Sonstiges

Xing wächst – aber nur langsam

Seid ihr bei Xing angemeldet? Glückwunsch, seid ihr nicht allein mit. Insgesamt kann das Business-Netzwerk nämlich auf inzwischen 11,12 Millionen Mitglieder blicken. Das klingt toll, man sollte aber eines nicht aus den Augen verlieren: das Wachstum geht weiter nur eher schleppend voran. Das ist dem am Mittwoch vorgelegten Quartalsbericht zu entnehmen.

Zwischen Ende März und Ende Juni konnte Xing die Mitgliederzahl um gerade einmal 310.000 steigern. Noch überschaubarer war das Wachstum bei den kostenpflichtigen Premium-Accounts. Standen Ende des ersten Quartals 759.000 zahlende Kunden unter Vertrag, waren es drei Monate später nur 10.000 mehr. Ich frage mich: ist es nur zur Schau gestellter Optimismus, wenn sich Xing-Chef Stefan Groß-Selbeck in einer Unternehmensmitteilung mit den folgenden Worten zitieren lässt:

„Die Zeichen stehen bei Xing weiter auf Wachstum. Da Potenzial in unserem Heimatmarkt ist noch längst nicht ausgeschöpft.“

Ich möchte gar nicht das Haar in der Suppe suchen, aber wenn ich unter vorgehaltener Hand insbesondere in der Web 2.0-Szene immer wieder das Gerücht höre „lange macht’s Xing eh nicht mehr“, muss ich mich ob der unterschiedlichen Sichtweisen doch ein bisschen wundern. Ums kurz klarzustellen: ich gehöre nicht zu den Vertretern, die Xing keine Zukunft bescheinigen. Ich möchte mich jetzt nicht hinstellen und sagen, dass ich es bedauern würde, wenn es Xing nicht mehr gäbe, dafür nutze ich die Seite nämlich zu wenig. Und Geld für einen Premium-Account ausgeben? Mit Sicherheit nicht.


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Dabei geht es mir gar nicht mal um die mindestens 5,55 Euro, die ich für einen kostenpflichtigen Xing-Account monatlich ausgeben müsste. Vielmehr blicke ich mit Interesse auf die inzwischen doch recht vielfältigen kostenlosen und stetig (schneller) wachsenden Alternativen, die mir das World Wide Web bietet. Beispiel Facebook: ich habe mich lange bemüht, dort mit einem reinen Privat-Account unterwegs zu sein. Ist mir mit der dafür notwendigen Disziplin auch durchaus eine gewisse Zeit gelungen, doch inzwischen ist mein dortiger Freundeskreis ein bunter Mix aus engen Freunden, netten Bekannten und diversen beruflichen Kontakten. Auch, weil zu diversen Events nette Facebook-Gruppen gegründet wurden, die einen Austausch zwischen den Teilnehmern in locker-flockiger, virtueller Runde ermöglichten.

Noch ein bisschen extremer sieht es bei Google+ aus. Zugegeben: dort tummelt sich in erster Linie noch das Who-is-Who der Web 2.0-Szene, aber viel mehr brauche ich dort im Moment auch gar nicht – weil ich Facebook (derzeit noch) bevorzuge. Klar, jetzt kann man natürlich argumentieren, dass Xing gar nicht den Anspruch hat, mit Facebook und Google+ direkt zu konkurrieren. Ich finde aber, dass das zu einfach betrachtet wäre. Denn ich weiß von diversen Personen, dass sie ihre Kommunikation auf die großen Netzwerke verlagert haben. Das ist eine Gefahr für Xing. Meine Veranstaltungen kann ich nämlich auch ganz nett bei Facebook planen und eine große Jobbörse finde ich auch an anderen Stellen im Netz..

Und noch etwas: sollte ein Relaunch einer Internetseite nicht eigentlich dazu führen, dass der Traffic steigt? Xing hat das nicht geschafft. Mitte Mai wurde das Design geändert und seitdem ist es mit den Zugriffszahlen nach unten statt nach oben gegangen. Laut der gemessenen IVW-Zahlen lag die Zahl der Visits im Mai noch bei 26,47 Millionen, sackte in den beiden folgenden Monaten aber auf 19,31 bzw. 20,27 Millionen ab. Entsprechend fiel auch die Zahl der gemessenen Page Impressions von 165,32 Millionen im Mai auf 136,31 Millionen im Juni bzw. 138,31 Millionen im Juli. Für potenzielle Werbeschaltungen alles andere als positiv.

Doch bei aller Kritik gibt es auch richtig positive Zahlen zu vermelden. Xing konnte den Umsatz im zweiten Quartal dieses Jahres nämlich deutlich steigern. Er lag bei 16,33 Millionen Euro und damit rund 3 Millionen Euro über dem Vorjahreswert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte von 3,74 auf 5,67 Millionen Euro zu, der Gewinn kletterte von 1,35 auf 2,37 Millionen Euro. Fans und Skeptiker an die Front: eure Meinung zu Xing, bitte!

(Hayo Lücke)

Über den Autor

Hayo Lücke

Hayo Lücke hat von 2009 bis 2014 insgesamt fünf Jahre lang für BASIC thinking geschrieben und dabei über 300 Artikel beigesteuert.

