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Dickbar umplatziert: Twitter rudert zurück und nimmt's mit Humor


Links alt, rechts neu: Die „Dickbar“ oben nun nicht mehr im Weg.

Ab in die Ecke mit dir, Dickbar! Twitter hat seine jüngst überarbeitete iPhone-App nach fünf Tagen schon wieder aktualisiert die neu eingeführte Quick Bar neu platziert. Sie ist nun deutlich weniger aufmerksamkeitserhaschend oberhalb der Timeline platziert. Grund für Twitters Einlenken dürfte ein massiver Protest der Nutzer gewesen sein. Die nervtötende Leiste war zunächst darauf programmiert, sich beim Start der App und in unregelmäßigen Abständen danach über die Tweets zu legen. Hier war die Geduld der Nutzer offenbar schnell erschöpft. Viele kündigten an, auf konkurrierende Twitter-Apps zu wechseln. Die Leiste ist bereits in der aktuellen App-Version 3.3 nun oberhalb der Timeline und der Tweet-Suche verschwunden. Sollte es noch Probleme geben, hilft ein Wechsel auf die heute erschienene Version 3.3.1.

Und wenn ihr euch jetzt fragt, was euch als nicht-iPhone-Nutzer das überhaupt angeht: Es ging ums Prinzip. Die klar als Werbung gekennzeichneten Trends waren nicht das Problem, sondern die übertrieben aggressive Platzierung. Damit wollte Twitter ganz offensichtlich auf Kosten der Nutzer den großen Reibach machen.


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Rund 100.000 US-Dollar pro Thema soll Twitter mit einem einzelnen Promoted Trend einnehmen können. Das geht in Ordnung. Als langjährigen Twitter-Nutzer freut es mich sogar, dass der innovative Kurznachrichtendienst jetzt richtig Asche macht. Aber die Quick Bar hatte den Charme eines Kollegen, der sich in der Kantine immer direkt daneben setzt und laut mit seinem wilden Leben prahlt, während man lieber in Ruhe sein Brötchen essen würde. Da lag doch der Verdacht sehr nahe, dass Twitter das Geld wichtiger war als die Nutzer.

Geldverdienen geht nicht am Nutzer vorbei

Nun hat Twitter gerade noch rechtzeitig eingelenkt und eine Lösung gefunden, mit der beide Seiten leben können dürften. Als Twitter-Freund kann ich den Versuch nachvollziehen und nehme es dem Dienst nicht krumm, das mal versucht zu haben. Aber ich werde jetzt auf der Hut sein, was Twitter wohl unter dem Vermarktungschef Dick Costolo als nächstes anstellt. In Anlehnung an seinen Namen war die Quick Bar von Twitter-Nutzern in „Dickbar“ umbenannt worden. Unmut macht sich bereits darüber breit, dass das neue Update der Twitter-App dauerhaft GPS einschaltet. Im Gegensatz zu mir scheinen viele Twitter-Nutzer mit der nun umplatzierten Leiste nicht zufrieden zu sein. Tenor der vielen Kommentare dazu – auf Twitter – ist: Die Dickbar nervt jetzt weniger, aber immer noch. Man sollte sie ganz ausschalten können.

Und die Moral von der Geschicht? Geldverdienen im Netz geht nicht ohne Kompromisse. Aber ganz am Nutzer vorbei darf man eine Monetarisierungsstrategie nicht planen, sonst verschwinden die einstmals treuen Fans schneller als so manchem lieb ist. Die Twitter-Mitarbeiter scheinen den Protest übrigens mit Humor zu nehmen, wie ihr auf dem Foto rechts sehen könnt: Es sollen tatsächlich sie sein, die sich in einem Büro eine ganz eigene Dickbar eingerichtet haben.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

13 Kommentare

  • „In Anlehnung an seinen Namen war die Quick Bar von Twitter-Nutzern in “Dickbar” umbenannt worden.“
    Ich könnte mir dafür gut einen anderen Grund vorstellen 😉

  • Lang lebe der Jailbreak, sage ich da nur. Im Cydia wurde kurz nach Einführung der Quickbar ein Tool namens „Twizzler“ veröffentlicht, welches genau diese Bar wieder entfernt. Die User wissen sich offenbar zu helfen, auch wenn das wieder der „Kostenlos-Mentalität“ entspricht, die nun mal das Netz auszeichnet.

