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Sklaven halten, Suizide verhindern: Apple-kritisches Spiel angeblich verbannt

Bissige Satire: Michael Pineschi hat nach eigenen Angaben ein iPhone-Spiel herausgegeben, das sich kritisch mit der Produktion von iPhones und anderen Smartphones auseinander setzt. „Phone Story“ soll sieben Stunden lang im App Store verfügbar gewesen sein, ehe Apple den Stecker zog und das Spiel wieder verbannte. Die Screenshots sind eindeutig: Aufgabe des Spiels ist es etwa, als Aufseher einer Koltanmine im Kongo die Arbeiter zu bewachen, als unkritischer Kunde iPhones vor dem Apple Store zu fangen oder giftigen Elektroschrott ohne Atemschutz zu entsorgen. Spätestens in dem Level, in dem es darum geht, Arbeiter mit einer Bahre aufzufangen, die sich vom Fabrikdach in den Tod stürzen wollen, geht es ins Makabre und ziemlich direkt gegen Apple.

Die App verstößt damit gleich gegen einen ganze Reihe der Richtlinien, um in Apples App Store aufgenommen zu werden: Gewalt, Kindesmissbrauch, „roher Inhalt“ und im Falle der „Phone Story“ auch ein Verstoß gegen die Spenden-Richtlinien, die Apple vorsieht. Apps, die einem guten Zweck dienen, müssten demnach kostenlos sein und dürfen Spenden nur per SMS oder über eine Website im Safari-Browser erhalten. Pineschi wollte für die App 99 US-Cent verlangen und die Einnahmen daraus Gewerkschaften und Organisationen spenden, die sich für Arbeitsschutz und gegen inhumane Beschaffung von Rohstoffen einsetzen.

Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht ganz sicher, ob es das Spiel je gegeben hat und ob Pineschis Geschichte stimmt, dass die App tatsächlich für eine kurze Zeit im App Store gewesen sei. Zwar findet man nach einiger Suche jemanden, der behauptet, das Spiel getestet zu haben. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass das nur eine PR-Finte ist, um auf die Aktion hinzuweisen. Auf der anderen Seite steht der Spiele-Entwickler Molleindustria dahinter, der bereits zahlreiche kritische Games veröffentlicht hat, die spielbar sind. Etwa das Wikileaks-Spiel LeakyWorld oder Oligarchy, bei dem es darum geht, die Umwelt mit Ölbohrungen zu zerstören und Politiker zu korrumpieren.


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[Update:] Das Spiel scheint echt zu sein. Hier hat es jemand getestet und auf Video aufgenommen [/Update]

Selbst wenn „Phone Story“ kein echtes Spiel sein sollte und es nur die Screenshots wirklich gibt: Ich finde die Aktion legitim. Wir alle leben ein Doppelleben, in dem wir einerseits immer den neuesten Gadgets hinterher hechten und andererseits natürlich wollen, dass sie auf sauberem Wege hergestellt sind. Das heißt: Wollen wir das eigentlich dringend, oder ist es uns nicht manchmal auch einfach egal? Oder wer von euch hat beim Kauf seines letzten Smartphones einen Gedanken daran verschwendet, dass dafür vielleicht Menschen gestorben sind oder wie Arbeitssklaven gehalten wurden?

In einer perfekten Welt würden für Smartphones und andere Gadgets nur ungiftige, fair gehandelte Rohstoffe verwendet. Kinderarbeit und Produktionshallen ohne Arbeitsschutz und Lohnsklaven gäbe es nicht, und am Ende des Lebenszyklus‘ eines Geräts stünde fachmännisches Recyceln, bei dem die Rohstoffe ohne Materialverlust für neue Geräte verwendet würden. Kosten tut das Smartphone dann natürlich trotzdem nur 200 Euro.

