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Google Plus und die Marketing-Profis: Ich hasse dieses Spiel

Heute Vormittag bekam ich eine E-Mail, die es in sich hatte. Im Grunde war es klar, dass so etwas früher oder später kommen würde. Jemand bat mich auf recht offensive Art, ihn in einen meiner Circles auf Google Plus aufzunehmen. Ich hab inzwischen genug „Marketingexperten“ auf Twitter und Facebook erlebt, als dass mich das noch wundern würde. Als in Alaska der Goldrausch ausgebrochen war, war vielen armen Seelen selbst die arktische Kälte nicht zu viel. Allein die vage Verheißung, in der Taiga groß rauszukommen, trieb sie zu allerhand Peinlichkeiten, für die sie sich bis dahin zu schade gewesen wären. Reich jedenfalls wurden nur wenige.

Social-Media-Marketer sind irgendwie mit diesen Glücksrittern von damals verwandt. Sie haben von anderen gehört, die mit dem Internet reich geworden sind und versuchen das nun ebenfalls. Gute Ideen haben sie zwar nicht, aber sie sind vorne mit dabei und gaukeln unbedarften Menschen vor, sie könnten ihnen zu Reichtum verhelfen. Und alle paar Jahre, wenn wieder jemand Gold findet, kommen sie angelaufen in der Hoffnung, diesmal zu den ersten zu gehören. Die neue Goldgrube nach Facebook und Twitter ist jetzt Googles kürzlich gestartes Netzwerk Google Plus.

Neue Goldgrube, alte Mitspieler


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Die Zahl von 10 Millionen Nutzern hat Google Plus wohl schon jetzt überschritten. 20 Millionen könnten es bereits am Wochenende sein. Ein bemerkenswertes Wachstum. Wer, der mit dem Internet Geld verdient, wollte nicht von Anfang dabei sein, wenn sich neue Chancen ergeben? Aber ergeben die sich wirklich so zahlreich? Es scheint mir eher, als ginge es mal wieder darum, die besten Claims möglichst großzügig für sich abzustecken, bevor irgendwann das Gold verteilt wird und die breite Masse kommt.

Zurück zur E-Mail, die mich heute erreichte. Der Verfasser schrieb mir Folgendes:

Hallo Jürgen

Ich bin noch namentlich ziemlich unbekannt in der Web 2.0 Szene. Trotzdem waren die meisten (deutschsprachigen Facebook User) schon mehr oder weniger unwissentlich, mit hoher Wahrscheinlichkeit, in einer meiner viralen Facebook Projekte involviert 🙂

Um mir langsam einen Namen und ein Netzwerk innerhalb relevanter Internetmenschen zu erschaffen, kann ich auch deine Hilfe brauchen. Damit meine Worte von wichtigen Webpersönlichkeiten (wie dir) gehört werden, habe ich es mir zum Ziel gesetzt, in möglichst viele G+ Kreise gesetzt zu werden. Du kannst diese Bitte laecherlich finden oder auch nicht. Mich ignorieren oder auch deinen Teil dazu beitragen, mir auf meinem Weg zu helfen. Aber ich würde mich freuen, wenn du die zweite Option waehlst 🙂

(…)

Weiterhin wünsche ich dir viel Erfolg bei allem und danke dir schon mal im Voraus.

(Kein Absender)

Es geht also wieder darum: Bekanntwerden möglichst schnell und um jeden Preis. Möglichst viele Kontakte gewinnen. Ich bin nicht darauf eingegangen. Der Name des Verfassers tut nichts zur Sache. Er hat ein eigenes Blog, von dem ich schon einmal etwas gehört hatte, und er bat mich, auf einen seiner Artikel von dort hinzuweisen, in dem er über deutsche Blogger auf Google Plus berichtet.

Ich habe nichts gegen ihn, ich habe nicht einmal etwas gegen Internet- und Social-Media-Marketer. Was ich verachte, ist das Spiel. Ob es einst das Web war, dann Facebook oder jetzt Google Plus: Wer dort groß rauskommen will, kann eine geniale Idee haben. Wer keine Ideen hat, wendet billige Tricks an, die zwar niemandem direkt schaden, große Ecken des Webs aber zu einem digitalen Müllplatz machen. Habt ihr denn eigentlich gar keinen Stolz?

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

45 Kommentare

  • ich kann zwar nicht verstehen warum man einen Account bei Google+ haben möchte ( warum nur?) Und dieser Artikel ist aufgestoßen. Schwingt da doch ein wenig Stolz mit eine Einladung bekommen zu haben? Besonders der Schluss klingt sehr arrogant.

