. Verrücktes Internet.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

10 Kommentare

  • …und da machen sich immer alle lustig darüber, dass das Internet nur noch aus niedlichen Katzenbildern und Videos besteht…das wird dann wahrscheinlich noch mehr…nur das die dann millionenschwer sind…:-)

  • Ist doch total cool, jetzt kann man schon mit „plüschigen Haustieren“ Millionen machen. Das Internet erinnert mittlerweile fatal an die Jahre um 2000 herum. Investoren kommen daher und kloppen Millionen in alles Mögliche, weil sie das große Geschäft wittern. Das hängt alles mit dem krassen Erfolg von Facebook zusammen. Und wie damals: Obwohl keiner weiß, wie man damit so richtig Geld verdienen will in der Zukunft, investieren sie wie die Bekloppten. Ist genau wie in der Mode: Man muss nur lang genug warten und alles wiederholt sich. Dauert in der Regel immer so 10 bis 20 Jahre. Besonders lustig: Auch die Blase und das bekannte Ende wird sich wiederholen. Und danach bleiben dann wieder nur ein paar dicke Fische über und es wurde richtig viel Kohle verbrannt. Internet ist dann wieder doof… bis die nächsten 10 Jahre vergangen sind. Schon lustig 😀

  • @Karla: Der Unterschied ist in dem Fall, dass das Cheezburger-Netzwerk dank Online-Werbung wirklich profitabel ist, also einen realen Wert hat. Die Blase bildet sich in dem Fall eher anderswo…

  • Wow,
    finde ich super…man wundert sich zwar tatsächlich, dass hinter failblog und co Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen stecken, aber man muss sich darüber im Klaren sein wieviel Traffic diese Seiten tagtäglich ziehen.
    Ich freue mich drüber, dass der Humor (auf welche Art auch immer) im Internet mit so viel Potential bewertet wird.
    Servus

  • Na ich weiß, ja nicht…Das erste Mal witzig, die nächsten drei Mal noch ein müdes Lächeln…und dann?

    lol, rofl, süüüß – nicht mehr bei Katze Nr. 675643, die Bildchen bzw deren Effekt nutzen sich mE sehr schnell ab und sind dann (also seit ca 5 Jahren) eher kitschig bis nervig. Meine Stimme geht an Alf.