Das ist Zukunftsmusik. Der Technik deswegen den Rücken zu kehren und ein asketisches Leben zu führen, kann meiner Ansicht nach auch nicht die Lösung sein. Aber wir alle sollten hin und wieder bei den Herstellern darauf pochen, dass sich Dinge verbessern. Und damit wir uns daran erinnern, bedarf es solcher Aktionen wie der Phone Story. Pineschi überlegt nun übrigens, das Spiel für Android und jailbrokene iPhones herauszugeben. Guter Mann!

(Jürgen Vielmeier, Bilder: Molleindustria)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

15 Kommentare

  • Naja, man muss ja nicht gleich in Askese leben, es würde ja schon was bringen, wenn man nicht jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen würde… Wenn man nicht alle 2 Jahre einen neuen Laptop, dann noch ein Netbook und ein Tablet kaufen würde.
    Wenn nicht jedes Jahr ein neuer Gaming-PC her müsste. Die Konsolen sind da meiner Meinung nach genau das richtige Vorbild. Oder wie lange gibt es jetzt schon Xbox360?
    Würde ja auch schonmal helfen wenn grundlegende Hardware nicht mit jeder Prozessor-Generation ausgetauscht werden müsste (Sockel-/Chipsatz-Kompatibilität)…

  • Sieht eigentlich auch nicht mal schlecht gemacht aus. Aber die Sequenz mit der Sklavenarbeit ist halt schon hart. Wenn jemand so was in den App Store stellt, kann Apple eigentlich nur schlecht bei wegkommen, egal wie sie reagieren.
    Das Spiel nicht raus zu werfen wäre aus Sicht von Apple allerdings sicher der größere Fehler gewesen.

    Man hat allerdings wirklich, vor allem im Elektronikbereich, das Problem, dass häufig nicht wirklich nachhaltig gearbeitet wird.
    Ich kann mich da größtenteils eigentlich nur der Argumentation von swissmess (#2) anschließen. Man braucht wirklich nicht jedes Jahr ein neues Handy. Ich persönlich werde mein aktuelles auch solange behalten, wie alle bisherigen. Bis es den Geist aufgibt.
    Beim Computer ist das leider ein wenig anders, da man eben teilweise auf die Performance angewiesen ist. Aber im Moment gibt mein 2 Jahre altes Macbook Pro immer noch weit genug davon her.

    Was die Arbeitsbedienungen angeht: Leider beruht viel unseres Wohlstandes hierzulande auf der Ausbeutung anderer Nationen/Menschen. Leider sind wir alle viel zu bequem etwas daran zu ändern. Eigentlich müssten wir viel mehr unseres Wohlstandes teilen.
    Ich kann nur jedem raten, wenn er sich das nächste mal ein neues Handy, frische Tomaten im Winter oder seine Klamotten Made in India kauft, zu überlegen, ob man nicht auch ein bisschen was übrig hat um ein paar Euro zu spenden.

  • Sehr gute Aktion! Dass das Spiel natürlich nicht lange im Appstore bleibt, war abzusehen. Wieso gibts kein Link zu Oiligarchy?

  • Smartphones kosten nicht nur 200 Euro sondern teilweise erheblich mehr und vor allem bei Firmen wie Apple bei denen man sich durchaus bewusst ist das man viel für den Namen zahlt sollte man sich ernsthaft überlegen wie die ganzen Produkte produziert wurden und ob man das wirklich unterstützen möchte. Natürlich ist Apple nicht der einzige Hersteller bei dem es so ausschaut (Foxconn produziert ja auch nicht ausschließlich für Apple) aber ich denke Apple ist hier ein besonders gutes Beispiel.