  • @#1: Wieso Google+ und nicht Facebook / Twitter? Facebook ist mit dem ganzen Gruppen / Apps / Games – Müll vollgestopft und zudem ist es dort nicht gerade einfach, zu steuern, wer was zu sehen bekommt. Twitter ist mit seinen 140 Zeichen einfach nicht für Diskussionen geeignet. Google+ hingegen: beliebig lange Posts, Circles mit sehr intuitiver Bedienung, keine Pages / Gruppen / Apps / Games – hoffentlich bleibt das so.

  • Der eine so, der andere so. Fairerweise wurde der Name hier zensiert, sonst hätte das ganze für den Verfasser auch ganz schön nach hinten losgehen können.
    Ich treffe auch immer wieder bei Twitter auf solche selbsternannten Experten, die sich anscheinend durch das ganze deutsche Twitter Netz durchfollowen und ihren Titel mit einer derartigen Naivität vertreten, dass mir ganz übel wird. Besonders viel fachliches Wissen, was es durchaus geben kann, steckt dann in den wenigsten Fällen dahinter.

  • @5 Der Vorteil von Twitter ist die Begrenzung auf das wesentliche. Google+ ist nur wieder ein Netzwerk mehr das gepflegt werden will.

  • „Trotzdem waren die meisten (deutschsprachigen Facebook User) schon mehr oder weniger unwissentlich, mit hoher Wahrscheinlichkeit, in einer meiner viralen Facebook Projekte involviert“

    Hahaha, ein Clickjacker! 😀

    Übrigens ist das die große Pest auf Facebook… und die „legale“ Form von Clickjacking sind die ganzen Mist-Spiele à la Mafia.

  • Jeder möchte Geld verdienen, nur leider wird manchmal versucht, dies mit allen mitteln zu erreichen. Die Nachricht fand ich jetzt nicht so schlimm, da gibt es definitiv schlimmere. Man hat wenigstens eine persönliche Anrede verwendet…!

  • @#7: Mein Problem, weshalb ich mit Twitter trotz mehrerer Anläufte nicht richtig warm geworden bin ist, dass man einfach keine richtige Diskussion führen kann. Google+ macht da für mich alles perfekt, weshalb ich dort auch sehr aktiv bin und gerne lese und poste, da sich einfach nette Unterhaltungen ergeben.

  • @10 vielen Dank für die nette Antwort. Finde es gut, dass man sich freundlich über Standpunkte unterhalten kann

  • Hallo Jürgen,

    solche schwarzen Schafe kann man doch eigentlich nur ignorieren! Mein eigenes Blog ist klein und relativ unbekannt, aber ich würde mir so etwas garantiert nicht erlauben.

    Ich finde, es kommt doch immer auf den Inhalt eines Blogs an, ob es bekannt wird oder nicht und wie gut er besucht wird. Auch die Art und Weise wie man sein Blog verbreitet spielt wohl eine Rolle, ich verwende dafür Twitter und Facebook und das genügt mir eigentlich. Auf Google+ warte ich, bis es offiziell ist, auch wenn der Button bereits im Blog ist.

    Was das groß rauskommen betrifft: Ich habe keine geniale Idee und verwende auch keine Tricks, ich schreibe einfach! 😉

    Laß dir von solchen Leuten nicht die Laune und den Spaß am Bloggen verderben, das sind sie im Allgemeinen nicht wert!

    Grüße aus dem verregneten Augsburg

    Mike, TmoWizard

  • @12 Diskussionen, bei denen jeder seinen Standpunkt vertreten kann und dabei auch den des anderen akzeptiert sind die einzige Möglichkeit überhaupt zu diskutieren.
    Für mich ist Google+ aber auch nur derzeit nahezu perfekt, da es eben die ganzen Spielereien (noch) nicht implementiert hat. Hoffentlich bleibt das noch so. Falls die Google+-Macher doch daran denken, Apps / Games / Gruppen / etc. zu integrieren, dann hoffe ich, dass jemand sich die Zeit nimmt und Google+ im momentanen Zustand nachzuprogrammieren.

  • Jürgen ist das nicht immer so?
    Egal ob Offline oder im Onlinebusiness?
    Social-Media, Affiliate, SEO und SEA überall tummeln sich sogenannte „Experten“ die meinen sie hätten die Weisheit mit dem Löffel gefre…

    Wie Harald schon schrieb: Internetmenschen macht wirklich alles deutlich.

