Sonstiges

Nokia verkauft weltweit weniger Handys – und kann mit den Schultern zucken

Nokia ist am Ende. Diesmal wirklich. Endgültig. Oder? Nein, nicht wirklich. Streng genommen müsste es längst so weit sein. Nokias aktuelle Smartphones überzeugen durch Hardware, das hoffnungslos veraltete Betriebssystem Symbian aber macht auch in der 3er-Version die Benutzung eines Touchscreen-Handys zum Krampf. Eine echte Antwort auf iOS, Android, Bada, Windows Phone 7 oder webOS hat Nokia noch nicht gefunden. Das zusammen mit Intel entwickelte System MeeGo hat für Smartphones noch keine Marktreife erlangt.

Das hat sich auch in den aktuellen Finanzzahlen niedergeschlagen, die Nokia heute veröffentlicht hat. Der Gesamtumsatz des Konzerns stieg von 12,0 (Q4 2009) auf 12,7 Milliarden Euro (Q4 2010). Das bedeutet einen geringen Zuwachs von bloß 6 Prozent. Der Jahresumsatz stieg von 41 auf 42,4 Milliarden Euro. Das sind mickrige vier Prozent Zuwachs. Der operative Gewinn stürzte im Quartalsvergleich um 26 Prozent von 1,47 auf 1,09 Milliarden Euro regelrecht ab. Bis auf China ging die Zahl der verkauften Handys und Services zurück, in Europa etwa um 2 Prozent, in Nordamerika gar um 32 Prozent. Der Marktanteil bei Handys fällt nach eigenen Angaben innerhalb des Geschäftsjahres von 35 auf 31 Prozent. Nokia sieht die Felle davon schwimmen und findet kein Mittel, den Niedergang aufzuhalten.

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So, und jetzt lesen wir die Zahlen einmal anders herum. Der Umsatz ist im Jahresvergleich trotz der schier übermächtigen Konkurrenz von HTC, LG (ebenfalls mit Verlusten), Samsung und Apple um vier Prozent gewachsen. Der Jahresgewinn ging im Krisenjahr um 9 Prozent nur leicht zurück (von 3,5 auf 3,2 Milliarden Euro). Gleiches mit dem Marktanteil, der immer noch ein Drittel beträgt. In Deutschland ist gar fast jedes zweite verkaufte Smartphone ein Nokia-Gerät. Die stark rückläufigen Verkaufszahlen in Nordamerika betreffen einen seit jeher schwachen Markt. Nokia hatte dort nie den gleichen Stand wie in Europa, wo im 4. Quartal 33,5 Millionen Einheiten verkauft wurden, in Nordamerika dafür 2,6 Millionen.

Und was ist jetzt die neutrale Sicht auf die Ergebnisse? Nokia verliert Marktanteile weltweit, ganz klar. Und doch ist man bis auf Nordamerika fast überall so stark aufgestellt, dass man die Ergebnisse drüben in Helsinki mit einem Schulterzucken quittieren kann. Die Kunden laufen davon, aber angesichts deutlich attraktiverer Smartphones der Konkurrenz hätte man weit Schlimmeres erwarten können. Obwohl Smartphones inzwischen seit einigen Jahren auf dem Markt sind, ist ihr Anteil an den Gesamtverkäufen von Handys noch gering. Nokia hat mit fast einem Drittel Anteil am Gesamtmarkt hier allerbeste Chancen, sich die Konkurrenz weiter vom Leib zu halten. Nur muss den Finnen dazu langsam etwas einfallen. Ein benutzerfreundliches Betriebssystem, das auf Smartphones zum Einsatz kommt, muss her. Sei es MeeGo oder zur Not auch mal ein nicht selbst entwickeltes System wie Windows Phone 7 oder Android. Mitte Februar will Nokia eine neue Strategie vorstellen, um Apple und der anderen Konkurrenz Paroli zu bieten. Hoffen wir für Nokia, dass man dann etwas Handfestes vorzeigen kann.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

20 Kommentare

  • Also dieses Nokia-Bashing nervt gewaltig. Habe selber das C7 und bin rundum zufrieden und würde es auch weiterempfehlen. Nicht jeder Mensch möchte und kann ein Vermögen ausgeben um ein iPhone zu kaufen. Das Preis-Leistungsverhältnis wird viel zu oft außer Acht gelassen.

