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Social Media manövriert Autor auf Platz 1 der Bestsellerliste. Buch erscheint im Mai 2012.

Den Namen John Green schon einmal gehört? Der Jungautor ist mit 33 so alt wie ich, hat es trotzdem schon zu etwas gebracht und im Jahr 2006 mit „Looking for Alaska“ („Eine wie Alaska“) einen Bestseller gelandet, für den er zahlreiche Preise gewonnen hat. Auch sein neues Buch „The Fault in Our Stars“ erreichte wieder auf Platz 1 der Bestsellerlisten, zumindest der von Amazon.com und Barnes & Noble. Das ist für einen Jungautor beachtenswert, wäre mir alleine aber noch keine Meldung wert, gäbe es nicht ein paar interessante Details an dieser Nachricht: Das Buch soll erst im Mai 2012 erscheinen, also in nicht weniger als zehn Monaten, und es ist noch nicht einmal fertig geschrieben.

Der Social-Media-begeisterte Autor hat es mit Hilfe seiner sozialen Kanäle an die Spitze der Listen geschafft, berichtet heute das „Wall Street Journal Online“. Der Autor ist unter anderem auf Tumblr, Facebook und Ning aktiv, aber seine Besucherzahlen dort sind vernachlässigbar im Vergleich zu seinen Twitter- und YouTube-Accounts. Green betreibt zusammen mit seinem Bruder Hank eine Videoshow auf YouTube mit dem Namen Vlogbrothers (Brotherhood 2.0). Auch in seinem Privatblog bindet er viele Videos ein. Auf Twitter hat er über 1,1 Millionen Follower. Und denen verriet er am Dienstag den Titel seines neuen Buches.

Bereits in den Tagen davor, hatte Green auf Twitter angeteasert, dass er den Namen des Buches bald bekannt geben würde. Als es dann am Dienstag so weit war, war der Autor clever genug, den Tweet mit dem Link zu einer Amazon-Produktseite zu versehen, auf der man das Buch vorbestellen kann. Auf seinem Tumblelog konnten seine Fans Vorschläge für das Buchcover einreichen und taten das auch. Die Ankündigung per Video, er werde jede einzelne Vorbestellung, ach was, gleich die ganze erste Auflage Hand signieren, folgte eine Stunde nach dem Tweet. Die entzückten Fans reagierten mit zahlreichen Vorbestellungen.


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Nur einen Tag nach der Ankündigung war das Buch dann auf Platz 1 der Bestsellerlisten vom Amazon und Barnes & Noble. Und so freut sich der Autor darüber:

Die Social Marketer da draußen werden den nächsten Oscar Wildes und Joanne K. Rowlings da draußen jetzt erzählen, dass sie sich dringend einen Facebook- und Twitter-Account zulegen müssen. Dann klappt es auch mit den Bestsellern am Fließband? Das mag stimmen, ist aber nur die halbe Wahrheit. Dass Green im gleichen Moment einen Link zu einer Amazon-Seite vorweisen kann, in dem er den Titel seines Buches vorstellt, zeigt, dass sein Verlag oder zumindest Amazon an der Marketing-Strategie beteiligt waren.

Seinen ersten großen Erfolg im Jahr 2006 wird er ohne großen Social-Media-Support zustande gebracht haben, weil die meisten Dienste da noch in den Kinderschuhen steckten. Und auch eine Million Follower auf Twitter und mehr als eine halbe Million Abonnenten auf YouTube gewinnt man nicht über Nacht. Diesen Rückhalt halt sich Green über die Jahre mit kontinuierlicher Arbeit mühsam aufbauen müssen. Und seine Leser werden ihm den Vorschuss nur gewährt haben, weil sie von seinen bisherigen Büchern begeistert sind. Schnelle Erfolge sind auch im Social-Media-Geschäft immer wieder möglich, sie bleiben jedoch die Ausnahme. Bemerkenswerter finde ich, dass man auch in Zeiten von E-Books noch derartige Erfolge mit gedruckten Büchern feiern kann. Vielleicht ist aber gerade das in Zeiten sterbender Buchverlage und sinkender, gedruckter Auflagen einfacher denn je.

(Jürgen Vielmeier, Grafik: Shane Duffner)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

10 Kommentare

  • @Jürgen: Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Vermarktung von Büchern via Social Media ist meiner Meinung nach Tim Ferriss.

    Tim hat es ebenfalls bereits vor der Veröffentlichung seines zweiten Buches, 4-Hour-Body, im Dezember 2010 geschafft, es über die Vorbestellfunktion auf die Besteller-Listen (z.B. New York Times, Amazon, …) zu katapultieren.

    Diser Erfolg war natürlich kein Zufalls, sondern eine Kombination aus strategischen Überlegungen, Timing, Erfahrung, vorhandenen Fans, Ressourcen und verdammt viel harter Arbeit war … ach ja, einen Teil seines Erfolges verdankt er übrigens US-Bloggern, die sein Buch hochgelobt haben, …. erinnert mich irgendwie an John Green 😉

  • Nur wenn man schon einmal erfolgreich war, wird man mit sozialen Medien erfolgreich. Das ist nicht erst seit Facebook und Twitter so.
    Früher waren es dann halt die Bands, die es in ihrem regionalen Gebieten schon zu „Berühmtheiten“ gebracht haben und uber MySpace zur Weltatraktion würden. Ein gutes Beispiel sind die Artic Monkeys.

    Aber ich finde es lustig, wie erst die sozialen Netzwerke hier hochgelobt werden und dann im unteren Teil alles wieder revidiert wird.
    Fehlt nur noch „alle Angaben ohne Gewähr“

  • Das Buchgeschäft hat sich verändert. Durch die Masse der Bücher die wöchentlich auf den Markt kommen, muss ein Autor bzw. Verlag stärker an Marketing denken, als früher. Es kommt heute leider nicht mehr so sehr auf einen guten Inhalt, als viel mehr auf eine gute Werbekampagne an. Somit bietet sich das geradezu im SocialMedia Umfeld an. Da haben jüngere Autoren natürlich viel mehr Affinität zum Thema.

  • Youtube ist das heutige MTV und Twitter die Bravo für junge Leute. Wenn man dort gut vertreten ist, dann ist man in aller Munde. Selbst die alten Medien stützen sich immer mehr auf News von dort.

  • …Der Jungautor ist mit 33 so alt wie ich, hat es trotzdem schon zu etwas gebracht…

    Warum so tief stapeln?

    On Topic, finde ich super zeigt das wenn man den Leute Value gibt und nicht intrusives marketing macht man auch dementsprechend belohnt wird.

  • Was häufig in Berichten über John Green und seinen derzeitigen Erfolg vergessen wird zu erwähnen: Er hat nicht nur „Follower“ oder „Subscriber“, er hat eine ganze Community hinter sich, die sich „Nerdifghters“ nennt. Das ganze geht über seine Bücher und Videos hinaus und erklärt zu einem Großteil den Erfolg.