  • Jaja, bei manchen Zeitgenossen ist gerade wirklich Goldgräberstimmung wegen Google+ ausgebrochen. Hoffentlich schiebt Google da frühzeitig einen dicken Riegel vor die Türe.

  • @TmoWizard, sicher habe ich auch daran gedacht, allerdings hatte ich – und viele andere auch – die Hoffnung, dass Google sich mit den Datenschutzbestimmungen und -einstellungen einen Vorteil gegenüber Facebook erarbeiten möchte.

  • Phillip und Jens haben es vorgemacht mit facebookmarketing jetzt allfacebook – bin gespannt wann der erste seinen googleplusmarketing.de blog aufmacht ^^

  • Ich frag mich seit geraumer Zeit, wie man auf solche Mails reagiert. Ignorieren? Zurückschreiben? Jemand, der solch eine Mail schreibt, der wird wohl ohnehin nichts mehr merken.

  • Ganz allgemein sind sicher sehr viele der Google+-Nutzer der ersten Stunde Leute, die wirtschaftliche Interessen der unterschiedlichsten Art haben (Mich nervt das eher, daß man wieder einen Anbieter hat, wo man präsent sein muß, weil es von vielen einfach erwartet wird.).

  • Das Anschreiben ist ja der Brüller!

    „Ich bin berühmt, aber mich kennt keiner, profitieren sie davon“ LOL

    Also ich denke, da hilft nur der Weg nach vorn. Hier die Veröffentlichung war schon gut (obwohl ich Angst habe, dass das nun Nachahmer auf den Plan holen wird) – aber man sollte dem guten Mann nun auch schreiben und sich für sein Angebot bedanken etc. 😀

  • Das nennt sich Online Marketing…

    Im Basic Thinking Blog spricht mir Jürgen Vielmeier mit Google Plus und die Marketing-Profis: Ich hasse dieses Spiel aus der Seele. Mir fiel es in den letzten Tagen auch auf, dass viele für mich unbekannte Personen mich in Circles aufnahmen. Nun, manch…

  • Aufgeblähte Worte, deren Inhalt unterm Strich eher ernüchtern ist.. klingt für mich ähnlich wie ein Versicherungsvertreter – aber zwischen diesen Herrschaften und den Internet Marketing Leuten verläuft ja vll auch nur ein schmaler Grad (:

  • ja der Vergleich mit dem Versicherungsvertreter passt. Anders braucht man es eigendlich nicht mehr ausdrücken…

    Wenn sie kein wirklich Inovatives Produckt haben versuchen sie den alten Brei einfach immer wieder neu aufzuwärmen und neu zu verpacken^^ aber sind wir mal erlich… sie haben damit erfolg

  • Wenn jemand mit einer Sache ankommt die gegen die eigenen Grundprinzipien verstößt dann kann man schon mal so reagieren wie Herr Vielmeiher 🙂
    Kann das gut nachvollziehen.

    Das die ganzen „Gruppen, Spiele, Apps“ auch zu Google+ kommen werden ist wohl nur eine Frage der Zeit da viele Leute eben genau das haben wollen. Netterweise hat man auch bei Facebook heute schon die Möglichkeit sich dem zu entziehen wenn man es nicht benötigt. Verstehe nicht ganz womit die Leute hier ein Problem haben 🙂

  • Also ich persönlich halte von Google + ziemlich viel. Aber eigentlich möchte ich solche Unternehmen wie FB und Google nicht unterstützen 😉

    Aber wie auch immer. Auf kurz oder lang wird sich der Erfolg einspielen….

  • ich denke nicht, dass facebook dieses Spiel gewinnen wird. Obwol es nur ein paar (ich gebe zu große) Dinge tun müsste:

    1. Diesen blöden neuen Chat wieder abschaffen
    2. Mehr Datenschutz
    3. Sowas ähnliches wie circles machen
    4. Die ganzen nervenden Apps abschaffen

    Ich denke dann ham Sie ne chance

  • Naja, auf lange Sicht wird sich Google wohl durchsetzen und zwar weil es neu ist und Facebook jetzt schon voller Werbung, Fakes usw ist. Im MOment sieht Google noch so aus wie meine Anfänge bei Facebook. Keine Freunde, Keine Spiele, keine Gruppen usw

  • Ich versteh die Bemühungen des Bloggers, der die Mail geschrieben hat nicht. Was hat der denn davon in andere Kreise aufgenommen zu werden? Klar, vieleicht hilft es seinem Ego wenn er sieht das er in X-Kreisen unterwegs ist, aber er sieht ja nicht in WELCHEM Kreis er steckt. Wenn er nichts zu bieten hat, landet er als Abfallprodukt in irgend einem Spamkreis.