  • Mein Gott, ich kann es nicht mehr hören….
    Nur x% Wachstum hier, nur y% mehr Gewinn da…..
    Wo zur Hölle soll das noch hinführen, wohin glaubt ihr eigentlich das unsere Wirtschaft noch wachsen kann? Wer immer höhre Umsätze und Gewinne fordert darf sich nicht wundern wenn alles immer teurer wird.
    Aber da hat man ja dann gleich wieder was zu meckern….

  • @Anonymous #1: Wieso iPhone? In dem Artikel werden doch vor allem auch Hersteller genannt, die auf Android setzen. Und Handys mit Android haben preislich idR nichts mit dem iPhone gemeinsam. Das sind also durchaus preisähnliche Alternativen.

  • Ich besitze auch ein Nokia Handy und bin volkommen zufrieden, ja es gibt kaum gute app spielereien, aber auf meinem Businesshandy will ich ja auch keine Spiele haben, sondern nur emails lesen und erreichbar sein und das geht gut.

    Frank

  • Der Handy Markt ist noch anders , viele nehmen das subventionierte Vertrags Handy für 1€ , das stützt meist Nokia.
    Nur Fraks geben jedes Jahr für ein neues Smartphone 600€ aus.

    Zudem werden ca. aller 2 Jahre die Geräte gewechselt , es kann sich daher in der Brange noch niemand so recht sicher sein, was denn die Kunden Morgen „kaufen“ oder sich „verkaufen lassen“.
    Der Markt ist längst nicht so Gefestigt wie der Computermarkt obwohl er größer ist, viele haben da wohl noch eine Change und für einen Abgesang ist es zu Früh.

  • ich verstehe nicht wieso jeder d*pp immer verlangt, dass nokia endlich auf android umsteigen soll. es gibt genügend android geräte in jeder preisklasse, da braucht es nicht noch einen hersteller, noch dazu nicht einen, der die möglichkeit hat ein eigenes alternatives system zu etablieren. android ist aber für nokia der falsche weg, denn dieser markt ist imho ziemlich gesättigt!

  • Sagt mal habt ihr den Artikel überhaupt bis zum Ende gelesen bevor ihr beim Kommentar in die Tasten gehauen habt?

  • nokia sollte meiner meinung nach in den sauren apfel beißen und android mit an bord seiner smartphones holen.

    das betriebssystem ist dass zur zeit beste und nutzerfreundlichste – mit dem windows betriebssystem würde sich nokia keinen gefallen tun.

  • Ich war sehr lange Fan von Nokia und auf die Art von Betriebssystem, etc. habe ich keinen Wert gelegt.
    Die Dinger haben einfach funktioniert, die Bedienung war (im Gegensatz zu den frühen Motorolas) einfach, flott und gut.
    Dann wollte Nokia scheinbar den anderen Firmen nachziehen und vergaßen dabei ihre Kunden mitzunehmen.
    Ein großer Punkt, der hier noch gar nicht bemängelt wurde, ist der Service (und die Sync/Windows-Software).
    DER hat mich nämlich dazu gebracht, Nokia in die Tonne zu kloppen.
    s.a. http://www.vogel-nest.de/blog/2010/nokia-ist-scheisse/

  • Das Thema Marktanteile kann ich gut nachvollziehen. Andere haben hier Bedürfnisse geweckt die Nokia einfach verschlafen hat. Gut, es gibt noch viele andere Mobilfunkhersteller die das nicht verstanden haben.

    Ich kann mich noch an den Spruch eines Top-Managers erinnern vor 4-5 Jahren als Apple gerade das erste iPhone rausgebracht hat. Da hieß es noch extrem Großspurig das Apple in einem Jahr soviele Telefone verkauft hat wie Nokia in 2 Wochen. Ich schätze mal dort haben sich ein paar Herren auf der Marktführerschaft ausgeruht und sind zu spät aufgewacht.

    Einen Abgang befürchte ich hier aber nicht. Ich denke mal die müssen nur mal durchgeschüttelt werden um zu verstehen das nunmal mit Smartphones auch ein ordentliches OS mitgeliefert werden muß. Ob das nun Android oder ein anderes ist sei dahin gestellt.

    Grüße
    der Jens, der immernoch sein 6310i vermisst. Das war ein Handy!! 🙂

  • Ist schon komisch, Nokia war Weltmarktführer im Mobilfunkbereich. Und dann kommt Apple mit dem iPhone und räumt den Markt komplett auf. Alle schaffen es, vergleichbare Smartphones auf den Markt zu bringen nur Nokia nicht.
    Früher – zu Zeiten des 6310i – gab es kaum Alternativen zu Nokia. Auf einmal kommt Samsung mit Slidern, Motorola mit dem Razr und Nokia ignoriert das. Verliert Marktanteile.
    Dann kommt das iPhone. Auch dieses wird eher abgetan nach dem Motto, so was braucht man nicht, wir haben schon lange den Communicator, der kann alles… nur keine Kunden begeistern…

    Schade, mal sehen ob Nokia den Anschluss noch schafft.