  • Die Südländer sind sich Ihrer Macht noch nicht bewusst, Spanien 47 Mill Einwohner, Italien 65 Mill, Portugal 15 Mill, Griechenland 15 Mill, mehr oder wenigen, eher mehr, denn es gibt keine Meldepflicht. Sie haben eine Bevölkerung um ca. 160 Millionen Personen. In diesen Ländern besitzt die Bevölkerung ihre Wohnungen oder Häuser. Seit Jahrtausend!! Zur Miete wohnen, kennen sie nicht. Dem entsprechen haben Sie eine Kaufkraft von 160 Mill. Einwohner. (Das gesamte Gehalt)
    Im Norden sieht es ganz anders aus, z.B. 80 % Prozent der Deutschen wohnen zur Miete!!! Skandinavien nun ja das sind ohnehin nicht viele Menschen. Der Konsummotor liegt daher im Süden. Der Norden könnte überhaupt nicht so viel Konsumieren, auch wenn Sie es wollten. Ein Drittel geht für die Miete drauf, ein Drittel für Steuern. Ihnen bleibt eben nur so viel zum Leben und nicht zum Konsumieren wie bei den Südländern. Wenn sich der Süden dessen erst mal bewusst wird, für sie ist es unvorstellbar zur Miete zu hausen, dann sind sie sich auch Ihrer Konsummacht bewusst. Und müssen sich nicht mehr alles gefallen lassen. Ein Kaufstopp von Waren aus dem Norden, wäre der Ruin für die Nordeuropäer. Man hat systematisch die Wirtschaft des Südens ruiniert, logisch mal will den Konsummotor für die eigenen Produkte nutzen.
    (Beispielsweise Infrastruktur von 240 Volt. Vor der EU hatte der Süden, wie in England und USA nur 120 Volt). Was diese Umstllung auf 240 Volt per EU -Gesetz für die südliche Elektronik-Industrie bedeutete ist klar, Ruin. Zudem bau von AKW´s, und mit wessen Geld, usw, usw……… Es ist an der Zeit, die ruinösen EU Gesetzte und deren Auswirkung rückgängig zu machen. 30 Jahre dekonstruktion, da könnte man sich langsam revanchieren. Oder ???? Es wird sowieso kommen, die Südeuropäer wissen nur noch nicht genug über die Lebensweise der Nordeuropäer. Ein Leben lang Schuften für Banken, deutsche Konzerne und -Versicherungen, (diese Besitzen den Grund und Boden im Norden, und halten die Preise künstlich hoch). Das gab es im Süden weder im Mittelalter, noch haben sich die früheren Diktatoren der südlichen Länder dieses getraut! Recherchieren ist hier angebracht. In den USA stehen deutsche Banken aus diesem Grund vor Gericht. Mittels Lehmann Bros. Aneignung von Grundbesitzt und dann aus Spekulationsgründen leer stehen lassen. Ein unmenschlicher Skandal. Pech nur, dass das Recht auf Eigenheim – auch für Geringverdiener- ein Zusatzfragment der amerikanischen Verfassung ist, und dieses Überwacht wird. Ist halt kein deutsches Sklavendenken-Propaganda.
    Die EU hätte auch für die Nordeuropäer schön sein können, mit bezahlbaren Eigentum, nach 10 max. – absolutes Maximum- 25 Jahren. Dann hätten sie auch gewusst was es heißt schon im Mittleren Alter ihr gesamtes Gehalt in den Händen zu halten, in ein Boot oder sonst ein Vergnügen zu investieren. Es ist ein vollkommen anderes Leben!!!! Aber nein, falsche Arroganz, üble Nachrede, Unwissenheit und viel, viel, viel Propaganda. Wie kann man nur so Dumm sein? So provinziell und so ein narzisstisches Denken an den Tag legen. Jetzt sollen alle Sklaven werden, Schuften für nichts und wieder nichts, bis 75 Jahre. Wo ist hier der Anstand!!
    Na dann doch lieber wieder Diktatur.
    Ich schließe mit den Worden meines verstorbenen Großvaters, „ nur Zigeuner und Asylanten wohnen zur Miete, und das auch nur die ersten Jahre“.
    Leben für Proganda wird im Süden nicht funktionieren.

  • „Die App verstößt damit gleich gegen einen ganze Reihe der Richtlinien, um in Apples App Store aufgenommen zu werden …“

    Gegen wie viele Richtlinien des menschlichen Miteinanders, der gesellschaftlichen Verantwortung und des sozialen Gewissens verstoßen Global Player wie Apple und andere mit ihrem Geschäftsgebaren, basierend auf Shareholder Value und Gewinnmaximierung?