17 Kommentare

  • danke für den artikel

    seid dem neuen design bin ich weniger drauf, hab erwartet und tue es immer noch das sie das wieder umstellen. sieht echt schlimm aus, einfach zuviel durcheinander…

    ansonsten gibt es viel zu viele profilsammler./ selbstdarsteller … mehrwert.. ist recht bescheiden..

  • Ich nutze XING immer noch sehr stark und bin auch zahlender Premiumkunde. Allerdings sehe ich XING schon lange nicht mehr als Social Network, sondern viel mehr als berufliche Kontaktdatenbank. Ich kann sehen wer aktuell wo arbeitet und habe immer die aktuellen Daten meiner Kontakte. Mehr nicht. Allerdings ist das auch etwas, was mir aktuell weder Facebook noch Google+ bieten kann – schon weil ich dort lange nicht alle Kontakt habe.

    Ob das allerdings langfristig reicht, um bestehen zu können weiß ich nicht. Ein Punkt übrigens ergänzend: Linkedin verspielt momentan sehr viel Potenzial. Würden die mal eine halbwegs moderne Plattform aufstellen, würde XING auch noch von dieser Seite mehr Druck bekommen.

  • Xing ist IMHO eine Firma dies richtig macht: Langsam aber stetig wachsen, kein großer Hype, sondern solides Geschäftsmodell. Im gegensatz zu den meisten anderen Netzwerken hat Xing ein Geschäftsmodell das funktioniert und Kunden, die für den Mehrwert der geboten wird zahlen.

    Ich mag diesen aggressiven Wachstumszwang überhaupt nicht, das ist etwas, das jede Wirtschaftskrise begleitet: gibts kein Wachstum, ist eine Firma nichts Wert. Dass z.B. Xing auch dann Umsatz und Gewinn machen kann, wenn die Nutzerzahlen stagnieren, wird übersehen. Aber in dem Moment schreien alle auf und schaden dem Unternehmen. Absurd.

  • Irgendwann ist die Zielgruppe bedient und es gibt kein Wachstum mehr. Xing macht es ja im Prinzip völlig richtig. Ein sehr solides Geschäftsmodell, welches nicht vom Wachstum abhängig ist. Als Kontaktdatenbank ist mir Xing für den beruflichen Einsatz ohne Zweifel 5 Euro im Monat wert. Daher ist es mir unverständlich, warum Xing nicht seine Kernfunktion weiter ausbaut. Statusmeldungen sind Facebook. Das braucht keiner in Xing.

  • .. da will ich meinen beiden Vorredner mal uneingeschränkt zustimmen.

    Dieser dämliche Hype um die Besucherzahlen ist echt nervig, genau auf sowas basiert doch die Facebook Blase.
    Hat keiner was aus den NewEconomy Fehlern gelernt? Und was bitte hat die Web2.0 Szene mit Xing zu tun? Ist doch gar nicht das Klientel.

    Sorry, aber deutlich den Daumen runter für diesen Artikel.

  • Kann Paul Baumann, Thomas u. Miles da nur beipflichten. Was soll denn immer dieser blöde XING / Facebook Vergleich? Man darf dabei nicht vergessen, dass sich bei XING in knapp 40.000 Gruppen die Mitglieder ernsthaft über grösstenteils geschäftliche Themen austauschen. Ganz abgesehen von den Events u. Treffen, die zahlreich u. täglich in ganz Deutschland stattfinden. Habe da schon verdammt viele Menge Leute real kennen gelernt und auch gute Geschäfte gemacht. Premium Mitgliedschaft find ich gut. Sollte nur noch teurer u. exklusiver werden, damit die Knallfrösche draussen bleiben. Ist halt was für Erwachsene.

  • Wenn Visits und PIs runtergehen, kann dies unter Umständen auch daran liegen, dass im Rahmen eines Relaunches die Usability so verändert wurde, dass Nutzer weniger Klicken bzw. weniger Page Impressions generieren müssen, um ihre üblichen Aktionen durchzuführen.

    Inwieweit dies bei Xing der Fall ist, will ich nicht beurteilen, aber es hat auf jeden Fall seine seine Gründe, warum PIs und Visits als aussagekräftige Messgrößen nach meinem Eindruck an Akzeptanz verlieren.

  • Xing habe ich vor ein paar Wochen endgültig verlassen. Alle dortigen Kontakte – und die waren immer handverlesen und regelmäßig zusammengestrichen – kanne ich persönlich.

    Alle Kontaktsuchenden stellten sich als nervige Selbstdarsteller und Verkäufer heraus.

    Keine des nicht kostenlosen angebote hätte mich gereizt, dafür Geld auszugeben. Dank der Freeware HOSTSMAN habe ich ohnehin keine Werbung dort gesehen. Störte mich auch nicht.

    Aber die Art und Weise, wie man dort mit Kunden umgeht, wie großherrlich der Support sich aufspielt und wie (schon fast Wikipedia-ähnlich) sich dort Cliquen zusammenfinden und zu Blockwarten ihrer traurigen Existenz machen, das hat viele vertrieben.