  • IBM, Compaq, Commodore oder Atari waren einmal Weltmarktführer bei PC’s in den 80/ 90zigern.

    Nokia , Samsung , Motorola als Handymarken … im prinzip werden sie das gleiche Schicksal Erleiden ein „offenes“ System nützt zwar den OS und Software Firmen wie Google oder Microsoft aber meist weniger den Hardware Marken , plötzlich zählen nur noch die Technische Ausstattung wie Prozessor , Speicher oder Display mit dem Betriebssystem was darauf läuft bzw. Installierbar ist.
    Werden zukünftig die Beriebssysteme einfacher Installierbar oder gar Austauschbar wie bei einem PC wird die Herstellermarke Unwichtig.
    Dieser tritt dann in den Hintergrund und wird durch ein Billighersteller oder „No Name“ Ersetzt. Wenn alle mit dem gleichen OS und Software unter fast identischer Hardware laufen warum sollte der Verbraucher dann noch eine bestimmte Marke kaufen?

    Nur Apple kann diesen Trend erfolgreich trotzen mit dem Preis eines „Geschlossenen Systems“ und ständiger Innovation bei Soft und Hardware , sie müssen dafür der Konkurenz immer eine Nasenlänge vorraus sein.

  • Sauber, gute Beschreibung, wie man die Dinge auch sehen kann. Kein hysterisches Geschrei, aber die Signale erkennen und – natürlich – was draus machen. Davon sollte sich der Durchschnitts-Analyst und Pleite-Banker mal eine Scheibe abschneiden.

  • Nokia is gut. Aber I LOVE IT dass LG Verluste hatte. LG ist in der Mobilfunkbranche ein richtiges Ar***loch. Die haben da nichts zu suchen und sollten nen Abgang machen. Jetzt, mit Andriod, bringen sie wieder Handys die man einigermaßen benutzen kann. Selbst packen sies aber nicht. Raus mit denen. Alles Pfeifen. Aber die Fernseher sind gut 🙂

  • @basic: kann deinem Kommentar nur beipflichten. Man sucht sich nun ein Betriebssystem aus und dann einfach ein Gerät wo das funktioniert, was man will.
    Der Unterschied liegt nur mehr in der Updatepolitik, der Hersteller. Manche brauchen für Softwareupdates länger, ander kürzer, andere updaten gar nicht und bringen gleich neue Modelle mit neuen Softwareversionen (z.B. Motorola).
    Was man kauft ist aber auch noch die Optik, die Verarbeitung, die Qualtiät des Geräts und den Service von denen drumherum.

  • Was ist eigentlich aus dem „Image Schaden“ durch den abzug aus Deutschland nach Rumänien geworden und daraus das keiner mehr Nokia Handys kaufen wollte… vielleicht spielen dies ja auch noch eine Rolle, würde mich jedenfalls interessieren. Ich denke das Nokia weiter ein starker Player bleiben wird, auch mit dem veralterten Betriebsystem. Man sieht ja, dass es auch Apple mit einem (meiner Meinung nach) schwächeren Betriebssystem geschafft hat. Features der Hotspot kommen erst jetzt nach dem Update und waren bei anderen System schon seit langem möglich. Ich finde es auch fraglich, ob sich das Betriebssystem so stark auf die Verkaufszahlen auswirkt…

  • Das Nokia bald am Ende ist, das ist ja mal eine erfreuliche Nachricht.
    Subventionsbetrüger, die sich EU-Gelder einstecken und dann ins Ausland gehen, wo Bauern für 8Cent/Std. arbeiten, haben auf dem Handymarkt nichts verloren…
    (Zitat vom Ehem. Nokiamitarbeiter aus Bochum: Arbeitslos, Dank NOKIA)

  • Wer in der Mobilfunk Branche am Boden liegt, kommt meist auch nicht mehr hoch. Da hilft es auch nicht sich mit einem anderen „hinkenden“ zusammen zu schließen. Nach dem Motto: Zusammen haben wir wieder 2 Beine. Der Markt ist schnelllebig und gnadenlos.