    „Wir alle leben ein Doppelleben, in dem wir einerseits immer den neuesten Gadgets hinterher hechten und andererseits natürlich wollen, dass sie auf sauberem Wege hergestellt sind.“

    Nö. Also ich zumindest nicht, ergo nicht alle (Leser von BT). Also das mit dem neuesten, heißen Scheiß. „Sauberer Weg der Herstellung“ ist natürlich okay!

    Und nein, ich bin kein Öko. Kein Technikverweigerer oder sonst was in der Richtung.

    Neulich gehört: „Klar schmeiße ich Batterien, Akkus und Sparlampen in den Hausmüll! Die moderne Trennung macht das doch automatisch.“ Dummerweise wird diese, durchaus vorhandene, Technik so gut wie nirgends eingesetzt. Wird meistens verbrannt oder deponiert. Gerne auch im „befreundeten Ausland“.

    Einfach mal das persönliche Handeln hinterfragen. So ganz entspannt. Beim Tässchen Rotwein oder Bier in stiller Klausur auf dem Balkon beim Blick ins Abendrot.

    Bringt einiges. Kostet wenig bis nix. Und gibt am Ende des Tages ein gutes Gefühl.

  • Hartes Game – schon okay dass das wieder weg ist…

    Die Idee dahinter ist schon sehr gut, nur sollte man doch irgendwie anders (und nicht so „brutal“) auf die Missstände hinweisen!

  • Wahrscheinlich wäre die Verweigerung des Konsums das einzig wirksame, um die Konzerne auf das Problem aufmerksam zu machen. Doch eine freiwillige Konsumverweigerung in einer Konsumgesellschaft halte ich derzeit für utopisch, da die Mehrheit sich nicht ernsthaft um den Erhalt der Erde und die Beachtung von Menschenrechten kümmert.

    Einzelne Konsumentenstimmen, die mit pauschalen Aussagen beantwortet werden („Wir kümmern uns…“), gefährden den Profit nicht. Wird der Profit nicht in Gefahr gebracht, wäre es ziemlich seltsam, wenn die Konzerne ihre Produktionsbedingungen freiwillig änderten. Zumal der Vorteil besteht, dass bei gleich schlechten Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Produkten unterschiedlicher Hersteller kein Produkt vom Konsumenten gewählt werden kann, das fair produziert ist. So wird es wohl leider noch länger bei den schlechten Zuständen bleiben…

  • Das wäre sicherlich sogar möglich so ein Handy herzustellen…. Die Firmen lassen sich viel draufzahlen, dass zum Beispiel eine angebissene Frucht, oder sonst ein Zeichen drauf ist…. Und schon ein paar Euro die dann an die „Arbeiter“ mehr gehen würden wäre diesen „modernen Sklaven“ geholfen…. Doch wir selbst müssen auch nciht so scheinhelich auf die Firmen zeigen unsere Nasen rümpfen, und dann ne Stunde später mit dem neuen „Smartphone 5“ aus dem Laden rennen…. Deshalb ist es auch ein bisschen Ironie, dass es ausgerechnet ein App fürs Iphone ist….

  • Das wäre sicherlich sogar möglich so ein Handy herzustellen…. Die Firmen lassen sich viel draufzahlen, dass zum Beispiel eine angebissene Frucht, oder sonst ein Zeichen drauf ist…. Und schon für ein paar Euro, die dann an die “Arbeiter” mehr gehen würden, wäre diesen “modernen Sklaven” geholfen…. Doch wir selbst müssen uns auch nicht rühmen so scheinhelich auf die Firmen zeigen, unsere Nasen rümpfen und dann ne Stunde später mit dem neuen “Smartphone 5″ aus dem Laden rennen…. Deshalb ist es auch ein bisschen Ironie, dass es ausgerechnet ein App fürs Iphone ist….

  • Sozialkritik auf hohem Niveau? Oder doch eher nur gegen die Industrie gerichtet? Ich finde es doch etwas sehr drastisch und überzogen..