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IFA fehlte die Inspiration: Echte Highlights dann im nächsten Jahr?

Man muss mit der Lupe danach suchen, aber Panasonic hat auf der IFA tatsächlich eine vorgestellt: Eine Kamera, die auch einen WLAN-Chip integriert hat. Mit der Lumix DMC FX90 kann man seine Bilder oder Videos direkt auf seinen Rechner oder ins Netz schicken. Noch immer eine Top-Innovation im Jahre 2011 auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik. Und es ist nicht so, dass die Hersteller rein gar nichts vorzuweisen hätten. Sie scheinen nur alle den gleichen Trends zu folgen, ohne mal über den Tellerrand zu schielen. 3D war der große Schrei auf der diesjährigen Messe, mit Brille, ohne Brille, für Kameras, Fernseher, Laptops. Eine schöne Weiterentwicklung, keine Frage. Jubel ist aber nicht angebracht. Es fehlt die Inspiration, es fehlen echte Highlights.

Welcher Hersteller hatte eigentlich keinen Fernseher im Angebot oder kein Tablet, die sich bis auf wenige Ausnahmen gleichen wie ein Ei dem anderen? Sicher, Samsung hat ein Riesenbaby von einem Smartphone vorgestellt und die Fachwelt rätselt: Ist das noch ein Smartphone oder schon ein Tablet? Und Sony hatte etwa die Playstation Vita im Gepäck, eine spannende Weiterentwicklung der Playstation Portable mit zwei Touchscreens. Die wurde allerdings schon einige Wochen vorher auf der Gamescom vorgestellt. Es ist bezeichnend, dass Apples einstweilige Verfügung gegen Samsungs Galaxy Tab 7.7 die aufregendste Nachricht der Messe darstellte. Ein Streit um Ideen und Patente als Zeichen dafür, wo die Technikwelt gerade steht.

Besser, neu, uninspiriert


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Es wird eifrig produziert und weiter verbessert, und doch wirken die Bemühungen kopflos. Einen LED-Fernseher fand ich auch bei Blaupunkt. Als ich aber auf dem Stand des einstigen Helden für Autoradios nachfragte, wie es mit Mobile Web im Auto stehe, wurde ich von einem zum nächsten Mitarbeiter weiter verwiesen. Das New York 800 hat einen Touchscreen und bietet bunte Icons, echte Apps sind das aber nicht. Man kann ein iPhone daran anschließen und das Radio dann darüber steuern, zahlt dann aber auch rund 1.000 Euro dafür. Pioneer war mit seinem App Radio da schon etwas weiter, dort laufen auch native Apps auf der Konsole. Ein schöner Ansatz. Aber man wird auch hier am altmodischen Startmenü das Gefühl nicht los, dass die Technik da noch in den Kinderschuhen steckt. Die Auswahl neuer CD- und DVD-Player für das Auto ist bei den Japanern ungleich höher.

Erste Radios mit DAB+ oder auch Hybridgeräte habe ich auf der IFA gesehen. Man kann den Herstellern hier nicht vorwerfen, es nicht zumindest versucht zu haben, auch wenn nach wie vor ungewiss ist, ob der inzwischen dritte Versuch mit dem Digitalradio jetzt noch ein Erfolg wird. Ultrabooks, die das MacBook Air fast perfekt imitieren, waren ein heißer Trend. Fernseher bekommen neben 3D auch noch Apps und können kabellos ins Internet gehen. Das ist in der Tat schön, auch wenn ich zumindest hierzulande auf gutes Programm nach wie vor verzichten muss. Und Docks für iPhone und IPod-Touch haben jetzt dank neuartiger Chips eine noch bessere Tonqualität für klangreduzierte MP3- und AAC-Formate. Praktisch jeder Baustein, egal ob Rechner, Fernseher oder Musikanlage kann in ein kabelloses Heimnetzwerk integriert werden. Streamingboxen wie die von Sonos machen es möglich. Der Traum vom komplett vernetzten Haus bleibt aber nach wie vor eine Vision, die wegen fehlender technischer Standards Jahr um Jahr verschoben wird.