  • seltsame Wahrnehmung….

    „Damit wollte Twitter ganz offensichtlich auf Kosten der Nutzer den großen Reibach machen. “

    Bis jetzt machen die Nutzer den grossen Reibach, da Twitter total umsonst ist.

  • @3 fra
    seltsame Wahrnehmung….

    “Damit wollte Twitter ganz offensichtlich auf Kosten der Nutzer den großen Reibach machen. ”

    genau richtig,
    das gleiche sind SMS die sich die Telefon Provider Teuer bezahlen lassen und Mrd Scheffeln, aber kaum ein mehr an Kosten haben wie Twitter.
    Dort wird nicht Kritisiert aus Angst eine Abmahnung oder keine Werbeaufträge zu bekommen.
    Aber 2 Artikel wegen einem Werbebalken mit dem ein Fanboy sich in seinem Apple Style gestört fühlt …. auf iPhon sollten dämnächst Twits 1 ¢ent kosten dafür ohne Werbung 😉

  • @Fra und @Anonymous: Seltsam, das ihr das auf einer Seite schreibt, die ich euch gänzlich kostenlose News liefert. Wenn ihr dafür seid, können wir ja künftig auch Geld dafür nehmen. 😉

  • @ Jürgen: Angebot bestimmt Nachfrage! Wenn die Artikel stimmen und vor allen Dingen qualitativ hochwertig sind, dann sind auch viele bereits Geld dafür zu zahlen (siehe viele Studien zum Thema Micro-Payment im Netz).

    Und außerdem ist es ja nicht so, dass BT die Samariter hier sind. Die User klicken auf die Werbung, ihr habt sponsored Posts, Flattr, etc., in meinen Augen ist das nur eine andere Form der Bezahlung!

  • iPhone User und ihre Apps – mir wär es viel zu blöd für alles ein Programm zu starten. Wozu haben Smartphones einen Browser …

  • @Jürgen
    Ich habe niemals gesagt, dass Ihr mit guten Stories über Werbeverträge die Leser hier abzockt und den grossen Reibach macht….soetwas behauptest Du aber über Twitter

    Wenn jemand eine gute, kostenlose Leistung anbietet – warum sollte er denn nicht finanziell davon profitieren? (etwa über offengelegte Werbung etc) Dies gilt für Euch genauso wie für Twitter.

  • @Fra: Nein, so stimmt das nicht. „Abzocken“ habe ich es nicht genannt und auch nicht so gemeint. Ich spreche mich ja extra dafür aus, dass Twitter gerne viel Geld verdienen soll. Was ich meinte, ist, dass Twitter übertrieben hat. Man hat die Quick Bar so aufdringlich platziert, dass die Nutzer abgeschreckt wurden. Abgesehen davon, dass das ärgerlich für den Anwender ist, schießt sich Twitter damit ins eigene Bein, weil weniger Nutzer in dem Falle auch weniger Aufmerksamkeit und damit weniger Geld für einen Sponsored Trend bedeuten. Mit dem Kompromiss jetzt kann ich leben und finde es schade, dass die Nutzer, die Twitter jahrelang kostenlos genutzt haben, ihnen einen kleinen Fehler nicht verzeihen. Wenn es dabei bleibt, denn es scheint ja so, als hätte der gute Dick da noch ein paar ähnliche Ideen auf Lager.

  • Viel interessanter ist doch die Frage, ob Twitter auch weiterhin ihre API offen hält und somit andere Twitter-Clients ermöglicht. Für das iPhone und iPad gibt es hunderte anderer Twitter-Apps, die teilweise sogar deutlichen Mehrwert gegenüber der offiziellen haben (z. B. Echofon Pro mit Synchronisation der gelesenen Tweets über Geräte- und Systemgrenzen hinweg).

    Bei der ganzen Aufregung könnte man denken, man MÜSSE als Twitter-Nutzer die offizielle App auf den iOS-Geräten nehmen. Dabei kann und (wie ich finde) sollte man besser die hervorragenden Alternativen ohne „Dickbar“ nehmen. Nur: Wie lange wird Twitter die noch erlauben?