    Ich habe den Ausstieg als befreiend empfunden und tue das noch.

  • Ein sehr guter Artikel, bin mal gespannt, was aus Xing wird 🙂

    Ach ja, im Text hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen „Und Geld für einen Premium-Account Geld ausgeben?“ Da steht Geld zwei Mal drinnen 😉

  • Ist bei mir ähnlich:

    – nach dem Relaunch fast nur noch berufliche Nutzung
    – schon lange dabei, daher viele wichtige Kontakte
    – suche ich neue Kontakte werde ich auf xing meistens fündig
    – kein Bock auf Facebook oder G+, auch nicht privat

    Und: Die xing-Gebühren kann man natürlich von der Steuer absetzen. 🙂

  • Tolle Kommentare, alle Achtung!

    Selbst bin ich seit vielen Jahren begeisterter XING-Nutzer, merke aber an meinem eigenen Nutzerverhalten, dass XING ein wenig in den Hintergrund rückt.

    Das mag daran liegen, dass ich zwischenzeitlich auch mehr Zeit in facebook und Google+ verbringe, am meisten liegt es aber daran, dass der Relaunch von XING meiner Ansicht nach voll in die Hose ging – und zwar nicht deswegen, weil das Design schlecht ist. Nein, man braucht entweder mehr Klicks als vorher, um die selbe Aktion auszuführen oder eine wertvolle Funktionalität ist einfach überhaupt nicht mehr da (was übrigens meiner Erfahrung nach gegen Ihre Theorie spricht, Herr Weigert, dass durch den Relaunch weniger Klicks benötigt werden).

    Und da ich mit meinem Netzwerk sehr viel kommuniziere und selbst Gruppenmoderator bin, weiss ich, was ich sehe: in meinen XING-Gruppen, in denen ich Mitglied bin, nimmt die Aktivität immer mehr ab – übrigens auch was die Offline-Aktivität angeht. Was mich allerdings nicht wundert, da die Gruppenaktivität einfach nicht mehr oder nur noch bedingt über die Startseite dargestellt wird.

    Die Events sind völlig in den Hintergrund geraten und es macht fast schon keinen Sinn mehr, überhaupt noch einzuladen. Man soll garnicht glauben, dass XING amiando gekauft hat (mal abgesehen von den fürchterlichen Leistungen bei amiando: Abrechnungen erfolgen zu spät oder garnicht, etc.pp).

    Wäre ich nicht schon seit Ewigkeiten bei XING als Premiummitglied registriert und würde ich die vielen Möglichkeiten nicht zu schätzen wissen, ich würde heute wohl auch nicht mehr Premium-Mitglied sein wollen…

  • Xing hat für mich eine Primär-Funktion/USP, die es bisher idR gut erfüllt und im Fokus behalten sollte: die deutsche Personen-Business-Suchmaschine. Der Rest: Events, Social-Media-Elementchen, Foren sind nett, aber … .

    Für die Primärfunktion zu zahlen ist ok, auch wenn es mir eher wie Marc geht: „… wäre ich nicht schon seit Ewigkeiten …“

  • Lieber Robert …

    Danke für Ihren Artikel.

    … zweifelsohne ist das spannendste daran zuzuschauen, wie sehr wir Netzbegeisterten versuchen, ein Deutsches Unternehmen wie #XING mit US-Amerikanischen Maßstäben zu messen. Auch mich kann man dabei immer wieder im Blog ertappen.

    … Fakt ist. „Unser kleiner Hanseate“ macht dem Ruf hanseatischer Kaufmannkunst alle Ehre und ist entgegen der überwiegenden Anzahl seiner erschlagend grossen Wettbewerber fast von Anfang an profitabel.

    … Keine Frage. Das ist ‚unsexy‘ und langweilig. Auch stachelt es unsere ‚germanische‘ Mißgunst gegenüber anderen ‚Germanen‘ an.

    Den Erfolg muss man dem Unternehmen (bei allen tatsächlich vorhandenen Kritikpunkten, nebst häufigen Unklarheiten & Flüchtigkeitsfehlern) einfach gönnen.

    Ich stimme Thomas daher gerne zu.

    LG aus Wien vom MiSha

  • Hallo Robert,

    ich denke nicht das Soziale Netzwerke wie Facebook und G+ dem Business-Netzwerk Xing gefährlich werden können. Viel mehr sollte hier das Augenmerk auf den Weltweiten-Dienst aus dem Silicon Valley, nämlich LinkedIn gelegt werden. Dieses Business-Netzwerk gewinnt immer mehr an Beliebtheit, auch in Deutschland. In der Vergangenheit habe ich viele bemerkt die einen direkten Wechsel von Xing zu LinkedIn vollzogen haben. Xing hat einfach den großen Nachteil, dass es ein propritärer Deutscher Dienst ist und bleibt und die Räder, die ein Big Player wie LinkedIn drehen kann, sind bei weitem größer als die von Xing.

    Silicon Valley hat einfach die besseren Köpfe und Ressourcen, wenn es um Netzwerke geht. Daher denke ich, dass die nächste Zeit noch schwieriger für Xing wird.

    LG Benni