Da war mehr drin

Ich mag ungern ein negatives Fazit ziehen. Die Hersteller haben ihre Geräte weiter entwickelt und hier und da im Detail erhebliche Verbesserungen vorgestellt. Einigen wir uns darauf, dass das ein wichtiger Zwischenschritt war und im nächsten Jahr dann die echten Highlights kommen? Die Hersteller können es, sie haben die technischen Mittel und offenbar auch das Geld, um bestehende Geräte wie eine Digitalkamera oder einen Laptop zur Vollendung zu bringen. Aber es wäre mehr möglich gewesen und bei den meisten Herstellern hat man den Eindruck, dass sie sich einfach nicht getraut haben, neue Wege zu gehen. Vielleicht hat ihnen aber auch einfach nur die Vision gefehlt – auf der „Zwischen-IFA“.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

23 Kommentare

  • Vielleicht sollte man auch einsehen das die Zeit der großen Innovationen vorbei ist. Es gibt inzwischen fast alles, alles ist schon auf einen sehr hohem Niveau und da sind eben nur noch kleine Schritte, bis die Entwicklung irgendwann vollendet ist.

  • Die Zeit der Innovationen ist nicht vorbei. Anscheinend denken jedoch die Unternehmen, dass sich genug Geld mit „alten“ Sachen verdienen lässt. Stimmt ja auch, wenn sich Leute jedes Jahr das neue iPhone mit nur geringfügigen Änderungen kaufen.
    Ich will glauben, dass schon andere Dinge in den Schubladen der Entwickler schlummern, denn wenn immer größere Display’s für Smartphones das einzige sind, wäre das sehr traurig.

    Wie wärs mal mit ordentlicher KI zu humanen Preisen oder eben Schritte zum „vernetzten Heim“?

    @Jürgen Vielmeier: Welche technischen Standarts fehlen denn noch für ein vernetztes Heim?
    Ich meine, wenn man es wollte, könnte man das Klo ans Internet anschließen und es jedesmal posten lassen, wenn jemand drauf war.

  • @Stefan Herrmann: Echt, geht das? 😉 Mir fehlen noch einheitliche Funkstandards oder Elemente, mit denen ich meine Haushaltsgeräte vernetzen kann. Wenn ich mir die erst alle neu kaufen muss, kann das nicht die Lösung sein. Es fehlt mir noch ein Standard, mit dem ich alles ans Netz anschließen kann, egal ob es von Bosch, AEG, Philips oder sonstwem kommt. Da kocht jeder sein eigenes Süppchen.

  • Nun das ist richtig. jetzt in die 7 Jahre alte Waschmaschine was einbauen ist preislich wahrscheinlich genauso ineffektiv, wie eine neue zu kaufen.
    Aber da kommt man so oder so, auch in ein paar Jahren, nicht drum herum. Als Kunde kann man ja schlecht sagen, ich möchte nichts neues kaufen, aber die umrüstkosten sind mir auch zu teuer.

    Die Hersteller koche alle ihr eigenes Süppchen, aber in dem Fall drittanbieter wie Samsung, Toshiba etc. werden doch wohl ne universallösung (Adapter z.B.) finden, damit Kaffeemaschine, Smartphone und Wäschetrockner mit einander „reden“ können.
    Technisch liegt da nciht der Hund begraben, es liegt wiedermal an Geld, Firmenpolitik und Juristerei (Patentkrieg etc.)

  • Ich finde 3D schon ein echtes Highligt, allerdings ist man Heutzutage mit Multifunktionen schon derartig gesättigt, das das was da noch neu kommt es immer weniger „rausreisst“, bzw. man kann sich bei den vielen Features auch restlos verzetteln, und ich frage mich immer mehr, ob ich das überhaupt noch brauche (oder nicht doch lieber Rad fahre). Aber das hat mein Opa ja auch schon so ähnlich gesagt ;-). Er starb mit 95, ohne 3D.