    Ausserdem finde ich die Vergleiche von G+ und FB „lächerlich“. Google+ hat einen ganz anderen Schwerpunkt und die Anbindung an die Suchmaschine ist ein unschlagbares Argument gegenüber FB. Einzig, die Gefahr das G zu mächtig wird besteht, aber das wird sich wohl kaum noch aufhalten lassen.

  • @Lioz (#36): Suchmaschinenanbindung? Da war doch was…. Ach richtig, Microsoft hat ja Facebook-Anteile und ne Suchmaschine. Also gibt es das bei Facebook schon längere Zeit.

    Mächtigkeit: Ein soziales Netzewrk funktioniert eben nur dann, wenn es viele Leute nutzen, da es sonst für die Nutzer uninteressant ist –> viele Nutzer –> Viele Daten –> Mächtigkeit. So einfach. Und da die großen Konzerne das Geld haben, Neulinge auf dem Social Network Markt zu kaufen, werden die Social Networks eben (zumindest in nächster Zeit) in den Händen der großen IT-Konzerne bleiben.

  • „Als in Alaska der Goldrausch ausgebrochen war … Allein die vage Verheißung, in der Taiga groß rauszukommen“

    Liegt die Taiga nicht irgendwo in Russland?

  • Oh Mann, ich hätte nicht gedacht, dass Google + so schnell missbraucht wird um irgendwie einen geschäftlichen Vorteil zu generieren… Wie alt ist Google + jetzt? 10 Tage?

  • Google scheint sich selbst bei Plus auch noch nicht ganz einig zu sein – zB bei Places wird noch kein +1 Button angezeigt.

    Aber: Ich verstehe dich total – schon mal den Social Media Elite Club gesehen? 😀

  • Ich glaube das ganze zeigt ziemlich gut in welche Richtung G+ gehen wird. Machen wir uns doch nix vor, G+ wird niemals ein FB Ersatz sein?! G+ wird mehr und mehr von „SEO“ Experten und co. benutzt um später im Google Ranking schön weit oben zu stehen…

    Abgesehen von denen die echt „große“ Projekte haben bestehen doch die meisten Leser dieses Blogges und Anderer aus „Experten“ oder Leuten die „Experten“ werden wollen.

    Diese „Experten“ sind mit G+ immer online und werden daher auch später die Google Rankings verändern! Aber nicht für die die komplett annonym sind, sondern für die anderen „Experten“.

    Sobald genug „Experten“ wiederum die „richtigen“ Leute in den Circles haben und +1 benutzen, wird das Ranking wiederum bei den „anonnymen“ Usern steigen.

    Das ist zwar nur meine Meinung, aber ich denke das wird bald so kommen. Daher kann man schon sagen das die Idee von dem Verfasse garnicht mal dumm ist. Sicherlich ein Glücksspiel, nur verlieren tut er dabei nichts (außer man würde Namen bekannt machen).

    Allerdings selbst dann, müsste man sich fragen wieviele Blogger und co. ihn einfach aufgenommen haben und damit vlt. auf die Zeit ihn selbst bzw. seine Projekte gepusht haben, damit er Geld verdient.

  • Mir geht dieses offensive Werben auch auf den Keks. Ich hab mir mal spaßeshalber einen Account erstellt und ein paar Inhalte eingefügt.
    Etwas über 400 Circles waren die Folge, ohne dabei Klingelputzen zu gehen, oder mit Massen-Einträgen auf einen „Circle-Back“ zu hoffen.

    Reich wird man mit Social Media jedenfalls nicht so schnell … wie auch, wenn die Clickraten selbst bei 100.000 Facebook Fans nichtmal mit einer 5€/Tag Kampagne bei Adwords mithalten können?

    Wenn Social Media schon „Werte“ aus dem Nichts erschafft – was tut dann ein Dienstleister in dieser Branche? 😉

  • Schon traurig, dass manche immer noch denken, dass es wichtig sei, in möglichst vielen (Freundes-)Kreisen sein zu müssen, um etwas zu erreichen. Ich finde auch, dass Qualität sich hier auf Dauer eher auszahlen wird als Quantität.

  • Ganz allgemein sind sicher sehr viele der Google+-Nutzer der ersten Stunde Leute, die wirtschaftliche Interessen der unterschiedlichsten Art haben (Mich nervt das eher, daß man wieder einen Anbieter hat, wo man präsent sein muß, weil es von vielen einfach erwartet wird.