  • @Stefan: Ich bin natürlich auch für Fortschritt – sonst würde ich hier nicht sitzen – finde die Entwicklung aber doch ein bisschen bedenklich. Vor 20 Jahren hat man sich ein neues Haushaltsgerät nur gekauft, wenn es kaputt war, vielleicht alle zehn Jahre mal ein neues, des Fortschritts wegen. Heute soll ich mir alle zwei Jahre ein neues Handy, einen neuen Fernseher und bald wohl auch eine neue Waschmaschine kaufen. Was das an Ressourcen verschlingt und vor allem, wer das Alte jeweils entsorgt, darüber will keiner nachdenken.

  • Die nächste Krise ist in anmarsch. Da wundert mich nicht, dass auch die Hersteller weniger in innovative Produkte inverstieren. Es gibt halt kein Geld und jeder macht das Beste daraus!

  • @Jürgen:
    ich verstehe den Einwand und bin da voll auf deiner Seite. Es ist nur so, dass sich die genug Leute jedes Jahr genauso viele neue geräte holen bzw. alte in neue Umtauschen für weit weniger innovation bzw. Entwicklung als es vieleicht möglich wäre.
    Für uns normalsterbliche, die sich nicht aller 2 Jahre nen neuen Fernseher kaufen können, oder wollen, werden die Geräte auch noch lang genug unterstützt, da bin ich sicher.
    Doch wenn ich was ausgebe, dann will ich dafür was haben und nicht nur, das mein TV 16x mehr auflösen kann als HD (phillips wars mit UHDTV, oder?). Immer mehr, immer besser ist ja schön, doch nichts wofür ich meine Ressourcen verschwende. Dann lieber ein bisschen frischen Wind.

    Wartet alle mal 3 Jahre, dann kostet ein 3D-TV ohne Brille, der derzeit irgendwas bei 7000€ kostet „nur noch“ 2000. Und darauf warte ich dann gern.

    Apropos: Muss Apple nicht bald mal wieder was Erfinden, was die Welt nicht braucht aber dennoch alle denken: Wie konnte ich nur ohne das Ding leben? 😀

  • Bezogen auf #3/#4:
    Ich sehe keinen fehlenden Standart, ich sehe – je nach Anwendungsgebiet – Wlan und Bluetooth. Es gibt Möglichkeiten seine Schuhe mit dem iPhone via einer Wifi-Verbindung zu verknüpfen (siehe Nike+), ich meine es gibt ja auch seit geraumer Zeit diverse „inteligente“ Testhäuser, nur ist die Technik eben größten Teils noch nicht auf dem Markt angekommen.
    Für viele wäre das auch sicher ein zu großer Schritt auf einmal, plötzlich alles verknüpft zu haben, auf einen Schlag.
    Dazu kommt auch noch, wie der gute Herr Vielmeier ja schon festgestellt hat, der Preis, den eine derartige Umrüstung mit sich ziehen würde, oder eben der Aufpreis bei Neuanschaffung. Ich meine wozu soll ich mir einen programmierbaren, wlan-fähigen Toaster zulegen, wenn die Elektronik (Prozessor, Funkempfänger, Software) die drin steckt teurer ist, als der Toaster selbst. Und ich glaube bis sich das mal wirklich geändert hat, wird noch einwenig Zeit ins Land gehen.

    Auf der anderen Seite gibt es einige dieser „Haushaltsverknüpfungen“ bereits. Wir haben intelligente Stromzähler, die ins Internet gehen und wer kennt nicht die nette Fernsehwerbung in der uns Christoph Maria Herbst so wirkungsvoll demonstriert, was ein Verknüpftes Haus so alles kann.
    Aber wer braucht das schon? Was bringt es mir, wenn meine Toilette meinen Klogang online stellt und ich das Licht von außen ausschalten kann. Wo bleibt hier das gesunde Kostennutzenverhältnis.
    Sicher gibt es da auch ein paar praktische Funktionen. Beispielsweise kann man dem Herd/Bügeleisen aus dem Urlaub den Saft abdrehen, wenn man vergessen hat ihn/es auszuschalten. Man kann sich vom Kühlschrank sagen lassen was abgelaufen ist und was leer ist.
    Aber bevor hier neue Innovationen kommen, muss sich erst einmal ein wirklicher Markt mit einer echten Nachfrage und vor allem echtem Geld für solchen Schnick-Schnack entwickeln. Und ein solcher Markt muss von den Unternehmen geschaffen werden, danach schreit kein Verbraucher. Ich meine wer hat den vor ein paar Jahren gesagt, ich brauch jetzt ein Tablet.
    Da dieser Markt aber gerade von den Unternehmen total überhypt wird und eben auch mein Endverbraucher noch lange nicht vollständig angekommen ist, bleibt wenig Kapazität um die Ideen zu verfolgen, die schon Startbereit in irgendeiner Schublade schlummern.

  • Dieses „immer mehr“, „immer besser“ und „immer schneller“, ohne dass dabei eigentlich wirklich etwas Innovatives oder Revolutionäres bei herauskommt ist ja auch einer der Gründe für eine Gegenbewegung, die aktuell im Markt stattfindet. Auf der IFA gab es diese z.B. bei Kameras auch zu sehen. Eine Retro-Welle, bei der Hersteller die Geräte so aussehen lassen, als wären sie von vor 50 Jahren. Da sie aber natürlich mit moderner Technik vollgestopft sind, finde ich das eine sehr spannende Entwicklung. Insbesondere, wenn man Retro-Design mag. Habe dazu auch was gebloggt, hier: http://blog.nilsmerker.de/review/fujifilm-finepix-x100-retro-kamera-ifa/00446/

  • Warum sollte ich ein Autoradio umständlich per Smartphone steuern wollen? Die Zeiten auf dem Rücksitz sind doch lange vorbei… *hust*

    😉

  • Tja, anhand des stetig abnehmenden Grenznutzens der meisten „Innovationen“ kann man ablesen, dass es uns wirklich (auch in der Breite) sehr gut geht und nahezu alle Grundbedürfnisse ausreichend befriedigt werden können.

    Erstaunlich ist nur, dass sich alle wie verrückt in gaaanz wichtigen Projekten abrackern, noch mehr Geld erwirtschaften, dass dann die nächste Finanzblase aufpumpt.

  • @Stefan: Ein Fernseher von Apple soll ja nächstes Jahr kommen. Ist dann bestimmt Rechner und TV in einem.

    @Bl0nki: „…der gute Herr Vielmeier…“ Soll datt denn? 😉

    @Anonymous: Kommt dabei nach wie vor auf die Musikauswahl an…

    @Nils: Ja, aber ich muss mir doch trotzdem alle paar Jahre ein neues „Retro-Gerät“ kaufen, weil das dann als nächstes 3D mit 3HD oder sonstwas kann. Das Problem bleibt bestehen…

  • „Innovationen“ kann sich zur Zeit niemand erlauben – wenn das dann nicht ankommt, ist der Konzern draußen. (dann kann er seine Marktposition nicht mehr halten

  • Klar das alle Firmen erst mal 3D zeigen wollen. Alle Leute sind verrückt danach, da wenn einer ein Produkt hat was nicht 3D fähig ist, kommt bei dein Leute nicht an. Auf der jetzigen IFA bleibt 3D erst mal das Thema, war aber letztes Jahr auch schon.

    Für mich wirds erst nächstes Jahr wieder interessant

    grüße
    sabi

  • Jupp – das deckt sich exakt mit meiner Wahrnehmung. War halt eine Verkaufsschau – echte Knüller waren Mangelware.
    Wohltuend hervorgehoben hat sich Sony mit seinen neuen Tablets, die mal nicht im 08/15-Look daherkamen.
    Der Thosiba-3D-Fernseher war auch klasse. Viel mehr wird bei mir allerdings von dieser IFA nicht hängen bleiben. Btw. Golem berichtet, das Samsung Note solle etwa 800 Euro kosten. Bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis sie den Preis nach unten korrigieren.

  • @Tommy: Bei Samsung haben die Preise meist eine Halbwertszeit von einem halben Jahr. 😉

  • Hm – da möchte ich beinahe drauf wetten, dass sie ihre Policy dieses mal ändern. Kein Mensch kauft sich das Teil für 800 Euro. Ich wage die Prognose, dass es spätestens 2 Monate nach Markteinführung maximal 600 Euro kostet, tendenziell eher weniger.